Von der "Tonrichtigkeit"

Die Tonrichtigkeit im Sinne der "Augenkurve" . Schema einer Farbentafel (Lagorio-Tafel)

Wenn man für jede Farbe den ihr entsprechenden Grau-Ton aussucht und dann die gefundenen Punkte miteinander verbindet, so erhält man eine zusammenhängende Linie, eine Kurve, die "Augenkurve". Macht man nun mit dem zu prüfenden Material eine Aufnahme der Farbentafel (in die die Augenkurve eingezeichnet ist), so zeigt sich, ob die verschiedenen Farbtöne in der Tat in den "augengemäßen" Grauwerten wiedergegeben werden, wenn nicht, so weicht die Farbenwiedergabe dieses Materials von der "idealen" Wiedergabe ab, inwieweit sie abweicht, kann man von der Farbtafel-Aufnahme ablesen. Unser Beispiel (unten) zeigt den panchromatischen Typ I. Mit leicht geschlossenen Augen sieht man, inwieweit die Kurve des geprüften Materials von der Augenkurve (schwarz) abweicht (Rot dunkler, Blau heller).

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Die Abweichungen von der Augenkurve

 

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Tonrichtigkeit erwünscht      
     
       
   
Veraltete, mäßig orthochromatische Schicht. Blau viel zu hell, daher keine Wolkenzeichnung. Grün viel zu dunkel. Auch rötlicher Ton des Weges zu dunkel.   Panchromatische Schicht. Gute Blaudämpfung, daher Wolkenzeichnung. Grün und rötlicher Weg annähernd "augengemäß". Großer Reichtum an Mitteltönen.  
       
     
       
   
Orthochromatische Schicht. Blau noch zu hell. Hauttöne (gelblich-rötlich) zu dunkel, fast stets auch "sommersprossig" (da Gelb zu schwarz kommt). Blondes Haar bedeutend zu dunkel.   Panchromatische Schicht. Blau praktisch augengemäß, blondes Haar hell, "Teint" sauber und glatt. Großer Reichtum an Mitteltönen.  

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Farbfilter helfen nach

Wenn die Farbübertragung in Grautöne unbefriedigend ist. Doch man sieht schon an Typ I und II (Seite 35), daß wir heute in den allermeisten Fällen auf ein Farbfilter verzichten können, - in 90 % aller Fälle ist vor allem die Blauwiedergabe bei panchromatischen Filmen so gut, daß sich dadurch z. B. ein Gelbfilter erübrigt (siehe Bilder S. 198ff).

Farbfilter für besondere Fälle

Das Prinzip des Farbfilters: Gibt eine Schicht diese oder jene Farbe zu hell wieder (zu hell auf dem endgültigen Bilde), so bremst man diese Farbe bei der Aufnahme durch ein Farbfilter. Blau wird durch Gelb gebremst (gefiltert), Rot durch Grün. Merksatz: Ein Farbfilter verschluckt stets einen Teil seiner Komplementär-Farbe (seiner gegensätzlichen Farbe). Die Farbe, die er selbst hat, betont es bei der Aufnahme.

Gelbfilter. Bremst Blau. Wird nur noch bei manchen Orthoschichten gebraucht, die Blau zu hell wieder geben (z. B. ungenügende Blaudämpfung bei Wolkenwiedergabe). Bei Typ I verwendet, gibt es Rot etwas heller wieder (in diesem Punkte kann es gefährlich werden bei Typ II und III).
Gelbgrünes Filter (P.-O. nach Dr. Kellner). Im wesentlichen Gelbfilter-Wirkung. Gleichzeitig schwache Rotdämpfung. Als Universalfilter für ortho- und panchromatische Schichten gedacht.
Neutralgrünes Filter. Dämpft vor allem Rot. Durch die Gelbkomponente gleichzeitig schwache Blaudämpfung. Wird (bei Tageslicht) nur verwendet, wenn Typ II sehr korrekte Rotwiedergabe zeigen soll.


Selten gebrauchte Farbfilter

Blaufilter. Nur in Verbindung mit den für Rot überempfindlichen Typ III und nur bei elektrischem Licht. Blau allein genügt (statt Blagrün), da die Gelbkomponente bereits in dem gelblich-rötlichen elektrischen Licht enthalten ist. Das orangefarbene Licht steigert im übrigen durch seinen Rotgehalt die Rotwiedergabe bei Typ II und III. Deshalb erfordert Typ III unter allen Umständen das Blaufilter, wenn Rot genügend gedämpft werden soll (anderenfalls "Bleichung" aller Haut-Töne).
Blaugründes Filter. Dämpft bei Tageslicht die hohe Rotempfindlichkeit extrem rotempfgindlicher Schichten von Typ III.
Orangefilter. Betont Gelb- und Rot-Töne und schneidet fast alles Blau ab. Spezialfilter für Fernaufnahmen mit panchromatischen Schichten (Landschaften im Hochgebirge usw.) "Überfiltert" die Aufnahme durch Herausfiltern des bläulichen atmosphärischen Dunstes (s. S. 203).

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Zusammenfassung :

1. Unsere panchromatischen Tageslicht-Filme (Typ I und II, Seite 35) kommen der tonrichtigen Wiedergabe von Farben so nahe, daß in den weitaus meisten Fällen ein Farbfilter nicht erforderlich ist*.
2. Typ I und II können bei Tageslicht praktisch als identisch gelten. Typ II hat den Vorteil, daß die kleine Überempfindlichkeit für Rot, die bei dem gelblich-rötlichen elektrischen Licht noch etwas stärker auftritt, zu relativ kurzen Belichtungszeiten bei Kunstlicht führt. Dafür ist jedoch Typ I bei elektrischem Licht praktisch tonrichtig (das gelblich-rötliche elektrische Licht fördert die Rotwiedergabe).
3. Ist man sich über den Sensitierungs-Typ, zu dem ein Film gehört, nicht klar, so arbeitet man zunächst am besten ohne jedes Farbfilter, sowohl bei Tages- wie bei Kunstlicht. Ist die Farbwiedergabe nach irgendeiner Richtung hin unbefriedigend, so ermittelt man das nötige Farbfilter nach den Angaben auf Seite 39.
4. Unsere drei panchromatischen Filmtypen sind Schemata, manche Fabrikate zeigen auch Zwischenwerte. Für normale Ansprüche entstehen dadurch jedoch keine Komplikationen, vor allem nicht zwischen Typ I und II. Erst bei hohen Ansprüchen und in besonderen Fällen ist der Sensitierungstyp (eventuell das mit ihm gekuppelte Farbfilter) von Belang. Hier kann jedoch nur praktische Erfahrung zu dem jeweils gewünschten Ergebnis führen.
5. Eindeutige Spezial-Filme pflegen die hochempfindlichen panchromatischen Kunstlicht-Filme vom Typ III zu sein. Das Maß der Rotempfindlichkeit kann nur durch Erfahrung (theoretisch durch Farbtafel-Aufnahmen) erkannt werde.
6. Der Verwendung panchromatischer Kunstlicht-Filme bei Tageslicht steht nichts entgen, es sei denn, es müßten rötliche Töne korrekt tonrichtig wiedergegeben werden (dann blaugrünes Filter, s. vorhergehende Seite). Die Rotempfindlichkeit dieser Filme tritt jedoch erst bei Kunstlicht besonders in Erscheinung, da naturgemäß das rötlich-gelblich gefärbte Licht der Gelbrot-Empfindlichkeit dieses Films besonders entgegenkommt. Ähnlichesgeschiet, wenn man einem stark rotempfindlichen Fil bei tageslicht ein Gelbfilter vorschaltet. Das wäre falsch, denn damit werden alle Gelb-Anteile innerhalb rötlicher Töne betont und der Effekt ist dann annähernd der gleiche wie bei elektrischem Licht, d.h. es entsteht eine Bleichung aller Rottöne. Richtig wäre ein Grünfilter.
7. Tonrichtigkeit ist nicht immer erstrebenswert. Er kann z.B. geschehen, daß braungebrannte Haut vor blauem Himmel ein Bild ergibt, in dem die Hauttöne mit dem Hintergrunde in einem Grauton verfließen. Ähnliche Fälle, auch mit anderen Farben - können in der Praxis sehr häufig vorkommen. Hierüber wird auf der nächsten Seite im besonderen gesprochen.

 


* Das betrifft vor allem Gelbfilter (Wolkenhimmel). Voraussetzung ist allerdings die ausgleichende Entwicklung in echten Feinkornentwicklern. Bei falscher (zu kontrastreicher) Entwicklung kann umgekehrt die Wirkung des Gelbfilters z. T. aufgehoben werden.

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