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Canon EOS R5

Vollformat. Spiegellose Systemkamera mit 45 Millionen Pixeln. Mirrorless. Test. Review. Erfahrungsbericht

2021 © Thomas Gade

Im April 2021 prüfte ich für eine Zeitschrift die High-ISO Fähigkeiten aktueller Kameras und erhielt deshalb leihweise eine Canon EOS R5. Im Vordergrund stand die Frage, welche Veränderungen durch das allmählichen Steigern der ISO-Werte am Vollformatsensor mit 45 Million Pixel zustande kamen. Ab welchem ISO-Wert wurden qualitative Beeinträchtigungen sichtbar und bis zu welchem ISO-Wert waren sie akzeptabel?

In diesen Test einbezogen wurde das lichtschwache RF 800mm F11 IS STM Teleobjektiv mit sehr langer Brennweite. Es war erst einige Monate auf dem Markt und wurde von vielen Fotografen aufgrund seines relativ niedrigen Preises (ca. 1050 €) und seiner geringen Lichtstärke skeptisch betrachtet. Diese Optik verlangte möglichst kurze Belichtungszeiten, die nur mit höheren ISO-Werten zu realisieren waren.

Nebenbei wollte ich mit dieser Kamera meinen Eindruck vom RF 24-105mm F4 IS USM Zoomobjektiv überprüfen. Im Jahr 2019 hatte ich es als nicht ganz scharf an der Canon EOS RP (26,2 MP / Vollformat) empfunden.

Schließlich interessierte es mich, wie gut diese Kamera mit einem Makroobjektiv Negative und Dias abfotografierte. Die Auflösung sollte mit einem USAF 1951 Resolution Test Chart gemessen werden, um Vergleiche mit anderer Technik zu ermöglichen.


Canon EOS R5. Spiegellose Systemkamera. Vollformatsensor mit 45 Millionen Pixel

Auspacken

Beim Auspacken kommt ein canon-typisches Kameragehäuse zum Vorschein, dessen grundsätzliche Bedienung erfahrenen Fotografen nur wenige Rätsel aufgibt. Allerdings benötigt man zum besseren Kennenlernen der vielen Funktionen eine ausführliche gedruckte Bedienungsanleitung, die trotz des hohen Preises (4500 €) nicht inbegriffen ist.

Technische Daten

Hersteller Canon
Bezeichnung Canon EOS R5
Einführung 2020
Preis (Body) 4500 €
Aufnahmeformat Vollformat
Auflösung 45 Millionen Pixel
Bajonett RF
Belichtungszeit 1/8.000 bis 30 s
Biltzsynchron 1/200 s
ISO 100 - 51200
Reihenaufnahmen Max. Ca. 12 B/s mit mechanischem Verschluss oder 20 B/s mit elektronischer Verschlusszeit
Display 3,2 Zoll mit 2,1 Millionen Bildpunkte
Sucher 5,76 Millionen Bildpunkte
Video 4K / 120p         8K / 24/25/30p
ISO 100 - 51200
Abmessungen 138,5 x 97,5 x 88 mm
Gewicht ca. 650 g (738 g mit Akku und Speicherkarte)


Canon EOS R5 Systemkamera mit dem RF 24-105mm F4L IS USM Zoomobjektiv

Einmal ausgepackt und mit einem Objektiv, geladenem Akku und Speicherkarte in Betrieb genommen, vermittelt die Kamera einen guten Eindruck. Das Foto zeigt die Canon EOS R5 mit dem Zoomobjektiv RF 24-105 mm F4 IS USM, das derzeit etwa 1150 € kostet und mit knapp 700 g kein Leichtgewicht ist.

Inzwischen gibt es mit dem RF 24-105 mm F4-6,7 IS STM  für ca. 420 € eine 300 g leichtere Alternative mit dem gleichen Brennweitenbereich. Die geringere Lichtstärke im Telebereich fällt aufgrund der exzellenten High-ISO Fähigkeiten kaum ins Gewicht. Inwieweit die preiswertere Variante mit dem lichtstärkeren Gegenstück mithalten kann, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Die Rezensionen im Internet fallen überwiegend recht gut aus.


Das rückwärtige Display kann zu Seite weggeklappt werden, um anschließend am Scharnier gedreht zu werden.

Bewegliches Display

Es gibt verschiedene Typen von beweglichen Displays. Persönlich finde ich am besten, wenn es nach unten und nach oben geklappt werden kann, wie an der Canon EOS M6 II. Für Makroaufnahmen in Bodennähe oder Fotografie an der Reprosäule ist das ideal.

Bei der Canon R5 wird es erst zur Seite geklappt, um nach oben und unten gedreht werden zu können. Was man mehr mag, ist wohl eine subjektive Geschmacksfrage. Allerdings hat diese Anbringung den Vorteil, die Oberfläche des Displays in der Fototasche besser zu schützen, indem es nach innen gedreht wird und somit seine rückseitige Kunstoffabdeckung zur Außenseite wird. Braucht man das? Mir ist noch nie ein Display sichtbar verkratzt oder gebrochen. Früher klebte ich Schutzfolie auf die Displays meiner Pentax DSLRs, verzichtete aber bei meinen letzten Modellen darauf, die trotz häufigen Gebrauchs bislang alles ohne sichtbare Gebrauchsspuren wegsteckten. Die Displays von Canon werden sicherlich ebenso robust sein, sodaß viele Fotografen ihre Glasoberfläche auch beim Verstauen außen lassen.


Oberseite der Canon EOS R5. Die Bedienungselemente sind aufgeräumt und logisch angeordnet.

RAW Datei normal und komprimiert

Es ist wählbar, ob RAW Dateien komprimiert werden oder nicht. Gibt es einen Unterschied? Ein Motiv wurde mit beiden RAW Modi fotografiert. Unkomprimiert hatte die Datei eine Größe von 53,9 MB und komprimiert 30,1 MB. Der RAW Konverter ACDSee Ultimate 2021 konnte die komprimierten RAW Dateien nicht konvertieren, sondere nur die größeren Dateien. DxO PhotoLab 4 und Camera RAW im Photoshop waren mit beiden RAW-Typen kompatibel.

Kompatibel mit alten Blitzgeräten

Meine alten Bltzgeräte von Metz mit Mittenkontakt funktionieren an der Canon EOS R5. Mehr erwarte ich nicht von Kameras, weil solche Blitze eigene Meßzellen haben und der Blick auf das Display ohnehin anzeigt, ob die Belichtung stimmt.

Zwei Speicherkartenplätze


Zwei Plätze für Speicherkarten. Eine für CFexpress und die andere für eine SD-Speicherkarte

Autofokus

Meine ca. 20 Jahre alte Canon EOS 3 für Kleinbildfilm hat einen exzellenten Eye-Control Autofokus. Nach einer Kalibrierung kann sie die Pupillenbewegung beim Einblick in den Sucher verfolgen und so erkennen, welche Bildpartie scharf gestellt werden soll.

Leider verfügt die Canon EOS R5 nicht über diese Technik. Manchmal stellt sie bei Motiven mit ausgeprägter räumlicher Tiefe die falschen Bildelemente scharf. Auch verschob sich - ohne mein bewußtes Zutun - der von mir mittig positionerte AF- Schwerpunkt aus einem quadratischen Rahmen mit einigen kleinen Rahmen drumherum immer wieder zu anderen Bildpartien. Lag es an der Nasenspitze, die beim Blick in den Sucher das Display berührte? Fiel es mir auf, tippte ich auf die Mitte des rückwärtigen Displays, um die Rahmengruppe zurückzuholen. Die Kamera quittierte das meistens mit einer Auslösung und erzeugte ein unnötiges Bild. Mit der Eye-Control Funktion wäre das wohl zu vermeiden.

Das Autofokussystem der Canon EOS R5 im weiten Rahmen individuell zu konfigurieren. Im Menu gibt es eine Registergruppe für den Autofokus. Unter 1 ist bei AF-Methode eine Einstellung zu teffen, die am besten zum eigenen fotografischen Verhalten passt. Man muss sich mit den Möglichkeiten vertraut machen, um passend für verschiedene Aufnahmesituationen die besten Einstellungen für eine optimale Trefferquote zu treffen.

Abgesehen von solchen Anfangsschwierigkeiten, ist der Autofokus der Canon EOS R5 hervorragend. Wirklich überrascht hat mich die starke AF-Leistung mit dem lichtschwachen RF 800mm F11 Teleobjektiv.

Befindet sich die Kamera auf einem Stativ, tippt man auf die relevante Partie im Bild auf dem Display, um darauf scharf stellen zu lassen. Unmittelbar danach löst die Kamera aus. Das alles geschieht sehr schnell ohne spürbare Zeitverzögerung.

High ISO


Testmotiv für eine ISO Bilderreihe

Kleine Ausschnitte (siehe roter Pfeil) zum Vergleich:



ISO 12800. RAW mit DxO PhotoLab 4 ohne Rauschreduzierung entwickelt.


ISO 12800. RAW mit DxO PhotoLab 4 mit Deep Prime Entrauschung, Stufe 25, entwickelt.


ISO 100. RAW mit DxO PhotoLab 4 mit Deep Prime, Stufe 25, entwickelt.

Mit optimaler, detailerhaltender Rauschreduzierung sind Fotos mit ISO 12800 immer noch gut und nur beim Pixel Peeping von niedrigen ISO Ergebnissen zu unterscheiden.

Das volle Potenzial erschließt man erst mithilfe eines RAW-Konverters mit erstklassiger Rauschreduzierung, wie das im Jahre 2020 vorgestellte Deep Prime Verfahren von DxO. Es ist Bestandteil der RAW-Konverters DxO PhotoLab (ab Version 4) und DxO PureRaw.

Bis ISO 6400 sind die qualitativen Verluste im Vergleich zu den niedrigsten ISO-Werten minimal. In der Praxis sind sogar noch Aufnahmen mit ISO 12.800 sehr gut. Aber auch mit ISO 51.200 ist die Bildqualität immer noch erstaunlich hoch. Wird so ein Foto ohne großen Beschnitt auf Din A3 ausgedruckt, ist der hohe ISO-Wert nur bei sehr kritischer Betrachtung zu vermuten, sofern Deep Prime in der RAW-Konvertierung angewandt wurde. Die hohe Bildqualität ist wirklich verblüffend.

Wo jeder seine qualitative Schmerzgrenze setzt, hängt nicht nur von den persönlichen Ansprüchen ab, sondern auch von den Motiven. In der Sport- und Reportagefotografie sind ISO 12.800 an der EOS R5 völlig in Ordnung, aber auch die höchsten Werte ermöglichen immer noch gute Ergebnisse.

Naturfotografen, die Gefieder und Fell detailreich und scharf auflösen möchten, werden vermutlich bei ISO 6400 eine Grenze ziehen. Somit bietet die Canon EOS R5 viel Spielraum, um lichtschwache Teleobjektive, wie das Canon RF 800 F11 IS STM mit extrem kurzen Belichtungszeiten zu nutzen.

Sicherheitshalber wiederhole ich, dass ISO 51.200 in Kombination mit Deep Prime wirklich noch gute Ergebnisse ermöglicht, und diesbezügliche Hemmungen getrost aufgegeben werden können, wenn sehr ungünstige Lichtverhältnisse eine so hohe Einstellung erfordern.

Fokus-Stacking / Bracketing mit der Canon EOS R5

Wie funktioniert Fokus Stacking (# Focus-Stacking) in diesem Fall? Die Canon EOS R5 erstellt automatisch eine Bilderserie. Zwischen den einzelnen Fotos verändert die Kamera die Schärfeeinstellung von der kürzesten bis zur längsten Entfernung im Bild. Die Kamera benötigt dafür ein kompatibles Objektiv mit Autofokus. Das nennt man Fokus-Bracketing.

Die Bilderserie wird anschließend am Computer mit einer Fokus-Stacking-Software zu einem einzigen Bild mit großer Schärfentiefe zusammengerechnet. Das nennt man Fokus-Stacking. Die Canon EOS R5 rechnet die Bilderserie nicht selbst zu einem Bild zusammen.

Um Fotos mit erweiterter Schärfentiefe zu machen, wird im Register 5 unter dem Symbol Kamera die Funktion Fokus-Bracketing aktiviert. Dort kann man eine beliebige Menge Einzelfotos von 1 bis 999 einstellen. Weiterhin ist die Fokus-Abstufung einstellbar.

Durch die hohe Bildfrequenz der EOS R5 werden die Bilder so schnell nacheinander aufgenommen, dass Focus-Bracketing oft auch freihändig Bildestapel liefert, die sich zu perfekten Ergebnissen verrechnen lassen. Wenn man nicht gerade im Makrobereich tätig ist, reichen oft 5 bis 10 Aufnahmen für die nötigen Bilder zum Fokus-Stacking. Dafür braucht man kein Stativ.

Fokus Stacking - Beispiel 1



Bild aus einer Fokus-Bracketing-Serie aus 22 Einzelfoto. Ein Teil des Balkons ist scharf. Der Hintergrund ist unscharf.



22 Fotos mit Helicon Focus zu einem Foto verrechnet. Das Ergebnis ist von nah bis fern scharf.

Focus Stacking - Beispiel 2


Blühender Flieder. Die Schärfentiefe ist zu gering, um den Fliederstrauch insgesamt scharf aufzunehmen.


Eine freihändig aufgenommene Bilderserie mit Focus Bracketing wurde von der Software Helicon Focus zu einem einwandfreien Ergebnis verrechnet. Beeindruckend!

Ordnerstruktur auf der Speicherkarte

Ohne gedruckte Gebrauchsanweisung verfolgte ich nach ergebnislosem Browsen im Menue die Frage nicht weiter, ob man die Ordnerstruktur auf der Speicherkarte konfigurieren konnte. Ich hätte gerne die Fotos jeder Tage in eigenen Ordnern, die als Namen das Datum anzeigen. Auch würde ich gerne die Bilderserien vom Fokus Bracketing jeweils in eigenen Unterverzeichnissen speichern lassen, um sie leicht und zuverlässig voneinander trennen zu können.

Objektive mit EF(-S) Anschluss an RF adaptieren

Um Objektive mit EF oder EF-S Anschluss an Kameras mit RF Bajonett zu montieren, gibt es Adapter von Canon und Drittherstellern. Die Kommunikation zwischen dem Gehäuse und den Objektiven erfolgt über elektronische Kontakte, die von den Adaptern durchgeschliffen werden. Offenbar hat sich durch den neuen EOS R Anschluss die Steuerung der elektronischen Funktionen in den Objektiven nicht verändert. EF(-s)-Objektive lassen sich mit Adapter am RF Anschluss genauso verwenden wie an einer EOS DSLR.

Beim Test einer Canon EOS RP im Jahr 2019 verwendete ich den EF/EOS R Adapter von Canon. Wie erwartet, funktionierte er ausgezeichnet. Ich vermisste an ihm allerdings einen Stativanschluss. Deshalb bestellte ich diesmal einen ‚Auto Focus Adapter EF-EOS R‘ (50 € / 88 g ohne Stativanschluss, ) von mmlite mit einem abschraubbaren Stativanschluss. Er ließ sich wie das Original anschließen, wackelte nicht und verband das zum Testen verwendete Telezoom Canon 100-400mm IS USM einwandfrei mit der Canon EOS R5.

Ob man teure Technik mit einem günstigen Adapter von einem Dritthersteller zum Sparen einer zweistelligen Summe kombinieren möchte, muss jeder selbst entscheiden. Eine Empfehlung möchte ich dafür nicht geben, weil die Stabilität von Fremdadaptern für mich nicht bewertbar ist.

Mir ging es lediglich um die Frage, ob es eine brauchbare Alternative mit Stativanschluss zu den originalen Adaptern von Canon gibt, wo ich diese Möglichkeit bisher nicht fand.





Canon EF 100-400 IS USM mit Adapter an der Canon EOS R5. Für diese Kombi ist kein Adapter mit eigenem Stativanschluss nötig, weil das schwere Objektiv eine eigene stabile Stativschelle hat.

Fotografieren ohne Objektive mit RF oder EF(-S) Anschluss

Die Standardeinstellungen der Canon EOS R5 lassen das Auslösen der Kamera nicht zu, wenn an ihr kein passendes Objektiv angeschlossen ist. In der vorletzten Registergruppe ist unter Punkt 4 bei ‚Ohne Objektiv auslösen‘ die Einstellung von OFF auf ON zu verändern.

Bildstabilisierung IBIS

Bislang verzichtete Canon in den EOS Gehäusen auf eine Bildstabilisierung, sondern setzte ausschließlich auf Technik in den Objektiven. Die Canon EOS R5 enthält jedoch einen beweglichen Sensor, der dem Zittern des Fotografen entgegen wirkt. Dadurch sind längere Belichtungszeiten aus der Hand möglich. Canon nennt das 5-Achsen In Body Image Stabilisation (IBIS) und kann sie sogar mit der Bildstabilisierung in einigen Objektiven kombinieren.

Bildstabilisierung auch mit manuellen Objektiven

Die Bildstabilisierung in der Kamera kann nur einwandfrei funktionieren, wenn ihr die Brennweite des verwendeten Objektivs bekannt ist. Moderne Fotoobjektive mit  EF, EF-S und RF Anschluss melden sie dem Kamerabody über elektronische Kontakte.
Es gibt aber viele optische Systeme, wie beispielsweise Teleskope oder ältere Objektive, die dazu nicht in der Lage sind. Handelt es sich um feste Brennweiten, können die Werte im Menü der Kamera eingetragen werden. Die nötigen Einstellungen erfolgen im siebten Register der zum Symbol Kamera gehörenden Gruppe. In der ersten Zeile steht ‚IS (Bildstabilisator) Modus‘. Der ‚IS Modus‘ ist einzuschalten, die ‚Foto-Stabilisierung‘ auf ‚Immer‘ zu stellen und unter ‚Brennweite‘ den korrekten Wert einzutragen.

Welche alternativen Optiken lohnen sich nicht?

Digiscoping mit Spektiven

Viele gut ausgestattete Naturbeobachter verfügen über hochwertige Spektive, die mit einer richtigen Adaptierung auch als Teleobjektive verwendet werden können. Das Verfahren nennt sich Digiscoping. Vergessen Sie es mit der Canon EOS R5! Ihr Vollformatsensor mit 45 Millionen Pixeln gehört nicht an ein Spektiv, egal wie gut es ist. Jeder teure Adapter ist nur eine unnötige Geldverschwendung.

Um Längen besser ist die Verwendung eines Canon RF 600mm F11 oder Canon RF 800mm F11 Teleobjektivs. Beide sind leicht und im Verhältnis zu ihren Brennweiten erstaunlich kompakt und preiswert. Sie wurden im Sommer 2020 vorgestellt und überzeugten trotz ihrer geringen Lichtstärke mit unerwartet guten optischen Leistungen. Mit diesen Objektiven kann dank effizienter Bildstabilisierung und zuverlässigem Autofokus meistens freihändig fotografiert werden. Ein Stativ ist meistens überflüssig.

Manuelle Zoomobjektive

Ältere Zoomobjektive ohne die Fähigkeit, der Kamera ihre eingestellte Brennweite mitzuteilen, sind nicht mit ihrer Bildstabilisierung kompatibel. Zumindest dann nicht, wenn die Brennweite zwischen den Aufnahmen verstellt wird.

Einige Teleskope

Viele moderne Refraktoren (Linsenteleskope) der Hobbyastronomen verfügen über exzellente ED-Objektive und sehr gute Scharfstelltechnik. Am Okularauszug befinden sich zum Fokussieren Drehräder, davon eines mit einem 1:10 Getriebe, dass eine äußerst präzise Einstellung ermöglicht. An solchen Teleskopen ist eine Canon EOS R5 gut zu gebrauchen.

Für die meisten anderen Hobbyteleskope gilt das nicht, weil sie das Potential der Canon EOS R5 nur geringfügig ausnutzen können.

Canon EOS R5 am TS Photo Line 80 mm ED Refraktor


Canon EOS R5 am TS Photo Line 80mm ED Refraktor

Moderne Linsenteleskope mit ED-Objektiven der Hobbyastronomen bieten für relativ wenig Geld eine erstaunlich hohe Bildqualität, die in der Geräteklasse vor 20 Jahren rar und teuer war. Wer eines hat, kann es auch als Teleobjektiv für irdische Motive einsetzen. Siehe: Fotografieren mit einem Teleskop

Ich verwende ED-Refraktoren manchmal gerne zum Fotografieren von Kranichen auf Feldern, Landschafts-Fernaufnahmen und natürlich auch für Ansichten vom Mond. Am besten sind dafür Bodys geeignet, die deutlich unter 1 kg wiegen. Diesen Punkt erfüllt die Canon EOS R5 bestens, aber sie verhält sich sehr merkwürdig an Teleskopen.

Seltsamerweise sind nämlich die Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde bis 1/8000 Sekunde nicht zu verwenden.

Ab 1/1000 Sekunde taucht am unteren Bildrand ein dunkler Streifen auf, der bis 1/8000 Sekunde immer breiter wird.


Wie er zustande kommt, ist mir bislang unverständlich, weil sich im Teleskop während der Aufnahme nichts verändert. Es gibt keine sich schließende Blende oder eine andere Variable. Die Ursache kann nur im Body liegen. Eigentlich schade, weil mich ein Vergleich mit dem RF 800mm F11 interessierte. Während der dreiwöchigen Ausleihe dieser Kamera fand ich dazu keine Lösung.


Links: 1/750 s. Das Bild ist vollständig ausgeleuchtet.
Rechts: 1/1500 s. Der untere Bildrand ist etwas abgedunkelt.



Links: 1/3000 s. Der dunkle Bildrand ist nicht mehr zu übersehen.
Rechts: 1/6000 s. Der dunkle untere Bildrand ist noch breiter.

Astrofotografie am Teleskop


Canon EOS R5 am Teleskop auf einer astronomischen Montierung

Die Probleme mit den kurzen Belichtungszeiten ≤ 1/1000 Sekunde gelten nur im Ausnahmefall für die Astrofotografie am Teleskop. Wer allerdings unsere extrem helle Sonne fotografiert, um Sonnenflecken und die granulatartigen Strukturen auf ihrer Oberfläche festzuhalten, dürfte mit 1/750 sec. als praktisch kürzeste Belichtungszeit nicht glücklich sein. Um sie möglichst scharf abzubilden, werden nämlich mindestens zehn Aufnahmen mit möglichst kurzen Belichtungszeiten gemacht, die mit Stackingfunktionen zum Reduzieren der Unschärfe durch Flimmern zu einem wesentlich verbesserten Bild zusammengerechnet werden. Im Testzeitraum hatte ich leider keine Gelegenheit, die EOS R5 am Teleskop auf den Nachthimmel zu richten. Tipp: Die Canon EOS M6 II macht sich sehr gut am Refraktor und bietet durch ihren Cropfaktor eine noch stärkere Fernrohrwirkung.

Filme scannen

Canon EOS R5 mit Balgen und Makroobjektiv als Filmscanner



Canon EOS R5 mit Balgen und Makroobjektiv an der Reprosäule zum Abfotografieren von Dias und Negativen


Eine Messung mit einem USAF 1951 Resolution Testdia zeigt die drei horizontalen und vertikalen Balken im vierten Element der 6. Gruppe. Daraus ergibt sich eine Auflösung von 4600 DPI. Das ist mehr als die meisten Filmscanner zu leisten imstande sind. Die legendären Nikon Coolscan 4000 und 5000 (real ca. 3800 dpi) werden locker geschlagen. Mit gutem Willen mag man auch kleinere Balken in der Gruppe 6 als getrennt betrachten. Ev. ist dies mit einem noch besseren Objektiv als das Rodenstock APO-Rogadon D 75mm sicherer zu entscheiden. Allerdings sind die meisten Kleinbildfilme bereits mit ca. 3000 dpi erschöpfend aufzulösen. Ein Kinderspiel für diese Kombination.

Siehe: Vergleich maximales Auflösungsvermögen von Scannern und Digitalkameras

Video / Filme machen

Ich benutze Systemkameras zu selten zum Filmen, um ihre Videofähigkeit darstellen und bewerten zu wollen. Daher habe ich diesen Verwendungsbereich an der Canon EOS R5 nicht untersucht.

Fazit

Die Canon EOS R5 ist ein sehr gut gebautes Kameragehäuse, das gut in der Hand liegt. Der Sensor liefert eine fantastische Bildqualität mit hoher Auflösung, die selbst bei niedrigen fünfstelligen ISO-Werten noch überzeugen kann. Allerdings trägt eine fortschrittliche Rauschreduzierung - wie Deep Prime von DxO - beträchtlich dazu bei, qualitative Einbußen bei hohen ISO-Werten zu vermeiden.

Sehr beeindruckt hat mich der flotte und treffsichere Autofokus am lichtschwachen RF 800mm F11 IS STM Teleobjektiv. Die Kombination aus dem Teleobjektiv und der Canon EOS R5 macht eine lange Brennweite mit guter Optik für das Vollformat freihandtauglich durch ihr verhältnismäßig geringes Gewicht, Bildstabilisator und kleinen Maße.

Erfreulicherweise ist Fokus-Bracketing, also das Erstellen einer Aufnahmeserie zum Stacken für eine erweiterte Schärfentiefe, inzwischen wohl jeder Canon EOS R Kamera verfügbar. Mit der EOS R5 klappt das vorzüglich.

Zu diesem exzellenten Kameragehäuse fallen mir nur zwei negative Punkte ein: Der happige Preis und die fehlende, gedruckte ausführliche Bedienungsanleitung.

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