21. So sommersprossig wie es hier den Anschein hat, ist der junge Mann durchaus nicht, aber die Ortho-Schicht, mit der er aufgenommen wurde, machte ihn so sommersprossig, - sogar bei Nitralicht, das doch immerhin etwas Gelbfilterwirkung hat.
Darauf wurde der junge Mann mit einem panchromatischen Film aufgenommen, ebenfalls bei Nitralicht. Die Sommersprossen entsprechen jetzt einigermaßen einer normalen Sommersprossenmenge. Bemerkenswert. dafür sind die Lippen etwas zu bleich.
Schließlich wurde einer panchromatischen Aufnahme (wie die obigen mit dem Elmar 9 cm) die Duto-Scheibe I vorgeschaltet. Dann sollte gezeigt werden, auf welchem Wege man auch den letzten Rest von Hautunreinigkeiten beseitigen kann, - auch im recht schwierigen Fällen und ohne Retusche. dafür ist jedoch Aufnahme 3 etwas unähnlich geworden. Die ähnlichste Aufnahme ist Aufnahme 2.

Aufnahmen Seban Reiserer †

Seite 188

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Anhang

VIII.

Kleine

Fotografische

Farben

L e h r e

 

Subtraktive Farbenmischung
Additive Farbenmischung
Über Pigmente
Gefärbtes Licht
Auf welcher Wellenlänge  
fotografieren Sie?
Warum ist der Himmel blau?
Interferenz-Farben, Newton-Ringe

Seite 189

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COLOUR IS PRODUCED

Sir William Bragg

Kleine fotografische Farbenlehre

Die Fotografie ist ein Schwarzweiß-Verfahren.
Was hat die Fotografie mit Farben zu tun? Alles! Die Zusammenhänge zwischen der Farbenlehre und der Fotografie werden immer engere. Es ist ja auch einleuchtend: ehe man Farbiges in Grautöne "übersetzt", muß man das zu Übersetzende kennen. Was auf S. 33 nur gestreift und als Tatsache erwähnt wurde, sei im Folgenden durch die Fundamente der Farblehre gestützt und etwas ausführlicher behandelt.

             
700
 
600
 
500
  400mµ

Das Spektrum, stark vereinfacht (s. auch S. 33.)
Spektralfarben sind stets Farben eines bestimmten Wellenlängen-Bereiches, sie sind Spektren glühender Gase auf der Sonne oder Spektren aller sonstigen selbstleuchtenden Lichtquellen, bis herab zur schlichten Kerze. Körperfarben (Pigmente, Farbstoffe) hingegen sind stets Mischfarben verschiedener Wellenlängen reflektierten Lichtes.
Alle Wellenlängen und das heißt alle Farben des Spektrums strömen von der Sonne her auf uns ein. Halten sie sich untereinander annähernd das Gleichgewicht, so entsteht aus dem Farbengemisch Weiß. Aber wir müßten das eigentlich anders formulieren: wir empfinden dieses Farbengemisch als weiß, als eine neue, stärkste "farb-lose Farbe". Der Grund, weshalb aus drei Grundfarben ein Neues entsteht, zu entstehen scheint, ist durchaus in unserem Sinnesapparat zu suchen. Wir vermögen zwar zwei gleichzeitig schwingende Töne als zwei Töne zu erkennen, nicht aber vermögen wir zwei Farbenwellenlängen, denen wir gleichzeitig ausgesetzt sind, voneinander zu trennen, wir empfinden sie als ein - scheinbar - Neues, als eine Mischfarbe. Und die hellste dieser Mischfarben erscheint uns weiß.

* Über Farbenaufnahmen s. S. 208

Seite 191

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Farben kann man nun "additiv" und "subtraktiv" mischen. Man muß sich nämlich von einer Anschauung frei machen, die einem in Fleisch und Blut übergegangen ist: daß Farben nur so gemischt werden können wie etwa Lasurfarben (z.B. Aquarellfarben) auf Papier. Diese uns geläufige und sehr präzis als "subtraktiv" bezeichnete Art der Mischung ist ein Wegnehmen von Licht, d. h. vom hellsten Licht (z.B. Papier) wird alles Licht weggenommen und der aufgetragene Farbton ist nicht zusätzliche Farbe, sondern ein Rest. ;Farbe vernichtet Farbe". Trägt man z.B. Rot auf, so werden dadurch alle Farben außer diesem Rot vom weißen Mischlichte abgezogen.
Ein Beispiel:
Mit dem roten Farbfleck habe ich alle in Weiß enthaltene Farbe weggenommen (Gelb, Grün, Blau, Violett) außer Rot!
Lege ich noch die Komplementärfarbe zu rot (Grün) darüber, so lösche ich auf subtraktivem Wege alles Licht und alle Farbe aus. Damit haben wir ein typisches Beispiel für die uns geläufige, die subtraktive Farbenmischung.
Wenden wir sie auf die drei Grundfarben an, aus denen man alle denkbaren Farben mischen kann, so erhalten wir das nebenstehende Bild. Man kann sich die drei Kreise etwa als durchsichtige farbige Scheiben denken, die auf weißem Papier liegen. Überdecken sich alle drei Farben, so ergibt sich Schwarz. Alle übrigen Mischungen entsprechen gleichfalls unsern Erwartungen. Grundsätzlich wichtig ist bei alledem die Erkenntnis: ich habe in diesem fall durch Auftragen von Farbstoffen von der vorhandenen Helligkeit (dem weißen Grunde) Helligkeit weggenommen, subtrahiert. Bei der subtraktiven Mischung entsteht deshalb durch Mischung stets eine dunklere Farbe. Zuletzt (in der Mitte der Zeichnung) ist alles Licht subtrahiert - übrig bleibt nichts, nämlich Schwarz.

Seite 192

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Schwarz können wir übrigens auch aus zwei Farben mischen, wenn wir keine reinen, sondern gebrochene Farben nehmen, d.h. zwei Farben, in denen die scheinbar fehlende dritte ""versteckt""vorhanden ist, wenigstens in geringer Menge. Nur einige Beispiele:

Rot im Violett, Gelb und Rot Gelb in Grün
Gelb im grün versteckt. Im Orange versteckt. Und Rot versteckt.
Ganz anders und keineswegs unsern Erwartungen entsprechend verläuft die additive Farbenmischung.

Bei der additiven Farbenmischung wird nicht Licht weggenommen, sondern farbiges Licht addiert. Denken wir uns das folgendermaßen: drei Projektoren werfen farbige Kreise auf eine farblos helle Wand.

Die Projektoren sind so gerichtet, daß sich die Kreise z.T. überdecken. Vor jedem Projektor sitzt eine farbige Scheibe, eine rote, eine grüne, eine violette. Jetzt erhalten wir ein ganz anderes Bild, jetzt addiert sich farbiges Licht zu farbigem Lichte. Die Summe der drei farbigen Lichter ist Weiß. Ehe wir uns nun genauer ansehen, was sich bei der additiven Mischung im einzelnen begibt, könnten wir uns folgendes sagen: wenn ich auf eine farbige Lichtluft A eine farbige Lichtluft B lege, so kann auf keinen Fall eine dunklere Farbigkeit entstehen, sondern das Ergebnis muß eine hellere sein. Außerdem muß es logischerweise ein Gemisch von verschiedenen Wellenlängen sein, das dann übereinanderliegt.

Die Frage ist nun lediglich die, ob mein Auge fähig ist, die Komponenten dieses Gemisches noch auseinanderzuhalten. Und das kann es nicht. Aber das ist eine rein physiologische, in uns begründete Angelegenheit. Zwei gleichzeitig erklingende Töne hören wir immer noch als zwei Töne. Zwei Farben aber ergeben eine dritte, - im Grunde genommen nur, weil unser Unterscheidungsvermögen vor dem Ineinander verschiedener Wellenlängen versagt.

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Die Beobachtungen nun, die wir im Gegensatz zur subtraktiven Farbenmischung bei der additiven machen, sehr interessant: die Mischung aller farbigen Lichter zusammen ergibt Weiß (wir wissen von den Spektralfarben her: Weiß = Gemisch aller Wellenlängen), also eine Analogie, obgleich wir diwsmal mit Farbstoffen (gefärbten Scheiben) arbeiten. An den Stellen der Überlagerung zweier Farben entstehen z. T. vollkommen neue Farben und am stärksten verblüfft wohl, daß Rot + Grün Gelb ergibt. Gelb ist also eine Nischfarbe! (Nur das spektrale Licht von Natriumdampf - 589 mµ - ist reines gelb). Ganz nebenbei wollen wir noch erwähnen: das Trennungsvermögen unseres Auges für farbige Wellengemische ist so gering, daß wir etwas so "Reines" wie die Farbe Gelb noch auf vielerlei andere Weise durch Mischung verschiedener Wellenlängen herstellen können. Durch das unter sich Fremdeste entsteht dann - für uns - stets der Eindruck Gelb. Dieses Gelb ist das - sagen wir es ehrlich - schwindelhafteste aller farbengemische, es imitiert fortgesetzt die schmale Natriumstelle des Sonnenspektrums. Verdächtig an dieser Farbe ist schon, daß wir sie subtraktiv durch Mischen nicht herstellen können, genau gesagt: wir können sie aus den drei wirklichen Grundfarben Rot - Blau - Grün - nicht herstellen, - eben da sie keine "ehrliche" Grundfarbe, sondern ein Chamäleon ist. Es bleibt uns zu subtraktiven Mischung nichts übrig, als sie zur Grundfarbe zu machen, um sie überhaupt festzulegen, so festzulegen, wie wir nun einmal in unserer Gelb-Sichtigkeit reagieren. Entscheidend ist jedenfalls: die additive Farbenmischung zeigt, daß Gelb eine Mischfarbe ist - in erster Linie aus Rot + Grün.

Und noch einen kleinen Seitensprung bei dieser Gelegenheit: die Farbenrasterfilme kennen ebenfalls kein Gelb. Wenn man sich einen Farbrasterfilm mit der Lupe ansieht, wird man keinerlei Gelbin ihn finden. Dafür aber an den gelben Bildstellen ein dichtes Beieinander von winzigen roten und grünen Farbkörperchen. Die Farbkörperchen sind so klein, daß sich für das Auge additiv eine völlige Verschmelzung von Rot + Grün und damit Gelb ergibt. Diesen "Trick" hat übrigens auch eine französiche Malerschule, die der Pointillisten, angewendet, Leute, die Zeit hatten, Tausende von grünen und roten Pünktchen nebeneinander zu setzen, um damit auf 20 - 30m Entfernung den Eindruck Gelb zu erzielen, additives Gelb im Sinne der Farbenrasterfilme von heute.

Die drei Farben, aus denen sich bei Farbfilmen (und Platten) älterer Art additiv alle Mischfarben - auch Gelb - zusammensetzen. Die unendlich vielen kleinen Farbflecken ergeben zusammen einen sog. "Farbenraster".

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Noch eine weitere Tatsache entspricht nicht ohne weiteres unseren Erwartungen: Weiß kann man additiv, also durch Übereinanderlegen von farbigem Licht zu farbigen Licht, auch schon aus zwei Farben mischen. Es müssen also nicht unbedingt die drei reinen Grundfarben Rot - Blau - Grün sein. Sehen wir uns zwei solcher Mischfarben etwas genauer an, so finden wir auch hier sofort, daß es sich um eine Analogie zur Schwarzmischung (beim subtraktiven Verfahren) handelt, - die beiden Farben sind nicht mehr rein, sie sind gebrochen, in beiden stecken Teile der scheinbar fehlenden dritten. Zwei solcher Ergänzungsfarben zu Weiß heißen Komplementärfarben. Einige Beispiele:

Rot und Blau im Grün und Blau im Blau in Grün und
Violett enthalten. Grünblau enthalten. Rot enthalten.
An zwei sich zu Weiß ergänzenden Komplementärfarben kann man auch am schönsten das Prinzip der additiven, der summierenden Farbenmischung zeigen. Denken wir uns die Strahlen der Projektion von der Seite:

Das Gemisch: Weiß

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Mit einem kleinen Handgriff könnten wir übrigens diese additive zur subtraktiven Farbenmischung machen, - sobald wir nämlich die beiden farbigen Filter vor unseren Projektoren zusammen nur eine Lampe vorschalteten. Das wäre dann keineswegs mehr eine Addition von Licht plus Licht, sondern das bedeutet, daß wir vom weißen Lichte eines einzigen Projektors sowohl das Rot wie das Blaugrün abziehen, herausfiltern, und was dann übrig bleibt ist Dunkelheit, - Schwarz!
Farbiges Licht plus farbiges Licht jedoch muß stets das Dritte, Neue, Hellere geben, - die beiden Komplementärfarben müssen also zusammen Weiß ergeben. Wer aufmerksam gefolgt ist, wird einwenden, daß doch Rot + Grün Gelb ergeben soll. In der Tat. Die reinen farben Rot und Grün ergeben Gelb. Nehmen wir unserm Rot und unserm Grün den "Blaustich" und damit die Ergänzungsmöglichkeit zu Weiß, so "reicht" es nicht mehr zu weiß und es entsteht dann die weniger helle Farbe gelb.

Das Gemisch: gelb

Zusammenfassung:
Der additiven Farbenmischung, bei der farbiges Licht zu farbigem Licht addiert wird, werden wir in der Hauptsache bei der Projektion begenen, in einem Sonderfall bei der Farbenfotografie (Addition kleinster Farbpartikel, z.B. Rot + Grün = Gelb). Der subtraktiven, der "altäglichen" Farbenmischung begegnen wir bei jedem beliebigen farbdruck, bei den Farben der Maler und schließlich auch bei unseren fotografischen Farbfiltern, - in allen diesen Fällen wird von der vorhandenen Helligkeit Farbe abgezogen, das Ergebnis ist an Helligkeit kleiner als die Ausgangshelligkeit.

Über Pigmente (Farbstoffe)
Am stärksten interessieren uns in der Fotografie die Pigmente, Farbstoffe, durch die Farbe auf subtraktivem Wege erhalten wird. Pigmente sind "Filter", Lichtschlucker, die auf Grund ihrer molekularen Struktur bestimmte Wellenlängen des spektralen mehr oder weniger farblosen Mischlichtes absorbieren, verschlucken, und nur einen rest reflektieren. Sie arbeiten selektiv.

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Ein roter Gegenstand oder ein Tupfen roter farbe verschluckt alle Farbanteile des weißen Mischlichtes außer Rot und erscheint deshalb rot. Für diesen Vorgang des Farbe-"Schluckens" haben wir auch eine Erklärung. Er ist möglich auf Grund der sogenannten Resonanz-Erscheinungen, Erscheinungen, die wir z.B. von der Stimmgabel her kennen. Eine Stimmgabel bringt eine andere zum Tönen, wenn beide Gabeln auf die gleiche (Ton-)Wellenlänge abgestimmt sind. In Farbstoffen beginnt das atomale oder molekulare Gefüge zuschwingen, wenn diese Stoffe von der oder den Wellenlängen getroffen werden, auf die ihr molekulares Gefüge "anspricht". Die Atome und Molekühle (Verbindungen von Atomen) stellen eine Art Batterie von Stimmgabeln dar. Diese Batterie gerät in Resonanz. Resonanz ist Energieverbrauch. Das, was verbraucht wird, ist ein Teil des "weißen" Mischlichtes. Dieser Teil wird also absorbiert, verschluckt. Das nicht Verschluckte wird reflektiert, es bleibt übrig, es ist ein Rest und diese Farbe ist der Rest, den ein Gegenstand oder ein Farbstoff als Farbe "hat". Auf diese Weise entsteht Farbe bei Pigmente subtraktiv auf Grund von Resonanzerscheinungen.

Unsere (natürlich stark vereinfachte) Abbildung zeigt: alle Farbkomponenten des spektralen Lichtes vereinigen sich (für das Auge) zu ""weißem" Licht. Die Materie-Teilchen, auf die der Strahl auftrifft, geraten in Schwingung. Je nach ihrer Struktur schwingen sie nur für bestimmte Farbkomponenten des weißen Lichtes und diese werden dadurch absorbiert. Die nicht absorbierte Farbkomponente wird reflektiert. Im vorliegenden Fall wird Grün, Gelb und Rot absorbiert, infolgendessen erscheint der Gegenstand (oder der Farbstoff) blau. Das Eindringen des Lichtes in "undurchsichtige" Materie wird verständlicher, wenn man bedenkt, daß sich selbst metalle in feine durchsichtige Häutchen schneiden lassen.

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