15. Schema der Beziehungen zwischen
Allgemeinempfindlichkeit - Entwicklerart - Korn-Struktur.
Das Schema zeigt, in welcher Weise die Korngröße sowohl von
der Filmempfindlichkeit wie vom Charakter des Entwicklers gleichzeitig
bestimmt wird. Eine grobkörnige Schicht läßt sich feinkörnig
entwickeln und eine feinkörnige relativ grobkörnig.
 |
16. Entscheidend: die Entwicklungs-ZEIT!
Ein ausgezeichneter Film kann in Verbindung mit einem ausgezeichneten
Feinkornentwickler auch bei tadelloser Belichtung vollkommen vorbeientwickelt
werden. Es können sowohl ausgesprochen harte wie viel zu weiche
Negative entstehen. Von entscheidender Bedeutung ist nämlich die
Entwicklungszeit. Niedriger empfindliche Filme entwickeln hart, dürfen
also nur kurz entwickelt werden. Höchstempfindliche Filme würden
mit einer "normalen" Entwicklungszeit viel zu weich. Wenn
man auf den Packungen fertiger Feinkorn-Entwickler z. B. liest "Entwicklungszeit
8 - 18 Minuten", so ist das etwas wenig. Sehr genaue Angaben werden
dem Entwickler "W665 (Perutz) mitgegeben. Jeder Entwickler arbeitet
natürlich mit Bezug auf seine Entwicklungszeit individuell.
Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein-Negativ
seine Stärken - und seine Schwächen auf.
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17. Tabelle der relativen Entwicklungszeiten
|
Verhältniszahlen für die Entwicklungszeiten
|
GRUPPE I (brillant arbeitende, niedrig empfindliche Filme)
|
3
|
Kodak EF (Kinofilm u. 6/9 Film) |
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Isopan FF (Kinofilm u. 6/9 Film) |
|
Perutz Pergrano (Kinofilm u. 6/9 Film) |
4
|
GRUPPE II (kräftig arbeitende Filme) |
|
Panatomie |
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Mimosa.-Panchroma F |
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Neo-Persenso |
5
|
*Isopan u. Isochrom F (Kinofilm) |
|
Zeiß Ikon Panchrom (Kinofilm) |
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Perpantic |
|
Bessapan |
|
GRUPPE III (normal bis etwas weich arbeitende Filme) |
|
Isopan ISS (Kinofilm) |
5
|
Zeiß Ikon Panchrom 6/9 |
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Isopan F 6/9 |
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Kodak SS |
|
Zeiß Ikon ortho |
7
|
Bessapan F |
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Peromnia |
|
GRUPPE IV (weich arbeitende Filme) |
|
Isopan ISS (6/9)·· |
8
|
Mimosa-Extrema |
|
Isopan Ultra |
9
|
Die Angaben ohne Gewähr für mögliche fabrikatorische
Änderungen der Emulsionen.
Die Tabelle ist so zu verstehen, daß man danach die Entwicklungszeit
(mit einem beliebigen Entwickler) annähernd ermitteln kann. Jeder
Gruppe ist eine Zahl beigegeben, aus der man ersieht, wie sich die Entwicklungszeiten
für die verschiedenen Gruppen zueinander verhalten. Die Gruppe
II hat z. B. die Zahl 5, die Gruppe III die Zahl 7. Der Film aus Gruppe
III müßte demnach um soviel länger entwickelt werden,
wie sich 7 zu 5 verhält, nämlich um 2/5 länger als ein
Film der Gruppe II.
*Zartere Negative von Isopan F und Isochrom F (Kinofilm) mit Faktor
4.
** Zartere Negative von Isopan ISS mit Faktor 7.
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Die Gruppe II enthält die Filme, die man mit "etwas
kräftiger arbeitend" bezeichnet. Die Gruppe III enthält
die Filme, die man als "normal bis weich arbeitend" bezeichnet.
Nur auf die Gruppen II und III beziehen sich auch die entsprechenden
Textstellen dieses Buches. Außenseiter sind die Gruppen I
und I, I arbeitet sehr kräftig und muß entsprechend kurz
entwickelt werden. IV arbeitet weich (Man sieht, daß sich die
Entwicklungszeiten zwischen I und IV bereits wie ! : 3 verhalten!).
Die Verhältniszahlen geben nur einen
Anhalt. Das gewünschte Ergebnis ist auch abhängig vom persönlichen
Geschmack. Außerdem kann die Gradation eines bestimmten Films
Schwankungen unterliegen.
18. An dieser Stelle das kurze Kapitel über "Gradation"
(S. 123ff.)
zu lesen, wäre Jedem zu empfehlen, der das Nachfolgende nicht nur
zur Kenntnis nehmen will.
19. Der Kern des Feinkorn-Problems
Man wird schnell herausfinden, daß eine aufs höchste gesteigerte
Technik der Kleinbild-Fotografie ein ganzes Teil mehr Scharfsinn und
Fingerspitzengefühl verlangt als dies früher nötig war.
Die scheinbar so mechanische Dosen- und Tankentwicklung birgt noch weitere
Komplikationen. Feinheit des Korns ist alles. Aber torzt feinen Korns
soll die Gradation brauchbar sein, nicht zu weich, nicht zu hart. butterweiche
Filme mit abnorm feinem Korn zu entwickeln ist eine Kleinigkeit, indem
man einfach besonders kurz entwickelt. aber der Gewinn wäre null,
da man dann ja auf hart arbeitenden Papieren vergrößern muß
und damit das Korn wieder in Erscheinung tritt. das Kunststück
besteht darin, daß man aufeinander abstimmt:
die individuelle gradation des Films,
die für diese Gradation erforderliche günstigste Entwicklungszeit,
#das feinste hierbei erreichbare Korn.
Wenigstens beim Leicaformat fängt es hier an, komplizierter zu
werden.
20. Entwicklungs-Zeit, Korn und Kontrast
Die nachfolgende Tabelle zeigt, von welch entscheidender Bedeutung hierbei
die Entwicklungszeit ist. Aus dieser Tabelle werden wir dann die Konsequenzen
ziehen, die sich für die höchsten Ansprüche ergeben (selbstverständlich
"echte" Feinkorn-Entwicklung vorausgesetzt.
Korrekte Entwicklung ist nur bei 18 - 19° C möglich.
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|
Kurze Entwicklungszeit |
Mittl. Entwicklungszeit |
Lange Entwicklungszeit |
Weich arbeitende Filme,meist 19
- 21/10° DIN(Gruppe III insbes.IV) |
kontrastlos,Korn sehr fein |
"zartes" Neg.Korn genügend
fein |
normale Kontraste, Korn grob |
Kräftiger arbeitende Filme,meist
14 - 17/10° DIN(Gruppe II) |
"zartes" Neg.Korn außerordentlich
fein |
normale Kontraste, Korn sehr fein |
zu kontrastreich, Korn genügend
fein |
Brillant arbeitende Filme,meist
10 - 13/10° DIN(Gruppe I) |
normale Kontraste, Korn praktisch nicht
vorhanden |
etwas zu kontrastreich, Korn außerordentlich
fein |
hart, Korn sehr fein |
Diese Tabelle zeigt die Gesetzmäßigkeiten auf, mit denen
man zu rechnen hat. Zugrundegelegt ist ein Aufnahmeobjekt mittlerer
Kontraste. Die Konsequenz, die man aus der Tabelle zu ziehen hätte,
wäre wohl die, daß man das feinste Korn und damit die stärkste
Vergrößerungsfähigkeit (bei einer Entwicklung zu normalen
Kontrasten) auf zwei Wegen erhalten kann:
21. Der Film, den man sucht
- billig ist er jedoch nicht zu haben
Unsre hochgetriebene Forderung heißt: kornlose Vergrößerung,
z. B. eines Leica-Negativs, bis auf 30 * 40 cm (oder Herausvergrößern
von Ausschnitten, die diesem Maßstab entsprechen). Der einfache
Weg wäre natürlich der, daß man mit einem der brillant
arbeitenden 10 - 13/10° DIN-Filme arbeitet und ihn besonders kurz
entwickelt.
Das mag noch für eine Landschafts- oder Architektur-Aufnahme hingehen,
bei denen man keine hohe Empfindlichkeit braucht. Diese Allgemeinempfindlichkeit
genügt aber nicht für Schnappschüsse, insbesondere von
bewegten Objekten. d. h. wenn man schon um der Tiefenschärfe willen
einige Blendung braucht, - von der 1/100 oder 1/200 Sekunde ganz abgesehen,
die das bewegte Objekt diktiert. 16/10° DIN wären dann also
eine normale und Mindestforderung. Unter den 16/10° DIN-Filmen hätte
man sich dann einen etwas brillanter arbeitenden Film herauszusuchen,
einen Film also der schon bei sehr kurzer Entwicklung (nämlich
um der Feinheit des Korns willen) genügende Kontraste gibt.
Vorschriften echter Feinkorn-Entwickler: Seite 85ff.
Hat man dann diesen Film gefunden (die Gruppe, zu der er gehört
ist II, Seite
191), so kann es immer noch geschehen, daß einem die
Farbwiedergabe nicht gefällt oder daß sie für einen
besonderen Zweck weniger geeignet ist. Man sieht, daß der Weg
vom Knipser bis zum Manne mit den reifsten Leistungen ein sehr weiter
Weg ist. Es ist dann nötig, daß man mindestens zwei, drei
Filme aus Erfahrung durch und durch kennt. Ist man dann bei "dem"
Film angelangt, so kann es geschehen, daß ihn sein Fabrikant heimlich
nach der oder jener Richtung hin umstimmt und daß man dann ruhig
von vorn anfangen kann. Mithin wäre es u. a. zwecklos, wenn hier
Charakteristiken bestimmter Filmfabrikate gegeben würden, sie können
bereits morgen gegenstandslos sein. Das ist aber das Schöne an
der Fotografie, daß der Erfolg schwer erworben werden muß
und daß die Spitzenleistungen erkämpft sein wollen.
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22. Das "ideale" Negativ
Das ideale Negativ ist keineswegs das "zarte", an das man
mit kräftigem oder gar hartem Papier herangehen muß, sondern
noch immer das normale und eher etwas brillante, das man mit normalem
oder weichem Papier vergrößern kann. Hartes Papier führt
logischerweise wieder zu "Korn" und ist auch viel "dürrer"
in der Tonskala. Im Gegensatz zu normalen und weichen Papieren.
23. 36 Negative in Gefahr!
Jede nicht kontrollierbare Entwicklung birgt ein gewisses Gefahrenmoment.
Bei frischem Entwickler kann ein Chemikal "umgeworfen" haben,
bei gebrauchtem können kleine Unvorsichtigkeiten zu großen
Enttäuschungen führen. Eine sehr zuverlässige Methode
der Vorkontrolle ist diese: man geht davon aus, daß bei einem
korrekt entwickelten Leica-Film auch der unbrauchbare (diffus vorbelichtete)
Anfang eine ganz bestimmte Deckung hat. Dieses Stück ist nicht
durch und durch geschwärzt, sondern es zeigt (dicht ans Auge gehalten)
noch eine schwache Transparenz. Dieses Maß der Deckung dient als
Norm für eine Vorkontrolle, d. h. man entwickelt ein kleines Stück
diffus vorbelichteten Films (evtl. auch von einem 6/9-Film abgeschnitten
und vorbelichtet) in einem kleinen Entwickler-Quantum (etwa 1 ½
cm hoch in einer Mensur und diese in einem Wasserbade). Das kann bei
gedämpftem Tageslicht geschehen oder bei Zimmerbeleuchtung. Stimmte
die angenommene Entwicklungszeit, so muß das ausfixierte Stück
die obengenannte Deckung zeigen (nur Filme der Gruppe I von S.
101 sind etwas heller als nur "schwach transparent"
zu entwickeln, da ihr Silberniederschlag bräunlich ist). Durch
diese Vorkontrolle ist man vor groben Mißgriffen geschützt.
Man kann das Verfahren abkürzen, indem man nicht die End-Deckung
als Muster nimmt, sondern einen Grauton, der bereits nach der 5. oder
6. Minute entstehen muß. Dies ist jedoch schon eine Aufgabe für
Leute, die zu sauberer Laboratoriumsarbeit neigen.
Korrekte Entwicklung ist nur bei 18 - 19° C möglich!
Echter nichtfärbender Feinkorn-Entwickler: S.
86.
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24. Spezial-Entwickler
für FF-Filme
Filme, die nicht leicht zu entwickeln sind und bei denen die Entwicklungszeit
haargenau stimmen muß, sind die Filme vom Typ Isopan FF. Zwar
kann man diese Filme auch in W 665 entwickeln (siehe
S. 86), dann lassen sie sich bis auf ca. 1 m kornlos vergrößern.
Größeres Interesse hat man jedoch daran, aus diesen feinstkörnigen
Filmen die volle DIN-Zahl herauszuentwickeln, und zwar ohne daß
diese (harten) Filme in den Lichtern zu dicht werden. Bei den hierzu
angestellten Versuchen kam ich auf folgende Formel, zu der nur eine
10%ige Brenzkatechinlösung und eine 10%ige Ätznatronlösung
gehört: 500 ccm Wasser + 10 ccm Brenzkatechinlösung + 5 ccm
Ätznatronlösung. Entwicklungszeit für Isopan FF 9-10
Minuten. Belichtet wid auf 9/10° DIN.
25. Ausbleichen, Wiederentwickeln,
Zugrundeentwickeln
Hier und da werden Vorschriften gegeben, nach denen man grobkörnige
Kleinbild-Negative in feinkörnige umwandeln kann, und zwar auf
chemischem Wege durch Ausbleichen und Wiederentwickeln in Feinkorn-Vorschriften.
Hierzu kann man lediglich sagen, daß Der, dem es nicht gelungen
ist, ein Negativ feinkörnig zu entwickeln, umso weniger den stets
heiklen chemischen Prozeduren gewachsen sein wird, die mit dem Umentwickeln
verbunden sind und bei denen ein grobkörniges Negativ gern zum
vernichteten Negativ zu werden pflegt. Dann ist die auf S.
147 in Tip 21 gegebene Methode schon weit aussichtsreicher
und vor allem: gefahrlos.
26. Fixieren
Das Fixieren von Kleinbild-Negativen soll nicht übermäßig
lange und nicht in übermäßig gesäuertem Fixierbad
erfolgen. Vor allem müssen die FF-Filme der Gruppe I (Seite
101) kürzer als üblich fixiert werden, da das Silber
sonst zum Teil gelöst wird.
27. Bakterienfraß
Wird bei warmem Wetter abnorm lange gewässert, so kann Bakterienfraß
auf dem Negativ entstehen. Die Negative zeigen dann kleine angefressene
Punkte und gangartige Strukturen. Abhilfe: Man setzt dem letzten Waschwasser
einige Tropfen Karbolsäure zu.
28. Klärung des Films
Immer vorteilhaft ist vor dem Wässern des Streifens ein kurzes
Eisessig-Bad zur Klärung des Films (2-3 ccm Eisessig pro 100 ccm
Wasser). Man entfernt damit Silberschlamm, Schlieren und den leichten
Kalkbelag, den manches Leitungswasser hinterläßt.
29. Übersorgfältiges Trocknen
Sehr entscheidend ist bei Kleinbild-Negativen das allersorgfältigste
Trocknen. Staub- und vor allem Gelatine-Partikel, die man mit bloßem
Auge nicht sieht, können die Vergrößerungsfähigkeit
ganzer Filmstreifen in Frage stellen. Am besten verzichtet man auf das
oft empfohlene Abstreifen des überschüssigen Wassers mit Hilfe
eines feuchten Rehleders oder Viscoseschwammes, denn gerade dadurch
werden sehr leicht Gelatine-Partikel von den Rändern oder von der
Perforation abgerissen und auf dem Film verteilt. Man verfährt
am besten folgendermaßen: der energisch abgebrannte Filmstreifen
wird tropfnaß in einem staubfreien und wenig betretenen Zimmer
nach unten hängend zum Abtropfen aufgehängt. Nach etwa 10-15
Minuten saugt man die Tropfen, die sich inzwischen angesammelt haben,
mit einem schwach feuchten (ausgedrückten) Rehleder vorsichtig
ab. Falls nötig wird das nach einigen Minuten wiederholt. Soweit
man nicht über Nacht trocknet, betritt man das Zimmer, in dem der
Film hängt, möglichst einige Stunden lang nicht. Dieses scheinbar
übervorsichtige Verfahren hat im Gefolge, daß man dann absolut
saubere Negative erhält und sich Retuschen erspart, die (insbesondere
bei Hochglanzbildern) manchmal Geschick erfordern und selten gut aussehen.
Das "übervorsichtige" Trocknungsverfahren ist insbesondere
dann nötig, wenn es sich um Negative handelt, die dem Objekt nach
große einheitlich getönte Flächen zeigen (Himmel, Wasser,
Schnee usw.). Gänzlich verkehrt wäre das Trocknen mit dem
Föhn, - der Luftstrahl reißt Staubteilchen aus der Umgebung
mit sich und schleudert sie tief in die Schicht hinein. Im übrigen
sind auch die Fliegen Freunde trocknender Filme. Sie fressen Gelatine
sehr gern.
Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein-Negativ
seine Stärken und - seine Schwächen auf.
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30. Alkohol-Trocknung
Platten kann man in Alkohol trocknen. Filme jedoch nicht. Wenigstens
nicht ohne weiteres. Das Zelluloid mancher Fabrikate löst sich
bei Alkohol-Behandlung in Wohlgefallen auf, nur einige Fabrikate sind
etwas widerstandsfähiger. In den günstigeren Fällen rollt
sich dann das Filmband beim Trocknen in der Querrichtung und wird zu
einer Art Spazierstock.
31. Fingerspuren
Ein trockenes Kleinbild-Negativ darf stets nur am Rande angefaßt
werden. Auch wer trockene Hände zu haben glaubt, kann nach Jahr
und Tag feststellen, daß er damals keine trockenen Finger hatte,
- inzwischen aber haben sich die Schweißspuren tief in die Schicht
eingefressen und dunkle Flecken gebildet (s.
S. 236).
Fabrikationsfehler
Allerdings kann Fleckenbildung gelegentlich auch andere Gründe
haben. Sie hängen mit dem sogenannten Substrat zusammen, d. h.
mit der Art des Substrates. Bei der Fabrikation muß nämlich
das Zelluloid in gewissem Maße aufgerauht werden, damit es sich
mit der lichtempfindlichen Emulsion verbindet. das geschieht durch das
Substrat. Wird das veraltete Verfahren mit sauren Substraten angewendet,
so kann die Säure im Laufe der Zeit aus dem Schichtträger,
dem Zelluloids, Kohlensäure entwickeln. Die Kohlensäure bildet
dann kleine Bläschen, die eventuell erst nach Jahren platzen. Neuerdings
wird im allgemeinen nur noch alkalisch auf dem Wege der Verseifung aufgerauht.
Wird dann das alkalische Substrat etwas zu dick aufgetragen, so wird
des Zelluloids zu stark angegriffen und es bilden sich Stellen, die
von der Emulsion nicht bedeckt werden, die also "angeborene"Luftblasen
darstellen. Meist sind sie allerdings so klein, daß sie bei der
Vergrößerung nicht stören.
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B. Fehl-Erscheinungen
Farbschleier, Behandlung verschmutzter
und verkratzter Klein-Negative
( Siehe auch "Alle möglichen Fehler " , S
. 234 ff . )
32. Verunreinigungen
Findet man bei getrockneten Filmen, die auf der Rückseite keinen
Gelatineguß, sondern nur das blanke Zelluloid zeigen, rückwärts
tropfenförmig begrenzte Verunreinigungen (Kalk und Salze des Leitungswassers),
so legt man den Film mit der Schicht auf eine glatte Fläche und
reibt ihn vorsichtig mit einem Wattebausch ab, der mit Brennspiritus
getränkt und dann ausgedrückt ist. Auch weiches Leder kann
Kratzer geben. Watte ist sicherer. Unterläßt man das Reinigen,
so treten dann störende Stellen bei der Vergrößerung
auf. Oft genügt auch Anhauchen und Abreiben mit Watte.
33. Verschmutzungen und kleinere
Kratzer entfernt man, indem man den Film auf eine glatte Unterlage legt
und ihn mit einem Wattebausch bestreicht, der mit Tetrachlorkohlenstoff
(Benzinoform) getränkt ist. Darauf wird der Film mit dem fast restlos
ausgedrückten Wattebausch vorsichtig abgetrocknet. Über Blasenbildung
in der Schicht siehe S.
106. Über die Behandlung stark verkratzter Negative
beim Vergrößern siehe S.
145.
34. Eingetrocknete Wassertropfen
(meist mit dunklen Rändern) lassen sich häufig durch 24stündiges
Wässern entfernen, sofern der Fleck nicht zu alt ist. Ein trockenes
Negativ, das einen Wasserspritzer erhalten hat, soll man sofort wässern,
da sonst der Trockenrand unvermeidlich ist. Über tropfenförmig
begrenzte Rückstände von kalkhaltigen Wasser siehe Tip
32.
35. Gelbschleier (Ursache: Fixiernatronspuren
im Entwickler oder altes oder zu wenig gesäuertes Fixierbad oder
ungenügendes Abspülen vorm Fixieren): Baden in Hauff-Thiocarbamid-Lösung
(fertig als Klärpatrone erhältlich) u. U. stundenlang.
Nach jeder Schleierbehandlung ist nochmals zu wässern.
36. Dichroitischer Schleier (zweifarbig
schillernd), Ursache zumeist: beträchtliche Mengen Fixiernatron
im Entwickler. In leichteren Fällen hilft ebenfalls Thiocarbamid,
in schwereren Baden in einer 5%igen Senol-Lösung. Die nach diesem
Bade noch verbleibenden Schleierreste werden im Bade vorsichtig mit
einem Wattebausch entfernt. Darauf wässern.
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37. Farbschleier als Rückstand
der Lichthofschicht (beim Vergrößern jedoch ohne Belang):
Rotfärbung verschwindet meist in frisch angesetztem saurem Fixierbad.
Andernfalls Baden in 10%iger saurer Sulfitlauge (konz. Natriumbisulfit).
Wässern. Der bläuliche Schleier panchromatischer Schichten
wird jedoch bei Behandlung mit Säure noch intensiver. Er verschwindet
in einem Wasserbade, dem einige Tropfen Ammoniak zugesetzt werden, oft
auch schon in einer ca. 5 - 10%igen Sodalösung. Auch dieser Schleier
ist praktisch unerheblich, soweit er nicht fleckig auftritt.
38. Farbschleier als Rückstand
des Pinakryptol-Farbstoffes (Desensitierungsvorbad s.
S. 98) verschwinden in einem 2 - 3%igen Eisessig- oder Salzsäurebad.
Wässern.
39. Kalkschleier, grauer Belag, durch
kalkhaltiges Wasser verursacht, verschwindet gleichfalls in 2-3%igem
Eisessig- oder Salzsäurebad. Kommt hierbei die Blaufärbung
panchromatischen Materials sehr stark oder gar fleckig zum Vorschein:
Nachbehandlung im Soda- oder Ammoniakbade, s. oben. Wässern.
40. Silbergrauer Schleier, ähnlich
dem Kalkschleier, meist durch selbstangesetzte Feinkorn-Entwickler hervorgerufen,
läßt sich durch Spülen in einem 2-3%igen Eisessigbade
entfernen.
41. Farbschleier lange gelagerter Negative verschwindet, wenn
man das Negativ mit Wasser abreibt, die mit etwas Methyl-Alkohol getränkt
ist.
C . Negativ-Retusche
42. Es ist klar, daß Klein-Negative
in den meisten Fällen überhaupt nicht zu retuschieren sind.
Ist eine Retusche unbedingt nötig (starke Verschrammungen, Verletzungen
der Schicht usw.), so kann man sich auf einem Umweg helfen: man vergrößert
das Klein-Negativ auf Agfa-Duplikat-Film 9/12 und hat an Hand des großen
Duplikat-Negativs sehr leicht die Möglichkeit zu Retuschen mit
Abdeckfarbe oder zu Lasuren mit dem roten Farbstoff Neucoccin. (Neucoccin
wird in dünnen Lasuren mit weichem Pinsel auf die schwach feuchte
Schicht aufgetragen.) Man kann bei der Retusche von Klein-Negativen
auch so verfahren, daß man das Duplikat-Negativ nicht direkt (auf
Duplikat-Film) herstellt, sondern daß man es zunächst auf
eine Platte zum 9/12-Positiv vergrößert und daß man
von diesem Positiv (durch Belichten im Kopierrahmen) ein 9/12-Negativ
abnimmt. Man hat dann sowohl beim ddPositiv wie beim Negativ die Möglichkeit
zu Retuschen. Diese Methode setzt allerdings entwicklungstechnische
Erfahrungen voraus (s.
S. 219).
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