
Die
ausfixierte Platte muß
zur Entfernung des Fixiernatrons,
das, wenn es in der Platte zurückbleibt, das Negativ
bald verdirbt,
gut ausgewaschen werden. Man wäscht
in fließendem Wasser ungefähr eine halbe
Stunde. Hat man kein fließendes Wasser zur Verfügung,
so legt man die Platte, Schichtseite nach oben, in eine
Schale mit Wasser, das man im Laufe einer Stunde 5-
bis 6mal wechselt.

Auf
Reisen stellt man die Platten auf einige Stunden
in ein größeres Gefäß mit Wasser,
z.B. einen Eimer, und spült nachher mit frischem
Wasser ab, um so die Hauptmenge des Fixiernatrons zu
entfernen. Derartig nur oberflächlich gewaschene
Platten müssen dann zu Hause nachträglich
noch gründlich ausgewaschen werden.

Die
ausgewaschenen Platten werden zum Trocknen auf einen
Plattenständer (siehe
S.
68) gestellt. Bevor man sie aus dem Waschwasser
nimmt, ist es ratsam, die Schichtseite mit einem weichen
Haarpinsel oder reinen Wattebausch zu überfahren
und gut abzuspülen. Dies hat den Zweck, Unreinheiten,
die sich beim Entwickeln, Fixieren oder Waschen häufig
auf der Gelatineschicht festsetzen, zu entfernen. Etwaige
Verunreinigungen der Glasseite der Platten entfernt
man vor dem Trocknen mit einer scharfen Bürste.
Das Trocknen soll nicht durch Erwärmen beschleunigt
werden, weil hierbei die Gelatineschicht leicht schmilzt.

Ist
schnelles Trocknen erwünscht, so legt man die gut
abgetropfte und auf der Glasseite mit einem Tuch trocken
gewischte Platte auf 5 bis 10 Minuten in starken Alkohol
(95 bis 96%), der der Gelatineschicht das Wasser entzieht.
(Schon teilweise getrocknete Negative dürfen niemals
mit Alkohol weiter getrocknet werden, weil sonst Streifen
entstehen. Ebenso entstehen Streifen, wenn zum Teil
getrocknete Negative in bewegter oder wärmerer
Luft rascher zu Ende getrocknet werden.) Nach diesem
Alkoholbad trocknet das Negativ in 10 Minuten vollständig.
Es ist hierbei aber zu beachten, daß die Negative
nach dem Alkoholbad meist etwas undurchsichtiger auftrocknen
als bei freiwilligem Trocknen.

Die
getrockneten Negative sind (vorausgesetzt, daß
beim Exponieren und Entwickeln kein Fehler vorgekommen
ist), nachdem sie eventuell retuschiert bzw. lackiert
sind, fertig zum Kopieren. Mitunter wird man finden,
daß die Negative infolge unrichtiger Behandlung
zu undurchsichtig (zu dicht) oder zu
dünn
geworden sind. In diesem Fall müssen sie abgeschwächt
oder verstärkt werden.
Abschwächen und Verstärken. |
Man mag die Entwicklung eines
Negativs noch so sachverständig leiten, es wird
immerhin of genug vorkommen, daß das Negativ kein
normales Aussehen erhält, sondern es zeigt sich
ganz oder stellenweise zu stark oder zu schwach gedeckt,
zu dünn, verschleiert usw. Das hat seinen Grund
darin, daß für den Ausfall des Negativs die
Beleuchtung und Beschaffenheit des Originalgegenstandes
von großem Einfluß ist; wir können
uns die Beleuchtung bei der Aufnahme nicht immer so
einrichten, wie sie uns erwünscht ist. Die Photographie
besitzt ferner den allgemeinen Mangel, daß sie
die Kontraste des Originals in verschärftem Maße
wiedergibt. Aus diesen Gründen ergibt sich, daß
die Negative ziemlich häufig Korrekturen unterworfen
werden müssen, sie bedürfen einer Abschwächung
oder Verstärkung.
Abschwächer.
Wann
sollen wir ein Negativ abschwächen? 1. Wenn es
in allen Teilen zu dicht ist (infolge zu langer Entwicklung),
so daß es zu langsam kopieren würde. 2. Wenn
es schleierig ist, d.h. wenn die Schatten (die hellen
Stellen des Negativs) nicht durchsichtig genug sind
(infolge überbelichtung oder Einwirkung verschleiernden
Lichtes). 3. Wenn es zu flau ist, die Kontraste zu gering
sind (infolge flauer Beleuchtung, überbelichtung
oder falscher Entwicklung). 4. Wenn die Lichter (die
dunkelsten Stellen des Negativs) zu hart (zu dicht)
sind gegenüber den Schatten. 5. Wenn einzelne Teile
zu dicht oder schleierig sind.
Womit
sollen wir nun abschwächen? Wir haben zu unterscheiden
zwischen a) den Abschwächern, die die Schatten
zuerst und stärker angreifen, somit das Negativ
härter machen und b) jenen, die die Lichter stärker
angreifen, es daher weicher machen.
In
den Fällen 1 bis 3 werden wir die a-Abschwächer,
in dem Fall 4 die b-Abschwächer verwenden; Fall
5 wird S.
99 behandelt.
Die
Abschwächung soll möglichst immer sofort
nach dem Wässern, anschließend an dieses
vorgenommen werden; bereits trockene Negative sind vor
dem Abschwächen gut ½ Stunde in Wasser zu
weichen; alte Negative, deren Schicht zum Teil verhornt
ist, werden beim Abschwächen oft fleckig.
Unter den a-Abschwächen steht an erster Stelle
der Blutlaugensalz - Abschwächer (Farmersche
Abschwächer), der folgende Zusammensetzung hat:
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Lösung I: |
Wasser.................................. |
500
|
ccm |
|
Unterschwefligsaures Natron |
50
|
g |
Lösung II: |
Destilliertes Wasser.............. |
10
|
ccm |
|
Rotes Blutlaugensalz............ |
10
|
g |

Beide
Lösungen sind haltbar; Lösung II muß
im Dunkeln oder in einer braunen Flasche aufbewahrt
werden. Zum Gebrauch mischt man 100 ccm Lösung
I mit 5 ccm Lösung II (je mehr Lösung II man
nimmt, um so energischer und die Kontraste mehr erhöhend
wirkt der Abschwächer) und legt das Negativ gleich
nach dem Fixieren (längeres Waschen ist nicht nötig,
gutes Abspülen aber empfehlenswert, weil saures
Fixierbad den Abschwächer zersetzt) so lange hinein
und bewegt die Schale gleichmäßig hin und
her, bis das Negativ genügend abgeschwächt
ist, dann wäscht man sofort eine halbe Stunde lang.

Zu
beachten ist, daß verdünnter Abschwächer
die ganze Platte ziemlich gleichmäßig abschwächt,
starker Abschwächer dagegen die dünnen Partien
des Negativs mehr angreift als die gedeckten, also "härter"
arbeitet. Aus diesem Grunde nimmt man für flaue
Negative unverdünnten, für kontrastreiche
Negative dagegen aufs Doppelte bis Fünffache verdünnten
Abschwächer.

Das
Arbeiten mit verdünntem Abschwächer (gleiche
Teile Abschwächer und Wasser) ist überhaupt
des sicheren Arbeitens wegen zu empfehlen, da mit starkem
Abschwächer, der wirkt, bei Unvorsichtigkeit das
Negativ leicht verdorben werden kann.

Der
gemischte Abschwächer ist nur kurze Zeit haltbar;
namentlich bei hellem Tageslicht zersetzt er sich schon
nach etwa 10 Minuten. Sobald die gelbliche Farbe der
Lösung verschwunden ist, ist das Bad wirkungslos.

Der
wirksamste unter den das Negativ
weicher machenden
b-Abschwächern ist der
Ammoniumpersulfat - Abschwächer.
Beim Behandeln mit dem Blutlaugen-salzabschwächer
würde bei "harten" Negativen, wenn man
die Abschwächung so lange fortsetzt, bis die Lichter
genügend durchsichtig geworden sind, die Zeichnung
in den Schatten verloren gehen. Hier ist nun der Ammoniumpersulfatabschwächer
am Platze, der vornehmlich auf die Lichter des Negativs
wirkt und die Schatten schont. Er hat folgende Zusammensetzung:
Wasser......................................... |
500
|
ccm |
Ammoniumpersulfat..................... |
10
|
g |
|
5
|
Tropfen |
Die
Lösung ist nur einmal zu verwenden, weil schon
gebrauchte Lösung unzuverlässig arbeitet.
Es sei ferner bemerkt, daß dieser Abschwächer
nicht für alle Plattensorten gleich gute Wirkung
zeigt; auch davon, mit welchem Entwickler hervorgerufen
wurde, hängt oft der Erfolg ab. Eine Hauptbedingung
für den Gebrauch des Ammoniumpersulfats ist, daß
das Negativ nach dem Fixieren gut ausgewaschen worden
ist. Das Negativ wird unter Umschaukeln so lange
darin belassen, bis die Lichter normale Dichtigkeit
bekommen haben, worauf man schnell abspült und
dann das Negativ einige Minuten in 10prozentige Natriumsulfitlösung
legt, wodurch die Wirkung des Abschwächers, die
sich sonst noch fortsetzt, sofort unterbrochen wird.
Selbst außerordentlich harte Negative kann man
auf diese Weise kopierfähig machen.
Verstärkung
Wann
sollen wir verstärken? 1. Wenn das Negativ zu weich,
zu wenig kontrastreich ist (infolge flauer Beleuchtung
oder ungeeigneter Entwicklung, Bild
186 a und b)
2. Wenn das ganze Negativ zu dünn ist (infolge
zu kurzer Entwicklung). 3 Wenn die Einzelheiten in den
Schatten zwar vorhanden, aber zu zart sind (infolge
Unterbelichtung).
Womit
sollen wir verstärken? Bei allen Verstärkern
ist zu beachten, daß sie die Abstufung des Negativs
derart verändern, daß es härter
wird, die Lichter also stärkere Gegensätze
gegen die Schatten erhalten. Dies ist ganz am Platze
im Falle 1; nicht immer in Fall 2 und störend in
Fall 3.
Der
im folgenden unter a beschriebene Verstärker zeigt
diese Eigenschaft stärker, ist also bei 1 und 2
zu verwenden; b zeigt sie weniger, ist daher für
3 vorzuziehen. Ist das Negativ schleierig, so ist es
zunächst im Blutlaugensalzabschwächer abzuschwächen
und dann erst nach gründlichem Waschen (1/2 Stunde
in fließenden Wasser) zu verstärken.
Man
gewöhne sich daran, nur im Notfall Platten zu verstärken,
und suche möglichst bei der Entwicklung schon genügend
kräftige Negative zu erzielen. Ausdrücklich
sei bemerkt, daß durch die Verstärkung nur
die auf dem Negativ sichtbaren Teile gekräftigt
werden; es ist vielfach die irrige Ansicht verbreitet,
daß bei der Verstärkung mehr Details "hervorkommen".
Platten, die verstärkt werden sollen, müssen
sehr gründlich ausfixiert und sorgfältigst
ausgewaschen werden, da sonst Fehler bei der Verstärkung
unvermeidlich sind. Die mitunter auftretenden braunen
Flecke im verstärkten Negativ haben häufig
ihre Ursache in ungenügendem Fixieren.
Bei Quecksilberverstärker ist es gut, das Negativ
vor dem Verstärken zunächst erst einmal trocknen
zu lassen.
a)
Der Quecksilberchloridverstärker wird wie folgt
angewendet:
Lösung I:
|
Destilliertes Wasser....... |
100
|
ccm |
|
Kochsalz........................ |
2
|
g |
|
Quecksilberchlorid......... |
2
|
g |
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Lösung II:
|
Destilliertes Wasser....... |
100
|
ccm |
|
Kristallisiertes Natriumsulfit |
10
|
g |

Als
Quecksilberchlorid kann man die für äußere
ärztliche Anwendung üblichen Sublimatpastillen
(jede zu 1 g) verwenden; die Rosafärbung der Lösung
schadet nicht.

Beide
Lösungen sind haltbar und können öfters
benutzt werden. Das Negativ wird in Lösung 1 gelegt,
bis es grau oder, wenn eine kräftigere Verstärkung
erforderlich ist, weiß geworden ist. Die Schale
mit dem Verstärker muß
fortwährend
geschaukelt werden, da die Platte sonst Flecke (meist
marmorartige Strukturen) bekommt.

Das
Negativ wird dann gut abgespült (1 Minute genügt)
und in Lösung II gelegt, worin es schwarz wird.
Sobald diese Schwärzung durch die ganze Schicht
gedrungen ist, was man von der Rückseite erkennt,
nimmt man das Negativ sofort heraus, da durch längere
Einwirkung der Lösung die Verstärkung zurückgeht,
wäscht es gut aus und trocknet. Zur Schwärzung
verwendet man auch mit gutem Erfolg den Eisenentwickler.

Zu
kräftig verstärkte Negative kann man abschwächen,
indem man das Negativ in eine Fixiernatronlösung
(1 : 20) bringt. Nachher muß die Platte wieder
gewässert werden.

Statt
einer Lösung von Natriumsulfit kann man zum Schwärzen
des mit Quecksilberchlorid behandelten Negativs auch
verdünntes Ammoniak (10 ccm in 100 ccm Wasser)
anwenden.

Bereits
einmal mit Quecksilber verstärkte Negative, welche
mit Eisenentwickler (
S,
93) oder auch Natriumsulfit geschwärzt
wurden und nicht genügend kräftig geworden
sind, kann man manchmal (vorausgesetzt nämlich,
daß die Umsetzung der Schicht noch keine völlige
war) nochmals mit Quecksilberlösung bleichen und
mit Natriumsulfit oder Ammoniak schwärzen.

b)
Der Uranverstärker deckt stärker und
holt etwas mehr aus den Schatten unterbelichteter Negative
heraus, ohne die Lichter zu hart zu machen.

Man
verwendet:
Lösung I:
|
Destilliertes Wasser....... |
100
|
ccm |
|
Urannitrat....................... |
1
|
g |
Lösung II: |
Destilliertes Wasser
|
100
|
ccm |
|
Rotes Blutlaugensalz..... |
1
|
g |

Zum
Gebrauch mischt man in der angegebenen Reihenfolge:
Lösung I............. |
50
|
ccm |
Eisessig ............. |
10
|
ccm |
Lösung II............. |
50
|
ccm |

Der
gemischte Verstärker ist, im Dunkeln oder in einer
braunen Flasche aufbewahrt, lange Zeit haltbar und kann
wiederholt benutzt werden.

Die
zu verstärkende, gut ausgewaschene Platte wird
naß in die filtrierte Verstärkungslösung
hineingelegt. Die Schale mit der Lösung muß
fortwährend geschaukelt werden, da sonst Flecke
entstehen. Die Platte nimmt bald eine kräftige,
braune, bei längerer Verstärkung rotbraune
Farbe an, die sehr gut deckt. Man setze die Verstärkung
nicht zu lange fort; das Negativ ist oft schon
genügend
verstärkt, wenn es erst eine ganz schwachbräunliche
Farbe zeigt und
dem Auge noch zu dünn erscheint.

Hierauf
wird das Negativ gewässert. Das Waschwasser wird
anfangs von der Platte (infolge des Essigsäuregehalts
des Verstärkers) fettig abgestoßen; das Waschen
muß so lange fortgesetzt werden, bis das Wasser
vollständig gleichmäßig angenommen wird.
Durch zu langes Waschen wird die Verstärkung schwächer
und verschwindet schließlich ganz. Beim Waschen
muß die Platte unter dem Wasserstrahl fortwährend
hin und her bewegt werden. Geschieht dies nicht, so
wird die vom Strahl getroffene Stelle der Platte heller.
Der
Uranverstärker ist, da er nur aus einer Lösung
besteht, bequemer als der Quecksilberchloridverstärker,
aber die richtige Beurteilung des Verstärkungsgrades
erfordert viel übung, und wenn nicht mit der peinlichsten
Sauberkeit verfahren wird, so stellen sich leicht Fehler
(Flecke, mißratene Färbungen usw.) ein, die
ohne Beschädigung des Negativs nicht wieder gut
zu machen sind. Dennoch ist der Uranverstärker
nicht zu entbehren, sobald es sich um möglichst
ausgiebige Verstärkung nicht zu entbehren, sobald
es sich um möglichst ausgiebige Verstärkung
sehr dünner und flauer Negative handelt. Der Prozeß
geht am glattesten, wenn man die Platten sogleich nach
dem Entwickeln und Fixieren (nach guter Auswässerung)
verstärkt.
Außer
a und b sind im Handel mehrere gute Verstärkerpräparate
fertig käuflich, über die jeder Händler
Auskunft gibt.
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Partielle Abschwächung und Verstärkung
Sollen
nur einzelne Stellen des Negativs abgeschwächt
oder verstärkt werden, wenn z.B. bei Landschaften
der Vordergrund zu dünn, der Himmel zu dicht ist,
oder bei zu starker Deckung der Fenster eines Zimmers,
so verfährt man in besonderer Weise: zum teilweisen
Abschwächen eignen sich gut die bekannten halbfesten
Metallputzpasten ("Amor" u. ähnl.); man
nimmt davon etwas auf ein Leder und reibt damit, vorsichtig
kreisend, die abzuschwächenden Stellen des ganz
trockenen Negativs, ist der Effekt erreicht, so wird
kräftig abgespült.
Zum
teilweisen Verstärken eignet sich gut Uran: man
verstärkt zuerst das ganze Negativ, wäscht
gut und entfernt mit Löschpapier alles Wasser von
der Oberfläche der Platte, so daß die Gelatineschicht
nur noch feucht ist. Hierauf bepinselt man die zu kräftigen
Stellen mittels eines weichen Pinsels mit verdünntem
Ammoniak (1 ccm Ammoniak auf 20 ccm Wasser). Die Verstärkung
verschwindet dadurch an diesen Stellen sofort vollständig.
Nach dem Behandeln mit Ammoniak wird das Negativ gut
abgespült.
Sehr
wirksam und dabei für den Bestand des Negativ ungefährlich
ist die teilweise Anfärbung mit auswaschbaren gelben
oder roten Anilinfarben: man verwendet dazu am besten
den roten Anilinfarbstoff Neucoccin (von der Agfa) und
setzt davon drei oder vier verschieden starke Lösungen
von Zartrosa bis Tiefdunkelrot an; man trägt den
Farbstoff auf die trockene Schicht mit dem vollen Haarpinsel
auf. Ist die Deckung zu stark ausgefallen, so läßt
sich die Farbe unter fließendem Wasser wieder
teilweise oder vollkommen beseitigen.
Das
Lackieren der Negative ist nicht unbedingt erforderlich,
jedoch für Negative, die häufig gebraucht
oder retuschiert werden sollen, ratsam. Man benutzt
dazu die in den Handlungen käuflichen Trockenplattenlacke,
und zwar entweder Warmlacke oder Kaltlacke. Bei Warmlacken
wird das vollständig trockene und abgestäubte
Negativ zunächst über einer Spiritus- oder
Gaslampe so stark erwärmt, daß der Handrücken
die Wärme noch gut vertragen kann. Hierauf gießt
man den sorgfältig filtrierten Lack folgenderweise
auf:
 |
Man
läßt eine gewisse Menge Lack auf die
Mitte der horizontal gehaltenen Platte auffließen,
der anfangs als Kreis sich nach allen Seiten verbreitet.
Hat man genügend aufgegossen, so neige man
die horizontale Platte ganz leise, so daß
der Lack erst nach Ecke b, dann nach Ecke a, später
nach c und endlich nach d fließt. Jetzt halte
man unter d den Hals der geöffneten Ablaufflasche,
kippe langsam, indem man die Platte in ihrer Ebene
um die "Ablaufecke" dreht, und lasse den
überschuß des Lackes in die Flasche zurückfließen.
|

Inzwischen
bringe man die Platte allmählich unter fortwährendem
Drehen in die vertikale Lage. Der Lack verdunstet nämlich
beim Ablaufen und würde, falls die Drehung nicht
stattfände, in Streifen in der Ablaufrichtung (diagonal)
auftrocknen. Das Drehen geschieht stets in der Ebene
der Platte. Bei Warmlacken muß das Negativ vorsichtig
erwärmt werden, bis der Lack getrocknet ist. Das
lackierte Negativ muß vor weiterer Verwendung
einige Stunden stehen bleiben, damit der Lack genügend
erhärtet. Zu kalt lackierte Platten werden milchig,
zu heiß lackierte bekommen leicht Streifen.

Der
Lackablauf kann, nachdem er nötigenfalls mit Alkohol
verdünnt und filtriert worden ist, wieder benutzt
werden. Die Lackflasche muß, nachdem die Platte
nicht mehr abtropft, sofort verschlossen werden, was
Anfänger in der Regel vergessen.

Durch
die Wärme der Hand entsteht bei Kaltlacken oder
Kollodiumaufgüssen (siehe
S.
56) leicht an der Anfaßecke c ein Trockenrand,
deshalb ist es gut, unter diese Ecke ein Stück
dicke Pappe zu legen (in
Bild 187 durch Punkte
angedeutet), die die Wärme von der Platte abhält.

Eine
viel härtere, gleichmäßigere und widerstandsfähigere
Schicht als der "Warmlack" gibt der Zaponlack;
er zählt zu den "Kaltlacken", die Platte
braucht hier nicht erwärmt zu werden. Zaponlack
kommt ebenfalls fertig zum Gebrauch in den Handel, man
kann ihn auch leicht selbst anfertigen, indem man eine
Lösung herstellt von:
Kollodiumwolle..................................
10 g
.Amyacetat.................................. 500 ccm
Seite 99
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Man
läßt die Lösung zum Absetzen einige
Tage ruhig stehen und gießt dann die klare Lösung
von dem Bodensatz ab. Für Negative, die mit Bleistift
retuschiert werden sollen, ist Zaponlack nicht geeignet,
da er die Retusche schwer annimmt.
Ein
Kaltlack, der Retusche gut annimmt, ist folgender:
Dammaraharz..............................
5 - 10 g
Tetrachlorkohlenstoff .................100 ccm.
Negative,
die vergrößert werden sollen, lackiere man
besser nicht, da jedes im Lack befindliche Staubpartikelchen,
das kaum zu vermeiden ist, mitvergrößert
wird.
Ablackieren.
Will man ein schon lackiertes Negativ verstärken
oder abschwächen, so muß die Lackschicht
erst entfernt werden. Man legt es zu diesem Zweck in
eine wiederholt brauchbare Lösung von 2 g ätzkali
in 100 ccm Alkohol. Die Lackschicht wird sofort milchig
und läßt sich mit den Fingern leicht herunterwischen.
Hierauf wäscht man die Platte so lange, bis das
Wasser gleichmäßig angenommen wird. Diese
Operation ist ganz sicher, und der Verlust des Negativs
ist nicht zu befürchten.
Mit Zapon lackierte Negative legt man zur Entfernung
der Lackschicht erst in Amylacetat, dann in Alkohol.
Retuschieren der Negative. |
Das
fertige Negativ wird häufig kleine Fehler (helle
Punkte usw.) zeigen, die teils Plattenfehler sind, teils
auf Unachtsamkeit bei den photographischen Operationen
zurückzuführen sind. Diese Fehler müssen
so weit wie möglich durch die Negativretusche entfernt
werden, da sie sich sonst auf allen Kopien zeigen.
Das
Retuschieren kann sowohl auf der unlackierten als
auch auf der lackierten Platte vorgenommen werden.
In letzterem Fall ist es gut, das Negativ nach dem
Lackieren einige Zeit stehen zu lassen, damit der
Lack vollständig erhärtet.
Man
stellt die Negative zum Retuschieren auf das Retuschierpult
(siehe Bild 188), wie solche in allen photographischen
Geschäften zu haben sind. Mittels eines an
dem Pult angebrachten Reflektierspiegels wird das
Negativ beleuchtet, so daß man es bequem in
der Durchsicht betrachten kann, während ein
oben am Pult angebrachter Lichtschirm das störende
Oberlicht abhält.
Fehlerhafte
Stellen im Negativ, wie kleinere oder größere
weiße Punkte oder Löcher
in der Schicht werden mittels eines sehr feinen,
spitzen Pinsels mit schwarzer Farbe (chinesischer
Tusche), die man, um ein besseres Haften der Farbe
zu erreichen, mit etwas Gummiarabikum oder Eiweiß
versetzen kann, ausgefüllt.
Zu
schwache Zeichnung in den Schattenpartien läßt
sich auf der Schichtseite des unlackierten Negativs
leicht mit einem weichen Wischer und Graphit durch
überwischen verstärken.
|
 |

Negative,
die teilweise zu dunkel kopieren, z.B. manche Landschafts-
und Städteaufnahmen, bei denen der Vordergrund
oft schon überkopiert ist, wenn der Hintergrund
noch nicht genügende Kraft bekommen hat, behandle
man entweder in der
S.
99 beschriebenen Weise oder übergieße
sie auf der Glasseite in der
S.
99 erörterten Weise, ohne vorher zu
erwärmen, mit käuflichen Mattlack und kratze
nach dem Trocknen den Lack so weit herunter, daß
er nur die zu dunkel kopierenden Stellen deckt. Für
die Selbstbereitung eines Mattlacks sei folgende Vorschrift
gegeben:
äther..................... 190
ccm
Sandarak...................... 18 g
Mastix........
.......
.
4 g.
Nachdem alles gelöst ist, fügt
man 50 ccm Benzol (nicht Benzin!) hinzu.
Falls
der Lack keine genügend matte Schicht gibt, enthält
er zu wenig, ist die Schicht dagegen zu körnig,
so enthält er zuviel Benzol. Vor dem Gebrauch filtriere
man die Lösung. Man kann den Lack auch mit einer
Karminfarblösung mehr oder weniger stark färben;
er deckt dann stärker. Zu dick gewordenen Mattlack
verdünne man mit äther.
Einzelne
Ungleichmäßigkeiten im Negativ, sowie bei
Porträts Sommersprossen oder zu stark gekommene
Falten, werden mit Bleistift ausgeglichen. Bei Negativen,
die mit dem S.
99 beschriebenen Warmlack lackiert wurden,
nimmt die Schicht den Bleistift auch ohne weitere Präparierung
an, bei unlackierten Platten (und vorteilhaft doch auch
bei lackierten) muß die Schicht für die Bleistiftretusche
besser empfänglich gemacht werden, und hierzu dient
die Mattolein genannte Retuschieressenz. Man kauft dieses
Mattolein in den photographischen Handlungen oder stellt
es sich durch Lösen von 10 g Dammarharz oder 5
g Kolophonium in 50 ccm Terpentin her. Ist die Lösung
zu dick geraten, so fügt man mehr Terpentin hinzu,
ist sie zu dünn - was bei dem käuflichen Mattolein
häufig der Fall ist -, so läßt man sie
kurze Zeit ohne Korken durch Verdunsten eindicken. Diese
Lösung wird mit der sauberen Fingerspitze oder
mit einem eigens für den Zweck bestimmten feinen
Leinwand- oder Seidenläppchen in kreisförmiger
Bewegung unter sanftem Druck bis zum Trockenwerden auf
den zu retuschierenden Stellen des Negativs verrieben.
Man benetze durch Umkehren der Flasche den Verschlußkork
und nehme von diesem die Flüssigkeit mit Finger
oder Läppchen ab, damit nicht zu viel von dem Retuschiermittel
auf die Lackschicht kommt, was das Verreiben ohne sichtbare
Grenze erschweren oder zu Unsauberkeiten und Ankleben
des Kopierpapiers führen könnte. Soll die
Retusche später wieder entfernt werden, so kann
man dies durch überreiben mit Terpentin vollständig
bewirken.
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