15. Schema der Beziehungen zwischen Allgemeinempfindlichkeit - Entwicklerart - Korn-Struktur.

Das Schema zeigt, in welcher Weise die Korngröße sowohl von der Filmempfindlichkeit wie vom Charakter des Entwicklers gleichzeitig bestimmt wird. Eine grobkörnige Schicht läßt sich feinkörnig entwickeln und eine feinkörnige relativ grobkörnig.

16. Entscheidend: die Entwicklungs-ZEIT!
Ein ausgezeichneter Film kann in Verbindung mit einem ausgezeichneten Feinkornentwickler auch bei tadelloser Belichtung vollkommen vorbeientwickelt werden. Es können sowohl ausgesprochen harte wie viel zu weiche Negative entstehen. Von entscheidender Bedeutung ist nämlich die Entwicklungszeit. Niedriger empfindliche Filme entwickeln hart, dürfen also nur kurz entwickelt werden. Höchstempfindliche Filme würden mit einer "normalen" Entwicklungszeit viel zu weich. Wenn man auf den Packungen fertiger Feinkorn-Entwickler z. B. liest "Entwicklungszeit 8 - 18 Minuten", so ist das etwas wenig. Sehr genaue Angaben werden dem Entwickler "W665 (Perutz) mitgegeben. Jeder Entwickler arbeitet natürlich mit Bezug auf seine Entwicklungszeit individuell.
Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein-Negativ seine Stärken - und seine Schwächen auf.

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17. Tabelle der relativen Entwicklungszeiten

 
Verhältniszahlen für die Entwicklungszeiten
GRUPPE I (brillant arbeitende, niedrig empfindliche Filme)
3
Kodak EF (Kinofilm u. 6/9 Film)
Isopan FF (Kinofilm u. 6/9 Film)  
Perutz Pergrano (Kinofilm u. 6/9 Film)
4
GRUPPE II (kräftig arbeitende Filme)  
Panatomie  
Mimosa.-Panchroma F  
Neo-Persenso
5
*Isopan u. Isochrom F (Kinofilm)  
Zeiß Ikon Panchrom (Kinofilm)  
Perpantic  
Bessapan  
GRUPPE III (normal bis etwas weich arbeitende Filme)  
Isopan ISS (Kinofilm)
5
Zeiß Ikon Panchrom 6/9  
Isopan F 6/9  
Kodak SS  
Zeiß Ikon ortho
7
Bessapan F  
Peromnia  
GRUPPE IV (weich arbeitende Filme)  
Isopan ISS (6/9)··
8
Mimosa-Extrema  
Isopan Ultra
9

Die Angaben ohne Gewähr für mögliche fabrikatorische Änderungen der Emulsionen.

Die Tabelle ist so zu verstehen, daß man danach die Entwicklungszeit (mit einem beliebigen Entwickler) annähernd ermitteln kann. Jeder Gruppe ist eine Zahl beigegeben, aus der man ersieht, wie sich die Entwicklungszeiten für die verschiedenen Gruppen zueinander verhalten. Die Gruppe II hat z. B. die Zahl 5, die Gruppe III die Zahl 7. Der Film aus Gruppe III müßte demnach um soviel länger entwickelt werden, wie sich 7 zu 5 verhält, nämlich um 2/5 länger als ein Film der Gruppe II.


*Zartere Negative von Isopan F und Isochrom F (Kinofilm) mit Faktor 4.
** Zartere Negative von Isopan ISS mit Faktor 7.

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Die Gruppe II enthält die Filme, die man mit "etwas kräftiger arbeitend" bezeichnet. Die Gruppe III enthält die Filme, die man als "normal bis weich arbeitend" bezeichnet. Nur auf die Gruppen II und III beziehen sich auch die entsprechenden Textstellen dieses Buches. Außenseiter sind die Gruppen I und I, I arbeitet sehr kräftig und muß entsprechend kurz entwickelt werden. IV arbeitet weich (Man sieht, daß sich die Entwicklungszeiten zwischen I und IV bereits wie ! : 3 verhalten!).

Die Verhältniszahlen geben nur einen Anhalt. Das gewünschte Ergebnis ist auch abhängig vom persönlichen Geschmack. Außerdem kann die Gradation eines bestimmten Films Schwankungen unterliegen.

18. An dieser Stelle das kurze Kapitel über "Gradation" (S. 123ff.) zu lesen, wäre Jedem zu empfehlen, der das Nachfolgende nicht nur zur Kenntnis nehmen will.

19. Der Kern des Feinkorn-Problems
Man wird schnell herausfinden, daß eine aufs höchste gesteigerte Technik der Kleinbild-Fotografie ein ganzes Teil mehr Scharfsinn und Fingerspitzengefühl verlangt als dies früher nötig war. Die scheinbar so mechanische Dosen- und Tankentwicklung birgt noch weitere Komplikationen. Feinheit des Korns ist alles. Aber torzt feinen Korns soll die Gradation brauchbar sein, nicht zu weich, nicht zu hart. butterweiche Filme mit abnorm feinem Korn zu entwickeln ist eine Kleinigkeit, indem man einfach besonders kurz entwickelt. aber der Gewinn wäre null, da man dann ja auf hart arbeitenden Papieren vergrößern muß und damit das Korn wieder in Erscheinung tritt. das Kunststück besteht darin, daß man aufeinander abstimmt:
die individuelle gradation des Films,
die für diese Gradation erforderliche günstigste Entwicklungszeit,
#das feinste hierbei erreichbare Korn.
Wenigstens beim Leicaformat fängt es hier an, komplizierter zu werden.

20. Entwicklungs-Zeit, Korn und Kontrast
Die nachfolgende Tabelle zeigt, von welch entscheidender Bedeutung hierbei die Entwicklungszeit ist. Aus dieser Tabelle werden wir dann die Konsequenzen ziehen, die sich für die höchsten Ansprüche ergeben (selbstverständlich "echte" Feinkorn-Entwicklung vorausgesetzt.
Korrekte Entwicklung ist nur bei 18 - 19° C möglich.

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Kurze Entwicklungszeit Mittl. Entwicklungszeit Lange Entwicklungszeit
Weich arbeitende Filme,meist 19 - 21/10° DIN(Gruppe III insbes.IV) kontrastlos,Korn sehr fein "zartes" Neg.Korn genügend fein normale Kontraste, Korn grob
Kräftiger arbeitende Filme,meist 14 - 17/10° DIN(Gruppe II) "zartes" Neg.Korn außerordentlich fein normale Kontraste, Korn sehr fein zu kontrastreich, Korn genügend fein
Brillant arbeitende Filme,meist 10 - 13/10° DIN(Gruppe I) normale Kontraste, Korn praktisch nicht vorhanden etwas zu kontrastreich, Korn außerordentlich fein hart, Korn sehr fein

Diese Tabelle zeigt die Gesetzmäßigkeiten auf, mit denen man zu rechnen hat. Zugrundegelegt ist ein Aufnahmeobjekt mittlerer Kontraste. Die Konsequenz, die man aus der Tabelle zu ziehen hätte, wäre wohl die, daß man das feinste Korn und damit die stärkste Vergrößerungsfähigkeit (bei einer Entwicklung zu normalen Kontrasten) auf zwei Wegen erhalten kann:

21. Der Film, den man sucht - billig ist er jedoch nicht zu haben
Unsre hochgetriebene Forderung heißt: kornlose Vergrößerung, z. B. eines Leica-Negativs, bis auf 30 * 40 cm (oder Herausvergrößern von Ausschnitten, die diesem Maßstab entsprechen). Der einfache Weg wäre natürlich der, daß man mit einem der brillant arbeitenden 10 - 13/10° DIN-Filme arbeitet und ihn besonders kurz entwickelt.
Das mag noch für eine Landschafts- oder Architektur-Aufnahme hingehen, bei denen man keine hohe Empfindlichkeit braucht. Diese Allgemeinempfindlichkeit genügt aber nicht für Schnappschüsse, insbesondere von bewegten Objekten. d. h. wenn man schon um der Tiefenschärfe willen einige Blendung braucht, - von der 1/100 oder 1/200 Sekunde ganz abgesehen, die das bewegte Objekt diktiert. 16/10° DIN wären dann also eine normale und Mindestforderung. Unter den 16/10° DIN-Filmen hätte man sich dann einen etwas brillanter arbeitenden Film herauszusuchen, einen Film also der schon bei sehr kurzer Entwicklung (nämlich um der Feinheit des Korns willen) genügende Kontraste gibt.
Vorschriften echter Feinkorn-Entwickler: Seite 85ff.
Hat man dann diesen Film gefunden (die Gruppe, zu der er gehört ist II, Seite 191), so kann es immer noch geschehen, daß einem die Farbwiedergabe nicht gefällt oder daß sie für einen besonderen Zweck weniger geeignet ist. Man sieht, daß der Weg vom Knipser bis zum Manne mit den reifsten Leistungen ein sehr weiter Weg ist. Es ist dann nötig, daß man mindestens zwei, drei Filme aus Erfahrung durch und durch kennt. Ist man dann bei "dem" Film angelangt, so kann es geschehen, daß ihn sein Fabrikant heimlich nach der oder jener Richtung hin umstimmt und daß man dann ruhig von vorn anfangen kann. Mithin wäre es u. a. zwecklos, wenn hier Charakteristiken bestimmter Filmfabrikate gegeben würden, sie können bereits morgen gegenstandslos sein. Das ist aber das Schöne an der Fotografie, daß der Erfolg schwer erworben werden muß und daß die Spitzenleistungen erkämpft sein wollen.

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22. Das "ideale" Negativ
Das ideale Negativ ist keineswegs das "zarte", an das man mit kräftigem oder gar hartem Papier herangehen muß, sondern noch immer das normale und eher etwas brillante, das man mit normalem oder weichem Papier vergrößern kann. Hartes Papier führt logischerweise wieder zu "Korn" und ist auch viel "dürrer" in der Tonskala. Im Gegensatz zu normalen und weichen Papieren.

23. 36 Negative in Gefahr!
Jede nicht kontrollierbare Entwicklung birgt ein gewisses Gefahrenmoment. Bei frischem Entwickler kann ein Chemikal "umgeworfen" haben, bei gebrauchtem können kleine Unvorsichtigkeiten zu großen Enttäuschungen führen. Eine sehr zuverlässige Methode der Vorkontrolle ist diese: man geht davon aus, daß bei einem korrekt entwickelten Leica-Film auch der unbrauchbare (diffus vorbelichtete) Anfang eine ganz bestimmte Deckung hat. Dieses Stück ist nicht durch und durch geschwärzt, sondern es zeigt (dicht ans Auge gehalten) noch eine schwache Transparenz. Dieses Maß der Deckung dient als Norm für eine Vorkontrolle, d. h. man entwickelt ein kleines Stück diffus vorbelichteten Films (evtl. auch von einem 6/9-Film abgeschnitten und vorbelichtet) in einem kleinen Entwickler-Quantum (etwa 1 ½ cm hoch in einer Mensur und diese in einem Wasserbade). Das kann bei gedämpftem Tageslicht geschehen oder bei Zimmerbeleuchtung. Stimmte die angenommene Entwicklungszeit, so muß das ausfixierte Stück die obengenannte Deckung zeigen (nur Filme der Gruppe I von S. 101 sind etwas heller als nur "schwach transparent" zu entwickeln, da ihr Silberniederschlag bräunlich ist). Durch diese Vorkontrolle ist man vor groben Mißgriffen geschützt. Man kann das Verfahren abkürzen, indem man nicht die End-Deckung als Muster nimmt, sondern einen Grauton, der bereits nach der 5. oder 6. Minute entstehen muß. Dies ist jedoch schon eine Aufgabe für Leute, die zu sauberer Laboratoriumsarbeit neigen.

Korrekte Entwicklung ist nur bei 18 - 19° C möglich! Echter nichtfärbender Feinkorn-Entwickler: S. 86.

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24. Spezial-Entwickler für FF-Filme
Filme, die nicht leicht zu entwickeln sind und bei denen die Entwicklungszeit haargenau stimmen muß, sind die Filme vom Typ Isopan FF. Zwar kann man diese Filme auch in W 665 entwickeln (siehe S. 86), dann lassen sie sich bis auf ca. 1 m kornlos vergrößern. Größeres Interesse hat man jedoch daran, aus diesen feinstkörnigen Filmen die volle DIN-Zahl herauszuentwickeln, und zwar ohne daß diese (harten) Filme in den Lichtern zu dicht werden. Bei den hierzu angestellten Versuchen kam ich auf folgende Formel, zu der nur eine 10%ige Brenzkatechinlösung und eine 10%ige Ätznatronlösung gehört: 500 ccm Wasser + 10 ccm Brenzkatechinlösung + 5 ccm Ätznatronlösung. Entwicklungszeit für Isopan FF 9-10 Minuten. Belichtet wid auf 9/10° DIN.

25. Ausbleichen, Wiederentwickeln, Zugrundeentwickeln
Hier und da werden Vorschriften gegeben, nach denen man grobkörnige Kleinbild-Negative in feinkörnige umwandeln kann, und zwar auf chemischem Wege durch Ausbleichen und Wiederentwickeln in Feinkorn-Vorschriften. Hierzu kann man lediglich sagen, daß Der, dem es nicht gelungen ist, ein Negativ feinkörnig zu entwickeln, umso weniger den stets heiklen chemischen Prozeduren gewachsen sein wird, die mit dem Umentwickeln verbunden sind und bei denen ein grobkörniges Negativ gern zum vernichteten Negativ zu werden pflegt. Dann ist die auf S. 147 in Tip 21 gegebene Methode schon weit aussichtsreicher und vor allem: gefahrlos.

26. Fixieren
Das Fixieren von Kleinbild-Negativen soll nicht übermäßig lange und nicht in übermäßig gesäuertem Fixierbad erfolgen. Vor allem müssen die FF-Filme der Gruppe I (Seite 101) kürzer als üblich fixiert werden, da das Silber sonst zum Teil gelöst wird.

27. Bakterienfraß
Wird bei warmem Wetter abnorm lange gewässert, so kann Bakterienfraß auf dem Negativ entstehen. Die Negative zeigen dann kleine angefressene Punkte und gangartige Strukturen. Abhilfe: Man setzt dem letzten Waschwasser einige Tropfen Karbolsäure zu.
28. Klärung des Films
Immer vorteilhaft ist vor dem Wässern des Streifens ein kurzes Eisessig-Bad zur Klärung des Films (2-3 ccm Eisessig pro 100 ccm Wasser). Man entfernt damit Silberschlamm, Schlieren und den leichten Kalkbelag, den manches Leitungswasser hinterläßt.

29. Übersorgfältiges Trocknen
Sehr entscheidend ist bei Kleinbild-Negativen das allersorgfältigste Trocknen. Staub- und vor allem Gelatine-Partikel, die man mit bloßem Auge nicht sieht, können die Vergrößerungsfähigkeit ganzer Filmstreifen in Frage stellen. Am besten verzichtet man auf das oft empfohlene Abstreifen des überschüssigen Wassers mit Hilfe eines feuchten Rehleders oder Viscoseschwammes, denn gerade dadurch werden sehr leicht Gelatine-Partikel von den Rändern oder von der Perforation abgerissen und auf dem Film verteilt. Man verfährt am besten folgendermaßen: der energisch abgebrannte Filmstreifen wird tropfnaß in einem staubfreien und wenig betretenen Zimmer nach unten hängend zum Abtropfen aufgehängt. Nach etwa 10-15 Minuten saugt man die Tropfen, die sich inzwischen angesammelt haben, mit einem schwach feuchten (ausgedrückten) Rehleder vorsichtig ab. Falls nötig wird das nach einigen Minuten wiederholt. Soweit man nicht über Nacht trocknet, betritt man das Zimmer, in dem der Film hängt, möglichst einige Stunden lang nicht. Dieses scheinbar übervorsichtige Verfahren hat im Gefolge, daß man dann absolut saubere Negative erhält und sich Retuschen erspart, die (insbesondere bei Hochglanzbildern) manchmal Geschick erfordern und selten gut aussehen. Das "übervorsichtige" Trocknungsverfahren ist insbesondere dann nötig, wenn es sich um Negative handelt, die dem Objekt nach große einheitlich getönte Flächen zeigen (Himmel, Wasser, Schnee usw.). Gänzlich verkehrt wäre das Trocknen mit dem Föhn, - der Luftstrahl reißt Staubteilchen aus der Umgebung mit sich und schleudert sie tief in die Schicht hinein. Im übrigen sind auch die Fliegen Freunde trocknender Filme. Sie fressen Gelatine sehr gern.

Erst unter zehnfach vergrößernder Lupe deckt das Klein-Negativ seine Stärken und - seine Schwächen auf.

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30. Alkohol-Trocknung
Platten kann man in Alkohol trocknen. Filme jedoch nicht. Wenigstens nicht ohne weiteres. Das Zelluloid mancher Fabrikate löst sich bei Alkohol-Behandlung in Wohlgefallen auf, nur einige Fabrikate sind etwas widerstandsfähiger. In den günstigeren Fällen rollt sich dann das Filmband beim Trocknen in der Querrichtung und wird zu einer Art Spazierstock.

31. Fingerspuren
Ein trockenes Kleinbild-Negativ darf stets nur am Rande angefaßt werden. Auch wer trockene Hände zu haben glaubt, kann nach Jahr und Tag feststellen, daß er damals keine trockenen Finger hatte, - inzwischen aber haben sich die Schweißspuren tief in die Schicht eingefressen und dunkle Flecken gebildet (s. S. 236).
Fabrikationsfehler
Allerdings kann Fleckenbildung gelegentlich auch andere Gründe haben. Sie hängen mit dem sogenannten Substrat zusammen, d. h. mit der Art des Substrates. Bei der Fabrikation muß nämlich das Zelluloid in gewissem Maße aufgerauht werden, damit es sich mit der lichtempfindlichen Emulsion verbindet. das geschieht durch das Substrat. Wird das veraltete Verfahren mit sauren Substraten angewendet, so kann die Säure im Laufe der Zeit aus dem Schichtträger, dem Zelluloids, Kohlensäure entwickeln. Die Kohlensäure bildet dann kleine Bläschen, die eventuell erst nach Jahren platzen. Neuerdings wird im allgemeinen nur noch alkalisch auf dem Wege der Verseifung aufgerauht. Wird dann das alkalische Substrat etwas zu dick aufgetragen, so wird des Zelluloids zu stark angegriffen und es bilden sich Stellen, die von der Emulsion nicht bedeckt werden, die also "angeborene"Luftblasen darstellen. Meist sind sie allerdings so klein, daß sie bei der Vergrößerung nicht stören.

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B. Fehl-Erscheinungen

Farbschleier, Behandlung verschmutzter und verkratzter Klein-Negative
( Siehe auch "Alle möglichen Fehler " , S . 234 ff . )

32. Verunreinigungen
Findet man bei getrockneten Filmen, die auf der Rückseite keinen Gelatineguß, sondern nur das blanke Zelluloid zeigen, rückwärts tropfenförmig begrenzte Verunreinigungen (Kalk und Salze des Leitungswassers), so legt man den Film mit der Schicht auf eine glatte Fläche und reibt ihn vorsichtig mit einem Wattebausch ab, der mit Brennspiritus getränkt und dann ausgedrückt ist. Auch weiches Leder kann Kratzer geben. Watte ist sicherer. Unterläßt man das Reinigen, so treten dann störende Stellen bei der Vergrößerung auf. Oft genügt auch Anhauchen und Abreiben mit Watte.

33. Verschmutzungen und kleinere Kratzer entfernt man, indem man den Film auf eine glatte Unterlage legt und ihn mit einem Wattebausch bestreicht, der mit Tetrachlorkohlenstoff (Benzinoform) getränkt ist. Darauf wird der Film mit dem fast restlos ausgedrückten Wattebausch vorsichtig abgetrocknet. Über Blasenbildung in der Schicht siehe S. 106. Über die Behandlung stark verkratzter Negative beim Vergrößern siehe S. 145.

34. Eingetrocknete Wassertropfen (meist mit dunklen Rändern) lassen sich häufig durch 24stündiges Wässern entfernen, sofern der Fleck nicht zu alt ist. Ein trockenes Negativ, das einen Wasserspritzer erhalten hat, soll man sofort wässern, da sonst der Trockenrand unvermeidlich ist. Über tropfenförmig begrenzte Rückstände von kalkhaltigen Wasser siehe Tip 32.

35. Gelbschleier (Ursache: Fixiernatronspuren im Entwickler oder altes oder zu wenig gesäuertes Fixierbad oder ungenügendes Abspülen vorm Fixieren): Baden in Hauff-Thiocarbamid-Lösung (fertig als Klärpatrone erhältlich) u. U. stundenlang.

Nach jeder Schleierbehandlung ist nochmals zu wässern.

36. Dichroitischer Schleier (zweifarbig schillernd), Ursache zumeist: beträchtliche Mengen Fixiernatron im Entwickler. In leichteren Fällen hilft ebenfalls Thiocarbamid, in schwereren Baden in einer 5%igen Senol-Lösung. Die nach diesem Bade noch verbleibenden Schleierreste werden im Bade vorsichtig mit einem Wattebausch entfernt. Darauf wässern.

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37. Farbschleier als Rückstand der Lichthofschicht (beim Vergrößern jedoch ohne Belang): Rotfärbung verschwindet meist in frisch angesetztem saurem Fixierbad. Andernfalls Baden in 10%iger saurer Sulfitlauge (konz. Natriumbisulfit). Wässern. Der bläuliche Schleier panchromatischer Schichten wird jedoch bei Behandlung mit Säure noch intensiver. Er verschwindet in einem Wasserbade, dem einige Tropfen Ammoniak zugesetzt werden, oft auch schon in einer ca. 5 - 10%igen Sodalösung. Auch dieser Schleier ist praktisch unerheblich, soweit er nicht fleckig auftritt.

38. Farbschleier als Rückstand des Pinakryptol-Farbstoffes (Desensitierungsvorbad s. S. 98) verschwinden in einem 2 - 3%igen Eisessig- oder Salzsäurebad. Wässern.

39. Kalkschleier, grauer Belag, durch kalkhaltiges Wasser verursacht, verschwindet gleichfalls in 2-3%igem Eisessig- oder Salzsäurebad. Kommt hierbei die Blaufärbung panchromatischen Materials sehr stark oder gar fleckig zum Vorschein: Nachbehandlung im Soda- oder Ammoniakbade, s. oben. Wässern.

40. Silbergrauer Schleier, ähnlich dem Kalkschleier, meist durch selbstangesetzte Feinkorn-Entwickler hervorgerufen, läßt sich durch Spülen in einem 2-3%igen Eisessigbade entfernen.

41. Farbschleier lange gelagerter Negative verschwindet, wenn man das Negativ mit Wasser abreibt, die mit etwas Methyl-Alkohol getränkt ist.

 

C . Negativ-Retusche


42. Es ist klar, daß Klein-Negative in den meisten Fällen überhaupt nicht zu retuschieren sind. Ist eine Retusche unbedingt nötig (starke Verschrammungen, Verletzungen der Schicht usw.), so kann man sich auf einem Umweg helfen: man vergrößert das Klein-Negativ auf Agfa-Duplikat-Film 9/12 und hat an Hand des großen Duplikat-Negativs sehr leicht die Möglichkeit zu Retuschen mit Abdeckfarbe oder zu Lasuren mit dem roten Farbstoff Neucoccin. (Neucoccin wird in dünnen Lasuren mit weichem Pinsel auf die schwach feuchte Schicht aufgetragen.) Man kann bei der Retusche von Klein-Negativen auch so verfahren, daß man das Duplikat-Negativ nicht direkt (auf Duplikat-Film) herstellt, sondern daß man es zunächst auf eine Platte zum 9/12-Positiv vergrößert und daß man von diesem Positiv (durch Belichten im Kopierrahmen) ein 9/12-Negativ abnimmt. Man hat dann sowohl beim ddPositiv wie beim Negativ die Möglichkeit zu Retuschen. Diese Methode setzt allerdings entwicklungstechnische Erfahrungen voraus (s. S. 219).

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