Wie die Benutzung der Gelbscheibe den ganzen Charakter des Bildes
verändern kann, zeigen uns namentlich Hochgebirgsaufnahmen.
Die Details der Ferne, die sowohl bei Aufnahme mit gewöhnlicher
als mit farbenempfindlicher Platte ohne Gelbfilter meist
ganz verloren gehen, treten bei der Farbenplatte mit Vorsatz
einer leichten Gelbscheibe ausdrucksvoll hervor. Verwenden
wir eine Gelbscheibe stärkerer Absorption, so erhalten
wir wohl die Details der Gebirgszüge am Horizont äußerst
klar, aber der Gesamteindruck des Bildes wird naturunwahr;
es fehlt der Landschaft die duftige Ferne, weitab liegende
Gebirgsmassen erscheinen ganz nahe gerückt, die " Luftperspektive" ist vollständig verloren
gegangen (vgl. Bild 116 und 117)
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III. Der Verschluß
Belichtungen bis zu etwa ½ Sekunde herab kann man mittels des Objektivdeckels vornehmen, für kürzere Expositionen braucht man einen sog. Momentverschluß. Der Momentverschluß wird entweder am Objektiv (an dessen vorderen Ring oder an Stelle der Blende oder zwischen Objektiv und Kameravorderwand) angebracht oder er geht unmittelbar vor der Platte vorbei.
Objektivverschlüsse in einfachster Form sind die Schieberverschlüsse bei manchen billigen Handapparaten, die aus einem oder zwei mit einem Ausschnitt versehenen Blechen bestehen, die am Objektiv durch Federkraft vorbeigleiten; ihnen verwandt sind die rotierenden Verschlüsse; sie bestehen aus einer geschwärzten Blechscheibe mit einem Ausschnitt, der durch Federkraft am Objektiv vorbeigedreht wird. Wesentlich vollkommener sind die Zentralverschlüsse (Sektoren- und Irisverschlüsse); wir haben neuerdings vier Haupttypen zu unterscheiden:
Die Auslösung erfolgt durch Drücken des Hebels H. Der zweite Typus sind die Verschlüsse gemäß Bild 57, mit obenliegenden verdeckten Bremszylinder und seitlichen Spannhebel G, die Regulierscheibe ist bei R, die Auslösung bei H; der dritte Typus ist der Kompurverschluß (Bild 58), ein Präzisionsverschluß ohne Bremszylinder mit Räderwerk und Anker, die den Ablauf des Verschlusses in regelbarer Weise beeinflussen. Die hierzu dienende Regulierscheibe F gestattet Verstellungen der Geschwindigkeiten von 1/250 bis 1/1 Sekunde. Die Abblendung wird von dem Hebel D nach der hinter der Regulierscheibe liegenden Blendenskala bewirkt.
Die Auslösung ist bei H, der Spannhebel bei G. Der vierte Typus endlich sind die Automatverschlüsse, bei denen keine Feder zu spannen ist; sie geben entweder nur eine einzige Geschwindigkeit (Bild 59a), durchschnittlich 1/30 Sekunde, oder sind regulierbar (Bild 59 b) aber nur zwischen ½ und 1/100 Sekunde etwa.
Alle diese Sektorenverschlüsse sind auch auf "Zeit" (Z oder 7) und "Ball" (B) einstellbar; bei "Zeit" bleiben sie nach Druck auf den Auslöser so lange offen, bis man ein zweites Mal drückt; bei "Ball" bleiben sie so lange offen, wie der Druck anhält.
Bei Landschaftslinsen arbeiten die Sektorenverschlüsse vor dem Objektiv, bei Doppelobjektiven zwischen den Linsen, annähernd in der Blendenebene.
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Ein ähnlicher Verschluß, der aber hinter dem Objektiv arbeitet, ist der Grundnerverschluß. (Bild 60); da er unsichtbar und geräuschlos funktioniert, ist er besonders für Bildnisaufnahmen beliebt.
Vor oder hinter dem Objektiv arbeitet der Roll- oder Rouleau verschluß (Bild 61), der vorn am Objektivring aufgesetzt oder an der Vorderwand der Kamera befestigt wird; in diesem
Fall wird das Objektiv auf einem Brettchen an der Vorderseite des Verschlusses eingesetzt. Auch diese Objektivrollverschlüsse sind für Zeit- und Momentaufnahmen benutzbar und besitzen Einstellung auf verschiedene Abrollmomentgeschwindigkeiten.
Schlitzverschlüsse. Ihr Prinzip ist folgendes: es wird ein mit einem Schlitz versehenes Rouleau aus schwarzem, lichtdicht überzogenem Gewebe an der Platte vorbeigerollt (Bild 62), die einzelnen Teile der Platte werden also nacheinander belichtet (bei Objektivverschlüssen wird die ganze Platte auf einmal belichtet). Die Regulierung der Belichtungsdauer erfolgt durch Veränderung der Federspannung und hauptsächlich durch Veränderung der Spaltbreite; diese Regulierung erfolgt meist an der Außenseite des Verschlusses durch Verdrehen eines Knopfes. Bei mittlerer Federspannung gibt ein derartiger Verschluß z.B. für 9 x 12-Platte bei voller Spaltbreite (90 mm) etwa 1/10 Sekunde, bei 40 mm-Spalt 1/30 Sekunde, bei 10 mm-Spalt 1/120 Sekunde usw.; bei höchster Federspannung und 40mm-Spalt 1/18 Sekunde, bei 10 mm-Spalt 1/180 Sekunde, bei 2 mm-Spalt 1/800 Sekunde.
Anfänger mögen zunächst nur die in größerer Schrift gedruckten Ausführungen lesen!
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Eigenschaften und Prüfung
Von den Verschlüssen beim Objektiv haben die Zentralverschlüsse, die in der Blendenebene arbeiten, bei allerdings ziemlich komplizierter Konstruktion den Vorzug, da sie eine gleichmäßige Belichtung der Platte und korrekte Zeichnung der Objekte liefern. Verschlüsse, die unmittelbar vor oder hinter dem Objektiv arbeiten, ergeben, wenn ihr Durchmesser nicht reichlich groß gewählt wurde, häufig eine ungleichmäßige Belichtung der Platte; diese wirkt sehr ungünstig, da schon an sich eine Abnahme der Helligkeit nach dem Rande des Gesichtsfeldes selbst beim Gebrauch guter Objektive bei kurzen Belichtungen in Erscheinung treten kann.
Bei Objektivverschlüssen, speziell Sektorenverschlüssen, ist die effektive (wirksame) Belichtung immer kürzer als die nominelle, da ein Teil der öffnungszeit zum öffnen und Schließen der Verschlußsektoren verbraucht wird und das Objektiv während dieser Zeit nicht mit voller öffnung arbeitet; die Wirksamkeit wird um so geringer, je kürzer die Belichtung wird; unter 1/100 Sekunde arbeiten sie schon mit merklichen Lichtverlusten; sie sind daher besser nur für Zeitaufnahmen und Momentgeschwindigkeiten nicht unter 1/100 Sekunde zu verwenden, für raschere Belichtungen ist der Schlitzverschluß unbedingt überlegen, für Sportaufnahmen direkt unentbehrlich. Bei Aufnahme sehr schnell bewegter Objekte können zwar infolge der ungleichzeitigen Belichtung der einzelnen Teile Verzeichnungen entstehen, doch treten sie nur in seltenen Fällen störend hervor.
Der Schlitzverschluß kommt in verschiedenen Ausführungen in den Handel. Unerläßliche Forderung ist, daß der Schlitz enger und weiter zu stellen ist, oder daß in dem Rolltuch eine Anzahl verschieden breiter Schlitze zur Verfügung steht, da gerade durch Variation der Schlitzbreite am vorteilhaftesten die Variation der Belichtungszeit geschieht. Bei Verschlüssen, die nebenher noch eine Regulierung der Federspannung zur Veränderung der Schnelligkeit, mit der das Rouleau herabgleitet, gestatten, tut man doch gut, nur in Notfällen mit der geringsten, sonst mit mittlerer Federspannung zu arbeiten und die Dauer des Momentes durch Enger- und Weiterstellen des Schlitzes zu regeln. Sehr gut sind jene Konstruktionen, die ein Verändern und Ablesen der Spaltbreite bis zur ganzen Ausdehnung der Platte durch Drehen eines außen am Apparat angebrachten Knopfes erlauben und auch auf Zeitaufnahmen eingestellt werden können. Die Einstellbarkeit der Schlitzbreite bei offener Kassette (verdeckt aufziehbarer Schlitz) ist praktisch in den meisten Fällen entbehrlich.
Für die Handkamera mit Einzel- oder Doppelkassetten ist der Schlitzverschluß vor der Platte gewiß die vollkommenste Verschlussvorrichtung. Für Stativkameras in größeren Formaten, über 13 x 18, ist der Schlitzverschluß wenig geeignet. Je größer die Dimensionen werden, desto unsicherer und langsamer ist sein Funktionieren, desto leichter auch eine Erschütterung während der Belichtung. Hier ist ein Zentralverschluß oder, weil billiger, ein vor oder hinter dem Objektiv funktionierender guter Rollverschluß vorzuziehen.
Die auf den Momentverschlüssen befindlichen Angaben über die einzustellenden Geschwindigkeiten sind in vielen Fällen sehr zweifelhaft (abgesehen von der zulässigen Fehlergrenze); ganz besonders trifft dies zu, wenn die Apparate schon längere Zeit im Gebrauche sind oder, ungünstig verwahrt, lange lagerten, da ja die Federkraft der Verschlüsse nachläßt und die Bremsungen, je nach Alter und Feuchtigkeit, ihre Wirksamkeit ändern. Es gibt für die Prüfung der Geschwindigkeit verschiedene Methoden, am einfachsten und dabei genau ist folgende: Man stellt ein Fahrrad auf die Lenkstange, versieht das Hinterrad am Rande mit einer glänzenden Glaskugel, stellt das Rad vor einem dunklen Hintergrund in die Sonne und setzt das Hinterrad durch Drehen eines Pedals mit der Hand so in gleichmäßige Bewegung (ein Gehilfe ist für das Drehen oder für die Aufnahme nötig), daß es ein oder zwei Umdrehungen in der Sekunde macht. Photographiert man nun dieses Rad z.B. mit einer Umdrehung in der Sekunde, so erhält man auf der Platte einen kleinen Strich, der einem gewissen Teil des ganzen Kreisbogens entspricht, z.B. 3 mm lang ist, während der ganze Kreisumfang 100 mm lang ist; es betrug dann die Belichtung 100 : 3 = 1/30 Sekunde. Besser ist es, besonders bei größeren Verschlussgeschwindigkeiten, dem Rade zwei Umdrehungen zu geben, der Weg wird dann länger und die Messfehler geringer.
Man soll die Messung einigemal wiederholen (es kann dies auf der gleichen Platte geschehen) und dann den Mittelwert aus den Einzelmessungen ziehen.
Die Auslösung der Verschlüsse geschieht durch Druck auf einen Hebel oder pneumatisch vermittels Gummiball (siehe Bild 61) oder mittels Draht- oder Metallauslöser (Bild 63); diese bestehen aus einer umsponnenen Spiraldrahtlitze und einem darin bewegbaren Stahldraht, der durch Druck auf einen äußeren Knopf den Verschluß auslöst. Diese Auslöser haben den Vorzug großer Dauerhaftigkeit.
Fernauslöser, in mannigfaltiger Ausführung, dienen dazu, den Verschluß auszulösen, während man nicht bei der Kamera steht; man kann sich dabei also z.B. auf dem Bilde selbst mitphotographieren.
An Objektivverschlüssen mit Gummiballauslösung verwendet man manchmal Zeitventile: sie werden in den Schlauch eingeschaltet und lassen bei Einstellung des Verschlusses auf B (Ball) die Luft langsam ausströmen, das Ausströmungsloch läßt sich regulieren,so daß nach beliebig längerer oder kürzerer Zeit der Verschluß sich (nach Ausströmen der Luft) von selbst schließt.
Zur Fernauslösung sind neuerdings auch selbsttätige Vorrichtungen geschaffen worden, die an den äußeren Knopf des Metallauslösers angesetzt werden und eine variable genau einstellbare Ablaufzeit bis zum Eintritt der Belichtung bzw. Auslösung des Verschlusses zulassen. Von diesen selbsttätigen Auslösern ermöglichen einzelne Konstruktionen Zeitaufnahmen von
¼ - 5 Sekunden.
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IV. Die Kamera
Die photographische Kamera besteht aus einem festen oder durch einen Harmonikabalgen veränderbaren Kasten (Bild 64), der an der dem Aufnahmegegenstand G zuzukehrenden Wand V das Objektiv o trägt und an der gegenüberliegenden Hinterwand H eine matte Glasscheibe S besitzt, die dem Objektiv mehr oder weniger genähert werden kann und zurückklappbar ist, um an deren Stelle ein flaches Kästchen, Kassette genannt (welche die lichtempfindliche Platte enthält), einsetzen zu können.
Ist die Einstellung und Abblendung nach den S.9 und 33 erörterten Grundsätzen besorgt, so wird die Mattscheibe S (Bild 64) zurückgeklappt und an ihre Stelle die Kassette mit der lichtempfindlichen Platte gesetzt. Bei allen Kameras muß die Einrichtung so getroffen werden, daß die empfindliche Platte in der Kassette g e n a u an die Stelle der Mattscheibe zu stehen kommt, sonst wird das Bild infolge "Kassettendifferenz" unscharf.
Als Hauptgruppen kann man unterscheiden: Kastenkameras und Balgenkameras (Auszugkameras); die Unterscheidung zwischen Stativ- und Handapparaten läßt sich eigentlich nicht streng durchführen, da man viele, für den Gebrauch als Stativkameras bestimmte Apparate auch als Handkameras, also ohne Stativ (Untergestell), verwenden, anderseits jede Handkamera auch auf dem Stativ benutzen kann; dennoch ermöglicht sie am besten einen überblick.
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III. Der Verschluß
Belichtungen bis zu etwa ½ Sekunde herab kann man mittels des Objektivdeckels vornehmen, für kürzere Expositionen braucht man einen sog. Momentverschluß. Der Momentverschluß wird entweder am Objektiv (an dessen vorderen Ring oder an Stelle der Blende oder zwischen Objektiv und Kameravorderwand) angebracht oder er geht unmittelbar vor der Platte vorbei.
Objektivverschlüsse in einfachster Form sind die Schieberverschlüsse bei manchen billigen Handapparaten, die aus einem oder zwei mit einem Ausschnitt versehenen Blechen bestehen, die am Objektiv durch Federkraft vorbeigleiten; ihnen verwandt sind die rotierenden Verschlüsse; sie bestehen aus einer geschwärzten Blechscheibe mit einem Ausschnitt, der durch Federkraft am Objektiv vorbeigedreht wird. Wesentlich vollkommener sind die Zentralverschlüsse (Sektoren- und Irisverschlüsse); wir haben neuerdings vier Haupttypen zu unterscheiden:
Die Auslösung erfolgt durch Drücken des Hebels H. Der zweite Typus sind die Verschlüsse gemäß Bild 57, mit obenliegenden verdeckten Bremszylinder und seitlichen Spannhebel G, die Regulierscheibe ist bei R, die Auslösung bei H; der dritte Typus ist der Kompurverschluß (Bild 58), ein Präzisionsverschluß ohne Bremszylinder mit Räderwerk und Anker, die den Ablauf des Verschlusses in regelbarer Weise beeinflussen. Die hierzu dienende Regulierscheibe F gestattet Verstellungen der Geschwindigkeiten von 1/250 bis 1/1 Sekunde. Die Abblendung wird von dem Hebel D nach der hinter der Regulierscheibe liegenden Blendenskala bewirkt.
Die Auslösung ist bei H, der Spannhebel bei G. Der vierte Typus endlich sind die Automatverschlüsse, bei denen keine Feder zu spannen ist; sie geben entweder nur eine einzige Geschwindigkeit (Bild 59a), durchschnittlich 1/30 Sekunde, oder sind regulierbar (Bild 59 b) aber nur zwischen ½ und 1/100 Sekunde etwa.
Alle diese Sektorenverschlüsse sind auch auf "Zeit" (Z oder 7) und "Ball" (B) einstellbar; bei "Zeit" bleiben sie nach Druck auf den Auslöser so lange offen, bis man ein zweites Mal drückt; bei "Ball" bleiben sie so lange offen, wie der Druck anhält.
Bei Landschaftslinsen arbeiten die Sektorenverschlüsse vor dem Objektiv, bei Doppelobjektiven zwischen den Linsen, annähernd in der Blendenebene.
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Ein ähnlicher Verschluß, der aber hinter dem Objektiv arbeitet, ist der Grundnerverschluß. (Bild 60); da er unsichtbar und geräuschlos funktioniert, ist er besonders für Bildnisaufnahmen beliebt.
Vor oder hinter dem Objektiv arbeitet der Roll- oder Rouleau verschluß (Bild 61), der vorn am Objektivring aufgesetzt oder an der Vorderwand der Kamera befestigt wird; in diesem
Fall wird das Objektiv auf einem Brettchen an der Vorderseite des Verschlusses eingesetzt. Auch diese Objektivrollverschlüsse sind für Zeit- und Momentaufnahmen benutzbar und besitzen Einstellung auf verschiedene Abrollmomentgeschwindigkeiten.
Schlitzverschlüsse. Ihr Prinzip ist folgendes: es wird ein mit einem Schlitz versehenes Rouleau aus schwarzem, lichtdicht überzogenem Gewebe an der Platte vorbeigerollt (Bild 62), die einzelnen Teile der Platte werden also nacheinander belichtet (bei Objektivverschlüssen wird die ganze Platte auf einmal belichtet). Die Regulierung der Belichtungsdauer erfolgt durch Veränderung der Federspannung und hauptsächlich durch Veränderung der Spaltbreite; diese Regulierung erfolgt meist an der Außenseite des Verschlusses durch Verdrehen eines Knopfes. Bei mittlerer Federspannung gibt ein derartiger Verschluß z.B. für 9 x 12-Platte bei voller Spaltbreite (90 mm) etwa 1/10 Sekunde, bei 40 mm-Spalt 1/30 Sekunde, bei 10 mm-Spalt 1/120 Sekunde usw.; bei höchster Federspannung und 40mm-Spalt 1/18 Sekunde, bei 10 mm-Spalt 1/180 Sekunde, bei 2 mm-Spalt 1/800 Sekunde.
Anfänger mögen zunächst nur die in größerer Schrift gedruckten Ausführungen lesen!
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Eigenschaften und Prüfung
Von den Verschlüssen beim Objektiv haben die Zentralverschlüsse, die in der Blendenebene arbeiten, bei allerdings ziemlich komplizierter Konstruktion den Vorzug, da sie eine gleichmäßige Belichtung der Platte und korrekte Zeichnung der Objekte liefern. Verschlüsse, die unmittelbar vor oder hinter dem Objektiv arbeiten, ergeben, wenn ihr Durchmesser nicht reichlich groß gewählt wurde, häufig eine ungleichmäßige Belichtung der Platte; diese wirkt sehr ungünstig, da schon an sich eine Abnahme der Helligkeit nach dem Rande des Gesichtsfeldes selbst beim Gebrauch guter Objektive bei kurzen Belichtungen in Erscheinung treten kann.
Bei Objektivverschlüssen, speziell Sektorenverschlüssen, ist die effektive (wirksame) Belichtung immer kürzer als die nominelle, da ein Teil der öffnungszeit zum öffnen und Schließen der Verschlußsektoren verbraucht wird und das Objektiv während dieser Zeit nicht mit voller öffnung arbeitet; die Wirksamkeit wird um so geringer, je kürzer die Belichtung wird; unter 1/100 Sekunde arbeiten sie schon mit merklichen Lichtverlusten; sie sind daher besser nur für Zeitaufnahmen und Momentgeschwindigkeiten nicht unter 1/100 Sekunde zu verwenden, für raschere Belichtungen ist der Schlitzverschluß unbedingt überlegen, für Sportaufnahmen direkt unentbehrlich. Bei Aufnahme sehr schnell bewegter Objekte können zwar infolge der ungleichzeitigen Belichtung der einzelnen Teile Verzeichnungen entstehen, doch treten sie nur in seltenen Fällen störend hervor.
Der Schlitzverschluß kommt in verschiedenen Ausführungen in den Handel. Unerläßliche Forderung ist, daß der Schlitz enger und weiter zu stellen ist, oder daß in dem Rolltuch eine Anzahl verschieden breiter Schlitze zur Verfügung steht, da gerade durch Variation der Schlitzbreite am vorteilhaftesten die Variation der Belichtungszeit geschieht. Bei Verschlüssen, die nebenher noch eine Regulierung der Federspannung zur Veränderung der Schnelligkeit, mit der das Rouleau herabgleitet, gestatten, tut man doch gut, nur in Notfällen mit der geringsten, sonst mit mittlerer Federspannung zu arbeiten und die Dauer des Momentes durch Enger- und Weiterstellen des Schlitzes zu regeln. Sehr gut sind jene Konstruktionen, die ein Verändern und Ablesen der Spaltbreite bis zur ganzen Ausdehnung der Platte durch Drehen eines außen am Apparat angebrachten Knopfes erlauben und auch auf Zeitaufnahmen eingestellt werden können. Die Einstellbarkeit der Schlitzbreite bei offener Kassette (verdeckt aufziehbarer Schlitz) ist praktisch in den meisten Fällen entbehrlich.
Für die Handkamera mit Einzel- oder Doppelkassetten ist der Schlitzverschluß vor der Platte gewiß die vollkommenste Verschlussvorrichtung. Für Stativkameras in größeren Formaten, über 13 x 18, ist der Schlitzverschluß wenig geeignet. Je größer die Dimensionen werden, desto unsicherer und langsamer ist sein Funktionieren, desto leichter auch eine Erschütterung während der Belichtung. Hier ist ein Zentralverschluß oder, weil billiger, ein vor oder hinter dem Objektiv funktionierender guter Rollverschluß vorzuziehen.
Die auf den Momentverschlüssen befindlichen Angaben über die einzustellenden Geschwindigkeiten sind in vielen Fällen sehr zweifelhaft (abgesehen von der zulässigen Fehlergrenze); ganz besonders trifft dies zu, wenn die Apparate schon längere Zeit im Gebrauche sind oder, ungünstig verwahrt, lange lagerten, da ja die Federkraft der Verschlüsse nachläßt und die Bremsungen, je nach Alter und Feuchtigkeit, ihre Wirksamkeit ändern. Es gibt für die Prüfung der Geschwindigkeit verschiedene Methoden, am einfachsten und dabei genau ist folgende: Man stellt ein Fahrrad auf die Lenkstange, versieht das Hinterrad am Rande mit einer glänzenden Glaskugel, stellt das Rad vor einem dunklen Hintergrund in die Sonne und setzt das Hinterrad durch Drehen eines Pedals mit der Hand so in gleichmäßige Bewegung (ein Gehilfe ist für das Drehen oder für die Aufnahme nötig), daß es ein oder zwei Umdrehungen in der Sekunde macht. Photographiert man nun dieses Rad z.B. mit einer Umdrehung in der Sekunde, so erhält man auf der Platte einen kleinen Strich, der einem gewissen Teil des ganzen Kreisbogens entspricht, z.B. 3 mm lang ist, während der ganze Kreisumfang 100 mm lang ist; es betrug dann die Belichtung 100 : 3 = 1/30 Sekunde. Besser ist es, besonders bei größeren Verschlussgeschwindigkeiten, dem Rade zwei Umdrehungen zu geben, der Weg wird dann länger und die Messfehler geringer.
Man soll die Messung einigemal wiederholen (es kann dies auf der gleichen Platte geschehen) und dann den Mittelwert aus den Einzelmessungen ziehen.
Die Auslösung der Verschlüsse geschieht durch Druck auf einen Hebel oder pneumatisch vermittels Gummiball (siehe Bild 61) oder mittels Draht- oder Metallauslöser (Bild 63); diese bestehen aus einer umsponnenen Spiraldrahtlitze und einem darin bewegbaren Stahldraht, der durch Druck auf einen äußeren Knopf den Verschluß auslöst. Diese Auslöser haben den Vorzug großer Dauerhaftigkeit.
Fernauslöser, in mannigfaltiger Ausführung, dienen dazu, den Verschluß auszulösen, während man nicht bei der Kamera steht; man kann sich dabei also z.B. auf dem Bilde selbst mitphotographieren.
An Objektivverschlüssen mit Gummiballauslösung verwendet man manchmal Zeitventile: sie werden in den Schlauch eingeschaltet und lassen bei Einstellung des Verschlusses auf B (Ball) die Luft langsam ausströmen, das Ausströmungsloch läßt sich regulieren,so daß nach beliebig längerer oder kürzerer Zeit der Verschluß sich (nach Ausströmen der Luft) von selbst schließt.
Zur Fernauslösung sind neuerdings auch selbsttätige Vorrichtungen geschaffen worden, die an den äußeren Knopf des Metallauslösers angesetzt werden und eine variable genau einstellbare Ablaufzeit bis zum Eintritt der Belichtung bzw. Auslösung des Verschlusses zulassen. Von diesen selbsttätigen Auslösern ermöglichen einzelne Konstruktionen Zeitaufnahmen von
¼ - 5 Sekunden.
Seite 34
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IV. Die Kamera
Die photographische Kamera besteht aus einem festen oder durch einen Harmonikabalgen veränderbaren Kasten (Bild 64), der an der dem Aufnahmegegenstand G zuzukehrenden Wand V das Objektiv o trägt und an der gegenüberliegenden Hinterwand H eine matte Glasscheibe S besitzt, die dem Objektiv mehr oder weniger genähert werden kann und zurückklappbar ist, um an deren Stelle ein flaches Kästchen, Kassette genannt (welche die lichtempfindliche Platte enthält), einsetzen zu können.
Ist die Einstellung und Abblendung nach den S.9 und 33 erörterten Grundsätzen besorgt, so wird die Mattscheibe S (Bild 64) zurückgeklappt und an ihre Stelle die Kassette mit der lichtempfindlichen Platte gesetzt. Bei allen Kameras muß die Einrichtung so getroffen werden, daß die empfindliche Platte in der Kassette g e n a u an die Stelle der Mattscheibe zu stehen kommt, sonst wird das Bild infolge "Kassettendifferenz" unscharf.
Als Hauptgruppen kann man unterscheiden: Kastenkameras und Balgenkameras (Auszugkameras); die Unterscheidung zwischen Stativ- und Handapparaten läßt sich eigentlich nicht streng durchführen, da man viele, für den Gebrauch als Stativkameras bestimmte Apparate auch als Handkameras, also ohne Stativ (Untergestell), verwenden, anderseits jede Handkamera auch auf dem Stativ benutzen kann; dennoch ermöglicht sie am besten einen überblick.
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