"Mikro"-Aufnahmen mit der 9/12-Kamera
(siehe auch den "Komplizierten Fall" von S. 165 und Bild auf S. 122).
Wir sahen schon auf S. 165, daß man (mit jeder Brennweite) Darstellung in natürlicher Größe bekommt, wenn sowohl Bildweite wie Gegenstandsweite die Größe von 2 mal Brennweite haben. Man kommt auf einen noch größeren Darstellungs-Maßstab, wenn man genügend Auszug zur Verfügung hat. Diesen Auszug kann man sich (wenigstens bei einer 9/12-Kamera für doppelten oder dreifach Auszug) schaffen, indem man eine sehr kurze Brennweite (statt der 9/12-Optik) in die 9/12-Kamera einsetzt, z. B. ein Leica- oder Contax-Objektiv von 5 oder 3,5 cm Brennweite. Damit kommt man dann zu einem Vielfachen der natürlichen Größe. Es kann sich natürlich stets nur um die Darstellung sehr kleiner und sehr flacher Objekte handeln, denn die Tiefenschärfe ist bei einem derartig langen Auszug minimal.

Vergrößerungs-Maßstab
Auszugslänge in Brennweiten (F)
Verlängerungs-Faktor für die Belichtungszeit·
1 : 1
2 F
4 x
1 : 1,5
2 ½ F
6 ¼ x
1 : 2
3 F
9 x
1 : 3
4 F
16 x
1 : 5
6 F
36 x
1 : 7
8 F
64 x
1 : 9
10 F
100 x

Die Tabelle zeigt die Beziehungen zwischen Vergrößerungsmaßstab, Auszugslänge (Bildweite) und Belichtungszeit. Zwischenwerte lassen sich mit den Formeln auf S. 164 errechnen.
Es ist sehr vorteilhaft, wenn man das kleine Objekt scharf mit einer Heimlampe (oder bei Tageslicht mit einem Parabolspiegel, Rasierspiegel) anleuchtet, denn der ungewöhnlich lange Auszug schluckt auch ungewöhnlich viel Licht. Die Kamera selbst muß sehr fest stehen, möglichst nicht auf einem Stativ, denn schon unmerkliche Erschütterungen bringen sie zum Schwingen.
Die Montage des Kleinkamera-Objektivs an der 9/12-Kamera (Zwischenring) besorgt am besten ein Mechaniker.

Die Ermittelung einer unbekannten Brennweite
Eine unbekannte Brennweite kann man nach folgendem Verfahren auf den Millimeter genau ermitteln. Man nimmt zwei Einstellungen vor: a) Naheinstellung auf einen kleinen Gegenstand, so, daß er in seiner natürlichen Größe dargestellt wird (S. 163). b) Einstellung auf einen unendlich fernen Punkt. Die Differenz zwischen dem Auszug a und dem Auszug b ergibt die genaue Brennweite (beide Auszugslängen markiert man am Laufboden der Kamera).


Hierbei ist der variable Schwarzschild-Exponent q (S. 208) nicht berücksichtigt. Er hat noch mäßige Abweichungen im Gefolge.

Seite 177

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Kunstlicht-Tips
VII. Kunstlicht
Die 21 Tips für die Kunstlicht-Aufnahme


1. Die Nitraphot-Lampen und ihre Leistungen

Type
B
N
K
S
Watt-Verbrauch
500
500
200
250
Lichtmenge in Lumen
11000
16000
6000
9000
Brenndauer
100 Std.
2 Std.
8 Std.
2 Std.
Preis
11,50
6,--
3,80
2,70

2. Die Beleuchtung
Das Licht einer Heimlampe ist außerordentlich grell und hart. Befestigt man am Reflektor (der sowieso zur vollen Ausnützung) dieser Lampen nötig ist) einen Streuschirm, so wird die Beleuchtung schon etwas weicher. Trotzdem ist eine einzige Lampe (und sei sie noch so hell) stets weniger günstig als zwei schwächere Lampen. Erst wenn man - sei es durch eine zweite Lampe, sei es durch einen angeleuchteten Reflexschirm (weißes Tuch etc.) - die Schattenpartien aufhellt, bekommt man Bilder von genügender Plastik. Das gilt insbesondere für Porträts. Als aufhellende Zusatzbeleuchtung können selbstverständlich auch normale Stehlampen dienen.

3. Elektrisches
Die Heimlampen sind starke Stromfresser, belasten also entsprechend die Hausleitung. Diese Belastung hat Grenzen. Geht man bis an diese Grenze, so schlägt die Haussicherung durch. Bevor man sich Heimlampen kauft, muß man sich deshalb den Zähler ansehen. Zunächst erfährt man da, ob es sich um Strom von 110 (120) oder 220 Volt handelt. Entsprechend müssen die Lampen gekauft werden. Die Belastung, die die Leitung verträgt, kann man leicht ermitteln. Jeder Zähler ist auf soundsoviel Ampère (A) gesichert. Jede Lampe verbraucht an


Ampère Watt
Volt.

Daraus ergibt sich, wieviel Lampen man brennen darf. Ein Beispiel: Zähler einer 220-Volt-Leitung auf 6 Ampère gesichert- Verbrauch einer 500-Watt-Lampe

500 Watt == 2 ¼ Ampère.
220 Volt.

Da die Leitung aber auf 6 Ampère gesichert ist, kann man sie mit zwei 500-Watt-Lampen = 4 1/2 Ampère belasten und sogar noch einige schwache Lampen in der Wohnung brennen lassen.

Seite 178

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4. Das Aufnahme-Material
Von vornherein am günstigsten ist selbstverständlich panchromatisches Material, vor allem deshalb, weil es auf Grund seiner Rotempfindlichkeit die beste Ausnützung des gelblich-rötlichen elektrischen Lichtes erlaubt. Im Mittel erfordert es nur den 4. bis 5. Teil der für einen hochempfindlichen orthochromatischen Film nötigen Belichtungszeit. Vor allem ist es aber in der Tonwiedergabe von vornherein günstiger.
vor allem: die Tonwerte!
Zweierlei muß vor der Aufnahme entschieden werden: soll die Aufnahme korrekt tonrichtig werden oder sollen denkbar kurze Belichtungszeiten erreicht werden (Momentaufnahmen, Reportagen bei Kunstlicht). Kommt es auf die Tonrichtigkeit weniger an, so arbeitet man mit hoch rotempfindlichen Schichten (Typ III, S. 35) ohne Farbfilter. Wird aber Wert auf Tonrichtigkeit gelegt (Porträts!), so kommt nur Typ I (S. Seite 35) in Frage. Wie die Tabelle auf S. 43 zeigt, ist der Typ I am günstigsten, da die Allgemein-Empfindlichkeit nicht erst durch ein Farbfilter herabgesetzt werden muß. Jedoch tritt auch bei Typ II nur selten eine störende "Bleichung" der Hauttöne der Hauttöne auf·.

5. Die Eichung des foto-elektrischen Belichtungsmessers
Das langwierige Errechnen der Belichtungszeiten für Nitraphotlampen erspart man sich, wenn man einen foto-elektrischen Belichtungsmesser für Kunstlicht eicht. Es genügt schon eine einzige Kontrolle (Probeaufnahme) bei Kunstlicht, aus der man erfährt, ob und inwieweit die Angaben des Belichtungsmessers für Kunstlicht zu korrigieren sind.
sehr praktisch!
Die weitaus meisten foto-elektrischen Belichtungsmesser geben für Kunstlicht und panchromatischen Film Zeiten an, die absolut korrekt sind, wenn man die nominelle Empfindlichkeit des Films (also nicht die für Kleinbild-Aufnahmen um 3/10° DIN verringerte) zugrundelegt. Oder anders gesagt: wenn man die für "3/10° DIN weniger" errechneten Zeiten halbiert. Nach dieser Norm erhält man stets reichliche Belichtungszeiten.
Für großformatige Aufnahmen (nicht in echten Feinkorn-Entwickler hervorgerufen) wird die nominelle DIN-Empfindlichkeit angesetzt und die gemessene Zeit halbiert.

6. Belichtungstabelle
Der panchromatische Film wertet das rötlich-gelbliche elektrische Licht so gut aus, daß nur in sehr ungünstigen Fällen besonders lichtstarke Objekte gebraucht werden. Aus der nachfolgenden Belichtungstabelle ergibt sich dies eindeutig.


* siehe auch Fußnote ** auf S. 35.

Seite 179

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Die Tabelle gilt für 1 Nitraphot-Lampe Type B (500 Watt) mit Reflektor und Streuschirm. Filmempfindlichkeit: panchromatischer Film mit normaler bis mäßig überhöhter Rotempfindlichkeit, (Typ I und II, S. 35, 16/10° DIN). Objekthelligkeit: mittlere. Die Belichtungszeiten sind reichlich, also für Feinkorn-Entwicklung errechnet.

Lampen-Abstand in m·
Blende 2,2
Blende 3,2
Blende 4,5
Blende 6,3
Blende 9
1 m
1/25
1/12
1/5
2/6
4/5
1,5 m
1/12
1/6
2/5
4/5
1 ½
2 m
1/6
!/3
4/5
1 1/2
3
3 m
1/3
2/3
1 1/2
3
6
4 m
2/3
1/3
3
6
12
5 m
11/4
2 1/2
5
10
20

Zeiten in Sekunden
Die Belichtungszeiten sind zu kürzen:
Abrundung der Zeiten nach unten (kürzere) vor sehr hellen Objekten.
Abrundung der Zeiten nach unten (kürzere) bei Type N (500 Watt).
Zu halbieren: für panchromatische Filme mit erhöhter Rotempfindlichkeit (Typ III, S. 35) und für panchr. Filme von 19 - 21/10° DIN.
Zu halbieren: ohne Streuschirm.
Zu halbieren: für großformative Aufnahmen, die nicht in echten Feinkorn-Entwicklern hervorgerufen werden.
Die Belichtungszeiten sind zu verlängern:
Abrundung der Belichtungszeiten nach oben (längere): vor dunkleren Objekten
mal 2 für Type K (200 Watt)
mal 5 für gewöhnliche 100-Watt-Birne
mal 10 für gewöhnliche 60-Watt-Birne
mal 4 für orthochromatischen Film von 18 - 21/10° DIN.
Die Belichtungszeit für Type S mit Reflektor ist praktisch die gleiche wie für Type B.
Wenn mehrere Lampen der gleichen Helligkeit und in gleichen Abständen verwendet werden, so wird die Belichtungszeit für eine Lampe ermittelt und darauf durch die Anzahl der Lampen dividiert. Wenn mehrere Lampen in verschiedenen Abständen verwendet werden, so ermittelt man mit Hilfe des nebenstehenden Osram-Nomogramms den "wirksamen" Abstand der gesamten vorhandenen Lichtmenge. Von diesem wirksamen Abstand aus rechnet man (nach Tabelle) weiter wie bei Belichtung mit nur einer Lampe.


* Der Abstand der Kamera vom Objekt verändert die Belichtungszeiten praktisch nicht (nur unter 1 m ist reichlich zu berichten.

Seite 180

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Das Osram-Nomogramm

Osram-Nomogramm zur Ermittlung der Belichtungszeit bei Verwendung mehrere Lampen in verschiedener Entfernung vom Aufnahme-Objekt. Die "wirksame" Entfernung ermittelt man dadurch, daß man bei Verwendung von 2 Lampen die Entfernung der einen Lampe auf dem Schenkel a und die der anderen auf dem Schenkel b einträgt. Diese beiden Punkte verbindet man durch eine Linie. 'Da, wo diese Linie die Mittellinie schneidet, liest man den "wirksamen" Abstand ab. Beispiel: der Schnittpunkt für eine 3 und eine 4 Meter entfernte Lampe auf c ergibt als wirksamen Abstand 2,4 m. Werden drei Lampen verwendet, so wird erst der wirksame Abstand für zwei Lampen ermittelt.

Mit der so gewonnenen Entfernung rechnet man weiter, in dem man sie (wie oben) auf dem einen Winkelschenkel abträgt, die dritte Lampe auf dem andern Winkelschenkel und den Schnittpunkt auf der Mittellinie c feststellt. Es läßt sich auf diese Art etappenweise die wirksame Entfernung beliebig vieler Lampen ermitteln.

7. Belichtung bei Verwendung gewöhnlicher Zimmerlampen
Als Anhalt kann dienen, daß eine Porträt-Beleuchtung, die aus zwei 60-Watt-Birnen besteht, bei Öffnung 3,5 mit ½ bis 1/3 Sekunde ein durchbelichtetes Negativ ergibt. (Die Lampen natürlich sehr nahe am Modell.)
Eine Deckenbeleuchtung, die aus 3 Birnen zu 25 Watt besteht, erfordert eine Belichtungszeit von 1 Sekunde bei Öffnung 4,5. In beiden Fällen ist eine Filmempfindlichkeit von nicht unter 16/10° DIN zugrunde gelegt (Typ I oder II, S. 35), ferner helles Objekt in hellem Zimmer und panchromatischer Film.

8 Zusatzbeleuchtung
Insbesondere für Porträtaufnahmen zur Aufhellung der Schatten: in der meist 60 - 100 Watt starken Lampe eines Vergrößerungsgerätes besitzt man eine ausgezeichnete Zusatzbeleuchtung, ins besondere dann, wenn man sie mit dem Vacu-Reflektor verwendet. Sie ist dann auch als Deckenbeleuchtung oder in Stehlampen sehr gut zu gebrauchen.
Weiteres zusätzliches Licht gewinnt man, wenn man Reflexe oder kleinere Helligkeitseffekte mit einem Parabolspiegel (Rasierspiegel) auf das Objekt dirigiert.

Seite 181

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