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Plustek OpticFilm 135i Filmscanner

Review. Filmscanner für Kleinbildfilm

2023 © Thomas Gade

1. OpticFilm 135i 4. Vuescan
2. QuickScan Plus 5. Rohdaten
3. Infrarot Reinigung 6. Auflösung

VueScan



VueScan ist eine Scansoftware, die sehr viele Scanner steuern kann. Anders als bei SilverFast benötigt man nicht pro Gerätetyp eine kostenpflichtige Lizenz, sondern kann alle kompatiblen Geräte mit nur einer betreiben. Für Filmscanner braucht man die VueScan Professional Edition für derzeit 99,95 €.

Um den OpticFilm 135i mit VueScan zu betreiben muss der Treiber vom Plustek installiert sein. Die jüngste Version kann man von der Website von Plustek herunterladen. Nach der Installation von QuickScan Plus wird VueScan (erneut) installiert und anschließend der Computer neu gestartet.

Änderungen durch Updates

Als ich den Scanner im April 2023 erstmals testete, war VueScan 9.7.98 aktuell. Damit klappte die Bilderkennung bei Aufnahmen im Format 24 × 36 mm gut. Nach dem Vorscan wurden die einzelnen Aufnahmen automatisch in der rechten Spalte untereinander angezeigt werden. Die Ausschnitte konnten für jedes Bild individuell korrigiert werden. Ebenso waren individuelle Tonwertkorrekturen und Drehungen einstellbar.

Außerdem war es möglich, die Voransicht mit einer hohen Auflösung zu erstellen, um die Dateien nach individuellen Korrekturen gleich daraus abzuspeichern, ohne erneut scannen zu müssen.

Leider wurden Halbformate oder Panoramen nicht automatisch erkannt. Sie waren manuell einzurahmen.

Seitdem gab es einige Veränderungen. Offenbar arbeiteten die Programmierer von VueScan an Verbesserungen hinsichtlich der Bilderkennung. Es folgen einige Updates, die stets kleine Änderungen mit sich brachten. Bis VueScan 9.8.02 blieb im Wesentlichen alles noch gleich. Im Register Quelle konnte die Größe des Scanbereichs manuell eingestellt werden.

Grundsätzlich ist das gut, weil nicht alle Filmstreifen die gesamte Länge im Filmhalter nutzen. Filme werden ja nicht nur in Sechserstreifen zerschnitten, sondern häufig auch nach vier oder fünf Bildern. Dann spart es Zeit, wenn der Scanner nicht den gesamten Bereich abtastet, sondern einen kürzeren.



VueScan 9.8.02 bietet die Möglichkeit den Scanbereich für Filmstreifen von 27 x 228,6 mm zu verringern.



Der Filmstreifen mit fünf Halbformatfotos ist 95 mm lang. Die Länge wird bei Größe Y Vorschau eingetragen. Offenbar erfolgt die Längenänderung nicht stufenlos, deswegen sucht VueScan den nächstliegenden Wert. Bei Serien-Scan ist Liste eingestellt und neben Serien-Liste die Zahlen 1-5, weil fünf Bilder auf dem Filmstreifen sind.

VueScan 9.8.05 vom 7. Juli 2023 versagt bei der automatischen Bilderkennung und die Bedienlogik hat sich geändert. Die Möglichkeit zur Wahl einer Vorschau mit geringer Auflösung ist entfallen.

Zwei Tage nach der Darstellung einiger Probleme per E-Mail an Ed Hamrick, dem Entwickler von VueScan, erscheint die Version 9.8.06, mit sehr guter Bilderkennung. Mit den richtigen Einstellungen im Register Crop werden beliebige Bildgrößen gut erkannt. Individuelle Drehungen der einzelnen Fotos und Änderungen an den Schneidekanten um Bilder gehen blitzschnell und gespeichert werden die Bilder danach mit einem simplen Klick auf 'Sichern'.


VueScan 9.8.06 erkennt die Halbformatbilder auf diesem kurzen Filmstreifen einwandfrei.



Im Fenster 'Überblick' wird die Vorschau mithilfe der Lupe vergrößert, um Korrekturen am Rahmen für den Ausschnitt vorzunehmen. Wird in diesem Fenster eine Drehung eingegeben, hat sie Einfluss auf alle Bilder des Filmstreifens.



Schaltet man das Fenster auf Scan-Ausschnitt um, sind individuelle Drehungen und Tonwertkorrekturen möglich. Da die Voransicht bereits in hoher Auflösung erfolgt, wird kein neuer Scanvorgang gestartet, sondern bei jedem Bild nach Eingabe der Korrekturen einfach auf Sichern geklickt, um die Datei zu speichern. Mit etwas Übung geht das sehr schnell und erspart häufig weitere Bearbeitungen der Dateien nach dem Scannen.



Im Register Zuschnitt kann die Größe der Bilder eingegeben werden. Steht bei Ausschnittsgröße 'Automatisch', muss man trotzdem die Breite des Bildes auf dem Filmstreifen bei Größe X eintragen. Es ist 24 mm breit, VueScan ändert die Zahl auf 23,999. Die Länge steht bei Größe Y. Warum das Format der Bilder trotz der Einstellung Automatisch nötig ist, ist unklar, aber sehr wichtig. Macht man es nicht, steht bei Größe Y die Zahl 228,6. Dieser Wert passt aber nicht zum verkürzten Scanbereich, der nur noch 95 mm lang ist. Hier sind Änderungen bei Updates von VueScan zu erwarten. Vermutlich erhöht sich die Trefferquote, wenn das Programm in etwa weiß, wie groß die einzelnen Aufnahmen sind.

Bei Mehrfachzuschnitt muss unbedingt ein Haken gesetzt werden, damit das Programm weiß, dass mehrere Bilder gesucht werden. Nimmt man ihn weg, verschwindet im Register Quelle die Serien-Liste.




Mit Panoramaaufnahmen klappt die automatische Bilderkennung noch nicht. Aber nach Erstellung der Vorschau lassen sich die Rahmen mit der Maus ziehen und anschließend können weitere Eingaben genauso erfolgen als wenn die Bilder vom Programm erkannt worden wären. Auch dann wird mit einem Klick auf 'Sichern' jedes Bild gespeichert.




Nach der Vorschau sind alle Bilder vom Filmstreifen oder Dias im Träger zu sehen. Jedes Bild kann einzeln angeklickt werden, um den automatisch gesetzten Ausschnitt (klappt gut!) individuell zu korrigieren. Auch sind für jedes Bild in der Voransicht Tonwertkorrekturen einzugeben. Das geht viel schneller als die fertigen Scans später einzeln in der Bildbearbeitung zu öffnen und dies nachträglich zu machen. Super!


Plustek OpticFilm 135i mit Diahalter


Möchte man mit Vuescan 9.8.36 (September 2024) Filmstreifen mit Halbformat oder Panorama scannen, muss im Register 'Quelle' bei 'Modus' die Einstellung 'Panorama' getroffen werden. Nach dem Vorscan wird der gesamte Streifen angezeigt. Danach kann man selber die Scanrahmen ziehen.


Schwarzweißfotos

Schwarzweiß-Negative werden von einigen Filmscannern nicht so gut digitalisiert. Es gibt Probleme mit Tonwertverlusten in den tiefsten Schatten und höchsten Lichtern. In der Hinsicht ist der Plustek OpticFilm 135i in Kombination mit VueScan unproblematisch. Er liefert Scans mit exzellenten Tonwerten. In VueScan wird im Register Farbe für den Schwarzpunkt 0,001 eingetragen und  für den Weißpunkt 0,05. Als Film sollte immer KODAK Internegative mit '+10% Contrast' eingestellt werden. Die Ausgabe erfolgt als 16-Bit Tif.

Am Beispiel ist erkennbar, dass sämtliche Helligkeitsbereiche von hell bis dunkel gut aufgelöst wurden. Das obere Bild zeigt das Ergebnis ohne Tonwertkorrekturen.





Um zu zeigen, dass die Lichter nicht aufgefressen sind, wurde die Gradationskurve mittig etwas nach unten gezogen.



Umgekehrt zeigt das Anheben der Helligkeit, dass auch in den Schatten genügend Tonwerte vorhanden sind, um darin die Zeichnung zu verbessern.

Scanzeiten mit VueScan

4 Dias - Voransicht mit 600 dpi 1.14 Minuten
4 Dias - Scans, 3600 dpi, alle Fotos, IR Reinigung 4.53 Minuten
4 Dias - Scans, 7200 dpi, alle Fotos, IR Reinigung 8.06 Minuten
   
6 SW-Negative - Voransicht mit 600 dpi 1.49 Minuten
6 SW-Negative - Scans, 3600 dpi 4.29 Minuten
6 SW-Negative - Scans, 7200 dpi 7.08 Minuten
   
6 Farbnegative - Voransicht mit 600 dpi 1.49 Minuten
6 Farbnegative - Scans, 3600 dpi, IR Reinigung 8.42 Minuten
6 Farbnegative - Scans, 7200 dpi, IR Reinigung 13.12 Minuten

7200 dpi

Wird mit 7200 dpi gescannt, sollten die Bilder durch Interpolation anschließend auf ca. 6000 x 4000 Pixel (Seitenverhältnis beibehalten!) verkleinert werden, um übergroße Dateien zu vermeiden. Das ergibt 24 Megapixel. Mehr sind für die Bildinformationen in fast keiner 24x36 mm Aufnahme auf Film nötig. Anschließend wird die Datei geschärft. Hier sind korrekte Einstellungen zu finden. Die Anwendung des Hochpass-Filters auf Stufe 1 für die Duplikatebene, die anschließend mit dem darunter liegenden Original durch 'ineinanderkopieren' gemixt wird, ist eine gute Maßnahme für viele Vorlagen.

Beim Scannen vieler Vorlagen sollte man ev. lieber 3600 dpi (= 3450 dpi gemessene Auflösung) einstellen, um Zeit zu sparen. Das ist genug für die meisten Kleinbildfilme.

Fazit

Der Plustek OpticFilm 135i ist ein erfreuliches Produkt. Bei richtiger Handhabung liefert er sehr gute Ergebnisse und erledigt seine Arbeit als Zeilenscanner relativ flott. Zwar taugt die mitgelieferte Software nichts und SilverFast steht als Alternative (noch) nicht zur Verfügung. Aber mit VueScan lässt sich der Scanner bestens steuern und ist damit auch sehr gut.

Für die Einstellung 7200 dpi ist eine wahre Auflösung von 4600 dpi zu messen. Das liegt deutlich über den Möglichkeiten des alten Referenzscanners NikonCoolscan 5000, der ca. 3900 dpi schafft. Für die Einstellung 3600 dpi haben wir einen Durchschnittswert von 3450 dpi gemessen. Die Auflösung ist höher, als die meisten Vorlagen erfordern. Leider kann man sich wegen der geringen Schärfentiefe und des Fehlens einer Fokussierung darauf nur bei flachen Filmen ohne Wölbung verlassen.

Die infrarotgestützte Erkennung von Staub, Kratzern und Schmutz wird von der Hardware unterstützt, jedoch nicht perfekt. Die Retusche erfolgt mit VueScan - je nach Vorlage  - zwischen befriedigend bis gut.

Ein großes Lob verdienen die robusten Filmhalter, die sich gut handhaben lassen. Sie sind viel besser als die meisten von anderen Scannern.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist so gut, dass eigentlich nur eine Frage offen bleibt, nämlich wie lange der Scanner durchhält. Er enthält eine sicherlich nicht triviale Kombination aus Elektronik und Mechanik für den Transport der Filmhalter, die nicht mehr wert sein kann, als dafür bezahlt wird. Für wie viele Scanvorgänge sie gut ist, wird die Praxis zeigen.

Wünschenswert wäre eine längere Schiene für gerahmte Dias, sodass nicht nur vier, sondern mindestens die doppelte Menge in einem Rutsch gescannt werden.

Siehe auch: Scannervergleich



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