Weshalb bewirkt die Blende Tiefenschärfe?
Man ist gewöhnt, als angenehme Schicksalfügung hinzunehmen,
daß die Blende Tiefenschärfe bewirkt. Doch ist dieser physikalische
Vorgang keineswegs geheimnisvoll und kennt man ihn, so erhellt er auch
noch manche andre Dunkelheit. Wir führen bei unsrer Untersuchung
einen weiteren fotografischen Begriff ein: den Unschärfenkreis.
Ihn zu erklären, bauen wir uns zunächst ein Modell, das Modell
einer primitiven fotografischen Apparatur.
1) |
In einiger Entfernung von der Sammel-Linse (also links außerhalb
der Zeichnung) muß man sich einen leuchtenden Punkt denken. Die
Linse ist scharf auf den leuchtenden Punkt eingestellt, bildet ihn also
auch punktförmig ab. Man sieht, wie der Strahlenkegel mit seiner
Spitze (dem Punkt) den Auffangschirm (Mattscheibe, Platte, Film) trifft.
Zwischen der Linse und dem leuchtenden Punkt soll sich aber noch ein
weiterer leuchtender Punkt befinden.
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Dieser Punkt 2 liegt der Linse also näher. Und da er nicht scharf
eingestellt ist, wird er auch nicht scharf abgebildet. Da er näher
zur Linse liegt, würde er mehr Auszug (eine längere Bildweite)
erfordern. Solange der Abstand der Auffangschirm-Linse aber unverändert
bleibt, fällt der Brennpunkt von Pkt. 2 infolgedessen hinter den
Auffangschirm. Man sieht, wie sich dann alle Strahlen erst hinter dem
Schirm auf einem Punkt vereinen. Und trotzdem wird auch dieser Punkt
abgebildet, - doch nicht als Punkt, sondern als unscharf begrenzte Scheibe,
also größer und auch weniger hell als der Punkt. Und diese
Scheibe ist der Zerstreuungskreis. Jeder irgendwo im Bilde liegender
Punkt, auf den nicht scharf eingestellt ist, bildet einen Zerstreuungskreis
(wir kennen Zerstreuungskreise aus dem täglichen Leben gut: die
Sonnenkringel, die durch ein Blätterdach fallen, sind Zerstreuungskreise.
Die Lücken zwischen den Blättern wirken dabei als Loch-Objektiv,
s.
S. 11).
Die Zerstreuungskreise müssen verkleinert werden!
Dann ist es nur logisch, weiterzufolgern: gelingt es, die Zerstreuungskreise
mit irgendwelchen Mitteln zu verkleinern, so nähert man sich damit
mehr oder weniger der scharfen Abbildung. Ganz nebenbei wird man sich
auch noch sagen: je weiter weg ein nicht scharf eingestellter Punkt
vom scharf eingestellten liegt, um so größer wird sein Zerstreuungskreis
sein. Also wird man stets die kleinsten Zerstreuungskreise in der Nähe
der eingestellten Entfernung bekommen. (Die bekannte Erfahrung: je "falscher"
eingestellt, um so unschärfer das Bild.) Damit die Zeichnung einfach
bleibt, haben wir als Pkt. 2 (als nicht scharf eingestellten) einen
zur Linse näher liegenden genommen. Die gleiche Erscheinung wiederholt
sich natürlich, wenn ein Punkt hinter dem eingestellten liegt,
also jenseits Pkt. 1. Sein Brennpunkt liegt dann vor dem Auffangschirm
(der Auszug, die Bildweite für ihn wird kürzer, wie stets
bei Einstellung auf fernere Gegenstände). Wird er dann überhaupt
abgebildet, wenn auch unscharf? Ja, denn das Strahlenbündel läuft
in einer Kegelspitze zusammen, die Strahlen schneiden sich aber nur
in der Kegelspitze und laufen dann wieder auseinander, s. Abb. 9. Was
im ersten Fall rückwärts des Auffangschirmes geschah, geschieht
jetzt vor ihm, und nun bildet der "umgekehrte" Strahlenkegel
ebenfalls einen Unschärfenkreis auf dem Auffangschirm. Ehe wir
nun untersuchen, auf welche Weise man Unschärfenkreise verkleinern
kann, sehen wir uns an, wie ein solcher Unschärfenkreis von vorn
aussieht (auf der Mattscheibe, der Platte, dem Film). Unschärfenkreis
und Zerstreuungskreis sind übrigens beides Bezeichnungen für
die nämliche Sache.
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2) |
Links ein scharf eingestellter
und somit scharf abgebildeter Punkt. In der Mitte ein Unschärfenkreis,
der sich aus einem Punkt gebildet hat, der noch in einiger Nähe
der Einstellentfernung liegt (größer, dunkler, unscharfe
Kontur). Rechts der Zerstreuungskreis eines Punktes, der noch weiter
weg von der Einstell-Entfernung liegt (noch größer, noch
dunkler, noch unschärfer). |
3) |
Dementsprechend sieht dann
eine Linie bzw. die Begrenzung einer Fläche aus. |
Mit unserm Modell kommen wir hinter noch weitere Linsengeheimnisse.
Weiter vereinfacht stellt unser Modell die eben besprochene Erscheinung
folgendermaßen dar:
 |
4) |
Scharf eingestellt auf Pkt. 1. Was geschieht mit den Unschärfenkreisen,
wenn wir blenden? Blenden heißt die Öffnung des Objektives
verkleinern, die Randstrahlen abschneiden.
 |
5) |
Alle Bedingungen sind die gleichen geblieben wie oben, nur die Randstrahlen
sind durch die Blende abgeschnürt. Ergebnis: der Strahlenkegel
wird spitzer, der Unschärfenkreis wird kleiner: Wir blenden noch
stärker.
 |
6) |
Der Unschärfenkreis wird noch kleiner! Er nähert sich immer
mehr der scharfen Abbildung. Und auf diese Weise wird, lediglich durch
Blenden, ein immer größerer Bezirk diesseits und jenseits
der Scharfeinstellung in die Schärfe einbezog, - es wird Tiefenschärfe
gebildet.
Wer wachsam ist, wird aber sofort fragen:
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Warum ist die Tiefenschärfe jenseits der Einstellentfernung
so viel größer als diesseits?
Die Antwort ist: Jeder weiß von der Meterskala seiner Kamera her,
daß die Nah-Einstellungen "heikler" sind. "Vorn"
muß der Auszug (die Bildweite) schon kräftig verlängert
werden, wenn man etwa von der 1 ½ - auf die 1-m-Einstellung rückt.
Nach vorn muß das Objektiv also stets einen großen "Schritt"
machen, um mitzukommen. Viel weniger heikel ist es schon bei mittleren
Entfernungen. Man darf sich dann nicht wundern, wenn das Objektiv in
den Nahbereichen viel empfindlicher ist, viel schneller große
Unschärfenkreise bildet, als in den Fernbereichen. An der Meterskala
sieht man, wie es vorn "um die Millimeter" geht.
Das bedeutet demnach: alles, was jeweils vor der Einstellentfernung
liegt, müßte stets durch starke Auszugskorrektur ausgeglichen
werden. Was jenseits liegt, nur durch schwache. Erfolgt nun überhaupt
keine Auszugskorrektur, so ist dann natürlich vorn die Neigung
zur Unschärfe größer. Wir zeichnen uns das auf.
Einstellung auf Pkt. 1. Pkt. 2 liegt verhältnismäßig
nahe an Pkt. 1. Trotzdem würde er eine kräftige Auszugskorrektur
erfordern. Erfolgt sie nicht, so bleibt sein Brennpunkt weit rückwärts
der Mattscheibe, mit anderen Worten: sein Unschärfenkreis ist ziemlich
groß.
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 |
Die Scharfeinstellung auf Pkt. 1 bleibt. Pkt. 3 jenseits der Einstell-Entfernung,
ist etwa 2-3 mal so weit von 1 entfernt wie Pkt. 2. Und nun die Konsequenz
aus dem, was wir oben sagten: ferner gelegene Punkte brauchen die relativ
viel geringere Auszugskorrektur (in diesem Fall Verkürzung der
Bildweite), es würde nur einer relativ geringen Bewegung des Objektives
bedürfen, um die Schärfe von Pkt. 1 nach 3 zu verlegen. Mit
anderen Worten: auch ohne Auszugskorrektur bleibt der Unschärfenkreis
relativ klein, wenn der nicht scharf eingestellte Punkt jenseits der
Einstellentfernung liegt.
Somit haben wir nachgewiesen:
1.
Blenden
bewirkt Verkleinerung der Unschärfenkreise. Dadurch werden nicht
scharf eingestellte Objektive in die Schärfe einbezogen, d. h.
diesseits wie jenseits der Einstellentfernung wächst die Schärfe,
die Tiefenschärfe, und zwar um so mehr, je stärker man blendet.
2.
Die Tiefenschärfe wächst vor der Einstellentfernung stets
weniger, weil die Unschärfenkreise nahe gelegener (nicht scharf
eingestellter) Punkte relativ größer sind als die gleichweit
jenseits der Einstellentfernung gelegenen.
3.
Als Faustregel kann gelten, daß diesseits des Einstellpunktes
stets im Mittel 1/3 des jeweiligen Tiefenschärfenbereiches liegt,
jenseits 2/3.
Warum ist die Tiefenschärfe bei Ferneinstellung relativ größer
als bei Naheinstellung?
Diese Frage beantwortet sich aus dem, was wir eben sagten. Naheinstellung
(scharf eingestellt auf Pkt. 1): Punkte, die bei Naheinstellung noch
verhältnismäßig dicht vor oder hinter der Einstellentfernung
liegen, würden relativ kräftige Auszugskorrekturen (Änderung
der Bildweite erfordern. Daher verhältnismäßig viel
größere Unschärfenkreise als bei Ferneinstellung (scharf
eingestellt auf Pkt. 1, dessen Entfernung jetzt größer ist).
Punkte, die schon relativ weit von der eingestellten Entfernung liegen
(Pkt. 2), geben immer noch relativ kleine Unschärfenkreise.
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Die Unschärfe wächst also in diesem Falle vor und hinter
der Einstellentfernung erst sehr allmählich. Ein weiter Bezirk
bleibt noch so scharf, daß er schon ohne Blendung einen gewissen
Tiefenschärfenbereich bildet.
Bei Einstellung auf Unendlich werden die Unschärfenkreise so klein,
daß ein kilometertiefer Raum als scharf in Erscheinung tritt.
 |
Warum haben kurzbrennweitige Objektive die relativ größere
Tiefenschärfe?
Wer eine 9/12- oder 10/15-Kamera besitzt, wird wissen, welchen weiten
Weg das Objektiv jedesmal laufen muß, um von Unendlich bis auf
2 oder 1 m eingestellt zu werden. Er wird aber auch wissen, wieviel
weniger schwerfällig in diesem Punkte ein Kleinkamera-Objektiv,
also ein kurzbrennweitiges ist. Schon winzige Korrekturen genügen,
um die Scharfeinstellung zu verlegen. Die Bildweiten für die einzelnen
Einstellungen liegen also beim kurzbrennweitigen Objektiv einander sehr
nahe, - das aber gibt relativ kleinere Unschärfenkreise, wenn ein
Punkt außerhalb der Schärfenzone liegt. Zeichnen wir uns
das auf:
Langbrennweitiges Objektiv: |
 |
Eingestellt auf Punkt 1. Ein Punkt, der nur wenig näher (oder
ferner) als die Einstell-Entfernung liegt, würde beim langbrennweitigen
Objektiv schon eine kräftigere Auszugskorrektur (Änderung
der Bildweite) erfordern. Die Zerstreuungskreise werden damit relativ
groß, der Schärfenabfall erfolgt schnell, die Tiefenschärfe
ist also gering.
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Kurzbrennweitiges Objektiv: |
 |
Scharf eingestellt auf Pkt. 1. Zwar müßte auch bei der kurzen
Brennweite eine Auszugskorrektur erfolgen, aber eine viel kleinere als
bei der langen. Da das Objektiv keineswegs weit zu "wandern"
brauchte, um nähere (oder fernere) Punkte gleichfalls scharf abzubilden,
bleiben auch die Zerstreuungskreise klein. Der Schärfenabfall für
nicht scharf eingestellte Punkte erfolgt also viel langsamer, infolgedessen
ist die Tiefenschärfe bei kurzbrennweitigen Objektiven stets relativ
größer.
(Damit keine Mißverständnisse auftauchen: kurzbrennweitig
nennen wir vergleichsweise die Kleinkamera-Objektive (von 3,5 bis 7,5
cm). Deshalb kann ein Kleinkamera-Objektiv immer noch relativ langbrennweitig
sein, relativ zum Negativ-Format, siehe unter "Mindestbrennweite"
(S. 159).
So ist z. B. ein Objektiv von 5 cm Brennweite für das Leica-Format
relativ langbrennweitig, seine Brennweite ist bedeutend länger
als die Negativ-Diagonale).
Was gilt als "scharf", was als unscharf?
Schärfe ist ein relativer Begriff. Was bei einem 10/15 Plattennegativ
als durchaus scharf gilt, wäre für ein kleines Leica-Negativ
u. U. unscharf, denn das kleine Negativ wird ja sehr stark vergrößert,
es muß also viel schärfer sein als das große. Der an
das Negativformat gebundene Schärfenbegriff ist sehr genau definiert.
Als scharf gilt ein Zerstreuungskreis (s.
S. 169), dessen Durchmesser 1/1000 der Brennweite beträgt.
Das gilt allerdings nur bis zur Brennweite 7,5 cm (und länger).
Für Leica-Negative hat man generell und für alle Brennweiten
den Durchmesser 1/30 mm festgelegt (das entspricht bei einer Brennweite
von 5 cm bereits einem Zerstreuungskreis von 1/1500 der Brennweite).
Voigtländer legt seinen 7,5-cm-Objektiven 1/20 mm zugrunde und
gibt dafür speziell errechnete Tiefenschärfen-Tabellen heraus.
Die Angaben von Tiefenschärfen-Tabellen sind demnach davon abhängig,
welcher zulässige Unschärfenkreis ihnen zugrundegelegt ist.
Unter diesen Voraussetzungen bedeuten dann z. B. Tiefenschärfe
von x bis y Meter, daß innerhalb dieses Raumes die Unschärfe
nicht das Maß des Unschärfenkreises übersteigt, - im
Fall Leica: von x bis y Meter ist die Korrektur nicht dicker als 1/30
mm.
Über das Auflösungsvermögen eines Objektivs s.
S. 157.
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Vorsatzlinsen (s. auch S.
165/166)
Man kann mit Vorsatzlinsen (Menisken, s.
S. 153) jede beliebige Brennweite ändern, sie korrigieren
dann die Optik in der Weise, wie man mit Brillengläsern (Menisken
sind Brillengläser) Augenfehler korrigiert.
Schaltet man dem Objektiv eine Sammellinse, einen Plus-Menikus vor (passend
zu kaufen als Zeiss-Proxar-Linsen usw.), so schafft man damit ein optisches
System, das den Lichtstrahl stärker bricht und das somit eine verkürzte
Brennweite erhält. (Wirkung eines Weitwinkelobjektives, s.
S. 162). Der Bildwinkel wird größer, der Darstellungsmaßstab
kleiner, es kommt nach allen Seiten mehr auf das Negativ.
Schaltet man dem Objektiv eine Zerstreuungslinse, einen Minus-Meniskus
vor, so wird dadurch die Brennweite verlängert. Der Bildwinkel
wird kleiner, der Darstellungsmaßstab größer, man holt
auf diese Weise die Gegenstände "heran" im Sinne eines
Tele-Objektivs oder doch eines von Haus aus langbrennweitigen Objektivs.
Bei Kleinkameras interessieren - da ja eine Verlängerung des Auszugs
nicht möglich ist - nur die Vorsatzlinsen, die die Brennweite verkürzen,
die also Weitwinkel-Wirkung haben und mit denen man bei Aufnahmen aus
großer Nähe verhältnismäßig große Darstellung
bekommt (da ja nach Verkürzung der Brennweite Auszug verfügbar
wird, siehe den Fall S.
177). Es kommt natürlich darauf an, wie groß die
Brechkraft der vorgeschalteten Linse ist. Je stärker sie ist, desto
kürzer wird die Brennweite. Jedoch hat das Grenzen, von einem gewissen
Punkte an wird dann das Negativformat weder voll ausgeleuchtet, noch
voll ausgezeichnet.
Was bei Kleinkameras selten möglich ist, sollte man bei 6/9- und
9/12-Kameras regelmäßig durchführen: Vorsatzlinsen jeder
Art schaden der Gesamtkorrektion des Objektivs am wenigsten, wenn sie
der Hinterlinse (also im Balgen) aufgesteckt werden.
Das Rechnen mit Vorsatzlinsen
Im allgemeinen werden den Vorsatzlinsen kleine Tabellen mitgegeben,
aus denen man die Verlängerung oder Verkürzung der Belichtungszeit
mit Vorsatzlinse ermitteln kann (denn durch die Änderung der Brennweite
ändert sich natürlich das Öffnungsverhältnis, S.
165). Ist die kleine Tabelle jedoch nicht vorhanden oder
kauft man sich seine Vorsatzlinsen in Form von Menisken (Brillengläsern)
vom Optiker, so geht es nicht ohne einiges Rechnen.
Menisken sind in ihrer Brechkraft genormt, und zwar nach Dioptrien.
1 Diotprie entspricht einer Brennweite von 1 m. Man unterscheidet Plus-Menisken
(positive, Sammellinsen) und Minus-Menisken (negative, Zerstreuungslinsen,
s.
S. 153). Das gesamte Dioptrien-System stellt sich
folgendermaßen dar:
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1 Dioptrie |
=
|
100 cm |
2 Dioptrien |
=
|
50 cm |
3 " |
=
|
33 1/3 cm |
4 " |
=
|
25 cm usw. |
Hundert dividiert durch die Dioptrienzahl ergibt also jedesmal die
Brennweite.
Nehmen wir an, einer Brennweite von 15 cm wird eine Sammellinse, ein
Plus-Meniskus von 3 Dioptrien vorgeschaltet. Man möchte wissen,
welche neue Brennweite sich daraus ergibt. Dann rechnet man folgendermaßen:
Das Objektiv allein hat 100 : 15 = rd. 6,6 Dioptrien. Dazu die 3 der
Vorsatzlinse = insgesamt 9,6 Dioptrien. Diese 9,6 Dioptrien haben eine
Brennweite von 100 : 9,6 = rd. 10 cm. Die neue Brennweite ist 10 cm.
Ein anderer Fall: der Brennweite 15 cm wird eine Zerstreuungslinse,
ein Minus-Meniskus vorgeschaltet, angenommen minus 2 Dioptrien. Rechnung:
15 cm Brennweite (s. oben) = + 6,6 Dioptrien. Die Zerstreuungslinse
nimmt diesen 6,6 Dioptrien an Brechkraft 2 Dioptrien, so daß 4,6
verbleiben. Diese 4,6 Dioptrien ergeben eine Brennweite von 100 : 4,6
= rd. 22 cm.
Wie schon oben gesagt, ändert sich durch nachträgliche Korrektur
der Brennweite eines Objektivs sein ursprüngliches Öffnungsverhältnis,
die Lichtstärke. Das Öffnungsverhältnis kann günstiger
werden, es kann auch ungünstiger werden. Günstiger wird es,
wenn man die Brennweite verkürzt und ungünstiger, wenn man
sie verlängert (die Gründe s.
S. 165). Die Ermittlung der neuen relativen Öffnung
kann erst erfolgen, wenn man die wirksame Öffnung (s.
165) weiß. Bleiben wir bei unserem Beispiel: das Objektiv
von ursprünglich 15 cm Brennweite und Lichtstärke 4,5 habe
jetzt die Brennweite 22 cm. Die wirksame Öffnung ohne Vorsatzlinse
ist 15 : 4,5 = 3,3. Das neue Öffnungsverhältnis für die
auf 22 cm verlängerte Brennweite ist dann 3,3 zu 22 = 1 : 6,6.
Als Merksatz ergibt sich daraus: Verlängerung
der Brennweite durch Vorsatzlinsen auf das
1 1/2fache |
= 2) |
(was zunächst nur für die Unendlich-Einstellung |
1 3/4fache |
= 3)fach belichten |
gilt, nicht für Nah-Einstellungen! |
2fache |
= 4) |
Hierüber s.
S. 165) |
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