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X. Die Dunkelkammer


Zum Entwickeln der Platten ist ein vollständig zu verfinsternder, nur von rubinrotem oder einem bestimmten unaktinischen grünen Licht beleuchteter Raum erforderlich. Häufig werden die Wände der Dunkelkammer mattschwarz gestrichen, um jedwede Reflexe zu vermeiden, was für gewisse Operationen, wie z.B. Bereitung farbenempfindlicher Platten, schätzungswert ist; in der Regel ist dies aber nicht nötig, jeder Raum ist, wenn er sich genügend verfinstern läßt, als Dunkelkammer verwendbar. Kann man den Wandanstrich wählen, so ist ein ockergelber Anstrich sehr zweckmäßig.

Um auch während des Arbeitens ein Aus- und Eingehen möglich zu machen, verwendet man entweder in etwa 70 bis 100 cm voneinander angebrachte Doppeltüren oder eine Labyrinthtür gemäß Bild 123. Hinter dem Eingang T zum Dunkelzimmer ist eine bis an die Decke reichende Wand gezogen und seitlich dazu weitere, ebenfalls bis oben reichende Wände A und B. Diese Anordnung vermeidet, daß schädliches Licht in die Dunkelkammer dringt, vorausgesetzt natürlich, daß die Wandflächen mit dunkler Farbe gestrichen sind.

Im allgemeinen ist eine solche Einrichtung entbehrlich, man hat nur darauf zu achten, daß die Tür nirgends bei Spalten Licht eindringen läßt; ist dies durch Watterollen oder an die Türfüllung genagelte Leisten nicht zu erreichen, so muß man innerhalb der Dunkelkammer, schon 10 cm über der Türöffnung beginnend, einen mit Ringen an einer Stange verschiebbaren Friesvorhang anbringen, der, vorgezogen, alles Licht abhält. Ob nicht noch irgendwo Licht eindringt, kann man erst nach längerem Verweilen (etwa 5 Minuten) in der Dunkelkammer sicher feststellen.
Ebenso wie die Türen sind Fenster lichtdicht zu verschließen; kann der Raum ständig als Dunkelkammer dienen, so beklebt man die Scheiben mit 2 bis 3 Lagen braunen Packpapiers oder schwarzen Platteneinwickelpapiers. Das Tageslicht ist besser ganz aus der Dunkelkammer zu verbannen, es taugt nicht zur Beleuchtung, da seine Stärke um das Mehrhundertfache schwank.


Will man Tageslicht dennoch zur Dunkelkammerbeleuchtung verwenden, ist es nötig, das Fenster bis auf einen kleinen Teil, wie oben beschrieben, abzudichten. Dieser Teil wird als Doppelfenster, und zwar außen mit orangegelber und innen mit einer massivrubinroten Scheibe ausgestaltet.
Wer keinen das Tageslicht absperrenden Raum zur Verfügung hat, nimmt die Entwicklung am besten abends vor; der Schein zerstreuter Straßenbeleuchtung ist bei der geringen Wirksamkeit künstlichen Lichtes in der Regel ungefährlich, zu starkes Licht läßt sich meist hinreichend durch Herablassen der Rollvorhänge dämpfen.

Dunkelkammerlampen.

Zur Beleuchtung verwende man allgemein möglichst künstliches Licht, und zwar in besonderen Dunkelkammerlaternen, die in sehr verschiedenen Konstruktionen für Gas-, Petroleum-, elektrisches Glühlicht usw. in den Handel kommen. Bild 124 zeigt eine sehr zweckmäßige Form, die für Gas- oder Petroleumbeleuchtung eingerichtet ist. Man wähle die Laterne nicht zu klein und mit genügender Ventilation, die Laterne erhitzt sich sonst bei längerem Gebrauch zu sehr, so daß die Scheiben leicht springen. Man hat derartige Laternen auch mit elektrischer Glühlichtbeleuchtung.


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Meist benutzt man eine Laterne, die vorn eine rote, oben und an der einen Seite eine dunkelgelbe Scheibe und an der anderen eine weiße Mattscheibe hat; letztere drei sind durch Blechschieber zu verdunkeln. Durch die gelbe Scheibe fällt das ziemlich helle Licht auf ein seitlich anzubringendes Regal, das die Flaschen mit Entwicklungslösungen usw. trägt (siehe Bild 124). Die Mattscheibe auf der anderen Seite dient zur Beurteilung des fertigen Negativs.

Für bescheidene Ansprüche genügen meist einfachere und wohlfeilere Lampenkonstruktionen; Bild 125 zeigt eine solche einfache Dunkelkammerlaterne einfachster Form für Kerzenlicht. Sehr viel verwendet werden auch einfache Petroleumlampen mit rotem Zylinder (Bild 126a), ferner solche mit orangegelben und darüber befindlichen abhebbaren roten Zylindern (Bild 126b). Beide Lampentypen haben aber den Nachteil, keine übersichtliche Betrachtung des zu entwickelnden Negatives zu gestatten, da die leuchtende Fläche gegenüber den Scheibenlampen zu klein ist. überdies neigen die Lampen zum Blaken.

Sehr bequem ist die Verwendung elektrischen Lichtes. Bei Verwendung von Glühlampen aus farbigen Glas achte man darauf, daß diese von verläßlichen Firmen stammen, wo die Lichtdurchlässigkeit einer spektroskopischen Prüfung unterliegt, sonst ziehe man eine gewöhnliche (etwa 16kerzige) Metallfadenlampe mit einer farbigen Hülle, die aus Glas, Gewebe oder Papier bestehen kann, vor. Gut bewährt haben sich die sehr bequem zu handhabenden doppelt aufklappbaren Birnenlampen (Bild 127) mit übereinander angeordneten orangegelben und Massivrubingläsern, die geschlossen rotes, einmal aufgeklappt gelbes und ganz geöffnet weißes Licht geben.


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Das für die Scheiben der Lampen und für die äußeren Hüllen der Glühlampen verwendete Material kann sein:

  • 1. Glas, und zwar entweder durch und durch (" in der Masse") rot gefärbtes "Massivrubinglas", das zuverlässig ist und selbst in größeren Stücken in ganz gleichmäßiger Färbung hergestellt werden kann. Mitunter sind diese Massivrubingläser zu dunkel gefärbt, so daß sie das Arbeiten in der Dunkelkammer unnütz erschweren. Ferner kommt in Verwendung rotes Kupferüberfangglas, sog. Rubinglas. Viele solche Scheiben eignen sich aber infolge unrichtiger (blaustichiger) oder ungleichmäßiger Färbung gar nicht und bewirken ein Verschleiern der Platte. Verläßlicher sind die neueren Dunkelkammergläser mit doppeltem überfang von einer ganz dünnen Milchglasschicht und einer Rubinschicht (Verein Deutscher Farbenglaswerke, Berlin); wir erhalten mit solcher Scheibe eine gleichmäßig zerstreut erleuchtete Fläche, was für die Beurteilung des Negativs von Vorteil ist.
  • 2. Gefärbte Gelantinefolien; sie werden zwischen zwei gewöhnliche Glasscheiben gelegt. Die Färbungen der Gelatinefolien werden recht zweckentsprechend geliefert, ein übelstand der Folien ist nur, daß sie sich durch die Wärme der Laterne manchmal verziehen und reißen. Bei Metallfadenlampen hat man dies selten zu befürchten. Stehen geeignete Folien nicht zur Verfügung, so kann man sich eine vorzügliche Rotscheibe herstellen, indem man zwei gewöhnliche unentwickelte Trockenplatten ausfixiert, wässert und jede davon 15 Minuten in einer der folgenden Lösungen badet.
  • A: Wasser 300 ccm,
    Methylviolett 1 g
  • B: Wasser 300 ccm,
    Tartrazin 2 g.

Die trockenen Scheiben werden mit der Schicht aufeinandergelegt.

Ein besonderes Farbstoffgemisch: "Rot für Dunkelkammerlicht" zum Anfärben wird von den Höchster Farbwerken auf den Markt gebracht.

  • 3. Rote Gewebe werden als "Ruby-Stoff", "Cherry-Stoff" und ähnliches auf den Markt gebracht. Für Scheibenlaternen legt man eine oder besser zwei Lagen Stoff zwischen zwei gewöhnliche Glasscheiben. Gewöhnliche elektrische Birnen umwickelt man mit doppelten Lagen, um sie für Dunkelkammerbeleuchtung zu verwenden.
  • 4. Rotes Papier unter dem Namen "Antiluminpapier" und grünes "Virida-Papier" eignet sich wegen seiner Lichtsicherheit und des schön zerstreuten Lichtes ebenfalls sehr gut zum Umhüllen von Glühlampen.

Als Regel für alle diese Materialien gilt, daß sie nur der Platte unschädliches Licht durchlassen dürfen; das ist dunkelrotes Licht oder für nicht-(gelbgrün-)farbenempfindliche Platten auch schwaches grünes Licht; rotempfindliche Platten sind nur bei ganz tiefrotem, gedämpftem Licht zu behandeln und auch diesem möglichst wenig auszusetzen.
Die genaue Prüfung auf Lichtsicherheit kann durch ein Taschenspektroskop erfolgen, in dem man, wenn man gegen die Lichtquelle blickt, nur den roten und tieforangeroten Teil des Spektrumbandes, bei grünem Licht dazu noch den grünen (bei Linie F) sehen darf. Es genügt aber auch völlig folgende praktische Prüfung: man setzt eine hochempfindliche, nicht farbenempfindliche Trockenplatte, zur Hälfte mit schwarzem Papier bedeckt, dem Licht der Dunkelkammerlaterne in einer Entfernung von ½ m eine Minute lang aus und entwickelt sie dann. Falls die rote Scheibe noch schädliches Licht durchläßt, schwärzt sich die belichtete Seite im Entwickler merklich.
Der häufigste Fehler bei der Dunkelkammerbeleuchtung, dem viele Mißerfolge zuzuschreiben sind, ist zu wenig Licht; das Licht soll nicht nur verläßlich, sondern auch hell genug sein; man muß sobald sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, in 50 cm von der Lampe Druckschrift wie diese noch lesen können.
Für Reisezwecke benutzt man kleine, zusammenlegbare Laternen, in denen ein Stearinlicht oder eine kleine Benzinflamme brennt. An Stelle der Glasscheiben sind hier rotgefärbte Leinwandstoffe der beschriebenen Art eingesetzt; sie haben den Vorteil, daß sie leicht und unzerbrechlich sind, müssen aber auch sorgfältig gewählt sein. Noch bequemer und sauberer sind die bekannten kleinen elektrischen Taschenlampen mit erneuerbarer Batterie, die man ohnedies meist auf der Reise mit sich führt, zu denen man auch überall Ersatzbatterien bekommt, und die sich durch Einlegen eines Blättchens roter Gelatine (siehe oben) zwischen Glühlampe und Beleuchtungslinse leicht in eine vorzügliche Reiselampe umwandeln lassen. Man wird diese Lampe nicht dauernd leuchten lassen, sondern immer nur dann einschalten, wenn man zur Kontrolle beim Einlegen und Entwickeln Licht braucht, und wird zwischendurch im Finstern weiterarbeiten.

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Entwicklungstisch.
Bild 128 a zeigt schematisch die Einrichtung eines Entwicklungstisches, wie sie in der photographischen Praxis üblich ist. B ist ein in der Mitte mit Abfluß versehenes Becken aus Steingut oder Holz mit Bleiblechauskleidung, das von zwei Säulen S S getragen wird.
Empfehlenswert ist es, in das Becken ein Stück Dachpappe zu legen, man vermeidet hierdurch das Zerbrechen von Mensuren und Entwicklungsgläsern beim Hinfallen. Rechts und links von diesem Becken, sowie oberhalb und unterhalb sind Regale R angebracht, die zum Aufstellen der Entwicklungsschalen und Lösungen dienen.

Die Laterne L ist vorn rot, an den Seiten gelb verglast, so daß man die auf den Regalen befindlichen Entwicklungslösungen bequem erkennen kann; die gelben Verglasungen lassen sich aber lichtdicht abdecken. Falls man kein elektrisches Licht hat, ist es gut, wenn die Verbrennungsprodukte der Lampe durch einen Trichter (T) aus Eisenblech direkt ins Freie geleitet werden können, wodurch eine zu starke Erhitzung und Luftverschlechterung in der Dunkelkammer vermieden wird. W ist ein Wasserarm, der durch einfache Drehung des Armes geöffnet oder geschlossen wird. Der daran angebrachte Hahn dient zur Regulierung des Wasserdrucks. Die Töpfe oder Tonnen Ag dienen zur Aufbewahrung der Silberrückstände.

Wer keine Wasserleitung zur Verfügung hat, kann dafür ein nicht zu kleines Reservoir aus Zinkblech mit Abflußhahn anbringen. Das Becken aus Steinzeug kann auch durch einen Holzkasten, der mit Bleiblech ausgekleidet oder mit Pech ausgegossen ist, ersetzt werden, doch sind Steingutbecken vorzuziehen, da sie dauerhafter sind. Einen praktischen kleinen Entwicklungstisch zeigt uns Bild 128 b. Links oben befindet sich ein Wasserbehälter mit Schwenkhahn. Das Wasserbecken darunter hat Abfluß nach einem Eimer. Die rechte Hälfte des Tisches bietet Raum für das übrige.
Bequem läßt sich, falls kein Raum dauernd zur Verfügung steht, das Badezimmer als Dunkelkammer einrichten. Lampe und Gestell für Flaschen usw. sind an der Wand zu befestigen, als Entwicklungstisch dient ein wegklappbares, an der Wand befestigtes Brett, das beim Gebrauch über die Wanne reicht.

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Schalen und Entwicklungströge.

Man benutzt zu den photographischen Arbeiten flache Schalen (siehe Bild 129), deren Bodenfläche etwas größer sein soll als die zu verarbeiteten Platten, so daß sich diese leicht herausnehmen lassen. Als Material ist Papiermaché sehr gebräuchlich wegen seines geringen Gewichtes und seiner Unzerbrechlichkeit; solche Schale sind aber nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen, da sie sich nicht verläßlich reinigen lassen, zumal sie an den Kanten bald rissig werden, die Papierschichten sich dann spalten und Lösungen eindringen. Man darf solche Schalen immer nur für den gleichen Zweck verwenden, also z.B. nur zum Entwickeln oder Fixieren oder Tonen oder Verstärken, nie für verschiedene Prozesse.

Das gleiche gilt vom emaillierten Eisenschalen; die Emailschicht erhält bald ausgesprungene Stellen und Risse, und die Schale ist dann, selbst wenn man sie nur für einen bestimmten Zweck verwendet, bedenklich. Sauberer und verläßlicher bei großer Unzerbrechlichkeit und Leichtigkeit sind Schalen aus Zelluloid, Galalith und ähnlichen Kunststoffen; durch alkoholische, stark saure und stark alkalische Lösungen werden sie aber angegriffen und dann unansehnlich; ferner verziehen sie sich oft im Gebrauche.
Das sauberste und verläßlichste Arbeiten ist mit Glas-, Steingut- und Porzellan schalen; Steingut und Porzellan, auch weißes (Milch-) Glas haben überdies den Vorteil, daß man die Platte darin gut beobachten kann, ohne sie herauszunehmen, und daß man jede Unsauberkeit an den Wänden genau erkennt. Beim Gebrauch dieser Schalen sowie der emaillierten Eisenschalen ist zu beachten, daß sie, wenn die Dunkelkammer kühl ist, im Winter sehr viel Wärme aus den Lösungen binden und diese dadurch zu kalt machen; man muß sie daher, wenn nötig, vor dem Gebrauch durch Eingießen von warmen Wasser anwärmen.


Von Schalen besonderer Gestalt seien die Kippschalen aus transparenten Material (Zelluloid) genannt, die oben etwa zu 1/5 eine überdachung haben, so daß man die Schale in senkrechter Stellung bringen kann, ohne daß der Entwickler herausfließt, und so das Negativ ohne Herausnahme bequem gegen die Rotlaterne prüfen kann. Kippschalen existieren auch als Glasschalen mit Ausbuchtung an den Seitenwänden.


Nach der Benutzung spüle man die Schalen sofort aus und drehe sie zum Auslaufen um. Es ist eine durchaus zu verwerfende Unsitte, gebrauchte Lösungen unnötig in Schalen stehen oder gar eintrocknen zu lassen.
Obzwar sich Glas- und Steingutschalen verläßlich reinigen lassen (mit heißem Wasser, nötigenfalls unter Zusatz einiger Tropfen Salzsäure), ist es doch besser, für jede Operation eine besondere Schale zu nehmen; jedenfalls vermeide man es, die Fixierschale zum Entwickeln oder Verstärken zu benutzen, weil dadurch schlimme Fehlresultate entstehen können. Um Verwechslungen zu vermeiden, versehe man jede Schale auf der Außenseite mit einer leicht sichtbaren Aufschrift (mit ölfarbe), die ihre Verwendung bezeichnet. Es sind auch Schalen mit Aufschrift käuflich.

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