24. Sehr schnell bewegte Objekte lassen sich auch mit Belichtungszeiten scharf erfassen, die noch keineswegs die kürzestmöglichen sind (also z.B. mit den schlichteren Zentralverschluß - Kameras und 1/100 bis 1/250 Sek.). das wird durch das "Mitziehen" der Kamera möglich, d.h. die Kamera folgt der schnellen Bewegung und man löst während des Mitziehens aus. Dann wird natürlich der Hintergrund unscharf.

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Es kommt auf den Fall an. Ein mit 300km dahinsausendes Rennauto kann nach 10 km - Tempo aussehen, wenn es gestochen scharf kommt, nach 300 km, wenn es mit 1/50 Sek. aufgenommen wird.

25. Über einen kleinen Einstelltrick bei der Aufnahme lebender sehr kleiner Objekte siehe unter ABC Seite 218.

26. Sucher - Parallaxe bei Nahaufnahmen
bei Nahaufnahmen auf 1 - 2 m kann die "Sucher - Parallaxe" Schwierigkeiten bereiten. Das Zentrum des Sucher - Bildes kann nämlich nie dort liegen, wo das Zentrum des Kameras - Bildes (die Verlängerung der optischen Achse) liegt, sondern lediglich parallel dazu. Infolgedessen ist der Sucher - Bildausschnitt nie genau identisch mit dem Bildausschnitt auf dem Film, es können also bildwichtige Teile "abgeschnitten" werden. Hiergegen gibt es folgende Abhilfen: erstens den automatischen Ausgleich der Sucher - Parallaxe, den manche Kleinkameras von Haus aus besitzen. Zweitens Spezialsucher, die die Sucher - Parallaxe ausschalten (z.B. der Leica - Universal - Sucher Viooh). Drittens Spiegelsucher, die von vornherein einen Bildausschnitt begrenzen, der so reichlich ist, daß Abweichungen eingeschlossen sind (Rolleiflex usw.). Viertens kann man sich mangels jeder Vorrichtung zur Ausschaltung der Sucher - Parallaxe recht gut dadurch helfen, daß man bei Nahaufnahmen, nachdem der Bildausschnitt im Sucher festgelegt ist, eine fast unmerklich kleine Schwenkung der Kamera vornimmt.Diese Schwenkung muß so erfolgen, daß man die Objektivachse zuletzt etwas gegen die Sucherachse ankippt. Bei Aufnahmen aus nächster Nähe genügt dieser Behelf jedoch nicht.

27. Unerklärliche Unschärfen
bei Kleinkameras niedriger Preislage kann es geschehen, daß sich trotz sehr guter Qualität des Objektivs zeitweise unerklärliche Unschärfen zeigen. Dann ist in der Tat nicht das Objektiv schuld, sondern der Film, der nicht genügend plan liegt, sich etwas wölbt oder staucht und damit aus der Scharfeinstellung gerät. Auch eine besondere Andruckplatte für den Film, die ja meist sowieso vorhanden ist, stellt das Übel nicht ab, wenn die Filmspule das Bestreben hat, sich aufzurollen, der Film dann also genügend wellig vor der Andruckplatte liegt. Man sollte deshalb grundsätzlich bei Kameras, deren Film nicht (wie bei der Leica , der Contax usw.) "zwangsläufig" in Perforationslöchern geführt ist (Kinofilm), so verfahren, daß man entweder den Film erst kurz vor der Aufnahme transportiert oder daß man entweder den Film erst kurz vor der Aufnahme transportiert oder daß man wenigsten die letzten einzwei Zentimeter jedes Films unmittelbar vor jeder neuen Aufnahme nach vorn dreht. Dann pflegt der Film stets genügend straf zu liegen. - Am heikelsten ist es mit der Planlage der Packfilme.

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Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein - Negativ seine Stärken und - seine Schwächen auf.

Die Duto - Scheibe

Man kann Porträt - Aufnahmen mit der Kleinkamera durchaus auch "soften", sofern dies mit Maßen geschieht (siehe S. 147). Der Softfocus - Effekt bewirkt nicht nur eine gewisse Weichheit in den Tönen und Konturen, er dämpft auch Kontraste. Diese Dämpfung der Kontraste kann man sich sehr gut nutzbar machen: mit Softfocus - Behelfen (Duto - Scheibe usw.) sind Porträt - Aufnahmen in voller Sonne sehr gut möglich, d. h. die sonst zu erwartende "Härte" tritt nicht in Erscheinung.
Auch Kleinformate kann man "soften"
Voraussetzung für das Soften von Kleinformaten ist eine äußerst feinkörnige Entwicklung (S. 100), ferner eine nur mäßige Softung (z.B. Duto - Scheibe o). Eine bildliche Darstellung des Softfocus - Effektes findet man auf S.147. Weiteres über Porträt - Aufnahmen im Freilicht siehe unter ABC. S.225.

 

 

28. Film - Schneidemesser
Es kann vorkommen, daß man nur einige Aufnahmen eines Filmstreifens entwickeln möchte, der 36 Aufnahmen faßt (Kinofilm). Bei dem geschlossenen Gehäuse z.B. der Leica ist das nicht ganz einfach und vor allem mit Filmverlust verbunden. Es gibt jedoch speziell für die Leica ein kleines Messer, mit dem man den Film (in der Dunkelkammer) sehr genau ohne Filmverlust abschneiden kann. Das Messer wird in das Gehäuse eingeschoben, faßt den Film und schneidet ihn auf leichten Druck durch.


29. Telegraphendrähte
Wird der Film bei Rollfilmkameras, die Lederbalgen besitzen, transportiert, während die Kamera geschlossen ist, so können dann sehr leicht die berühmten "Telegraphendrähte" entstehen, Schramen, die in der Längsrichtung des Films laufen.

30. Unschärfen-Quellen
Stellt man die äußersten Ansprüche an die Konturenschärfe einer Kleinbildvergrößerung (z.B. bei Vergrößerungen auf 30 x40 cm), so muß man sich auch darüber klar sein, daß man sich hier bereits dicht an der Grenze des Möglichen bewegt. Zu den vielerlei möglichen Fehlerquellen - zu denen sogar athmosphärische und spektrale gehören können - kommt von vornherein eine Fehlerquelle, die immerhin denkbar ist, wenn man die gleiche Kamera mit verschiedenen Brennweiten verwendet und nun annimmt, daß die an sich vielleicht korrekte Justierung dieser Kamera mit allen Zusatz-Brennweiten gleichmäßig präzis arbeite. Zusatz-Brennweiten gleichmäßig präzis arbeite. Hier können aus folgendem Grunde Fehler auftreten: das Objektiv, mit dem die Kamera gekauft wurde, sei auf jede Einstellentfernung haargenau justiert. Jedes Objektiv aber ist ein Individuum. Ein Objektiv von offiziell 50 mm Brennweite muß keineswegs absolut genau diese 50 mm Brennweite haben (und das ist ja auch nicht nötig). Winzige Differenzen von Bruchteilen eines mm machen es nötig, daß diese individuelle Brennweite nun so justiert wird, daß Meterskala und Entfernungsmesser der Kamera auf diesen Objektiv abgestimmt sind. Es muß allerdings zugegeben werden, daß die Spitzenfabrikate in diesem Punkte heute bereits eine Präzision erreicht haben, die vor Jahren noch nicht denkbar war. Erstaunlich sind also nicht die möglichen Abweichungen, sondern die Tatsache, daß eine Kleinkamera, mit einem beliebigen Zusatzobjektiv gekuppelt, in der Mehrzahl aller Fälle auch schärfster Prüfung standhält.

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Es kann sowohl der Fall eintreten, daß sich die Toleranzen addieren wie auch daß sie sich subtrahieren. Es können also insbesondere bei sehr lichtstarken und bei langbrennweiten Zusatzobjektiven Differenzen (vor allem Einstelldifferenzen) auftreten, die im ganzen System der vielbrennweitig anwendbaren Kleinkamera liegen, nicht in eigentlichen Fabrikationsmängeln.

Die Kontrolle hierüber erfolgt in der Weise, daß man jede Brennweite Punkt für Punkt durch Kontrollaufnahmen (vor allem auf 1 - 1,5 m! s. S. 157) untersucht und, sofern Einstellfehler gefunden wurden, das oder die Zusatzobjektive gleichfalls individuell für die Kamera justieren läßt. Der Fabrikant wird für das Interesse, das man seiner Kamera widmet, ja nur dankbar sein. Über das Grundsätzliche des Schäfenbegriffes, ferner über die Methoden der Schärfenkontrolle s. S. 157, 174 unter Optik.

31. Einstellfehler leicht gemacht
Allerdings muß man sich vor Fehlschlüssen hüten, es können sich sehr leicht Einstellfehler einschleichen. Es ist nämlich nicht so leicht, mit dem gekuppelten Entfernungsmesser auf eine Nahentfernung absolut korrekt einzustellen. Ist die Kamera bei der Messung nur um eine winzige Kleinigkeit verkantet, so entsteht bereits eine Fehlmessung. Insbesondere für die langen Zusatzbrennweiten bedürfen deshalb die gekuppelten Entfernungsmesser noch einer gründlichen konstruktiven Weiterentwicklung in punkto Helligkeit und erleichtert die Meßgenauigkeit.


32. Streifen bei der Belichtung
Schlitzverschlüsse haben manchmal die unangenehme Manier, streifenweise stärker oder schwächer zu belichten. Meist ist ein Streifen in der Mitte stärker belichtet. Man prüft das durch eine Aufnahme mit hartarbeitendem Film von ca. 10/10° DIN. Der Fehler kann sehr fatal werden, wenn es sich um

Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein-Negativ seine Stärken und - seine Schwächen auf . Aufnahmen mit großen geschlossenen Flächen handelt (Schnee, Himmel usw.).

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33. Scharfe und unscharfe Filme?
Obwohl es absurd klingt: es gibt "unscharfe" Filme, Filme, die eher zu unscharfer Kontur neigen als andere. Die Erklärung ist die: an sich ist das Auflösungsvermögen unserer Optiken (s. S. 157) größer als das der fotografischen Schichten. Man kann es auch so ausdrücken: ein peinlich scharf zeichnendes Objektiv gibt diese peinliche Schärfe nicht auf einer fotografischen Schicht her. Wollte man die volle Schärfe haben, so müßte die Schicht ohne Tiefenausdehnung sein. Sie hat aber eine gewisse Tiefe und der Lichtstrahl wird im trüben Medium der Schicht etwas gestreut. Daher also eine gewisse "Aufweichung" der von Haus aus scharfen Kontur, auch bei Objektiven von größter Schärfe. Mithin werden die dünnstgegossenen Schichten die größte Schärfe haben. Das feinste heue erreichbare Korn haben Einschicht-Filme wie z. B. Agfa Isopan FF und Perutz Pergrano (10 bzw. 11/10°DIN).

34. Über "Mikro"-Aufnahmen mit dem Kleinkamera-Objektiv S. 176. Über Kunstlicht-Aufnahmen s. S. 178ff.

35. Eine Entdeckung
Hierher wollen wir noch eine kleine Sensation stellen: es gibt Kameras, bei denen man Einstell- und Schärfensorgen überhaupt nicht kennt, bei denen es Feinkorn-Probleme und sonstige Fußfallen nicht gibt. Kameras, bei denen es der kostspieligen Schikanen wie der gekuppelten Entfernungsmesser, des Parallaxenausgleiches und eines ganzen Arsenals von Hilfsgeräten nicht bedarf, Kameras, die dazu noch sehr billig sind und die auch mit billigem Material arbeiten, denn man ist bei ihnen auf den genialen Einfall gekommen, die Schicht nicht auf das kostbare Zelluloid zu gießen, sondern auf schlichte Glasplatten, - es sind die biederen 9/12-Kameras mit ihrer prachtvollen Schärfe, ihrer hohen Vergrößerungsfähigkeit, ihren an Mitteltönen unwahrscheinlich reichen Negativen. Es ist mit diesen Kameras alles so viel leichter, einfacher und Erfolge sind viel müheloser mit ihnen zu haben, - bis auf eine winzige Kleinigkeit: das Temperament, den Schwung haben die anderen, die Kleinen. Die Großen sind prachtvoll, als "statische" Kameras. Die Kleinen sind energiegeladen, impulsiv, dynamisch. Seine Große liebt man, aber die Kleine nimmt man mit . . .

36. Eine Sonder- und Zwischenstellung nimmt die "Makina" ein: eine 6½/9-Platten-Kamera, mit besonderer Kassette auch für 6/9 Rollfilm zu verwenden, langbrennweitige Zusatz-Objektive, Verlängerungsansatz. Gukuppelter Entfernungsmesser.Compur-Verschluß bis 1/200 Sekunde.

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C) B e l i c h t u n g s - G r u n d s ä t z e

37. "Belichte wie du entwickeln willst!"
Die automatische Entwicklung (Dose) kann nur dann zu guten Ergebnissen führen, wenn die Belichtung annähernd richtig war. Vor allem: man muß bei der Belichtung schon auf die Feinkorn-Entwicklung Rücksicht nehmen. Diese Zusammenhänge sind also nicht zu trennen. Die allgemeinen Richtlinien, die sich aus dem Zusammenhang Belichtung-Entwicklung ergeben, führen wir schon an dieser Stelle an. Im übrigen aber verlangt die Entwicklung von Kleinbild-Negativen doch sehr viel Kenntnisse und Erfahrungen, wenn man das Äußerste aus dem kleinen Format herausholen will. Dieser ziemlich weitläufige Komplex wird auf S. 96 eingehend erörtert.

38. Nicht herumprobieren!
Ziel der Kleinbildentwicklung ist ein Filmstreifen von möglichst gleichmäßigem Negativ-charakter. Erste Voraussetzung hierzu ist einigermaßen richtige Belichtung. Zwar sind doppelte bis vierfache Überbelichtungen bei modernem Filmmaterial praktisch kaum schädlich (sofern der Film nicht allzu weich arbeitet und das Negativ dabei zu kontrastlos wird). Sehr gefährlich sind aber schon schwache Unterbelichtungen.Die günstigste Methode der Ausschaltung aller Belichtungs- und Entwicklungsfehler ist die, daß man sich mit einem Film einarbeitet und ihn auch stets mit dem gleichen Feinkorn-Entwickler hervorruft. Man hat es dann nur noch mit den subjektiven Belichtungsirrtümern (kaum möglich mit fotoelektrischem Belichtungsmesser!) und mit gelegentlichen kleinen Schwankungen in der Empfindlichkeit des Films zu tun.

39. Echte Feinkorn-Entwickler
Man muß zwischen Feinkorn-Entwicklern älterer Art und den "echten" Feinkorn-Entwicklern unterscheiden. Echte Feinkorn-Entwickler sind u. a. "W665", Atomal, Ultrafin SF (sämtl. käuflich), ferner die Paraphenylendiamin-Entwickler (Vorschriften S. 85), die stark Finger und Wäsche färben (Ortho-Phenylendiamin jedoch nicht). Von der Feinheit des entwickelten Kornes hängt nicht nur die Geschlossenheit der Töne, sondern auch die Präzision der Kontur ab. Es ist deshalb selbstverständlich, daß man Kleinbild-Negative nur mit Entwicklern behandelt, die das feinste heute erreichbare Korn geben. Mit der Entwicklung in echten Feinkornentwicklern muß jedoch schon bei der Belichtung der Negative gerechnet werden. Auch die echten Feinkornentwickler arbeiten mit etwas gröberem Korn, wollte man "das Letzte" aus den Negativen herausholen.
Stets 3/10° DIN weniger!
Die Belichtung muß also grundsätzlich reichlich sein. Man soll es sich deshalb zum Gesetz machen, Kleinbild-Filme mit 3/10° DIN· weniger anzusetzen als sie besitzen. Die volle DIN-Zahl ist zwar objektiv richtig, sie wird jedoch auf Grund einer sehr energischen Metol-Hydrochinon-Entwicklung gewonnen, die in der Tat das Letzte aus dem Negativ herausholt. Das gleiche Ergebnis an Schattenzeichnung erhält man in echten Feinkornentwicklern erst dann, wenn man rund doppelt-Normal belichtet, also 3/10° DIN von der Allgemeinempfindlichkeit abzieht. Dieser Faktor ist auch dann, wenn er gelegentlich reichlich sein sollte, ein zuverlässiger Sicherheitsfaktor gegen Unterbelichtungen.
Wie man das feinste und damit am stärksten vergrößerungsfähige Silberkorn erhält: siehe den Tip 21 auf Seite 103.

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Aus Oberbayern . Aufn. v. Seban Reiserer †. 24 / 36 mm . F 9 cm

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40. Ausgleich durch Belichtung
Da die Serienentwicklung von Kleinbild-Negativen in Tanks oder Dosen keinerlei Beeinflussung des einzelnen Negativs gestattet, so ist z. B. auch ein Ausgleich allzu kontrastreicher Negative (kontrastreich dem Objektiv nach) nicht möglich. Zwar findet durch die Feinkornentwicklung ein Ausgleich statt; er genügt jedoch nicht in extremen Fällen. Auch dann muß hierauf schon bei der Belichtung Rücksicht genommen werden, d. h. Aufnahmeobjekte mit abnormen Lichtgegensätzen müssen im Mittel doppelt-normal belichtet werden, damit durch die Überbelichtung eine genügende Verflachung des Negativs, also eine Milderung der Gegensätze stattfindet.

Ausführliches über die Kleinbild-Entwicklung auf S. 96 unter "Entwicklungs-Tips"

E i n e v e r n ü n f t i g e L u p e gehört zum unerläßlichen Handwerkszeug des Kleinbildmannes. Sie allein sagt die Wahrheit (und erspart manches Blatt Vergrößerungspapier): Wenigstens eine 3 - 4fache muß man haben. Mit dem Mute zur 10fachen stellen sich dann auch die zehnfachen Erkenntnisse ein und - das Korn. Die 10fache deckt erbarmungslos Korn und Unschärfen auf.

Es gibt keine "Geheimnisse", - es
gibt nur den Fanatismus fürs Detail.

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