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Das
Aufnahmeverfahren stellt sich in Kürze
wie folgt dar: wir verwenden dazu eine Kamera,
im Grunde nichts anderes als den S.
2 erwähnten Kasten, dessen
Vorderseite ein Loch und darin eine Sammellinse
(Brennglas, Vergrößerungsglas,
auch Objektiv genannt) trägt, und an
dessen Hinterseite wir abwechselnd eine
Mattglasscheibe oder (natürlich in
den Kasten lichtdicht eingeschlossen) eine
Glasscheibe anbringen können, die mit
einer lichtempfindlichen Schicht überzogen
ist. Die Kamera ist so eingerichtet, dass
sich der Abstand zwischen Linse und Rückwand
(Mattglas oder lichtempfindlicher Platte)
verändern lässt. Richten wir diese
Kamera gegen einen weit entfernten Turm,
und bewegen wir die Mattscheibe näher
und ferner vom Objektiv, so finden wir bald
eine Stelle, an der uns auf der Mattscheibe
der Turm in seinen Umrissen am klarsten
erscheint: wir haben dann das Bild "scharf
eingestellt". Diese
Scharfeinstellung verändert sich mit
der Entfernung des Gegenstandes: richten
wir die Kamera gegen einen nahen Gegenstand,
z.B. gegen das Fensterkreuz, so müssen
wir die Mattscheibe viel weiter von der
Linse entfernen als früher, um wieder
ein scharfes, d.h. möglichst klar begrenztes
Bild des Gegenstandes zu erhalten. Um also
von jedem Gegenstande ein scharfes Bild
geben zu können, muss die Kamera verlängerbar
und verkürzbar sein; dies ist nur dann
nicht nötig, wenn man darauf verzichtet,
ganz nahe Gegenstände aufzunehmen.
Nach
der Scharfeinstellung ist an die Stelle
der Mattscheibe die lichtempfindliche Platte
zu setzen, während welchen Wechsels
die Linse (das Objektiv) verdeckt werden
muss; zu diesem Verdecken und leichten öffnen
verwendet man entweder einen mit der Hand
auf- und absetzbaren Objektivdeckel oder
einen besonderen Verschluß.
Um
die lichtempfindliche Platte gegen alles
andere als von der Linse kommende Licht
zu schützen, muss man sie entweder
lichtdicht in die Kamera einschließen
oder zu ihrer Verwahrung eine Kassette verwenden;
das ist ein flacher Behälter mit herausziehbarer
Vorderwand (Kassettenschieber), der sich
an die Kamera lichtdicht ansetzten läßt
Nach
der Belichtung wird die Platte in einem
nur von rubinroten Lichte beleuchteten,
sonst aber völlig finsteren Raume (Dunkelkammer,
vgl. S.
61) aus der Kamera oder der Kassette
herausgenommen und in eine bestimmte Lösung
(Entwickler) gelegt; sie erscheint noch
völlig unverändert, also, bei
Tageslicht betrachtet (wodurch sie aber
für weitere Behandlung unbrauchbar
würde), weiß, im Lichte der roten
Lampe rosa; im Entwickler kommt allmählich
ein Bild zum Vorschein, und zwar ein Negativ
(vgl. S.
86), die hellsten Stellen des
aufgenommenen Gegenstandes (Wäsche,
Himmel) erscheinen schwarz, die dunkelsten
bleiben weiß (d.h. im Dunkelkammerlicht
rosa). Sobald das Bild eine gewisse Kraft
erlangt hat (vgl. S.
87), wird die Platte herausgenommen,
in Wasser abgespült und in einem Fixierbade
(vgl. S.
94) gegen weitere Lichteinwirkung
unempfindlich gemacht. Dann wird wieder
gewaschen und getrocknet. Die Entwicklung
des Negativs kann auch bei hellgelbem oder
offenem Kerzenlicht erfolgen, wenn die belichteten
Platten vor dem Entwickeln durch Baden in
Phenosafranin oder Pinakryptol desensibilisiert
werden (vgl. S.
88). Um von dem Negativ ein Positiv,
d.h. ein richtiges Bild zu erhalten (vgl.
S.
106), verwendet man das Kopierverfahren
(vgl. S.
106);man legt das Negativ auf
ein mit lichtempfindlicher Schicht überzogenes
Papier, Schichtseite auf Schichtseite (S.
106), und setzt es, wenn das
Papier ein sogenanntes Auskopierpapier ist,
solange dem Tageslicht aus, bis das Papier
sich unter dem Negativ genügend geschwärzt
hat, d.h. bis die tiefen Schatten beginnen
einen bronzigen Ton anzunehmen; dann wird
das Bild in besonderen Bädern gegen
weitere Lichteinwirkung unempfindlich gemacht
und dabei auch seine Farbe verschönert
(Tonbäder, Tonfixierbäder, vgl.
S.
108).
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Nach
diesem kurzen überblick über das
ganze Verfahren wollen wir die Hilfsmittel
und Verfahren im einzelnen betrachten.
Soweit
solche hier nicht beschrieben sind, suche
man diese in dem Werke: Photographisches
Unterhaltungsbuch von Parzer-Mühlbache.
5.Aufl. Union, Deutsche Verlagsgesellschaft,
Zweigniederlassung Berlin.
1.
Die Linse (Das Objektiv)
|
Die
einfachste Form der Linse ist das Vergrößerungsglas,
ein Stück klaren Glases, das mindestens
auf einer Fläche kugelig (konvex) geschliffen
ist, die andere Fläche kann auch kugelig
oder schalenförmig (konkav) geschliffen
sein (vgl. Bild 4). Solche Linsen dienen
auch als Brenngläser, Brillen für
Weitsichtige (Presbyopische) und in Theatergläsern
an der vom Auge abgewendeten Seite.

Jede derartige Linse (Sammellinse) hat die
Eigenschaft, ebenso wie dies ein feines
Loch tut (vgl. S.2
und 31),
von ihr auf der einen Seite gegenüberstehenden
Dingen auf der anderen Seite ein Bild zu
entwerfen, das sich auf einer Fläche
auffangen lässt (vgl. Bild
5a). Gegen die Sonne gehalten
liefert sie ein kleines Bild der Sonnenscheibe,
das bei einer bestimmten Entfernung am kleinsten
und am schärfsten begrenzt ist; diesen
Punkt nennt man den Brennpunkt (Fokus)
und die Entfernung von der Linse, in der
es entsteht, die Brennweite (ebenfalls
unzutreffend Fokus, abgekürzt F); sie
ist für die gleiche Linse unter allen
Umständen gleich. In grober, aber für
die Praxis meist ausreichender Weise bestimmt
man sie, indem man in den Hintergrund des
Zimmers tritt, an der Wand ein Blatt weißen
Papiers befestigt und darauf ein scharfes
Bild des Fensters oder besser der gegenüberliegenden
Dächer usw. zu entwerfen sucht; die
Entfernung, in der dies geschieht, wird
meist zwischen 10 und 30 cm liegen.
² Die
Brennweite wird, genau genommen,
nicht von der Hinterfläche
der Linse aus gerechnet, sondern
von einem gewissen Punkte, den die
Optiker den hinteren Hauptpunkt
nennen. Sie wird wie folgt genau
bestimmt: man stellt auf einen möglichst
weit (nicht unter 200m) entfernten
Gegenstand mit voller öffnung
des Objektivs scharf ein und bezeichnet
die Stellung der Mattscheibe auf
dem Grundbrett der Kamera. Hierauf
stellt man ein auf ein Fenster geklebtes
Stück Papier (am besten ein
Quadrat) in genau natürlicher
Größe ein, sorgt aber
dabei, dass die Mattscheibe dem
Fenster vollständig parallel
ist, und bezeichnet ebenfalls die
Stellung der Mattscheibe. Die Entfernung
zwischen der Stellung der Mattscheibe
bei Einstellung auf den weit entfernten
Gegenstand und auf natürliche
Größe gibt die genaue
Brennweite. Man kann auch die Brennweite
einfacher, in einer für die
photographische Praxis meist ausreichenden
Weise bestimmen, indem man nur einen
weit entfernten Gegenstand scharf
einstellt und dann die Entfernung
der Mattscheibe von der Blende (vgl.
S.
7) mißt. |
²Anfänger
mögen zunächst nur die größerer
Schrift gedruckten Ausführungen lesen
!
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Richten
wir die Linse gegen eine nähere Lichtquelle,
z.B. eine Lampe, so rückt auf der anderen
Seite der Linse das Bild weiter von der
Linse weg (vgl. Bild
5b), wir müssen die auffangende
Fläche (Papier oder Mattglasscheibe)
weiter abrücken, um ein scharfes Bild
zu erhalten; diese Entfernung nennt man
die Bildweite.
 |
 Die
Entfernung des Gegenstandes 
wird Gegenstandsweite genannt;
bei einer gewissen Gegenstandsweite
ist dann das Bild genau so groß
wie der abgebildete Gegenstand,
und zwar tritt dies ein, wenn sich
der Gegenstand genau in der Doppelten
Entfernung der Brennweite von der
Linse befindet (vgl. Bild
5c), es ist dann das
Bild ebenfalls um die doppelte Brennweite
von der Linse entfernt, der Abstand
zwischen Gegenstand und Bild beträgt
genau 4 Brennweiten.
 Hierauf
beruht ebenso wie die oben geschilderte
eine weitere Methode zur Bestimmung
der Brennweite; man stellt auf ein
mit einem Quadrat bezeichnetes Blatt
Papier ein und verrückt dann
Kamera und Mattscheibe so lange,
bis das Bild auf der Mattscheibe
genau so groß ist wie das
gezeichnete Quadrat. Die Entfernung
zwischen Papier und Mattscheibe,
durch 4 dividiert, ergibt genau
die Brennweite.
|
³Vermindern
wir die Gegenstandsweite noch mehr, so wird
die Bildweite und die Ausdehnung des Bildes
immer größer, wir erhalten eine
Vergrößerung (Bild
5d). Dies geht so lange, bis
der Gegenstand sich nahe dem Brennpunkte
auf der einen Seite der Linse befindet,
das Bild ist dann auf der anderen Seite
schon in eine solche Bildweite gerückt,
dass wir es nicht mehr auffangen können;
steht der Gegenstand genau im Brennpunkte,
so entsteht überhaupt kein Bild mehr;
ist der Gegenstand eine Lichtquelle(z.B.
Glühlampe), so werden jetzt durch die
Linse die Strahlen dieser Lichtquelle parallel
gemacht und parallel ausgesandt (Bild
5e); derartiges paralleles, gesträhltes
Licht wird in Vergrößerungs-
und Projektionsapparaten (vgl. S.
125) verwendet, und eine so angewendete
Linse wird Kondenser oder Kondensator
genannt.
Wenn eine Linse z.B. eine
Brennweite von 15 cm hat, so entwirft sie
uns von sehr weit entfernten Gegenständen
(weiter als etwa 200m) ein scharfes Bild
in 15 cm Entfernung von der Linse, die Bilder
näherer Gegenstände liegen in
einer Entfernung von 15-30 cm, bei 30 cm
Bildweite wird das Bild genau so groß
wie der Gegenstand; für die meisten
Aufnahmen kommen nur diese Bildentfernungen
zwischen einfacher und doppelter Brennweite
in Betracht, größere Bildentfernungen
kommen in der Regel nur beim Vergrößern
(vgl. S.
120) zur Verwendung.
Die
Formel für die Einstellung s. S.
16.
Zu
diesen Einstellversuchen hält man die
Linse besser nicht frei in der Hand, sondern
setzt sie in einen runden Ausschnitt eines
großen Pappebogens (etwa 1x1 m) ein;
der Bogen beschattet dann die Auffangfläche
genügend, damit dort das Bild hell
genug erkennbar ist; noch besser ist es
natürlich, zu den Versuchen eine photographische
Kamera mit Balgenauszug (vgl. S.35)
zu verwenden.
³Anfänger
mögen bitte die mit kleiner Schrift
gedruckten Abschnitte überspringen
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Ein
anderes, für das praktische Arbeiten
wichtiges Bestimmungsstück jeder Linse
ist das öffnungsverhältnis (Lichtstärke),
auch relative öffnung genannt. Lässt
man das Licht durch die volle Fläche
der Linse hindurchfallen, so erhält
man ein Bild von geringer Schärfe und
Klarheit; um es zu verbessern, decken wir
die Randteile der Linse zu, indem wir vor
die Linse eine Platte mit einem kreisrunden
Ausschnitt stellen, eine Blende (vgl. Bild
6 und
S. 21).

Je
größer der Ausschnitt ist, desto
mehr Licht kann durch die Linse hindurch
(desto kürzer können wir also
belichten), desto weniger scharf ist aber
das Bild; je kleiner der Ausschnitt ist,
desto weniger Licht kann durch die Linse
hindurch, desto schärfer aber wird
das Bild.
Verwenden
wir eine Blende von bestimmten Durchmesser,
z.B. 2 cm, vor einer Linse von 15 cm Brennweite,
und ein andermal vor einer Linse von 30
cm, gleich doppelter Brennweite, so wird
im zweiten Falle weniger Licht auf die Platte
kommen als im ersten.
Das
hinter der Linse gegen die Platte gerichtete
Licht breitet sich nämlich kegelförmig
auf eine immer größere Fläche
aus, so dass auf jeden Teil der Fläche
um so weniger Licht kommt, je weiter er
entfernt ist (vgl. Bild
7), und zwar kommt auf jeden
Teil z.B. bei doppelter Brennweite (= 30
cm) ¼ des Lichtes, das auf ihn bei
15 cm Brennweite fällt, wenn der Durchmesser
der Blende in beiden Fällen gleich
ist. Die Helligkeit nimmt also bei gleichbleibendem
Blendendurchmesser und Verlängerung
der Brennweite ab, und zwar im quadratischen
Verhältnis der Entfernung; sie sinkt
also bei der Verdoppelung der Brennweite
auf ein Viertel, bei Verdreifachung auf
ein Neuntel usw.
 |
Anderseits
hängt, wie wir bereits fanden
(s.o.), bei gleicher Brennweite
die Helligkeit vom Durchmesser der
Blende ab; hat das Bild, das eine
Linse von 15 cm Brennweite liefert,
bei einem Blendendurchmesser von
2 cm eine bestimmte Helligkeit,
so beträgt diese (da die Fläche
der Blendenöffnung im Quadrat
des Blendendurchmessers abnimmt)
bei einer Blende von 1 cm Durchmesser
nur ¼, bei einem auf 4 cm
verdoppelten Durchmesser hingegen
das Vierfache. Analog nimmt die
Helligkeit mit dem Quadrat des Blendendurchmessers
zu. |
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Die
Helligkeit des von der Linse entworfenen
Bildes hängt daher von dem Verhältnis
des Blendendurchmessers (Blendenöffnung)
zur Brennweite ab; dieses öffnungsverhältnis
(relative öffnung) wird durch die Fokusbruchzahl
(F = Fokus = Brennweite) ausgedrückt;
bei einem Objektiv von 15 cm Brennweite
und 2 cm Blendenöffnung ist die relative
öffnung = 2 : 15 = 1/7,5 und die Helligkeit
bei dieser Blende wird mit 1:7,5 oder F:7,5
(auch F/7,5) ausgedrückt. Bei 30 cm
Brennweite und 2 cm Blende wäre das
öffnungsverhältnis = 2:30 = 1/15
(oder F:15).
Linsen
mit gleichem öffnungsverhältnis
sind gleich lichtstark, möge ihre
Brennweite welche immer sein; also sind
z.B. gleich lichtstark eine Linse von 30
cm Brennweite bei 4 cm Blendendurchmesser
(4:30 = 1/7,5) und eine solche von 15 cm
Brennweite bei 2 cm Blendendurchmesser (2:15
= 1/7,5).
Die
Helligkeit zweier Linsen beliebiger Brennweite
verhalten sich wie die Quadrate ihrer relativen
öffnungen. Also eine Linse von
F:7,5 (1/7,5) zu einer von F:15 (1/15) wie
(1/7,5)2 : (1/15)2 = 1/56,25 : 1/225 = 225
: 56,25 = 4:1, die mit dem doppelten Blendendurchmesser
ist viermal so hell (die mit dem dreifachen
neunmal usw.).
Hat
von zwei Objektiven z.B. das eine 3 cm größte
Blendenöffnung und 12 cm Brennweite,
so ist Blende durch Brennweite = 3/12 =
¼ . Hat das andere 2 cm größten
Blendendurchmesser und 14 cm Brennweite,
so ist Blende durch Brennweite = 1/7. Die
Helligkeit beider Objektive verhalten sich
dann zueinander wie (1/4)2 : (1/7)2 = 1/16
: 1/49 = 3 : 1.
Genau
genommen sind die Blendenöffnungen
nicht mit den wirksamen öffnungen
("Eintrittspupille") der Objekte
identisch. Bei Vergleich von Objektiven
gleicher Konstruktion kann man, da es nur
Verhältniszahlen gilt, statt der "wirksamen
öffnungen" die durch direkte Messung
gefundenen Blendendurchmesser setzen, um
jedoch Objektive verschiedener Konstruktion
vergleichen zu können, muss man die
"wirksame öffnung" ermitteln;
sie ist in der Regel größer als
der tatsächliche Blendendurchmesser,
da wir den Strahlengang bis zur Vorderlinse
zu berücksichtigen haben, und wird
folgendermaßen bestimmt: man bringt
zunächst die Mattscheibe in den Brennpunkt
der Linse (durch Einstellung auf einen weit
entfernten Gegenstand, wie
S. 5 beschrieben),
setzt dann an die Stelle der Mattscheibe
eine Blechscheibe mit einer feinen öffnung
(siehe Bild
8) und bringt vor diese eine
Kerze; deren Lichtstrahlen treten dann aus
dem Objektiv als paralleles Strahlenbündel
aus (vgl. S.
6).

Durch
Vorsetzen einer Milchglasscheibe vor das
Objektiv lässt sich leicht die wahre
öffnung bestimmen, indem einfach der
Durchmesser des Lichtkreises gemessen wird.
Man kann auch ein Stück Bromsilberpapier
in den Objektivdeckel legen (unter Vermeidung
störender Nebenbelichtung des Papiers)
und diesen dann aufsetzen; man erhält
so gleich eine leicht auszumessende photographische
Aufnahme des Lichtkreises. Wir haben endlich
auch die wirkliche öffnung von der
wirksamen zu unterscheiden; es ist die von
der Fassung freigelassene Fläche der
Linse.
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Die
Bildgröße, d.h. die Größe
der Gegenstände im Bilde auf der Mattscheibe
oder Platte, steigt in gleichem Verhältnis
mit der Brennweite. Bei Verdoppelung der
Brennweite erscheinen die Gegenstände
im Bilde der Mattscheibe doppelt so groß,
bei Verdreifachung dreimal so groß.
Bezeichnen wir mit g die Gegenstandsgröße
(z.B. Höhe eines Fensters), mit
b die Bildgröße (also die
Höhe des von dem Fenster auf
der Mattscheibe entworfenen Bildes),
mit F die Brennweite des Objektivs,
mit G die Gegenstandsentfernung, mit
B die Bildentfernung, so gelten folgende
Formeln: |
|
Hieraus lässt sich z.B., wenn
die Brennweite F bekannt ist mit 15
cm, die Gegenstandsentfernung G mit
100 cm, die Bildentfernung B berechnen, |
|
Hieraus können wir z.B., wenn
uns aus der Formel 1) oder durch Messung
G, B und g bekann sind (G = 100 cm,
B = 17,7 cm, g = 20 cm), b berechnen |
|
Die
Fehler der einfachen Linse und ihrer
Behebung. |
Die
Linie, die wir uns durch den Mittelpunkt
der Linse legen können, heißt
die optische Achse (vgl. Bild
5); ein Lichtpunkt, der sich
auf ihr befindet, wird auf der anderen Seite
der Linse wiederum auf der optischen Achse
als Lichtpunkt abgebildet; bei genauer Prüfung
zeigt sich dieser Lichtpunkt aber nicht
scharf begrenzt, sondern von farbigen Lichträndern
umgeben ; eine einfache
Linse
lenkt das Licht nicht nur so ab,
dass ein Bild entsteht (Brechung),
sondern zerlegt es auch in seine
farbigen Bestandteile (Rot - Orange
- Gelb - Grün - Blau - Violett,
mit allen Zwischenstufen, wie wir
es im Regenbogen sehen), da jede
Farbe verschieden stark abgelenkt
wird |
|
(Farbenzerstreuung);
die stärker brechbaren violetten Strahlen
werden schon bei V (Bild 16) zu einem Punkte
vereinigt, die gelben in größerer
Entfernung (bei G), die roten noch weiter
weg (bei R); ein völlig scharfes Bild
kommt bei solchen "chromatisch nicht
korrigierten Linsen" an keiner Stelle
zustande, außer wenn man eine sehr
kleine Blende (etwa F:20 bis F:30) verwendet.
Eine eingehende Darstellung
der photographischen Optik ist zu finden
in: "Optisches Hilfsbuch für Photographierende"
von H. Harting. (Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Zweigniederlassung Berlin.)
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Für
das Auge, das für gelbe Strahlen am
empfindlichsten ist, erscheint das Bild
bei G am schärfsten (optischer Fokus);
die photographische Platte hingegen besitzt
die größte Empfindlichkeit für
blauviolette Strahlen, sie bildet daher
einen Punkt dann am schärfsten ab,
wenn sie bei V steht (chemischer Fokus);
will man mit einfachen Linsen ohne stärkere
Abblendung halbwegs scharfe Bilder haben,
so muss man diese Fokusdifferenz dadurch
korrigieren, dass man die Platte, nachdem
man (entsprechend der Stellung G) auf der
Mattscheibe scharf eingestellt hat, näher
an die Linse (entsprechend der Stellung
V) heranrückt; bei Aufnahme weit entfernter
Gegenstände beträgt die Fokusdifferenz
1/50 der Brennweite, je kleiner die Gegenstandsweite
ist, desto größer wird die Korrektur;
sie lässt sich berechnen nach der Formel:
 |
Worin
D = Fokusdifferenz, B = Bildweite
und F = Brennweite ist. |
Die
Korrektur der Fokusdifferenz kommt besonders
bei der Verwendung einfacher Linsen (Monokel)
für Porträtaufnahmen und nicht
chromatisch korrigierter Doppelobjektive
(Periskope, Bistigmate siehe S.
11) in Betracht.
Eine
Behebung des Farbenzerstreuungsfehlers (Farbenabweichung,
chromatische Aberration) geschieht dadurch,
dass man eine einfache Sammellinse A von
bestimmter Glasart mit einer Zerstreuungslinse
B einer anderen Glasart verbindet (verkittet),
wie das Bild 17 darstellt; wir erhalten
dadurch ein achromatisches
Objektiv, das auch als Landschaftslinse
bezeichnet wird.
Das beim Achromaten erreichte
Zusammenfallen der violetten und gelben
Bilder sichert noch nicht, dass auch die
dazwischen und die gegen Rot liegenden Bilder
der anderen Farben damit zusammenfallen,
und dass alle Bilder gleich groß sind;
dies ist erst bei noch feiner korrigierten
Objektiven, den Apochromaten,
der Fall.
Ein
auffallender Fehler der Landschaftslinse
ist die Distorsion oder Verzeichnung
der Randlinien: gerade Linien eines Hauses
z.B. werden am Rande des Bildes gekrümmt
wiedergegeben, und zwar nach außen
gekrümmt, wenn sich die Blende vor
der Linse befindet (Bild 18), nach innen
gekrümmt, wenn sie hinter der Linse
ist; der erste Fall (tonnenförmige
Verzeichnung) ist der häufigere, ein
Quadrat wie Bild 19a wird dann wie Bild
19b wiedergegeben.

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