Aus dem Laufboden lassen sich noch ein oder zwei Rahmen mit Schienenführungen nach vorn ausziehen, auf denen der Vorderteil bis zur vollen Länge des Balgens (doppelte bis dreifache Brennweite) herausgeschoben werden kann (doppelter oder dreifacher Bodenauszug); billigere Apparate haben nur eine Ausziehbarkeit bis über etwas mehr als die Brennweite, sind daher für das Arbeiten mit der Hinterlinse oder wechselweise mit Objektiven längerer Brennweite nicht geeignet. Die richtige Einstellung kann nicht nur durch Prüfen des Bildes auf der Mattscheibe erfolgen, sondern auch (nach Messung oder Schätzung der Entfernung des Gegenstandes) nach einer Skala auf dem Laufboden; leider sind diese Skalen manchmal unverlässlich, so daß die Mattscheibenprüfung des Bildes immer zu empfehlen ist, wenn sie die Umstände zulassen.
Kräftiger gebaute Kameras vom Typus der Laufbodenklappkameras stellen eine Art von Universalkameras dar, die einerseits vermöge ihrer Verschluß- und Sucherausrüstung (S. 44) zu Momentaufnahmen aus der Hand, andererseits vermöge ihres langen Auszuges, starker Verschiebbarkeit des Objektivbretts und Neigbarkeit des Mattscheiben- oder des Objektivteils als leistungsfähige Stativkameras (Reisekamera) verwendbar sind. Besonders vorteilhaft ist bei solchen Kameras die Ausgestaltung als Zweiverschlusskameras, d.h. Ausrüstung mit einem Schlitzverschluß und einem Zentralverschluß, ersterer für kurze Moment-, letzterer für längere Moment- und für Zeitaufnahmen.
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Der Plattenwechsel geschieht durch Herausziehen und Hineinschieben des Griffes B. Andere ähnliche Konstruktionen besitzen nur eine Linse, und die Einstellung geschieht mittels eines oben aufgesetzten Suchers; statt einer Wechselvorrichtung werden auch einzelne Kassetten verwendet. Wegen der kurzen Brennweite ist die Schärfentiefe beträchtlich (siehe S. 20) . Sollen alle diese Miniaturapparate mehr als ein Spielzeug sein, so müssen sie sehr genau gearbeitet und vor allen Dingen mit vorzüglicher Optik versehen sein, denn für die nachherige Vergrößerung ist äußerste Schärfe der kleinen Negative und beste Durcharbeitung erforderlich.
Keinen
besonderen Konstruktionstypen für sich, sondern nur
eine Anpassung der beschriebenen Typen an das Filmmaterial
stellen die Kameras für Rollfilms dar. über diese
Films selbst werden wir im Abschnitte "Die Negativmaterialien"
(S.
59) eingehender reden, hier seien nur die Kameras
selbst besprochen, entsprechend der bei der Beschreibung
der Plattenkameras eingehaltenen Gliederung. Seite 42 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
b) Film - Klappkameras, und zwar Laufbodenklappkameras (Bild 86). Die Kameravorderwand läßt sich herabklappen und bildet das Laufbrett für den Objektivschlitten. Das Laufbrett ist fast immer dem Hochformat entsprechend angebracht, ein Fehler (da man in der Landschaft überwiegend Queraufnahmen macht), der fast allen Filmkameras, aber auch den meisten Plattenkameras dieser Art eigen ist. Als besondere Art der Laufbodenklappkameras sind die mit abnehmbaren Filmgehäuse zu nennen; sie ermöglichen die Einstellung jeder Filmaufnahme, haben aber praktisch keine Bedeutung erlangt. Ferner gehören in diese Gruppe die Spreizenklappkameras (Bild 87); ihnen fehlt das Laufbrett, sie haben statt dessen Spreizen, die den Objektivteil tragen. Ist bei der ersten Gruppe die Einstellung des Objektivs auf jede Entfernung möglich, so erlauben die meisten Spreizenkameras keine Verstellung des Objektivs, es ist vielmehr fest auf unendlich eingestellt. Durch Montierung des Objektivs in Schneckengangfassung kann man eine beschränkte Verstellbarkeit erreichen, einzelne Modelle haben auch verstellbare Spreizen und dadurch eine ausgedehntere Verwendbarkeit. Seite 43 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Einerseits zwecks möglichst schneller Aufnahme (ohne langes Herumsuchen auf der Mattscheibe und ohne Stativ), andererseits wegen der teilweisen Unmöglichkeit, das Bild überhaupt auf der Mattscheibe betrachten zu können
Das einfachste Instrument unter den Durchsichtssuchern ist der Rahmensucher (siehe Bild 88). Er besteht aus einem rechtwinkligen Rahmen mit Fadenkreuz und diesem gegenüber einem Diopter (einer mit einem Visierloch versehenen Metallscheibe). Man betrachtet nun das von dem Rahmen begrenzte Bild, indem man hierbei das Auge dicht an das Loch des Diopters bringt und genau in die Richtung vom Diopter zum Fadenkreuze blickt. Natürlich muß das Verhältnis von Höhe und Länge des Rahmens zum Abstand des Diopters dem Verhältnis der vorliegenden Plattengröße zur Objektivbrennweite entsprechen. Bei Nichtgebrauch können Rahmen und Diopter heruntergeklappt werden.
Ein anderes Instrument von zweckmäßiger Gestalt ist der Newtonsucher (Fig.90). Hier haben wir eine Konkavlinse in Metallfassung mit Fadenkreuz, dieser gegenüber ist das Visier (als Zielstachel oder mit einer kleinen Diopterlinse) angebracht. Auch diese Sucher gestatten Haltung der Kamera in Augenhöhe und lassen direkt das von dem Rähmchen umgebene Naturbild sehen. Man geht in der Beurteilung der Bildwirkung sowohl, wie im Erfassen des richtigen Momentes mit dieser Vorrichtung ziemlich sicher. Erfordernis ist natürlich, daß Sucherbild und Kamerabild sich möglichst genau decken, was bei vielen derartigen Einrichtungen leider nicht der Fall ist. Seite 44 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
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