VI. Die Kassetten. Zur lichtdichten Verwahrung der Platte und zum Anbringen der Platte am Apparat dienen die Kassetten. Nach der Art des Einlegens der Platte unterscheidet man gewöhnliche: in diese werden die Platten nach Herausziehen des Schiebers von vorne eingelegt, Schichtseite der Platten nach oben, und durch "Vorreiber" usw. festgehalten; dann aufklappbare Kassetten, bei denen die Rückwand der Kassette aufgeklappt und nun die Platte von hinten, Schichtseite nach unten, eingelegt wird; diese Ausführung ist besonders bei Atelierkameras (S. 37) üblich.
Manchmal
bei Atelierkameras, meist bei Reise- und Handkameras, ist
die Klappkassette eine Doppelkassette für zwei
Platten: eine solche "Buchkassette" (Bild
93) wird wie ein Buch auseinandergeklappt, und an jeder
Seite wird eine Platte, mit der lichtempfindlichen Seite
nach unten, hineingelegt. Beide Platten sind durch eine
geschwärzte Blechwand getrennt. Nach der Beschickung
mit Platten wird die Kassette zusammengeklappt und durch
Metallklemmen geschlossen. Das Belichten der Platten geschieht
bei allen Kassetten nach Herausziehen des Schiebers an der
dem Objektiv zugewendeten Seite. Auch die gewöhnlichen Kassetten werden als Doppelkassetten ausgeführt. Bei Stativapparaten werden vorwiegend Holzkassetten mit jalousieartig zusammengesetzten Holzschiebern verwendet. Solchen Schiebern haftet der prinzipielle übelstand an, daß Holz, die zur Verbindung der Schieberteile verwendeten Gewebe und Klebstoffe, endlich auch die verwendeten Lacke ständig Ausströmungen von reduzierender Wirkung von sich geben, die auf die lichtempfindliche Schicht verschleiernd wirken; man darf daher in solchen Kassetten die Platten nie längere Zeit (über eine Woche) liegen lassen, ohne mit deren Verderben rechnen zu müssen. Wegen dieses Fehlers hat man bei Klappkameras schon bald die Holzkassetten durch Ebonitkassetten oder wenigstens die Holzschieber durch Ebonit- oder Aluminiumschieber ersetzt; nun zeigte aber Ebonit elektrische Entladungserscheinungen und keine absolute Lichtdichtigkeit, Aluminium radioaktive und oxydative Beeinflussungen der Schicht. Eisenblech, Messing und Nickel sind jetzt als die zweckmäßigsten Materialien für Kassetten erkannt, und wenn schon nicht die ganze Kassette, so soll zumindest der Schieber daraus bestehen. Die Doppelkassette mußte dabei immer mehr und mehr der Einzelkassette weichen, und die Einzelkassette aus Eisenblech stellt gegenwärtig absolut den preiswertesten und zweckmäßigsten Plattenbehälter für Formate unter 13 x 18 cm dar; an die Kamera angeschoben vergrößert sie deren Volumen nicht im geringsten und macht sie erhöht schußbereit. Seite 46 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Hat
man unter Holzkassetten zu wählen, so sind Buchkassetten
vorzuziehen; sie sind zwar etwas dicker und teurer als nicht
aufklappbare, aber die Platte liegt darin sicherer und fester. Um Platten kleineren Formats in größeren Kassetten verwenden zu können, verwendet man kleine Einlegerahmen (Fig.95), die zusammen mit der Platte in die Kassette gelegt werden. Die mit festen Ecken (a) sind vorzuziehen, die mit Vorreibern versehenen sind oft Anlaß zu Mißerfolgen.
Statt einfacher und Doppelkassetten kann man sich auch sog. Magazinwechselkassetten bedienen. Bei diesen befindet sich eine Kassette zugleich mit einem Vorratsraum für eine gewisse Anzahl von Platten in Verbindung. Solche Wechselkassette wird bei den gewöhnlichen Kameras einfach an Stelle der üblichen einfachen Kassette eingeschoben.
Die
modernen Wechselkassetten bestehen aus zwei ineinanderschiebbaren
Kästen; das Wechseln der Platten (bis zu 12 Stück)
wird einfach durch Ausziehen und Wiedereinschieben des inneren
Kastens (siehe Fig.96) bewirkt. Für größere
Formate (über 9 x 12 bis 13 x 18) werden die Wechselkassetten
oft nicht aus zwei Kästen, sondern mit einem ledernen
Wechselsack (Fig.97) ausgeführt; damit geht aber das
Wechseln langsamer vor sich.
Flachfilms werden gegenwärtig aber nur noch selten in solchen Wechselkassetten verwendet, man zieht die modernen Filmpacks (siehe S. 58) vor, die für sich eine besondere Kassette beanspruchen; diese kann aber jeder beliebigen Kamera für Platten angepaßt werden.
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In ähnlicher Weise wie in Filmkameras (siehe S. 46) können Rollfilms (siehe S. 59) auch in Rollfilmkassetten verwendet werden, die dann an jede Kamera angesetzt werden können und diese zur Rollfilmkamera machen. Das Einlegen der Rollfilms in diese Rollkassetten hat in etwas anderer Weise zu geschehen, als bei den Rollkameras, da bei den Kameras die Spulen seitlich neben der zu belichtenden Filmfläche liegen, während sie bei den Kassetten hinter ihr befinden. Im ersten Fall läuft der Filmstreifen einfach von Spule zu Spule und wird nur durch die Spannung straff gehalten. Bei den Rollkassetten bedarf die zu belichtende Filmfläche jedoch einer besonderen Stütze durch eine hinter ihm angeordnete Holzplatte, über die der Film hinweggezogen wird. Der
Film kann daher nicht direkt, dem Lauf seiner Wicklung entsprechend,
nach der Aufwindespule hinübergeführt werden,
wie bei den Kameras, sondern es ist noch eine zweite Windung
nach vorn um das Stützbrett herum erforderlich, damit
die Schichtseite des Films nach vorn, dem Objektiv zugewendet,
zu liegen kommt, die andernfalls von der Holzplatte verdeckt
werden würde (vgl. Bild 99). Seite 48 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis VII. Das Stativ Bei allen Zeitaufnahmen, also Aufnahmen über ½ Sekunde höchstens, ist es nötig, dem Apparat eine feste Unterlage zu geben. Falls hierzu nicht ein Tisch, Kasten, die Lehnen zweier zusammengeschobener Stühle, ein Felsen, Zaun usw. zur Verfügung stehen, muß man ein Stativ verwenden, das entweder, für Außenaufnahmen, zusammenklappbarer oder, für Atelieraufnahmen, fest ist.
Sie besitzen drei zusammenklappbare Beine, die in zweierlei Weise mit dem oberen Teil, dem Stativkopf, verbunden sein können: er ist entweder abnehmbar, die oberen Spreizen der Stativbeine werden durch ihre Federkraft in Zapfen des dreieckigen Kopfteils ("Stativdreieck") festgehalten (Bild 100), zum Verpacken wird jedes der untersten Stativglieder in das mittlere umgeklappt und eingelegt; die oberen Streben sind seitlich auf das Mittelteil umklappbar. - In Fig.101 hingegen finden wir ein Stativ mit nicht abnehmbarem Kopf; hier sind, nachdem die Feststellungen gelöst sind, die einzelnen Teile ineinanderschiebbar. Diese Stative müssen aus besonders geeignetem Holze gearbeitet sein, andernfalls die Stäbe bei feuchtem Wetter leicht quellen und das Arbeiten unmöglich machen. Von Vorteil ist die neuere Konstruktion der Schnappstative, bei denen nur das unterste Glied jedes Beines in dem mittleren verschiebbar ist, die Mittelglieder hingegen in das obere Glied umgelegt und beim Herausklappen durch eine Schnappvorrichtung (Bild 102) in ihrer Stellung erhalten werden. Mehr als drei Stativbeinglieder sind nicht von Vorteil. Will man den Landschaftsapparat auch für Aufnahmen im Zimmer oder auf glatten Boden gebrauchen, so versieht man das Stativ vorteilhaft mit einem sog. Stativfeststeller (Bild 103), d.i. ein Metallgestänge, durch das die Füße des Stativs in verschiedener Weitenstellung fest miteinander verbunden werden können, so daß ein Ausrutschen nicht möglich ist. In Ermangelung eines solchen Feststellers verbinde man die Füße des Stativs durch eine Schnur. - Eine andere Abhilfe gegen das Ausrutschen besteht darin, daß unter die Füße flache Kork- oder Gummischeiben gelegt werden. Seite 49 zur Inhaltsübersichtzum Stichwortverzeichnis
Leichter an Gewicht und von geringerem Volumen als die Holzstative sind die Röhrenstative (Bild 104).
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