Innenarchitektur
Siehe das Stichwort "Heimaufnahmen" auf
S.
214.
Kontraste, Steigerung oder Dämpfung
Über ein Diapositiv kann man die Kontraste eines Negativs beliebig
steigern oder dämpfen, ohne das Negativ selbst in Mitleidenschaft
zu ziehen. Man verfährt folgendermaßen: man kopiert bzw.
vergrößert das Negativ zunächst auf eine sog. Reproduktions-Platte
zum Diapositiv. Von diesem Positiv stellt man im Kontaktdruck auf eine
weitere Reproduktionsplatte das härtere oder weichere Duplikat-Negativ
her. Steigerung der Kontraste entsteht in beiden Fällen durch normale
Belichtung und normale Entwicklung. Dämpfung erhält man, indem
man bei einem oder bei beiden der Arbeitsgänge mit einem Ausgleichentwickler
arbeitet (nach
S. 82 oder käufliche). Eventuell genügt auch eine
Dämpfung, die durch etwa 10fach verlängerte Belichtung bei
ca. 20fach verdünnter Entwicklung entsteht. Sollen die Kontraste
besonders kräftig gesteigert werden, so kann man das Diapositiv
auf eine Diapositiv-Platte kopieren oder projizieren. Die Dämpfung
der Kontraste durch Verwendung einer 12 bis 14/10° DIN-Platte (bei
einem der Beiden Arbeitsgänge) ist nur bei großformatigen
Ausgangsnegativen zu empfehlen, bei Kleinbild-Negativen entstünde
zu grobes Korn. Nach dem oben genannten Verfahren jedoch wird das Korn
genügend fein erhalten sowohl durch die Verwendung sehr feinkörniger
Schichten wie auch durch die Benützung von Feinkorn- und Ausgleich-Entwicklern.
Anderfalls addieren sich die Korngrößen beim Umkopieren.
Landschafts-Aufnahmen
Auch für eine gute Landschafts-Aufnahme gilt der Satz: sie ist
gut durch das, was nicht auf ihr zu sehen ist!
Sie ist dann ganz einfach, flächig und klar gegliedert. Sie hat
einen ausgesprochenen Vordergrund, so daß dadurch das Empfinden
der Raumtiefe entsteht. Ihr Gegenteil ist die "Ansichts-Postkarte",
auf der für wenig Geld möglichts viel "darauf" ist.
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Ein paar Grashalme im
Vordergrund und ein Sommerhimmel darüber, - das ist mehr Landschaft
als ein noch so tüchtig fotografiertes Postkartenbild. Bestimmend
für die Wirkung einer Landschaftsaufnahme ist neben der (möglichst
einfachen) Komposition und der Hereinnahme irgeneines Vordergrundes
die möglichts gute Wiedergabe der Luftstimmung (Himmel, Luftperspektive
in der Ferne). Diese Bedingung wird - meist sogar ohne Farbfilter -
vom panchromatischen Material am leichtesten erfüllt. Auch die
korrekte Wiedergabe der Luftstimmung betont den Gegensatz Vordergrund
- Ferne. Da der Vordergrund natürlich auch möglichts scharf
gezeichnet sein soll, verwendet man die Naheinstellung auf Unendlich
(S.
15). Oft braucht sich die Schärfe im Hintergrunde nicht
bis in die fernste Ferne zu erstrecken. Dann wendet man mit Kameras,
die einen Tiefenschärfenring besitzen, den Einstell-Trick an, der
auf S.
55 beschrieben ist, d. h. man zieht die Schärfe so weit
in den Vordergrund, wie das mit der gegebenen Blende möglich ist.
Ist kein Tiefenschärfenring vorhanden, so schreibt man sich aus
Tiefenschärfen-Tabellen einige zweckmäßige Einstellungen
heraus und legt oder klebt den Zettel in die Kamera-Tasche. - Über
das Thema "Winterlandschaft" siehe S.
226.
Luftschleier
Grauschleier, der dann entsteht, wenn das entwickelnde Negativ zu lange
außerhalb des Entwicklers der Luft ausgesetzt wird.
Materialprüfung
Negativ-Material
Die Kleinbild-Fotografie verlangt absolut eiwandfrei gegossene Filmschichten.
Ein hochwertiger Film muß auch vom kleinsten in der Emulsion sitzende
Stäubchen frei sein. Helle "Löcher" in der entwickelten
Schicht dürfen selbstverständlich gleichfalls nicht vorkommen.
Sie sind aber einer der gefährlichsten und häufigsten Fabrikationsfehler.
Die Prüfung der Allgemeinempfindlichkeit ist Amateuren natürlich
nur vergleisweise zwischen verschiedenen Emulsionen möglich, d.
h. indem Vergleichsaufnahmen unter gleichen Bedingungen gemacht werden.
Für die Prüfing des Bromsilberkorns ist eine mindestens zehnfach
vergrößernde Lupe erforderlich. Die Farbempfindlichkeit kann
man leicht mit Hilfe einer Farbtafel (Lagorio - jedoch sehr teuer -
oder Agfa-Stufenfarbentafel, billig und praktisch) feststellen. Einheitliche
Ergebnisse sind nur zu erhalten, wenn die Prüfung (für Tageslicht)
bei grauem Himmel, also völlig neutralem Tageslicht und stets annähernd
zur gleichen Tageszeit vorgenommen wird, da die spektrale Zusammensetzung
des "weißen" Lichtes zu verschiedenen Tageszeiten verschieden
ist (mittags bläulicher, morgens und abends gelblicher, s.
S. 200).
Auch Amateure können sich unschwer Kontrollen über ihre Materialien
beschaffen, wenigsten vergleichsweise, indem sie diese Kontrollen mit
dem Eder-Hechtschen Graukeil-Sensitometer vornehmen (Hersteller Herlango,
Wien). Das Material, nehmen wir an ein Film, wird unter dem Graukeil
belichtet (d.h. unter einer stets einheitlichen Lichtquelle und Belichtungszeit)
und die Empfindlichkeitsskala zeigt dann an, inwieweit z. B. zwei gleichzeitig
belichtete Prüflinge in der Allgemeinempfindlichkeit voneinander
differieren oder inwieweit der Entwickler A das gleiche herausholt wie
der Entwickler B (bei Feinkorn-Entwicklern oft sehr lehrreich!). Als
Standard- und Vergleichsentwickler ist Metol-Hydrochion-Entwickler in
der Verdünnung 1:4 üblich (Entwicklungszeit 3 --4 Minuten
je nach Schleierbildung und entwickeltem Kontrast). Absolute Empfindlichkeits-Prüfungen
sind mit dem E.-Sensitometer nicht ohne weiteres möglich, da hierzu
eine auch nach der Farbe genormte Lichtquelle nötig ist (s.
S. 228). Man kann auch nur gleichartig sensitierte Schichten
miteinander vergleichen. Weiterhin aber kann man auf diese Weise ausgezeichnet
die Gradations-Verhältnisse (s.
S. 123) bestimmter Materialien in Verbindung mit bestimmten
Entwicklern prüfen. Im Mittel entsprechen 8° Eder-Hecht 3/10°
DIN.
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Positiv-Material (Papiere)
Papiere müssen vor allem darauf geprüft werden werden, ob
sie gleichmäßige glatte Töne geben und nicht fleckig
oder "mamoriert" arbeiten, was auf Bildern, die große
einheitliche Flächen zeigen, natürlich sehr unangenehm ist.
Ist die Belichtungszeit korrekt (vor allem nicht zu lang) und der Entwickler
einwandfrei, so darf das Papier keinerlei Struktur zeigen. Mit Vorliebe
arbeiten harte Papiere marmoriert. Man prüft sie, indem man Graublätter
herstellt, d. h. indem man das Blatt oder die Blätter ohne Negativ
diffus belichtet und dann entwickelt. Die Belichtung muß gerade
hinreichen, daß das Blatt nach einer Entwicklung von 1 ½
bis 2 Minuten einen lichten, silbergrauen Ton erhält. Dieser Ton
muß vollkommen klar, einheitlich und fleckemlos sein.
Man wird selbstverständlich nur mit Papieren arbeiten, die mit
wandfrei glatte Töne geben. Im allgemeinen arbeiten Metol-Hydro-chinon-Soda-Entwickler
eher glatt als M.-H.-Pottasche-Entwickler. Dafür arbeitetM.-H.-Pottasche
brillanter.
Objektive prüft man am besten nach der auf S.
157 angegebenen Methode.
Farbfilter, Prüfung auf Planität
Nur völlig planparellele Farbfilter sind in der Kleinbild-Fotografie
zu brauchen. Man prüft das Filter am besten abends unter einer
Lampe, indem man es so hält, daß sich die Lampe darin spiegelt.
Erscheinen hierbei zwei Konturen (von der oberen und der unteren spiegelnden
Fläche), so ist das ohne Belang. Diese Konturen dürfen sich
jedoch bei Drehung des Filters nicht verschieben. Verschieben sie sich,
so ist das Filter nicht plan.
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Reklamationen
Läßt man am besten durch seinen Fotohändler durchführen.
Selbstverständlich müssen die Klagen, die man vorzubringen
hat, auch genügend fundiert und durch Beweismittel gestützt
sein. Ist das nicht der Fall und verkehrt man direkt mit dem Fabrikanten,
so läuft man Gefahr, lediglich das Reklamations-Schema 76b zurückzubekommen
... "und vermuten wir, daß es sich um unsachgemäßes
usw. usw."
Bei Negativ- und Positivmaterialien sind stets die Emulsionsnummern
wichtig, ferner muß unbelichtetes Material beigelegt werden. Im
übrigen freut sich selbstverständlich jeder Fabrikant über
häufige und beweiskräftige Reklamationen. Denn nur so kann
er seinen Betrieb leistungsfähiger gestalten.
Mattscheiben
Eine feinkörnige Mattscheibe kann man sich selbst herstellen, indem
man eine schwach empfindliche Platte (Diapositiv- oder Reproduktionsplatte)
2 - 3 Minuten der Sonne aussetzt und sie dann fixiert und wässert.
Metol-Reizungen s. unter "Salbe" S.
226.
Mikro-Fotografie
Eine gemäßigte Art der Mikro-Fotografie kann man schon betreiben,
wenn man eine 9/12-Kamera mit dreifachem Auszug und ein kurzbrennweitiges
Kleinkamera-Objektiv (etwa F 3,5 cm, Leica, Contax) besitzt und dieses
Objektiv in Kombination mit dem sehr langen Auszug verwendet. Man kommt
dann bis zum ca. 8 - 10 fachen der natürliche Größe.
Ausführlich ist hierüber schon auf S. 176 gesprochen worden.
Vergrößert man dann das Negativ zehnfach (wogegen bein Feinkorn-Entwicklung
keine Bedenken bestehen), so erhält man damit immerhin bereits
das 80- bis 100 fache der natürliche Größe. Voraussetzung
ist natürlich die Verwendung nicht allzu grobkörniger Platten,
also schwach empfindlicher von ca. 10 - 13/10° DIN.
Als "richtiges" Mikroskop kann das gute und preiswerte Schul-Mikroskop
von Reichert empfohlen werden. Im übrigen orientiert man sich über
dieses Gebiet am besten durch Spezial-Literatur, z. B. Günther
"Mikroskopie für jedermann", Franckh, Stuttgart. - Zur
Leica und Contax gibt es besondere Mikto-Ansätze.
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Nachtaufnahmen
Zur nachtaufnahme (Außenaufnahme bei Kunstlicht, in Großstädten
usw.) gehört ein Kunstlicht-Spezialfilm von sehr hoher Empfindlichkeit
(Typ Agfa Ultrarapid u. ähnl.) und ein möglichst lichtstarkes
Objektiv (1:2). Die Belichtungszeit kann dann je nach Beleuchtung zwischen
½ und 1/100 Sekunde schwanken. Ein kleines Taschenstativ kann
für die langen Momentbelichtungszeiten wertvoll sein. Die Beleutungszeit
läßt sich auch bei Nachtaufnahmen mit elektrischen Belichtungsmessern
einwandfrei feststellen, vorausgesetzt, daß man weiß, welcher
Verkürzungs- oder Verlängerungsfaktor für elektrisches
Licht in Rechnung gesetzt werden muß (siehe
S. 179). - Man kann Nachtaufnahmen auch mit lichtschwachen
Objektiven machen, indem man vom Stativ arbeitet, auf ca. 25 abblendet
und dann sehr lange belichtet. Fußgänger werden dann von
der Schicht überhaupt nicht registriert. Erscheinen beleuchtete
Fahrzeuge, so wird das Objektiv während dieser Zeit vorübergehend
abgedunkelt.
Person-Verfahren (sprich Person)
Von einem sehr kräftig entwickelten Kleinbild-Negativ werden zwei
Duplikat-Negative hergestellt, deren eines im wesentlichen die Schattenzeichnung
und deren anderes die Lichter enthält. Diese beiden negative werden
nacheinander auf das gleiche Papier vergrößert. Das Ergebnis
ist ein Bild, das wohl in den Lichtern wie in den Schatten eine sehr
reiche Zeichnung besitzt. Das Verfahren erfordert natürlich sehr
viel Praxis und größte Präzision. Es wird eingehend
beschrieben in "Bildmäßige Leica-Fotos durch Tontrennung"
von A. Person, Verlag Bechhold, Frankfurt a. M.
Physikalische Entwicklung
Bei der physikalischen Entwicklung (die praktisch kaum eine Rolle spielt)
wird das Negativ erst fixiert und dann entwickelt. Fixiert werden die
minimalen Spuren chemischer Veränderungen der Schicht, die durch
die Belichtung erfolgten (also das "Iatente"kräftig arbeitenden
Schichten zu erhalten, die ca. 10fach überbelichtet werden. Es
gibt auch eine Vorschrift, nach der gleichzeitig entwickelt und fixiert
wird, jedoch ist die physikalische Entwicklung für die Amateurfotografie
vorläufig ohne jedes praktische Interesse. Abnorm fein ist bei
der ph. das Silberkorn.
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Polarisations-Filter
Durch Vorschalten eines Polarisations-Filters vor das Objektiv kann
man Spiegelungen und Reflexe je nach Stellung der Kamera, der Lichtquelle
und der spiegelnden Fläche völlig oder nahezu auslöschen.
Man kann also z.B. Aufnahmen durch spiegelnde Scheiben machen, ohne
daß die Scheibe und ihre Spiegelung überhaupt in Erscheinung
tritt. Polarisation heißt Licht-Drehung. Normalerweise schwingen
Lichtstrahlen in allen möglichen Ebenen (senkrecht zur Richtung
des Strahls) gleichzeitig. Polarisiertes Licht jedoch schwingt nur in
einer Ebene, z.B. wenn es durch Reflexion (Spiegelung polarisiert, d.
h. abgedreht worden ist. Licht kann auch bei seinem Durchgang ein sogenanntes
Nicol'ches Prisma (Kalkspat) polarisiert werden. Polarisiertes Licht
kann durch ein zweites Nicol'ches Prisma völlig zum Erlöschen
gebracht werden. Diese Tatsache macht man sich durch Polarisations-Filter
zunutze. So wird z. B. die Blendgefahr vom Autoscheinwerfern dadurch
beseitigt, daß das erste Polarisations-Filter vor den Scheinwerfern
des einen Wagens sitzt, das zweite, die Strahlung fast ganz auslöschende,
vor der Windschutzscheibe des anderen Wagens. Fotografisch haben wir
es nur mit dem durch Reflexion (Spiegelung) entstandenen polarisierten
Licht zu tun. Die nachfolgende Zeichnung stellt schematisch den Vorgang
der Polalrisation dar.
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Der von links oben kommende Lichtstrahl schwingt in allen
Richtungen (senkrecht zum Strahl) und ist nicht-polarisiert. Er trifft
auf eine reflektierende Fläche und wird dadurch polarisiert, d.
h. er schwingt dann nur in einer Ebene. Trifft er auf ein Polarisations-Filter,
so vermag er es zu durchdringen, wenn die mikroskopisch kleinen Kristallstäbchen,
aus denen das Filter besteht, parallel zur Schwingungsebene des polarisierten
Lichtstrahls liegen.
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