Pentax K-1 II DSLR als Filmscanner
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Abfotografieren von Kleinbild-Negativen mit der Pentax K-1 II mit einem Rodenstock Apo-Rodagon D 75mm
Fotoapparat ersetzt Scanner
Zum Scannen von Filmen werden üblicherweise Flachbettscanner mit Durchlichteinheit oder Filmscanner eingesetzt. Gute Filmscanner für das Kleinbildformat bekommt man ab einigen 100 €, beispielsweise den Plustek Scanner OpticFilm 8200i Ai. Für größere Mengen gerahmter Kleinbild-Dias in Magazinen sind Diascanner bestimmt, die jedoch rund 2000 € kosten. Für lange Filmstreifen, deren Bilder der Reihe nach automatisch digitalisiert werden, gibt es ebenfalls Modelle. Für verschiedene Vorlagengrößen sind Flachbettscanner flexibel einsetzbar. Für Mittelformat Filme gibt es ebenfalls spezielle Filmscanner.Je nach Volumen und Formatvielfalt kann die benötigte Scantechnologie teuer sein. Darüber hinaus sind Scanner auch langsam und entfalten eine Geräuschkulisse, weil ihre motorisch bewegten Zeilenscanner die Vorlage Zeile für Zeile abtasten.
Eine digitale Kamera erledigt die Aufnahme in Sekundenbruchteilen. Allerdings müssen anschließend die Tonwerte der abfotografierten Negative in der Bildverarbeitung umgekehrt werden und bei Colornegativen hat ein Weißabgleich zu erfolgen, der durch die orangen Maskierung der Filme erschwert wird.
Für Adobe Lightroom gibt es dafür das Plugin Negative Lab Pro, welches in der analogen Szene inzwischen einen guten Ruf hat. Es gibt noch andere Methoden, sie sind aber nicht Gegenstand dieses Beitrags.
USAF 1951 Resolution Target im Rahmen für Kleinbilddias. Verglichen wird die Auflösung der Balkengruppen im kleinen rot umrahmen, mittigen Ausschnitt.
Die Auflösung wurde mit einem USAF 1951 Resolution Testdia gemessen. An der Pentax K-1 II befand sich als Optik ein Rodenstock Apo Rodagon D 75mm an einer Makroschnecke. Fotografiert wurde sowohl im normalen Modus als auch mit PixelShift. An der Reprosäule wurde die Kamera mit Optik exakt für die formatfüllende Abbildung von 24x36mm Vorlagen sowie außerdem 6 × 4,5 und 6 × 9 eingestellt. Für alle drei Positionen wurde die Einstellung gemessen.
Es ergaben sich folgende Werte:
24 x 36 mm | 6 x 4.5 | 6 x 9 | |
Normal | 3400 dpi | 2300 dpi | 1850 dpi |
Pixelshift | 5800 dpi | 3250 dpi | 2400 dpi |
Pixel-Shift-Resolution
Wieso ist die Auflösung mit PixelShift höher? Was ist das überhaupt?Einige Pentax DSLR können mit dem integrierten PixelShift-Modus eine höhere Auflösung erreichen.
Dazu werden für ein Foto vier Aufnahmen gemacht, zwischen denen der Sensor um jeweils einen Pixel nach links, rechts, unten und oben verschoben wird. Damit werden die Nachteile der Bayer-Matrix ausgeglichen, unter der nur die Hälfte der Rezeptoren grünes Licht misst und die andern zur Hälfte jeweils rotes und blaues Licht. Die kompletten RGB-Farbinformationen für alle 36 Millionen Pixel müssen deshalb durch eine Interpolation zu Stande kommen, die etwas Detailauflösung kostet. Durch den PixelShift werden für jedes Pixel alle drei Farbwerte gemessen, wodurch eine Interpolation entfällt.
Die RAW-Dateien der Pentax PixelShift Resolution enthalten vier Einzeldateien. Der Dateicontainer trägt die übliche Endung DNG oder PEF der normalen RAW-Dateien, ist jedoch ca. 155 MB groß.
Bringt PixelShift wirklich eine höhere Auflösung? Ich probierte es mit einem dem speziellen Reproobjektiv Rodenstock Apo Rodagon D 1:1 75mm F4 durch das Abfotografien eines USAF 1951 Targest auf einem Kleinbilddia, mit dem üblicherweise das Auflösungsvermögen von Filmscannern getestet wird.
Das folgende Bildpaar zeigt den Unterschied zwischen dem normalen Modus und PixelShift an einem winzigen Balkendiagramm in der Aufnahme. Für die Darstellung im Internet sind diese Ausschnitte interpoliert worden und können deshalb den Unterschied nicht so gut darstellen wie die Originale. Die sechste Balkengruppe ist im Original beim Bild mit PixelShift gut zu trennen.
Ich stellte fest, dass die Mikroauflösung mit Camera RAW aus Adobe Photoshop besser ausfiel als mit DxO PhotoLab 3. möglicherweise dessen anderen Einstellungen in den RAW Konvertern anders aus. Das muss man austesten.
Ohne Pixelshift Auflösung: horizontal 3250 dpi, vertikal 3649 dpi |
Mit Pixelshift Auflösung: horizontal 5793 dpi, vertikal 5793 dpi |
Sehr gute Auflösung mit PixelShift
Für das Kleinbildformat ist die Auflösung sensationell. Als Referenz gelten heute immer noch die 3900 dpi des Nikon Coolscan 5000. Mit rund 5800 dpi liefert die Pentax K-1 II mit dem Rodenstock Apo Rodagon D 75mm erheblich mehr. Ein ähnlich guter Wert sollte auch von einem normalen anständigen Makroobjektiv erreicht werden. Falls nicht, ist alles über 4000 dpi in der Praxis völlig ausreichend.Bei den anderen Abbildungsmaßstäben für die größeren Mittelformate verringert sich die Auflösung, weil die Kamera eine größere Fläche aufnimmt und deshalb die Balkengruppe darin kleiner erscheint als beim Maßstab 1:1.
Wer das kleinere 6x4.5 Format aufnimmt, hat mit 3250 dpi ebenfalls eine sehr hohe Auflösung und kann die gesamte Sensorfläche nutzen.
Die Einstellung für 6 × 9 ist geeignet für das quadratische 6x6 und die rechteckigen Formate 6x7 bis 6x9. Mit 2400 dpi werden die meisten Vorlagen dieser Größe erschöpfend aufgelöst.
Die quadratischen 6 × 6 Bilder können nur 2/3 der Sensorfläche nutzen. Obwohl die Fläche größer ist als beim 6x4,5 Format wird 6 × 6 mit geringerer Auflösung abfotografiert, weil einerseits durch den kleineren Abbildungsmaßstab und andererseits durch die nur teilweise Nutzung des Sensors Verluste entstehen. Dieser ist allerdings bei 2400 dpi nicht gravierend. Mehr holt man beim Digitalisieren der 6 × 6 Vorlagen heraus, wenn rechteckige Ausschnitte anstelle des gesamten Bildes abfotografiert werden. Das ist je nach Motiv nicht selten ohne echten Verlust an Bildinformationen möglich.
Diese Eigenschaften sollten beachtet werden, wenn man sich heute noch für die Anschaffung einer analogen Mittelformat Kamera entscheidet. Moderne Filme sind so feinkörnig, dass das 6 × 4,5 Format völlig ausreicht und es lässt dank der gleichen Proportionen, nämlich 3:2, wie beim Vollformat-Sensor mit der höchsten Auflösung für Mittelformat abfotografieren.
Das gilt auch für 6 × 9 Fotos, jedoch sind die dazugehörigen Kameras sehr schwer und man kann nur acht Fotos auf einem Film machen. Eine Ausnahme bilden hierbei Klappkameras für Rollfilm, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beliebt waren. Sie sind auf Flohmärkten billig zu ergattern und relativ leicht und kompakt im zusammengeklappten Zustand.
Siehe auch: Vergleich Scanner und Kameras beim Digitalisieren von Filmen
Pentax K-1 II mit Makroobjektiv ersetzt Filmscanner
Schneller als mit einem Fotoapparat kann man Filme gar nicht digitalisieren. Mithilfe eines Aufbaus wie oben im Bild dargestellt, ist die fototechnische Herausforderung gering. Allerdings muss man sich einen guten Arbeitsfluss für die Bearbeitung der Bilddateien von Colornegativen einrichten. Hat man diese Hürde genommen, ist der Rest einfach. Die Pentax K-1 II ist dank ihres gut verstellbaren Displays und PixelShift sowie ihres 36 Megapixel Vollformat-Sensors ein exzellentes Werkzeug dafür.
Man kann entgegenhalten, dass gute Filmscanner Kratzer und Schmutz auf Farbfilm erkennen die von der Scansoftware retuschiert werden. Das ist richtig, jedoch trägt eine diffuse Leuchtquelle erheblich dazu bei, viele solcher Defekte gar nicht erst sichtbar zu machen oder deutlich schwächer als im gerichteten Licht mancher Filmscanner. Der Retuscheaufwand bleibt deshalb meistens gering.
Kosten?
Für diese Arbeit benötigt man eine gute Reprosäule, die gebraucht in den eBay-Kleinanzeigen für rund 100 € erhältlich ist. Das genaue Einstellen der Abbildungsmaßstäbe und Schärfe gelingt am besten mit einem Balgengerät mit integriertem Einstellschlitten. Entsprechende Modelle von Novoflex gibt es seit etlichen Jahrzehnten und dementsprechend auch preiswert und zahlreich aus zweiter Hand.
Als Objektive eignen sich u.a. sehr gute Top-Vergrößerungsobjektive mit etwa 80 mm Brennweite. Für rund 300 € sind Reprosäule und Objektiv zu haben. Alternativ kann man auch ein normales Makroobjektiv mit Autofokus verwenden, allerdings ist das genaue Einstellen der Höhe der Kamera über der Vorlage nur mit der Mechanik einer Reprosäule schwieriger. Ich stelle die Schärfe vorzugsweise manuell mithilfe der digitalen Lupe ein. Nur wenn die Kamera eine Focus-Stacking Funktion hätte und auf einem Touchscreen mehrere Punkte auf dem Film für die Scharfeinstellung zu markieren sind, um Wölbungen des Filmes zu berücksichtigen, und darüber hinaus bei so einer Arbeitsweise auch noch Pixel-Shift funktionierte, würde ich ein normales AF-Makroobjektiv dafür vorziehen. Es ist aber Geschmackssache und verschiedene Objektive führen ans gleiche Ziel.
Das Kameragehäuse kostet heute (Oktober 2020) etwa 1800 €. Ein aktueller Scanner, der in hoher Qualität alle Vorlagen zwischen Kleinbild und 6 × 9 scannt, ist der Plustek Optikfilm 120 Pro für etwa 2300 €. Das Scannen in hoher Auflösung dauert gefühlt eine Ewigkeit.
Vergleichsweise ist der Preis für eine Pentax K-1 II, die für viele fotografische Zwecke außerhalb des Scannens verwendbar ist, gar nicht so hoch.
© Thomas Gade
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