Zum vorläufigen Schluß:
Zur "Gratis"-Tiefenschärfe und zur "Sparblende" brauchten wir jetzt eigentlich nur noch Film-Gutscheine. Wir brauchen sie nicht - mit unserm System produzieren wir dafür keinen Ausschuß! Aber etwas sehr Wichtiges wollen wir nicht vergessen, nämlich festzustellen, wie ein fotografisches Bild überhaupt zustandekommt. Wir wollen es so kurz und nüchtern sagen, wie es in einer Patentschrift stehen könnte:
"Wird eine lichtempfindliche Bromsilber-Schicht in der Kamera belichtet, so zeigt sie zunächst noch kein sichtbares Bild. Das Bild ist in der Sicht "Latent", d.h. verborgen enthalten. Es wird durch chemische Behandlung (Entwickeln) sichtbar gemacht, geschwärzt. Dieses Bild ist "negativ", Dunkles erscheint auf ihm hell (durchsichtig), Helles dunkel (weniger durchsichtig). Das negative, mehr oder weniger geschwärzte Bild wird auf lichtempfindliches Papier kopiert. Hierbei erfolgt die Tonumkehrung zum Positiv, dem endgültigen Bilde. Das Negativ kann auch in besonderen Apparaten (Vergrößerungs-Apparaten) auf lichtempfindliches Papier vergrößert projiziert werden. Dann entsteht ein vergrößertes positives Bild. chemisch spielt sich dieser Prozeß wiederum durch Belichtung und Entwicklung wie beim Negativ-Prozeß ab. Ausführliches s.S.68.

Nur das Ergebnis:
das Schnappschuß-System auf der folgenden Tafel,- ein System, dessen Aufbau wir jetzt spielend leicht verstehen werden.

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EIN SCHNAPPSCHUSS - SYSTEM
Was es soll - wie es sich erklärt - was es leistet

Ziel: Kleinkamera als stets schußbereites Repetier-Gewehr. Erhöhung der Treffsicherheit bei Vereinfachung der Bedienung. "Spielende" Handhabung der Kamera, daher Konzentration auf das Objekt.
Mittel dazu: "Treffsicherheit"- die Garbe eines Schrottschusses trifft das Ziel leichter als eine Kugel. "Garbe": der Tiefenschärfen - Bezirk (s. S. 15) vom Vordergrund bis in die Ferne, der jedes beliebige Ziel automatisch einschließt, sodaß es (selbst wenn es sich weiterbewegt) unter allen Umständen scharf getroffen wird, da es stehstets innerhalb der Garbe bleibt.
"Spielende" Handhabung: Wegfall von Bedienungsgriffen (und damit Fehlerquellen), Blende konstant, m-Einstellung konstant (oft auch Belichtungszeit).
Zusammengefaßt: eine einmalige und endgültige Einstellung, die eine Tiefenschärfe- "Garbe" bildet.
Zwischenfragen: Wie entsteht die "Garbe"? Durch einmalige besonders günstige Einstellung an m- Skala und Blende. - Wie sieht die günstigste Einstellung aus? Man findet sie weiter unten als Merksatz. Wie weit reicht die Schärfen - "Garbe", wo fängt sie im Vordergrund an, wo hört sie in der Ferne auf? Sie beginnt ungefähr ab ca. 3 m und reicht bis in die fernste Ferne.- Und Nah - Aufnahmen, reine Vordergrund - Aufnahmen? Für diesen Fall haben wir eine zweite, besondere Garbe in Reserve. Es genügt jedoch einziger Handgriff an der Kamera und unsere Haupt - Garbe wird zur Garbe für Nah. Die Garbenbildung für beide Fälle kann man sehr leicht als Merksatz im Kopf behalten:

Der Merksatz:
Blende stets auf 12,5 | m - Einstellung FERN 7m NAH 3 m

NAH heißt hierbei nur nah, FERN heißt ab ca 3 m bis in die fernste Ferne.

In der Praxis bedeutet das: geschlossene und stets (oder schnell) auf FERN eingestellte Kamera ist vor plötzlich auftauchenden Objekten augenblicklich schußbereit. Objekt darf sich stets zwischen 3 m und der fernsten Ferne befinden (oder weiterbewegen), es liegt stets in der Schärfen - Garbe. Auch NAH - Garbe schnell hergestellt. Bei FERN wie bei NAH stets nur Filmtransport und Spannendes Verschlusses, alles andere konstant. Zwischen Schuß und Schuß nur die rein automatischen Handgriffe (Filmtransport, Verschluß spannen).

Vorbehalt: Gutes Licht. Jedoch nicht unbedingt Sonne. Belichtungs - Messer erwünscht. Moment - Zeit für Blende 12,5 ablesen, anderfalls nach Faustregel belichten (siehe nächste Seite).

Schema nicht anwendbar: vor sehr schnell bewegten Objekten (z.B. bei manchen Sport - Aufnahmen), da dann kurze Belichtungszeiten. Blende öffnen? Dann aber "Garbe" zu klein, daher Entfernung genau einstellen. Das gleiche bei ungünstigem Licht, Blende 12,5 nimmt dann zu viel Licht (größere Blende jedoch= kleinere Garbe).

Schema bedingt anwendbar: 1.) Bei "Groß - Aufnahmen" aus allernächster Nähe (zwischen 1 und 3 m). Genau einstellen. Blende 12,5 sichert jedoch ausreichend große "Garbe". 2.) Wenn ungünstiges Licht und statt Blende 12,5 Blende 9 oder größer. dann "Garbe" entsprechend kleiner (siehe Tabellen Seite 239).

Schema z.T. überflüssig: bei Spiegel - Kameras und bei Kameras mit gekuppeltem Entfernungsmesser. Können punktgenau eingestellt werden - sofern Zeit. Oft Schnappschuss - Einstellung weit sicherer, da schneller.

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Das System und seine Begründung

Film

Film panchr. 21/10 ° DIN

Din - Zahl gibt Allgemeinempfindlichkeit an. 3/10 ° DIN mehr = halbe Empf. DIN-Zahl kein Qualitätsmerkmal. Mit hoher DIN-Zahl wächst Größe des Bromsilbers - Korns. Feinstes Korn: 10-13/10 ° DIN, gröbstes bei höchstempfindlichen Filmen. Echte Feinkorn - Entwickler geben jedoch auch von 21/10 ° DIN, ausreichendfeines Korn. Panchromatisch = all - farbenempfindlich, also auch für rötliche und bräunliche Töne. Negative daher wahrheitsgetreuer, reicher an Tönen. Empfehlenswert ein hochempfindlicher panchromatischer Film, der keine überhöhte Rotempfindlichkeit hat (wie manche Spezial - Kunstlichtfilme, die dann bei Kunstlicht Haut und Lippen "bleichen", Typ III S.37). Empfehlenswert somit ein Film, der die ausgeglichene Farbwiedergabe (für Tages- wie Kunstlicht) von Typ I S.37 hat. Charakteristisch für diesen Typ z.B. Isopan ISS. Bei einem Film bleiben, nicht von Fabrikat zu Fabrikat wandern!
Farbfilter
Zweck: Nachhilfe zu korrekter Übertragung von Farbwerten in Grauwert. Die meist zu dämpfende Farbe: Blau, durch Gelbfilter, filtert Blau z.T. heraus, dämpft es in der Aufnahme, verlängert die Belichtungszeit. Häufigster Fall: Himmel mit Wolken (ohne Filter Blau zu hell, daher schwache oder gar keine Wolkenzeichnung). Gute Ortho - Schichten schon tonrichtig mit Gelbfilter! (Verl. - Faktor meist 2 - 3).
Panchr. Film ohne Filter,
da von Haus aus bessere Blaudämpfung. Helles Gelb - oder gelbgrünes Filter nur vor sehr zartem Blau, Kunstlicht - Spezial - Filme: Porträts mit Blau - Filter, wenn Film stark rotempfindlich (Verl.- Faktor ca. 4). Diese Filme als Universalfilme (d.h. auch für Tageslicht) nur bedingt zu empfehlen. Weiters s. S. 35.
"Echte" Feinkorn - Entwickler sind z.B. "W665" (Perutz), " Sease III" (S.85).
Manche Kameras haben statt der deutschen Blendenfolge (4,5 - 6,3 - 9 - 12,5 usw.) die internationale 4 - 5,6 -8 - 11 usw. Dann kann statt der Blende 12,5 die Blende 11 genommen werden. Die Abweichung ist geringfügig.
Verschluss
1/50 Sekunden
bei Sonne (od. hell. Objekt ohne Sonne) ohne Farbfilter
1/25 Sekunden
bei sonnigen Wetter im Schatten. Oder vor dunklen Objekten bei Sonne. Oder bei bedecktem Himmel. Oder gegen Morgen bzw. am Spätnachmittag . Oder mit hellem Gelbfilter, falls ohne Filter 1/50 Sekunde. Verlängerungsfaktor für Feinkorn - Entwicklung eingeschlossen (siehe auch unser Belichtungs - Messung).
M - Einstellung Blende
Ergeben zusammen die jeweilige
TIEFENSCHÄRFE
Gesetzmäßigkeiten, Gesetzmäßigkeiten
Auch ohne Blendung schon Tiefenschärfe. Bei Nah - Einstellung jedoch wenig, wachsend mit Einstellung auf Ferne, größte bei Unendlich (¥), dann jedoch nicht mehr für Nahaufnahmen nutzbar, da Schärfenzone zu fern. Für Schnappschüsse am günstigsten: mittlere Entfernung und Tiefenschärfe durch Blendung vergrößert. Über Wesen und Zweck der Tiefenschärfe s. S. 12 ff.
Bei voller Öffnung wenig Tiefenschärfe. Schließen der Blende vergrößert die Tiefenschärfe. Vor der eingestellten Entfernung stets kleinerer Schärfenbezirk, dahinter bedeutend größerer. Für Moment - Aufnahmen kann die Blende nicht beliebig geschlossen werden, da sonst Lichtverlust zu groß. Schließen der Blende um 1 Marke =Verdoppelung der Belichtungszeit.
Aus diesen Gesetzmöglichkeiten abgeleitete günstige Abstimmung von Meter - Einstellung und Blende für
2 Schnappschuß - Einstellungen. A) Nähe, b) Vordergrund bis FERNE.
Faustregel und Merksatz:
Blende stets auf 12,5**½m-Einstellung Fern 7m Nah 3m
Nah bedeutet nur nah, FERN ab ca. 3m bis in die fernste Ferne. Ziffern mäßig genaue Angaben über die erzielten Tiefenschärfen - Bereiche siehe nächste Seite.
Beleuchtung
Volles Vorderlicht meist ungünstig (flach, unplastisch). Plastik bei schräg seitlichem Licht. Dankbarstes Licht: Gegenlicht. Erfordert (soweit nicht genug gemessen) meist dopp. - normale Belichtung. Sonne nie ins Objektiv scheinen lassen. (Gegenlicht - Blende oder Objektiv abschirmen).

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Objektiv
1) Brennweite: Negativ - Format diktiert die Br. (s. S. 158). Brennweite mit F = auf Objektiv - Fassung eingraviert. Je kleiner Negativ - Format, desto kürzer darf Br. sein (nur kurze Br. stellt klein dar, lange groß). Bei Einstellung auf Unendlich (µ) ist der Kamera - Auszug gleich der Brennw. Unendlich -Einstellung gibt (ungeblendet) nur Schärfe auf Ferne. Zusatz - Objektive von längerer Br. als normal = verkleinerte Darstellung. Dementsprechend auch der Bildwinkel größer oder kleiner. "Kurz" nennt man (entsprechend dem Negativ - Format) die Brennweiten 3,5 und 5cm (z.B. Leica) "lang" 13,5cm und darüber.
2) Lichtstärke: "Großes" Objektiv läßt mehr Licht ein als kleines, ist also lichtstärker. "Groß" jedoch bezogen auf Brennw. Dieses Objektivs, also relativ zu ihr. Daher korrekte Bezeichnubg für Lichtstärke: "relative Öffnung" (mit f bezeichnet). f1:4 bedeutet z.B., daß Objektiv - Durchmesser (siehe Seite 165) sich zu Br. verhält wie 1:4 (Beispiel: Durchmesser 2cm verhält sich zu Brennweite 8cm wie 1:4, relative Öffnung also 1:4). Absoluter Objektiv - Durchmesser also ohne Bedeutung, sondern nur verhältnismäßiger.
3) Tiefenschärfe: Von zwei Objektiven gleicher relativer Öffnung hat stets das mit der kürzeren Brennweite die größerer Tiefenschärfe (b. gleich. Kameraabst.)
Belichtungs - Messung
Faustregel nur bedingt gültig. Belichtungs -Messer erwünscht. Ideal: foto - elektrischer (da subjektive Fehler ausgeschaltet). Mit el. oder optisch. Bel. - Messern Bildteile mittlerer Helligkeit messen! Tabellen nur Näherungswerte. Für Entwickl. In echten Feinkorn - Entw.) jeden Bel. -M. auf 3/10 DIN weniger eingestellt. In Zweifelsfällen stets die reichl. Bel. (Weiter s. S. 62ff).
Kunstlicht - Aufnahmen (Nitra - Licht)
(siehe auch Seite 178 ff)
Billigste Heimlampe für gelegentl. Aufn. "Nitraphot S" mit Reflektor. Negativ - Material s. u. "Farbfilter". Mit panchr. Film von 21/10° DIN bei 1m Lampen - Abstand vom Objekt, 1/25 Sek. bei Bl. 4,5, bei Bl. 3,2 1/50 Sek., bei Bl. 6,3 1/10 Sek.Mit größer. Lampen - Abst. wächst Bel. - Zeit im Quadrat (auf 2m also das Vierfache). Sehr zuverlässige Belichtungs -Tabellen die der "Osram". - Stets für Aufhellung der Schatten - Partien sorgen (helle Tücher, Silber - Karton). Messung mit elektrischem Belichtungsmesser nach dem Verfahren auf Seite 179.

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Wie groß sind die Tiefenschärfen - Bezirke
bei den beiden Schnappschuß - Einstellungen mit Blende 12,5? Sie sind bei den verschiedenen Kamera - Brennweiten verschieden groß (günstiger, je kürzer die Brennweite). Den Tiefenschärfen - Tabellen (siehe Seite 239) sind folgende Werte entnommen.


Brenn - Weite

 
3,5 cm
5 und 7,5 cm
10,5 cm
Nah Tiefenschärfe von - bis
1 1/2 m - °°
2 - 5 1/2 m*)
2,2 - 4,7 m
Fern Tiefenschärfe Von - bis
Günstiger obige NAH - Einstellung
3 1/2 m - °°
Erst bei 8 - m- Einst. 4 m - °°

*Erklärung für die Identität der Werte bei 5 und 7,5 cm siehe Seite 240.
Für Blende 9 und Filme von nur 16/10° Din findet man die Tiefenschärfen -Bezirke ab Seite 239.

 

Bewegte Objekte
können Unschärfen bewirken! Ausführliche Tabelle der längsten zulässigen Belichtungszeiten auf S. 234.

Schnappschuß - Einstellung für größere Kamera - Formate
längere Brennweiten) aus den Tabellen auf Seite 243 entnehmen (längere Brennweiten als 10,5 cm ist für Schnappschüsse ungünstiger).

Etwas Foto - Jargon
Ist ein Negativ richtig belichtet und richtig entwickelt und besitzt es gut vergrößerungsfähige Kontraste, so nennen wir es "harmonisch". Hat es zu geringe Kontraste, so nennen wir es zu brillant, hart oder gar knochenhart. "Hart" ist aber noch nicht identisch mit scharf! Scharf soll die Kontur sein. Ist das negativ im ganzen zu stark geschwärzt, zu undurchsichtig, so nennen wir es zu dicht, überbelichtet, verschleiert. Ausführliches hierüber siehe Seite 71.

Die fotografischen Untugenden

Geiz Vergeßlichkeit Unordentlichkeit

1.Teuere Kamera, aber keine Belichtungsmesser.

2. "Günstig" gekauftes Negativmaterial (Markenware!Sonst sehr stark Vertrauenssache!)

3. Funzel in der Dunkelkammer statt geprüfter heller Lampe!

4. Sparsamkeit mit Entwicklerquantum und Wiederbenützung erschöpften Entwicklers. Kleinbildentwicklung (nach Zeit, ohne Kontrolle) rechnet mit genügend aktivem Entwickler.

5. Fixieren in erschöpftem Bade. 1 Liter saur. F. - Bad reicht für 15 Rollfilms 6/9 (oder 15 Leicastreifen) oder 200 Bilder 9/12.

6.Sparsamkeit sogar mit dem Wasser beim Wässern.

1. Faustregel zum Schnappschuß - Schema "vergessen"

2. Unruhe, Nervosität bei der Aufnahme.

3. Film vor der Aufnahme nicht transportiert.

4. Verlängerungsfaktor für Farbfilter einzurechnen vergessen.

5. Kassettendeckel zu öffnen vergessen (Filmpack, Platte).

6. Verschluß aufzuziehen vergessen, - besten Moment verpaßt.

1. Faustregel zum Schnappschuß - Schema nicht in Kameratasche notiert.

2. Kamera staubig, sandig, Objektiv verschmiert.

3. Kamera sonnenbaden lassen.

4. Keine Etiketten auf Flaschen und Chemikalien, - Tütchenbetrieb.

5. Keine Uhr, kein Handtuch, kein Thermometer in der Dunkelkammer (48° C für den Entwickler!)

6. Mit Fingernägeln in nasse Negative gefahren.

7. Fixiernatron in den Entwickler gespritzt (Gift!).Trockene Negative mit Schweißfingern angefaßt. (Fressen sich ein! Stets an den Rädern anfassen!)

Die Fotografie besteht demnach aus verschiedenen Fehlern und neu hinzu erworbenen Tugenden.

 

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Kurzes Repetitorium
Überdenken wir ganz kurz das, was sich beim Fotografieren von selbst versteht:

Belichtungszeit
Abhängig von den Lichtverhältnissen, der Öffnung des Objektivs (Größe der Blende) und der Empfindlichkeit des Films. Für Feinkorn - Entwicklung von der Allgemeinempfindlichkeit grundsätzlich 3/10° DIN abziehen (auf der System - Tafel S. 18 schon geschehen). 1/25 Sek. Ist keine ausgesprochen kurze Momentbelichtungszeit, erfordert also eine ruhige Hand. Bei 1/10 Sek. Verwackelungsgefahr. Grundsätzlich lieber über- als unterbelichten. Trotz des sog. "Belichtungsspielraums". Der Belichtungsspielraum erlaubt stets nur Über-, niemals Unterbelichtungen (man erreicht dies fabrikatorisch dadurch, daß man unter die hochempfindliche Schicht eine schwach empfindliche legt, die für das Zuviel an Licht weniger empfindlich ist).

Film - Empfindlichkeit
Die fabrikatorische Weiterentwicklung der letzten zeit hat zu panchromatischen Filmen sehr hoher Empfindlichkeit geführt (21/10° DIN), deren Korn (s.S.18 oben) so fein ist wie das früheren 16/10° DIN-Filme. Es steht also jetzt nichts mehr der Verwendung höchstempfindlicher Filme entgegen (soweit sie mit Feinkornentwicklern behandelt werden).

Blende
Ist nicht zum "Abdunkeln" (bei sehr hellem Licht) vorhanden, sondern lediglich zur Bildung von Tiefenschärfe. Schließen um eine Marke erfordert jeweils Verdoppelung der Belichtungszeit. Beispiel: wenn wir von 1/100 Sek. Bei Blende 4,5 ausgehen, ergeben sich für die anderen Blenden folgende Belichtungszeiten (Belichtungsmesser ersparen jedoch das Umrechnen, man liest die entsprechenden Zahlen dann einfach ab):

Blende 2,2 3,2 4,5 6,3 9 15,5
Sekunden 1/400 1/200 1/100 1/50 1/25 1/10

usw. In allen diesen Fällen ist die in die Kamera einfallende Lichtmenge die gleiche!
Lernen wir gleich noch etwas Neues hinzu, nämlich wie sich die etwas verzwickten Blendenzahlen erklären. Denn man könnte ebensogut sagen 1 - 2 - 4 - 8 usw. Antwort: man kann in der Tat. Es gibt diese Reihe sogar (allerdings mit gebrochenen Zahlen als Zwischenwerten, siehe Seite 168). Aber seltsamerweise hat sich bei uns viel weniger überblickbare deutsche Blendensystem eingebürgert, das wir lediglich der Tatsache verdanken, daß eines Tages das Zeiss-Tessar als höchstkorrigierter Anastigmat mit der Lichtstärke 1:4,5 erschien und daß diese Lichtstärke dann lange Zeit die "gängigste" blieb. Deshalb errechnete man die Blendenreihe mit 1:4,5 als Ansatzpunkt. Infolgedessen erhält man viel mehr gebrochene Zahlen als bei der internationale Reihe.

Beleuchtung
Sonne darf (Gegenlicht-Aufnahmen) nicht ins Objektiv scheinen (abschirmen). Volle Beleuchtung von vorn zu flach, unplastisch. Seitliche Beleuchtung meist am günstigsten. Gegenlicht gibt die bildlich besten Aufnahmen (Gegenlichtblende!).

Bewegte Objekte (siehe Tabelle S. 238)
Können "Bewegungs"- Unschärfe zeigen. Mit 1/50 Sek. kommen mäßige Bewegungen meist scharf. Schnellere Bewegungen erst, wenn auf die Kamera zu gerichtet. Bewegungen quer zur Kamera zeigen am ehesten Bewegungs - Unschärfen.

Objektiv - Einstellung
Mit der relativ kurzen Brennweite (siehe S. 159) einer Kleinkamera soll man nicht zu nahe an sein Objekt herangehen, vor allem nicht an Personen. 1 ½ und 2m sind schon recht nahe, wenn jemand die Hände oder Füße der Kamera entgegenstreckt, was dann an diesen Partien Riesenwuchs (perspektivische Verzerrungen) ergibt.

Schnappschuß - Einstellung
Sie ist vor allem eine Versicherung gegen Fehlaufnahmen, da sie niemals punktgenaue Metereinstellung erfordert. Und sie ist schnell. Sie stimmt aber nur bei gutem oder doch wenigstens leidlichem Licht. Andernfalls ändert sich zum mindesten die Belichtungszeit. Deshalb ist ein Belichtungsmesser ein sehr wertvoller Gegenstand.

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Tiefenschärfe
Bei unseren Einstellversuchen auf Seite 13 stellen wir fest, daß vor der Einstellentfernung stets weniger Tiefenschärfe gebildet wird, rückwärts mehr. Daraus kann man zwei sehr praktische Faustregeln ableiten (falls nämlich bei schlechterem Licht auf eine größere als die Schnappschußblende 12,5 zurückgegangen werden muß, die Tiefenschärfe also geringer wird):

Wenn Schärfe von X bis Y gewünscht wird, stellt man auf Z ein. Z liegt etwa im ersten Drittel des gesamten gewünschten Schäferbezirks. Z kann natürlich stets nur ungefähr geschätzt werden.

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Eine Kleine Variante zeigt sich bei der Nah - Unendlich - Einstellung (Schärfe vom Vordergrund bis in die fernste Ferne): wenn außer Unendlich der Punkt X1 noch scharf werden soll, stellt man auf die doppelte Entfernung von X1 ein also, auf X2. Blende hierbei nicht größer als 4,5 und Nahpunkt X1 nicht näher als 10 m. Wenigstens bis zum Format 6/9 cm (d.h. bis Brennweite 10,5 cm). Bei 9/12 cm kleinere Blende, mindestens 6,3.

Lichthofschutz
Noch etwas können wir schnell hinzulernen, - über den Lichthofschutz. Wir brauchen darüber nur wissen, daß unser heutiges Material so gut gegen Lichthöfe geschützt ist, daß wir diese Sorge nicht mehr haben. In Schichten, die nicht lichthofgeschützt sind, spiegeln sich nämlich die hellsten Lichter von der Rückseite des Schichtträgers her, fallen in die Schicht des Schichtträgers her, fallen in die Schicht zurück und bewirken dort Überstrahlungen, die die Schärfe stören. Das ist der Reflexionslichthof. Er geht uns heute kaum noch etwas an. Anders ist es mit dem Diffusions-Lichthof, der eine Lichtsteuerung von Silberkorn zu Silberkorn darstellt. Aber er hat eigentlich nur theoretische Bedeutung und tritt höchstens bei abnorm starken Vergrößerungen in Erscheinung. Gefährlich wird er, wenn Lampen im Bilde sind (s. S. 236).

Farbfilter (Gelb - oder Grünfilter)
Braucht man bei unseren modernen panchromatischen Schichten im allgemeinem nicht. Luftstimmungen z. B. (blauen Himmel, Wolken) bringt der moderne panchromatische Film sehr gut ohne jedes Filter heraus, wobei allerdings die ausgleichende Wirkung "echter" Feinkornentwickler vorausgesetzt ist. Für gewisse Sonderfälle findet man Angaben auf S. 39. Im übrigen siehe die Bilder - Seite 110 - 113, 118.

Tips für die wichtigsten Aufnahme - Gebiete
Wer sie jetzt schon sucht, findet sie ab S. 205 unter "Nützliches kleines A B C". Dort wird, in alphapetischer Reihenfolge, das Wichtigste über Aufnahmen von Landschaften, Architekturen, Szenen beim Wochenende, über Innenaufnahmen, usw. gesagt.
Dunkelkammer - Sorgen?

Viele Amateuren, besonders aber Anfängern, ist gemeinsam: die Angst vor dem panchromatischen Film. Er ist rotempfindlich, man kann ihn also nicht einmal bei roten Licht entwickeln. Aber es ist heute einfacher geworden, denn:

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