
Man
kopiert bei hellem, zerstreutem Licht. Die roten und
braunen Farben erfordern eine längere Belichtung
als schwarze Farben. Die Belichtung kann als beendet
betrachtet werden, wenn die tiefsten Schatten in der
Durchsicht als gefärbt erscheinen. überexposition
gibt weiche Bilder. Ist sie zu stark, ergeben sich flaue
Drucke. Bei Unterexposition lösen sich die Halbtöne.

Zum
ungefähren Anhalt empfiehlt es sich ein Photometer
wie beim Pigmentdruck (siehe
S.
130) zu benutzen. Als Kennzeichen für
den richtigen Kopiergrad gilt, wenn die höchsten
Lichter des Bildes nach ungefähr halbstündigem
Liegen in kaltem Wasser von selbst erscheinen. Treten
dieselben erst bei Zuhilfenahme von heißem Wasser
auf, so ist überkopiert worden. Ist dagegen das
Bild in dem kalten Wasser vor 20 Minuten erschienen,
so lag Unterbelichtung vor.

Kopiert
wird beim Lasurdruck etwas länger, beim Kraftdruck
etwas kürzer als beim Mitteltondruck. Der richtige
Zeitpunkt lässt sich auch dadurch feststellen,
dass man einen Kopierrahmen mit einem Negativ gleicher
Art mit gewöhnlichen Zelloidinpapier beschickt
und beobachtet, wenn die Töne anfangen, bronzig
zu werden. Dies kann man als die richtige Kopierdauer
für den Mitteltondruck betrachten. Alles andere
ergibt beim Mitteltondruck die Erfahrung. Die Entwicklung
geschieht in kaltem bis lauen Wasser. Eventuell, unter
Zuhilfenahme feinen Sägemehls, einer Wasserbrause,
oder dergleichen. Mit einem weichen Dachshaarpinsel
kann man das Bild an jenen Stellen vorsichtig bearbeiten
die heller werden sollen, und zwar beginnt man damit
bereits wenn ein Bild in seinen Hauptdetails heraus
ist, indem man es aus dem Wasser nimmt und auf eine
Glasscheibe legt. Besitzt das Negativ Wolken, so ist
bei Behandlung des Himmels besondere Sorgfalt zu entfalten.
Will man das Entwickeln forcieren, so setzt man sich
doch eine warme, schwache Lösung an.

Um
nach erfolgter Entwicklung, dass die endgültige
Farbe des Gummidrucks beeinträchtigende Dichromat
zu entfernen, bringt man den Druck in eine Lösung
von 10 g Alaun, 250 ccm Wasser und 10 ccm Eisessig.
In gleicher Weise, nur mit änderung der Farbstoffchromgummilösung,
folgen die Kraft und Mitteltondrucke nur ist hierbei
genau darauf zu achten, dass beim übereinanderkopieren
keine Verschiebungen vorkommen; durch entsprechende
Passer am Negativ (Kreuzlinien an zwei gegenüberliegenden
Rändern des Negativs) lässt sich dies ohne
Schwierigkeit erreichen.

Im
Gegensatz zu dem gewöhnlichen Gummidruck, der,
um entsprechende Tiefe und Plastik zu erhalten, mehrere
übereinanderdrucke erfordert, kommt man bei diesem
von Rob.
Renger-
Patzsch ausgearbeitetem
Verfahren fast in allen Fällen mit einem, äußerstenfalls
aber mit zwei übereinanderdrucken aus. Dabei hat
das Verfahren den Vorzug, dass es manuellen Einwirkungen
den Spielraum lässt. Eine Selbstentwicklung durch
einfaches Liegenlassen im Wasser kommt bei diesem Eiweißverfahren
nicht in Betracht, es bedarf zumindest der Einwirkung
eines Zerstäubers. Die Ursache dieser Erscheinung
ist darin zu suchen, dass die Eiweißchromatschicht
trotz ihrer Zartheit widerstandsfähiger und fester
ist, als die Chromgummischicht.
Seite 136
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis
Die
praktische Handhabung des Eiweißgummidruckes stellt
sich folgendermaßen dar: wie in dem üblichen
Gummidruckverfahren, verwendet man auch möglichst
hier ein gut geleimtes Papier, dass eventuell in der
oben beschriebenen Gelatinelösung nachgeleimt wird.
Doch ist dies nur bei stärker saugenden Papieren
notwendig. Alsdann mische man Fischleim (Syndetikon)
3 ccm, 20%ige Ammoniumdichromatlösung 10 ccm, 20%ige
Mangansulfatlösung 5 ccm, Formalin ca. ½
ccm. Nachdem diese Mischung gut gerührt ist, wird
sie mit einem breiten Pinsel (Streichen von links nach
rechts) aufgetragen und das nunmehr lichtempfindliche
Papier im dunklen getrocknet. Ist das Papier getrocknet,
so beginnt der zweite Anstrich, und zwar werden gemischt
und verrührt, bis eine homogene Masse entsteht:
2 ½ bis 3 Gramm Temperafarbe (Zusammensetzung
nach Belieben, 12 ccm Eiweiß, 5 ccm Gummilösung
50%ige), 6 ccm essigsaure Metollösung 6 ccm Wasser,
3 Tropfen Eisessig. (Die essigsaure Metollösung
besteht aus 100 ccm Wasser, 0,2 ccm Metol, 3 Tropfen
Eisessig.). Die Farbmischung wird mit einem breiten,
weichen Pinsel auf die erste Schicht aufgetragen und
das Ganze mit einem breiteren, weicheren Dachshaarpinsel
egalisiert. Darauf wird ebenfalls wieder im Dunklen
getrocknet und alsdann kopiert. Die Belichtung geschieht
reichlich, bis sich auf der Schicht ein schwacher Bildeindruck
zeigt (etwa 16% des Vogelschen Photometers) oder bis
sich eine eventuelle Kontrollkopie auf Zelloidinpapier
bronzig anlässt. Der Druck wird nun 5 bis 10 Minuten
gewässert, und darauf vorsichtig mit der Wasserleitungsbrause
behandelt. Die Schicht wird sich nicht lösen, auch
dann nicht, wenn man starken Druck und den Entwicklungspinsel
anwendet. Man hat es nun in der Hand, langsam zu entwickeln,
indem man das Wasser temperiert, und heißes Wasser
anwendet und zwischendurch sowohl mit der Brause, dem
Zerstäuber oder dem Pinsel arbeitet. Soll die Entwicklung
beschleunigt werden, so legt man den Druck in kaltes,
warmes oder heißes Wasser, dem etwas pulverisierte
Soda zugesetzt wurde. Auf kurz exponierte Drucke ist
die Wirkung eines Bades sehr energisch. Der Druck darf
nur einige Stunden darin verbleiben, alsdann wird er
in eine andere Schale gebracht, in der man die Wasserleitungsbrause
vorsichtig einwirken lässt. Bei kurz exponierten
Drucken wird die Entwicklung bereits nach kurzer Einwirkung
des Bades beginnen. Der Pinsel ist bei dem Verfahren
ein äußerst energisches Mittel, so dass er
nur mit Vorsicht angewendet werden darf. Schreitet die
Entwicklung mit Hilfe der Brause oder des Zerstäubers
nicht weiter fort, so wird der Druck wieder kurze Zeit
in das Sodabad gelegt, und zwischendurch wieder abgebraust
usf. Je heißer die Sodalösung, desto energischer
die Wirkung. Zeigt sich nach erfolgter Entwicklung,
dass noch übergänge in den höchsten Lichtern
und den Mitteltönen nötig erscheinen, kann
man das Bild für einen zweiten Druck, einen Lasurdruck,
vorbereiten. In den meisten Fällen, besonders dann,
wenn sehr reichlich exponiert worden ist, was in der
Regel zu empfehlen ist, wird ein einmaliger Druck vollkommen
genügen. Durch die Einwirkung der Sodalösung
ist, wenn der Druck ausentwickelt ist, gewöhnlich
alles Chrom resp. Manganchromat ebenfalls entfernt.
Soweit jedoch eine Klärung nötig erscheinen
sollte, lässt sie sich mit dem oben erwähnten
Alaunbade leicht erzielen.
Fertig präparierte Gummidruckpapiere |
Im
Aussehen und in der Behandlung den direkt kopierenden
Pigmentpapieren (siehe S.
135) ähnlich, kommen auch in den Handel;
die Kolloidfarbstofflösung ist bereits aufgetragen,
es muss nur noch sensibilisiert werden. Naturgemäß
verzichten solche Papiere auf die Hauptreize des selbstpräparierten
Papiers; die unbeschränkte Farbennuancierung und
die beliebige Beeinflussung der Bildauswirkung.
öl- und Bromöldruck.
Der
öldruck beruht darauf, dass eine mit einem Chromsalz
getränkte und dann getrocknete Gelatineschicht
bei Belichtungen unter einem Negativ je nach der Stärke
der Einwirkung des Lichtes weniger in Wasser quellbar
wird. Legt man nur ein solches nur ganz schwach sichtbares
Chromgelatinebild in Wasser, so quillt den am wenigsten
belichteten Stellen, also den lichtern und zum Teil
in den Halbtönen die Gelatine auf, d.h. sie saugt
sich voll Wasser. Dadurch verliert sie die Fähigkeit,
fettige Farbstoffe aufzunehmen. Trocknen wir nun das
Bild oberflächlich ab, und tupfen wir mit einem
Pinsel eine geeignete ölfarbe auf, so wird diese
um so stärker angenommen, je weniger Wasser die
betreffenden Bildstellen erhalten, also am stärksten
in den Schatten, am wenigsten in den Lichtern, auf diese
Weise eine positive Kopie.
Seite 137
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis
Als
geeignetes Papier für den öldruck ist
ungehärtetes Gelatinepapier, sog. Doppeltübertragpapier
für Pigmentdruck, verwendbar, doch wird auch Papier
in verschiedenen Sorten, speziell für öldruckzwecke
auf den Markt gebracht. Zum Sensibilisieren setzt
man sich eine Lösung aus gleichen Teilen einer
4%igen Ammoniumchromatlösung (in Wasser) und Alkohol
an. Diese Mischung wird mit einem Schwamm oder einem
breiten Pinsel rasch auf die Fläche des Papiers
aufgetragen. Man trocknet zunächst rasch in Nähe
eines Ofens oder in einem dunklen, trocknen Raum.
Kopiert
wird bei Tageslicht, und zwar so lange bis die Mitteltöne
deutlich zu erkennen sind. Die Einzelheiten in den Lichtern
dürfen aber noch nicht sichtbar sein. Man kann
zum Kopieren, ebenso wie beim Platin-und Pigmentdruck
ein Photometer zu Hilfe nehmen. Das auskopierte Bild
wird im Wasser gründlich gewaschen, und nun kann
man entweder sofort zur Färbung überschreiten
oder das Bild trocknen lassen und beliebige Zeit aufbewahren.
Vor
dem Einfärben muss das Bild jedenfalls zunächst
in kaltem Wasser gründlich geweicht werden, bis
ein recht kräftiges Gelatinerelief entstanden ist.
Zur Förderung dieses Reliefs kann man dem kalten
Wasser allmählich etwas warmes hinzufügen,
doch darf man nicht so weit gehen, dass die Gelatine
schmilzt. Nun legt man auf eine entsprechend große
Glasplatte einige Blatt Fließpapier, legt darauf
mit der Schichtseite nach oben das Bild, beseitigt mit
einem Stück Fließpapier das überschüssige
Wasser und beginnt nun mit dem Anfärben. über
die zum Anfärben verwendbare Farbe und die Technik
des Anfärbens ist das Erforderliche weiter unten
bei der Erörterung des Bromöldrucks gesagt.
Der öldruck, so sehr
er sich bei kunstverständigen Photographen einführte,
zeigte doch eine Reihe von Mängeln, vor allem eine
nicht-befriedigende Tonskala, die mit der Art der Herstellung
des Gelatinereliefs zusammenhing. Dazu kam der Umstand,
dass das Kopieren etwas unsicher ist, und in allen Fällen,
wo man größere Bilder herstellen will, die
vorherige Anfertigung eines vergrößerten
Negativs nicht gerade angenehm ist. Welborne Papier
befand nun, dass man, anstatt des chromierten Gelatinepapieres
auch einen gewöhnlichen Bromsilberdruck verwenden
kann, auf dem man in anderer Weise ein Relief herstellen
kann.
Der
Arbeitsgang beim Bromöldruck ist nun folgender:
man stellt zunächst auf einem geeigneten matten
oder rauen Bromsilberpapier einen sehr klaren,
nicht zu kräftig entwickelten
Druck her. Es eignet sich nicht jedes Bromsilberpapier:
Als gut erwies sich z.B. Gevaert, Orthobrom, Kodak-Royal,
Griffin Bromoil, Weber-Kartonstark und manche andere
Spezialpapiere, die Firmen, wie der Verein. Phot. Papiere,
die V.P.G, u.a für den Bromöldruck auf den
Markt bringen. Man darf den Druck nicht überbelichten,
zum Entwickeln darf kein gerbender Entwickler benutzt
werden. Besonders bewährt hat sich ein alkalifreier
Amidolentwickler nach folgender Vorschrift:
Wasser .........................................................................................300
ccm
Wasserfreies Natriumsulfit ....................................................................3
g
Amidol in Substanz ...............................................................................½
g
Das
fertig entwickelte Bromsilberbild wird kurz abgespült
und in reiner Fixiernatronlösung 1:10 fixiert.
Dann wird gründlich gewaschen und eine Bleichlösung
eingelegt; sowohl für die Entwicklung als auch
für das Bleichen gibt es Spezialpräparate
im Handel. Zur Selbstherstellung der Bleichlösung
löst man:
Wasser.........................................................................................
200 ccm
Kaliumdichromat ....................................................................................1
g
Kupfersulfat ............................................................................................6
g
Bromkali.................................................................................................
6 g
Salzsäure ..........................................................................................1
ccm
In
dieser Lösung bleicht das Bild fast vollständig
aus. Sobald es nur noch schwach sichtbar ist, muss das
Bild herausgenommen und gründlich abgespült
werden. Um die letzten Reste der Bleichlösung zu
zerstören, legt man das Bild noch für einige
Sekunden in eine Lösung von 1 ccm Schwefelsäure
in 100 ccm Wasser. Hierauf wird noch mals kurz gewässert
und in ein Bad von 10g Fixiernatron gewaschen. Das so
vorbereitete Bild kann man ebenfalls zunächst trocknen
lassen, wie das für den öldruck bestimmte,
oder es auch gleich färben.
Vor
der Einfärbung ist das Bild jedenfalls gründlich
in Wasser zu erweichen, wobei die Temperatur des Wassers
bis auf 24°C erhöht werden kann. Dann legt
man das Bild so wie oben beschrieben wurde, auf Fließpapier
und eine Glasplatte, trocknet es oberflächlich
und schreitet zum Einfärben.
Das
wichtigste Hilfsmittel für das Einfärben
sind die schiefen, kurz geschnittenen Murmeltierhaarpinsel,
die auch unter dem Namen Pied de Piche(Rehfußpinsel)
im Handel sind. Man braucht einige stärkere
und schwächere dieser Art. Ferner ist es gut,
zum Einfärben auch noch eine Samtwalze zu Hilfe
zu nehmen. Man kauft zu diesem Zwecke eine Gelatinewalze
von etwa 20 cm Länge mit einer elastischen,
mindestens 1 cm dicken Gelatineschicht, aus einem
nicht zu harten Mokett, wie man solchen zu Möbelbezügen
verwendet. Schneidet man nun einen Streifen, der
gerade um die Walze herumreicht, und klebt ihn mit
Fischleim mühelos und lückenlos zusammenschließend
auf die Gelatinewalze. |
|
Seite 138
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis
Als
Farbe eignen sich nach Angabe von Perscheid besonders
gut reine Lasurfarben (Terra di Siena, Van Dyk-Braun,
Umbra, Elfenbeinschwarz, gebrannter Ocker, Asphalt usw.).
Solche Farben sind als Spezialöldruckfarben im
Handel. Man kann auch Kupferdruck- und Steindruckfarben,
sowie gewöhnliche Malerfarben, denen man 1 bis
2 Tropfen Sikkativ zusetzt, verwenden. Etwas von solcher
Farbe verstreicht man auf einer Glasplatte oder einem
glatten Lithographenstein, und zwar setze man strengere
(härtere) und dünnere (weichere) Farben nebeneinander.
Weichere Farbe kann man durch Zusatz von etwas Firnis
und Terpentin zu Härteter herstellen. Man färbt
nun die Rolle durch hin- und herwalzen mit Farbe gleichmäßig
ein, und färbt damit das Bild, indem man darauf
hin- und herrollt. Auf diese Weise kann man das Bild
fertig stellen, in den meisten Fällen ist aber
zur Erzielung einer guten Tonabstufung auch noch eine
Behandlung mit dem Pinsel nötig. Der Pinsel wird
ebenfalls auf der Glasplatte oder dem Lithographenstein
durch Auftupfen gleichmäßig mit Farbe eingefärbt
und nun setzt man ihn mit leichtem Tupfen auf der vollen
Fläche auf dem anzufärbenden Bildteil auf,
um ihn gleich wieder zurückzuziehen. Es gehört
eine leichte Hand und einige übung dazu, um diese
Einfärbetechnik richtig zu handhaben. Man beginne
zu erst mit strenger Farbe und setze dann mit leichterer
fort.
Während
des Einfärbens ist darauf zu achten, dass das Bild
nicht zu trocken wird. Man muss daher, besonders an
heißen Tagen, rasch arbeiten. Erscheint die Bildschicht
zu trocken, so muss man das Bild nochmals in Wasser
einweichen, muss auch die Unterlage des Bildes entsprechend
feucht halten.
über
weitere Einzelheiten der Farben- und Pinseltechnik findet
man genaue Auskunft in den nachstehend aufgeführten
Werken:
Literatur:
Der Bromöldruck, von Dr. A. Mebes. Ausführliches
Handbuch für den ein- und mehrfarbigen Bromöldruck,
sowie das Umdruckverfahren auf Papier, Metall und Stein.
2. Aufl. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Zweigniederlassung
Berlin. Oelfarben - Kopierverfahren, Bromöldruck
und Oleographie. Von Buyo Stümeburg. 2.
Auflage, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Zweigniederlassung
Berlin
Seite 139
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis
XXIII. Das Fertigstellen
der Bilder
Eine
hochnotpeinliche Aktion, die in vielen Fällen zu
dem wenig erfreulichen Ergebnis der Beschädigung
der Bilder führte, war früher für jeden
Amateur das "Aufziehen". Der Erwerbsphotograph
mit seiner Handfertigkeit und seinen Hilfsmitteln konnte
dieses Aufziehen ohne große Schwierigkeiten ausführen,
dem weniger gewandten und ausgerüsteten Liebhaber
geriet die Sache oft schief.
Die
Entwicklung der letzten Jahre hat mit der steifen Buchbinderarbeit
des Aufklebens aufgeräumt und der geschmackvolle
Photograph, Berufsmann wie Amateur, befestigt seine
Bilder nur lose auf halbsteifen Büttenpapieren
und ähnlichem.
Die
erste Frage ist, ob die Begrenzung der Kopie unverändert
bleiben soll:
durch Abtrennen nebensächlicher,
störender Seitenteile gewinnt das Bild oft
im Gesamteindruck, und es kommt das Hauptmotiv mehr
zur Geltung. Um sich über die Wirkungsweise
eines Ausschnitts vorher klar zu werden, schneide
man sich zwei breite rechte Winkel aus Kartonstreifen,
wie Bild 218 zeigt. Solche Streifen gestatten ein
bequemes Probieren im Abdecken des Bildes in verschiedenster
Richtung. Man binde sich nie an ein bestimmtes Normalformat,
sondern schneide ohne Zagen alles fort, was die
ruhige Wirkung des Bildes stört, und vergrößere
eventuell den verbleibenden Ausschnitt. Bild 220
bis 222d
mögen als Anregung dienen; Man beachte stets,
dass das Format sich vom quadratischen Fernhalten
soll. Bild
222a ist eine Gelegenheitsaufnahme wie
man sie von dem Aufenthalt an der See zu Dutzenden
mit nach Hause bringt. |
|

Sie
erinnert den Hersteller an schöne Tage und Wochen,
aber es fehlt doch so ziemlich alles zu einer bildmäßigen
Wirkung. Wasser und Himmel konkurrieren zu sehr, das
ausfahrende Segelboot versucht zu der dunklen Masse
im Vordergrund ein Gegengewicht zu geben, aber es gelingt
nur sehr unvollkommen. Um vieles besser sind die drei
Ausschnitte. Auf dem Hochbild tritt das Segelboot als
Einzelmotiv auf und bietet mit seinem dunklen Spiegelbild
in dem bewegten Wasser Reize genug. In dem oberen Querbild
vermag es viel besser das Gleichgewicht zu halten, und
das Wasser kommt ohne den hellen Effekt in der Luft
besser zur Wirkung. Auf dem dritten Bild ist das Segelboot
in den Vordergrund gerückt, und bildet einen guten
Kontrast zu den im Dunst verschwindenden Essen in der
Ferne. Alle Ausschnitte zusammengenommen, lassen den
Reichtum erkennen, den ein verhältnismäßig
einfaches Motiv geben kann.

Man
beschneide immer lieber erst die trockene Kopie. Liegt
sie nicht flach, so lege man sie mit der Bildseite auf
glattem Tisch auf einige Bogen glatten Papiers, und
falze sie von der Rückseite auf dem Falzbein gerade.
Oder man ziehe sie, die Bildseite gegen die Unterlage
gewendet, scharf zwischen dieser und der Kante eines
glatten, reinen Lineals durch; dann lasse man sie noch
einige Stunden in einem starken Buche liegen. öldrucke
dürfen wegen der Empfindlichkeit ihrer Oberfläche
nicht so behandelt werden, doch liegen sie auf stärkeren
Papieren hergestellten Bilder, ohnedies meist von selbst
flach. Sehr wirksam ist auch das Einpressen zwischen
Fließpapier in einer Kopierpresse (wo es noch
eine solche gibt!).

Zum
Beschneiden nimmt man am besten eine lange Papierschere,
deren Schnitt man einem auf das Bild gelegtem Karton
entlang führt.
Als
Unterlage verwendet man die modernen Untergrundpapiere
die in allen Handlungen in den verschiedensten Farben
erhältlich sind; man vermeide unbedingt alle
kräftigen Farben, nehme nur zartes Gelblichweiß,
Braun, Grau, Steingrün, Dunkelblau, usw. Sehr
gut wirkt es meist, wenn man zwischen Untergrundpapier
und Bild ein zweites Papier in hellerem oder dunkleren
Ton einschaltet, dass als schmaler Rand rings um
das Bild hervorsteht (vgl. auch
Bild 223 und 224). |
|
Seite
140
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis

Zwischenpapier
und Bild dürfen nie
voll aufgeklebt werden,
sondern nur leicht
an den vier
Ecken mit einem dickflüssigen Gummiarabikum.

Bilder,
die für technische Zwecke (Muster usw.) verwendet
werden sollen, zieht man in alter Weise voll auf Karton
auf. Meist handelt es sich um Zelloidin- oder Bromsilberdrucke.
Man bringe die zugeschnittenen Bilder in Wasser, bis
sie flach liegen, drücke sie dann mit reinem Filtrierpapier
ab, und bringe sie, Bildseite nach unten, übereinander
auf ein Stück reines Filtrierpapier. Hiernach bestreicht
man das oberste Bild mittels eines Borstenpinsels gleichmäßig,
legt es auf einen Karton passender Größe,
deckt ein Stück reines Filtrierpapier darüber.
Streicht das Bild mit der Hand oder vermittels eines
Rollenquetschers (siehe Bild 219) glatt, wobei man darauf
zu achten hat, dass sich keine Luftblasen zwischen Karton
und Papier setzen, und, dass das Bild nicht faltig wird.

Der
Kleister wird nach folgender Vorschrift hergestellt:
200 ccm Wasser werden in einer Porzellan- odewr emaillierten
Eisenschale zum Sieden erhitzt. Hierauf gießt
man unter Umrühren 20 g Reis-, Weizen- oder Kartoffelstärke,
die mit 20 ccm Wasser verrieben worden ist, hinein und
lässt erkalten.

Der
Kleister hält sich nur kurze Zeit. Bei warmem Wetter
ist es gut, ihm zu Konservierung einige Tropfen reiner
Karbolsäure oder Formalin hinzuzufügen. Er
wird vorteilhaft immer frisch bereitet. Sauer gewordener
Kleister darf nicht mehr zum kleben benutzt werden,
weil damit aufgeklebte Bilder bald vergilben. -
Auch Dextrinlösung eignet sich zum Aufkleben der
Bilder; sie ist haltbar. Man findet gebrauchsfertige
Klebemittel in Gläsern und Tuben auch in allen
Handlungen vor.

Gut
bewährt hat sich das sog.
Trockenaufziehverfahren
vermittels Klebeblätter, die zwischen Kopie und
Karton geschaltet werden. Das Anpressen geschieht mittels
heißen Bügeleisens (unter Schutzzwischenlage
von starkem, glatten Papier) oder besonderer "Heiß-Aufziehmaschinen".

Bei
Aristo Bildern (siehe
S.
111) vermeide man ein Aufeinanderlegen der
feuchten Kopien. Beim Aufkleben ist besondere Vorsicht
erforderlich, da die feuchte Gelatineschicht leicht
verletzlich ist, und oft Fasern von Filtrierpapier daran
hängen bleiben. Man entfernt diese von den aufgeklebten
Bildern mit einem feuchten, weichen Schwamme.

Hat
sich in der Hauptsache darauf zu beschränken, kleinere
Flecke, die sich durch die Negativretusche nicht entfernen
ließen, (schwarze Flecke auf dem Negativ, die
auf der Kopie weiß werden, mittels entsprechend
abgestimmter Farbe zu zu decken. Hierzu benutzt man
mit Eiweiß oder Gummi angerührte Farben,
wie sie auch fertig im Handel sind.
Eingehenderes über die praktische Ausführung
von Negativ- und Positivretusche, sowie das Aufziehen
und die künstlerische Ausstattung von photographischen
Bildern geben die Bücher: Die Retusche von Photographien
nebst ausführlicher Anleitung zum positiven kolorieren
mit Aquarell und Oelfarben von Joh. Grashoff und Fritz
Loescher, 12. Aufl. Die Aufmachung und Ausstattung des
Lichtbildes von Franz Hainz. Beide Union deutsche Verlagsgesellschaft,
Zweigniederlassung Berlin.
*Vogels Taschenbuch der Photographie, 37. Aufl.
Seite 141
zur
Inhaltsübersicht
zum
Stichwortverzeichnis
weiter