Taschenbuch der Photographie Ein Leitfaden für Anfänger und Fortgeschrittene
Bearbeitet von KARL WEISS 37. Auflage mit 253 Abbildungen
Berlin 1922 Union Deutsche
Verlagsgesellschaft Vorwort Die
vorliegende Neuauflage hat wesentliche Ergänzungen
und Verbesserungen, entsprechend dem fortgeschrittenen
Stande der photografischen Technik, erfahren.
Es wurden alle wesentlichen Neuerscheinungen
beachtet und die verschiedenen Arbeitsvorschriften
durchgesehen und vielfach durch neuere ersetzt.
Ebenso wurden die Abbildungen mehrfach erneuert
und ergänzt. Berlin-Wilmersdorf, im August 1922. Karl Weiß. Seite A
Seite B
Seite C
Die Photographie umfasst jene Verfahren, nach denen man mit Hilfe des Lichtes auf lichtempfindlichen Stoffen Abbildungen von Dingen erhalten kann. Je nachdem, ob man hierbei noch weitere Hilfsmittel verwendet oder nicht, kann man unterscheiden: 1. Die Bilderzeugung mit Hilfe von Licht und lichtempfindlichen Stoffen allein, das Lichtpausverfahren oder Kopierverfahren. Man legt auf ein lichtempfindliches Papier eine Zeichnung, ein gemaltes Glasbild oder irgendwelche andere flache Gegenstände, z.B. Laubblätter, und deckt darüber eine Glasscheibe; setzt man das Ganze hellem Tageslicht oder einer entsprechenden künstlichen Lichtquelle aus, so wird das Papier an den unbedeckten oder durchsichtigen Stellen allmählich braun, bei längerer Belichtung dringt das Licht auch durch die halbdurchsichtigen Stellen, so dass sich z.B. bei Blättern deren Adern markieren; so bekommt man Bilder der Blätter, in denen der dunkelste (undurchsichtigste) Teil hell, der durchsichtigste dunkel ist, also umgekehrt, wie in der Natur; solch in bezug auf Licht und Schatten verkehrtes Abbild nennt man ein Negativ. Bild 1 zeigt uns ein Laubblatt, in der Durchsicht betrachtet (die wassergefüllten Blattrippen erscheinen durchsichtiger als die Blattfläche), Bild 2 eine derartige negative Pause davon. 2. Die optische Bilderzeugung mit Hilfe von Licht, lichtempfindlichen Stoffen und einer Kamera, das Aufnahmeverfahren. Die älteste Art, ein solches "Kamerabild" zu erzeugen, ist die mit Hilfe eines verdunkelten Zimmers (italienisch: camera), dessen Fensterladen ein kleines Loch besitzt. Wie ein solches Bild zustande kommt, zeigt Bild 3: a sei eine Pappel, o das Loch, w die Hinterwand des Zimmers. Es gehen nun von jedem Punkte der Pappel Lichtstrahlen nach dem Loche und pflanzen sich in gerader Linie weiter fort bis an die Wand. Nach dem Punkt á im Zimmer kann nur Licht von dem Punkte a der Pappel gelangen, der auf der Verlängerung der Linie a o liegt. Dasselbe gilt für die Punkte f´ und g´, und das Ergebnis ist, dass auf der Wand ein verkehrtes Bild des Baumes sichtbar wird. An Stelle des Zimmers kann man einen kleinen Kasten nehmen, der statt der festen Wand (W) eine Scheibe aus Mattglas hat; auf dieser Scheibe sieht man deutlich das Bild eines vor dem Kasten befindlichen Gegenstandes, wenn in die Vorderwand des Kastens ein feines Loch gemacht wird und die Betrachtung der Mattscheibe unter einem das hintere und das Seitenlicht abschließenden dunklen Stoff erfolgt. 1 über die chemischen Wirkungen des Lichts siehe Grundlagen der Photographie von Prof. Dr. W. Scheffer, Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin Seite 2 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Heller
und schärfer erscheinen diese Bilder,
wenn man an Stelle des Loches eine Glaslinse
setzt. Diese Linse entwirft in einer gewissen
Entfernung ein deutliches Bild der Gegenstände,
das man nun auf einen lichtempfindlichen
Stoff wirken kann; man erhält dadurch,
ebenso wie beim Lichtpausverfahren, ein
negatives Bild; dieses kann man nun nach
dem Lichtpausverfahren kopieren, d.h. auf
eine lichtempfindliche Fläche auflegen
und diese wirken lassen; man erhält
wiederum eine Umkehrung des Bildes, also
jetzt ein nach Licht und Schatten richtiges,
positives Bild. A.
der Erzeugung eines Negativs auf einer mit
einer lichtempfindlichen Schicht überzogenen
Glasplatte mit Hilfe von Kamera und Linse, Wir müssen ferner noch unterscheiden, ob das Bild durch das Licht sofort sichtbar gemacht wird (Auskopierverfahren), oder ob die Folge der Lichteinwirkung unsichtbar ist, und ob erst durch eine chemische Behandlung daraus ein sichtbares Bild hervorgerufen wird (Entwicklungsverfahren). Das Entwicklungsverfahren verlangt nur eine viel tausendmal schwächere Lichtwirkung, man verwendet es daher bei der Aufnahme (A), das weniger empfindliche Auskopierverfahren wird beim Kopieren (B) verwendet. Seite 3 |
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