Canon EOS RP
Digitale Systemkamera / Mirrorless mit Vollformat-SensorTest, Review, Erfarhungsbericht
2019 © Thomas Gade
Die Canon EOS RP hat keinen Schwingspiegel mehr wie herkömmliche DSLRs und ist sehr kompakt gebaut. Das Gehäuse wiegt mit Akku und Speicherkarte nur 485 g. Ihr Gehäuse scheint größtenteils aus Kunststoff zu bestehen. Auf der Unterseite gibt es eine Klappe zum Abdecken der Schächte für den Akku und die Speicherkarte. Das rückseitige Display ist dreh- und schwenkbar.
Canon EOS RP. Blick auf den Vollformat Sensor
Technische Daten
Marke | Canon |
Bezeichnung | Canon EOS RP |
Preis | 1470 € |
Anschluss | RF Bajonett |
Adapter | Adapter EF-EOS R (im Lieferumfang) |
Sensorgröße | Vollformat 24 x 36 mm / Full Format |
Pixelanzahl | 26,2 Megapixel |
Empfindlichkeit | ISO 100 - 40.000 |
Video | 4K mit 25 B/s und Full HD bis 60 B/s und kleinere Formate |
Konstruktion | Staub- und Spritzwassergeschützt |
Elektronischer Sucher | 2,36 Millionen Bildpunkte. 98% Bildfeldabdeckung, 0,7 fach |
Tiefpassfilter | integriert |
Verschlusszeiten | 30 - 1/4000 s und B |
Blitzsynchronzeit | 1/180 s |
LC-Display | 1,04 Millionen Bildpunkte |
Darhtlos | WLAN, bluetooth |
Abmessungen | 132,5 x 85 x 70 mm |
Gewicht | 485 g mit Akku und Speicherkarte |
RF Bajonett
Aufgrund des kürzeren Auflagemaßes des RF-Anschlusses, ist es möglich, einen Adapter für EF Objektive zu bauen, der kein optisches Element enthält, sondern einem hohlen Zwischenring entspricht. Die nötigen elektrischen Verbindungen zwischen Objektiv und Kamera können beim Adapter durchgeschleift werden. Canon bietet die EOS RP mitsamt dem 'Mount Adapter EF EOS R' an, sodass die EF-Objektive weiterhin verwendet werden können. Beim Test mit einem adaptierten Canon Macro EF 100 mm 1:2.8 L IS USM an der Canon EOS RP waren keine Funktionsschwächen erkennbar. Der Adapter funktionierte sehr gut.
Canon Mount-Adapter EOS R. Gute Idee, aber leider ohne Stativanschluss.
EF / RF Adapter ohne Stativanschluss
Der Adapter für EF-Objektive an Kameras mit RF-Anschlüssen liegt derzeit beim Kauf einer Mirrorless Kamera bei. Gute Idee! Und er funktioniert einwandfrei. Allerdings sollte er mit einem soliden Stativanschluss versehen sein, weil die Kombinationen aus relativ schweren Objektiven an den leichten, spiegellosen Kameras nicht optimal durch den Stativanschluss am Kameragehäuse getragen werden.
Wenn lediglich aus freier Hand fotografiert, mag darüber hinwegsehen. Aber zum Filmen werden oft Stative eingesetzt und sie sind in vielen Aufnahmesituationen auch in der Fotografie wichtige Hilfsmittel.
Canon EOS RP spiegellose Systemkamera. Ober- und Rückseite. Die Bedienelemente sind schnell zu verstehen. Links neben dem Suchereinblick befindet sich ein Drehrad für einen Dioptrienausgleich.
Elektronischer Sucher
Der elektronische Sucher ist mit 2,3 Million Bildpunkten in Ordnung. Jedoch hatte ich im Testzeitraum gleichzeitig auch eine Panasonic Lumix S1 Kamera bei mir, deren Sucher mehr als doppelt so viele Bildpunkte hatte und ein erheblich brillanteres und schärferes Bild zeigte, das fast so gut war wie im optischen Sucher.Obwohl die Canon EOS RP einen verstellbaren Dioptrienausgleich am Sucher hat, erscheint das Bild nie so knackscharf wie bei der Lumix S1, die allerdings auch 1000 € mehr kostet.
Canon EOS RP. Oberseite beim Auslöser
Canon EOS RP mit Canon RF 24-105mm F4 IS USM
Focus Stacking
Die Canon EOS RP hat eine Focus Bracketing Funktion. Sie erstellt damit eine Aufnahmeserie von einem Motiv und verstellt von Bild zu Bild ein wenig die Scharfstellung. Ein Focus Stacking Programm kann aus den Bildern ein Foto mit einer großen Schärfentiefe erzeugen, die mit einem einzelnen Foto nicht zu erreichen ist.
Canon EOS RP mit ausgeklapptem Display. Im Menü kann unter dem Kamerasymbol im Register 5 Focus Bracketing aktiviert werden. In den weiteren Optionen ist die Anzahl der Aufnahmen (bis 999) und in zehn Stufen die Schrittweite beim Fokussieren einzustellen. Nicht möglich ist es, eine Pause zwischen den Aufnahmen einzuprogrammieren, sodaß mit Blitzlicht gearbeitet werden kann. Blitzgeräte brauchen Pausen, um sich wieder aufzuladen. Das Fotografieren mit Focus Bracketing muss daher mit Dauerlicht stattfinden. Diese Beschränkung ist nicht schlimm, weil die Canon EOS RP noch mit ISO 6400 beim Stacken gute Bilder liefert. Aber vielleicht fügt Canon diese Möglichkeit mit einer neuen Firmware hinzu.
Bekannte Focus Stacking Programme sind vor allem Zerene Stacker und Helicon Focus. Canon hat aber auch ein eigenes Programm dafür, das im Lieferumfang der betreffenden Kameras enthalten ist. Die aktuelle Version kann von der Website Canons heruntergeladen werden. Man muss dazu die Seriennummer einer Kamera eingeben, für die Canon diese Software vorgesehen hat.
Einzelfoto aus seiner Serie.
Elektronische Platine fotografiert mit der Canon EOS RP mit dem Canon Macro EF 100 mm 1:2.8 L IS USM Makroobjektiv.
ISO 6400.
Blende 8 und 1/80 s. Fotografiert wurden 50 Fotos mit Schrittweite 4 aus dem Einstellmenue.
Die 50 Einzelfotos wurde mit Zerene Stacker 1.04 gestackt. Das Ergebnis ist sehr gut.
In der Praxis befindet sich die Kamera auf einem Stativ und ist auf das Motiv gerichtet. Auf dem Touchsreen wird der nächste Punkt angetippt, der im Ergebnis scharf sein soll. Die Kamera stellt darauf scharf und verstellt beim Focus Bracketing von Bild zu Bild in kleinen Schritten die Schärfe immer mehr in Richtung unendlich. Wie weit sie dabei kommt, hängt von der Anzahl der zuvor eingestellten Schritte und Schrittweiten ab.
Einzelfoto aus einer Bracketing Serie
Ergebnis aus dem Stacken von 20 Fotos aus einer Bracketing Serie
Canon Macro Lens EF 100mm F:2.8 L IS USM mit RF/EF Adapter an der Canon EOS RP. Die Stativschelle ist von Mengs. Das ist eine gute Kombi zum Bracketing im Nahbereich.
Bildqualität mit zunehmender ISO-Zahl
Bei aktuellen APS-C Kameras muss man bis ISO 800 keine deutlichen Qualitätseinbußen hinnehmen und selbst ISO 1600 darf man noch mit moderaten Verlusten einstellen. Darüber hinaus wird die Luft dünner, obwohl es natürlich auch möglich ist fünfstellige ISO-Werte einzustellen, jedoch mit deutlichen Abstrichen beim Tonwertumfang und in der Auflösung feiner Details. Außerdem bedarf es einer stärkeren Rauschunterdrückung.Die Canon EOS RP liefert mit ihrem Vollformat-Sensor Fotos mit 26,2 Million Pixel. Mit allen dreistelligen ISO-Werten ist die Bildqualität exzellent und auch mit ISO 6400 sind von der Kamera erstellte JPG-Dateien noch gut. Mit ISO 25600 sind immer noch brauchbare Drucke auf DIN A4 möglich, doch beim Hineinvergrößern in das Bild am Computer ist die deutlich reduzierte Detailauflösung erkennbar.
Vergleich ISO 6400 aus Pentax K-70 (APS-C) und Canon EOS RP (Vollformat)
Testmotiv: Berlin. Samoastraße in der Dämmerung nach Sonnenuntergang
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. Freihändig aufgenommen. Canon EOS RP mit RF F4 / 24 - 105 mm IS USM, auf Blende 8 und 105 mm. ISO 6400
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. Freihändig aufgenommen. Pentax K-70 mit Sigma 2,8-4 / 18 -70 mm, auf Blende 8 und 70 mm. ISO 6400
Beide Kameras erstellten JPG-Dateien. Das Foto der Canon EOS RP ist mit diesem ISO-Wert deutlich sauberer. Ihr Bild zeigt nur wenig Rauschen. Die Pentax K-70 zeigt erheblich stärkeres Rauschen und löst nicht mehr so stark auf wie die Canon EOS RP. RAW Dateien dürften für beide Kameras bessere Ergebnisse bringen. Aber der Vorsprung der Canon EOS RP wird bleiben. Für Aufnahmen mit hohen ISO Werten ist der Vollformat Sensor besser. Wer jedoch mit ISO 100 bis 800 fotografiert, wird von beiden Kameratypen sehr gut bedient.
Das Testmotiv wurde mit verschiedenen ISO Einstellungen von 100 bis 25600 aufgenommen.
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. ISO 100
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. ISO 1600
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. ISO 6400
Ausschnitt 800 x 533 Pixel. ISO 25600
Große Objektive
Die Canon EOS RP ist klein, sodaß die passenden Objektive relativ groß wirken. Vergleich mit APS-C: Während das Sigma 2,8-4 / 18-70mm (24-105mm kleinbildäquivalent) für APS-C etwa 419 g wiegt, bringt das Standardzoom für Vollformat, das Canon RF 24-105mm F4 IS USM, 672 g auf die Waage. Die 253 g Unterschied spürt man unterwegs. Das lichtstarke 18-70mm von Sigma kostet weniger als die Hälfte als ein Canon RF F4 24-105mm Zoom und ist kompakter.Das setzt sich bei anderen Objektiven fort. Wer mit niedrigen bis mittleren ISO Werten fotografiert, hat deshalb ev. mehr vom kleineren Format und der Cropfaktor bietet Vorteile im Telebereich. Wer gerne mit höheren ISO Werten fotografiert, ist jedoch mit der Vollformat-Kamera besser bedient.
Kompakte Canon EOS RP mit großem Canon 24-105 Kitobjektiv
Fazit
Die Canon EOS RP ist eine leichte und kompakte Vollformatkamera, die einen guten 26,2 Millionen Pixel Vollformat-Sensor hat. Sie kann eigentlich alles, was man als Fotograf von einer modernen Vollformat Mirrorless erwartet. Die Fokus Bracketing Funktion ist sehr gut.Ich hatte im gleichen Testzeitraum eine Panasonic Lumix S1 mit dem dazugehörigen F4 / 24-105mm OIS Zoom von Panasonic im Haus, sodass sie mit der Canon EOS RP mit ihrem 24-105mm Zoom gut zu vergleichen war.
Die Lumix S1 kostet etwa 1000 € mehr und wiegt auch fast doppelt so viel. Wer eine kompakte und leichte Kamera schätzt, wird eindeutig die Canon EOS RP vorziehen. Auch gibt es für die Canon sehr viele Objektive, während Panasonic erst drei im Sortiment hat.
Die Lumix S1 hat jedoch einen erheblich besseren elektronischen Sucher mit über 5 Millionen Bildpunkten und auch einen Touchscreen mit über 2 Millionen Bildpunkten. Der elektronische Sucher der Canon EOS RP ist in Ordnung, aber weit entfernt von dem extrem hohen Niveau des Gegenstücks in der Lumix S1, die allerdings auch viel Strom dafür braucht.
Die Menüführung von Canon ist angenehmer, weil beim erneuten Aufruf des Menüs der zuletzt eingestellte Punkt, während man sich im Menü der Lumix S1 stets aufs Neue dorthin durchhangeln muss.
Bei der Canon EOS RP verschiebt sich der mittige Autofokusbereich oft unerwünscht an eine andere Position. Vermutlich ist die Nasenspitze schuld, die den Touchscreen berührt. Bei der Lumix S1 habe ich das so nicht erlebt.
Mir persönlich gefällt das klappbare Display der Lumix S1 besser, während er bei der Canon EOS RP seitlich weggeschwenkt wird, um dann um eine horizontale Achse rotieren zu können. Das richtet sich an Menschen die sich selber fotografieren oder filmen möchten. Wer dieses Selfie Feature mag, sollte lieber die Canon nehmen. Das ist eine persönliche Geschmacksfrage.
© Thomas Gade
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