Die Bromsilber-Papiere
Die Bezeichnung Bromsilber sagt schon, daß es sich hier um dieselbe Silberverbindung handelt wie bei Platten und Filmen. Bromsilber-Papiere sind empfindlicher als Chlor-Bromsilber-Papiere (Kopier-Papiere).
Es ist nötig, daß man, um normale, weiche und kontrastreiche Negative vergrößern zu können, Bromsilber-Papiere verschiedener Härtegrade besitzt, nämlich ein normales für normale Negative, ein weiches für kontrastreiche Negative und ein hart arbeitendes für weiche Negative. Die meisten Papiere sind sogar in 5 Härtegraden zu haben, von extraweich bis extrahart.

Der Arbeitsvorgang
Das Bromsilber-Papier wird belichtet, entwickelt, fixiert und gewässert wie dies bei der Kunstlicht-Kopie (siehe S. 73) geschieht. Legt man einen Abdeck-Rahmen auf die Ränder des Bromsilber-Papiers, so besitzt die Vergrößerung dann später den sauberen weißen Rand.
Viel heikler als die Kopier-Papiere sind die Bromsilber-Papiere mit Bezug auf die Belichtung, sie muß bei Bromsilber-Papieren haargenau getroffen werden. Hat man nicht bereits sehr viel Routine, so vermeidet man unnötigen Papierverbrauch (für Fehlbelichtungen) folgendermaßen: man schneidet sich 3 bis 4 schmale Streifen aus Bromsilber-Papier zurecht und belichtet diese Streifen (jeweils über die wichtigsten Bildpartien gelegt) einzeln mit verschiedenen Belichtungszeiten. Diese Streifen entwickelt man. Man erkennt dann sofort, welcher der Streifen der best-belichtete ist. Die Belichtungszeiten der einzelnen Streifen müssen kräftig voneinander abweichen, wenn schon die erste Kontrolle zum Ziele führen soll.
Empfehlenswertester Entwickler: Metol-Hydrochinon in Verdünnung ! : 3 bis 1 : 4. In diesem Entwickler bleibt die Entwicklung eines korrekt belichteten Bildes nach etwa 2 bis 3 Minuten "stehen". Weiteres Quälen wäre zwecklos.

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Focomat (Leitz). Vergrößerungsgerät mit automatischer Scharfeinstellung (von 2- bis 10fach linear). Wird auch ohne Objektiv geliefert und dann mit dem Objekt der Leica-Kamera verwendet.   Miraphot. Vergrößerungsgerät mit automatischer Scharfeinstellung. Für die Negativ-Formate bis 6 ½ /9 und 9/12 erhältlich. unter dem Namen Klein-Miraphot für die Negativformate ¾ und 24/26 mm (Leica-Format).

Metol-Hydrochinon-Entwickler ist sehr ausgiebig. Beginnen die Bilder jedoch an Kraft nachzulassen, so gibt man etwas konzentrierten Entwickler hinzu, damit die Gebrauchslösung wieder aktiviert wird. Ist der Entwickler etwas wärmer als normal (über 18° C), so arbeitet er etwas schneller und mit kräftigerer Deckung, neigt jedoch zum Schleiern.
Frisch angesetzter Entwickler entwickelt noch nicht seine höchste Aktivität. Diese besitzt er erst, wenn man ihm eine Kleinigkeit alten, gebrauchten Entwickler zusetzt. Einige Spritzer genügen. Die Erfahrung alter Fotografen, die nie mit absolut frischem Entwickler arbeiten, sondern stets etwas gebrauchten zusetzen, besteht nach neueren Untersuchungen (Frötschner) zu recht; erst die Anwesenheit von Oxydationsprodukten verleiht dem Entwickler die höchste Aktivität (die natürlich bei zunehmender Oxydation wieder abnimmt).

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Exakt III, halbautomatisch arbeitendes Gerät für Negative bis 6/9 mit und ohne Doppelkondensor zu verwenden. Auch kleiner (Leica-Format bis 4/4) und größer (bis9/12) zu haben. Hersteller Veigel, Stuttgart.   Vergrößerungsansatz (Luminax-Simplex). Billigstes Vergrößerungsgerät, das in Kombination mit einer Kamera (von 4 ½ /6 bis 10/15) arbeitet.

Über die Entwicklung in schwarzbraunem oder blauschwarzem Bildton siehe S. 146.
Der Arbeitsvorgang beim Fixieren, Wässern und Trocknen ist der gleiche wie beim Kopieren (siehe S. 73). Es wird stets saures Fixierbad verwendet (Vorschriften auf S. 90). Je frischer das Fixierbad, desto haltbarer später das Bild. Kontrolle auf weitere Brauchbarkeit eines alten Fixierbades S. 88.
Werden kartonstarke Papiere verwendet, so muß besonders gut in fließendem Wasser ausgewässert werden, da der dicke Papierfilz das Fixiernatron weniger leicht abgibt.
Die besonderen Feinheiten, die gerade die Kleinbild-Vergrößerung erfordert, werden unter den Kleinbild-Vergrößerungs-Tips ab S. 136 besprochen.

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Tonung
Statt der sehr unangenehm riechenden Schwefeltonung mit Natriumsulfid (Schwefelnatrium, nicht schwefligsaures Natron( sollte man - wenn schon getont werden muß - die fertigen Toner für Bromsilber-Papiere (Schering-Senol usw.) verwenden. Es ist aber eine unbestreitbare Tatsache, daß nicht nur prominente Fotografen, sondern auch Amateure von Geschmack ihre Bilder nicht zu tonen pflegen, - vielleicht von diesem oder jenem Porträt abgesehen. Zum mindesten vornehmer und auch auf lange Sicht haltbarer ist die Entwicklung in braunschwarzem Ton (s. S. 146).

Geruchlose Schwefeltonung
Das Bild wird zunächst 5 Minuten lang getont in:
1000 ccm Wasser
20 ccm Thiocarbamid, 10proz. Lösung
25 ccm Natronlaute, 8proz. Lösung
Darauf wird gebleicht in
1000 ccm Wasser
35 g Rotes Blaulaugensalz
12 g Bromkalium
80 ccm Ammoniak (Salmiakgeist).
Darauf wird kurz abgespült und nochmals in dem obigen Thiocarbamid-Bad getont.
Die Kompliziertheit der Vorschrift läßt erwarten, daß von ihr - im Sinne materialgerechter Fotografie - wenig Gebrauch gemacht wird.

Hochglanz
Spiegelnder tadelloser Hochglanz ist Ehrensache und macht außerdem viel Freude. Zudem sind Hochglanzbilder die "fotografischsten", materialgerechtesten.
Papiere, die von vornherein Hochglanz besitzen, gibt es nicht. Aber Papiere mit glänzender Oberfläche kann man auf Hochglanz bringen, und zwar auf zweierlei Methoden. Erstens mit einer Hochglanz-Presse (ab ca. 14 Mark). Diese Pressen werden elektrisch geheizt und der Hochglanz entsteht auf einer verchromten Hochglanz-Platte. Empfehlenswert ist es, die Bilder vorher einige Minuten in Hochglanzlösung (käuflich) zu baden. Die Hochglanzlösung kann man sich aber auch ersparen, wenn man folgendermaßen verfährt: nachdem die Hochglanz-Platte zuerst mit einem schwach spiritusfeuchten und darauf mit einem trockenen Wattebausch tadellos sauergerieben ist, legt man die ausgewässerten und aufgeweichten Bilder einige Minuten in reinen Brennspiritus und bringt sie tropfnaß (!) auf die Platte. Man stellt sie zunächst auf eine Kante und drückt die Bilder in der Weise nieder, daß sie die Flüssigkeit vor sich hertreiben und daß sich infolgedessen keine Luftblasen bilden können. Dann geht man mit dem Rollenquetscher über das Bild. Befindet sich dann noch überschüssige Flüssigkeit auf der Platte, so tupft man sie mit einem schwachfeuchten weichen Lederlappen ab. Diese Vorbereitungen sind eine ziemlich nasse Angelegenheit und man legt die Hochglanzplatte deshalb vorher am besten auf ein Handtuch.

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Das Trocknen papierstarker Bilder dauert etwa 4 Minuten. Knisternde Geräusche zeigen an, daß die Bilder bald abspringen wollen. Wird die Presse mehrmals beschickt, so schaltet man sie während des Auflegens der Bilder aus, damit sie nicht zu heiß wird. Zu große Hitze kann fleckigen Hochglanz geben. Zeigen sich gelbe Flecken, so waren die Bilder ungenügend gewässert. "Blinde" Stellen im Hochglanz gehen auf Luftblasen zurück. Die zweite, billigere, aber weniger schnelle Methode ist die, daß man die Bilder auf eine fehlerfreie Glasscheibe aufquetscht. Die Scheibe wird vorher mit etwas Spiritus tadellos gereinigt und mit einem Lederlappen trockengerieben. Darauf werden die Bilder in gleiche Weite unter Verwendung eines Spiritusbades auf die Scheibe gebracht wie dies oben beschrieben ist. Liegen alle Bilder auf der Scheibe, so wird ein ganz glattes, schwach feuchtes (ausgewrungenes) Handtuch ebenfalls auf die Abrollmanier darübergebracht. Dadurch wird die überschüssige Flüssigkeitr abgesaugt, insbesondere wenn man noch ein weiteres (trockenes) Handtuch darüberlegt und unter Druck der flachen Hand von innen nach außen streicht. Darauf fährt man mit dem Rollenquetscher (das Nudelholz aus der Küche tut es zur Not auch) über die unbedeckten einzelnen Bilder, tupft die Scheibe mit dem Handtuch trocken und stellt sie irgendwo auf, wo die Bilder langsam (!) trocknen können. Vorher konnte man, wenn man sich die Glasscheibe von der Rückseite (der Bildseite) ansah, bereits feststellen, ob die Bilder blasenfrei auflagen. Getrocknet springen die Bilder von selbst ab, - wenn nicht, zieht man sie von einer Ecke her in der Diagonale von der Scheibe herunter. Papierstarke Bilder sind leichter blasenfrei auf Hochglanz zu bringen als kartonstarke. Rollen sich die Hochglanz-Bilder, so legt man sie kurze Zeit zwischen Makulatur und preßt sie. Den Druck kann z. B. ein Eimer mit Wasser ausüben.

Mißerfolge mit der Hochglanzpresse (blinde Stellen im Hochglanz, punktförmige Vertiefungen, Striemenbildung usw.) wird man bei der Anwendung der Spiritusmethode kaum noch haben. Der Trick beim Hochglanz ist lediglich der, daß nicht das kleine Luftbläschen· zwischen Bild und Hochglanzplatte kommt, - das aber wird vermieden dadurch, daß das sich ab rollende Bild die Flüssigkeit vor sich hertreibt und dadurch, daß Spiritus viel weniger Blasenbildung zuläßt als Wasser dies tut.
Fleckigen Hochglanz bekommt man, wenn sich noch Akalireste im Papierfilz befinden. Das ist nach dem Soda-Zwischenbad von S. 145 fast stets der Fall. ungenügend saures Fixierbad bewirkt das Gleiche.


* Auf Bildern, die lange im Wasser liegen, bilden sich oft von selbst Luftblasen. Man wischt sie unter Wasser ab.

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Die 32 Tips für die Kleinbild-Vergrößerung

Es ist leicht, von einem großformatigen Negativ eine gute Kopie zu bekommen. Etwas mehr Gefühl, Erfahrung und Exaktheit verlangt die Kleinbild-Vergrößerung. Jeder <kleinbild-Amateur muß sich grundsätzlich über Folgendes klar sein:

1.In mittelmäßigen ‚Aufnahmen können ausgezeichnete Vergrößerungen stecken.
Vergrößern heißt nicht, ein kleines Negativ zu einem großen Foto machen, Vergrößern heißt auswerten. bedeutende Leistungen auf dem Gebiete der Kleinbild-Fotografie sind in der Tat Ergebnisse einer geschickten Vergrößerungs-Technik. Auch aus den Negativen eines sehr mittelmäßigen Amateurs lassen sich Vergrößerungen herausholen, über die dieser mittelmäßige Amateur lebhaft erstaunt wüäre. Man darf so sagen: beim Vergrößern beginnt die Kleinbild-Fotografie erst. - Negative vorausgesetzt, die technisch wenigstens leidlich sind und die nicht gerade Schmacklosigkeiten darstellen.
Der Punkt, an dem es sich zeigt
Wir besitzen heute so feinkörnig arbeitende Schichten und so feinkörnig arbeitende Entwickler, daß man z. B. von einem Leica-Negativ Vergrößerungen auf 18/24 cm bekommen kann, die sich in keiner Weise von der Vergrößerung eines )/123-Negativs auf 18/24 unterscheiden. trotzdem liegt bei 18/24 die Grenze, an der sich zeigt, was jemand kann. Entscheidend ist bei 18/24 cm (und größer) vor allem eins: sind außer kornlosen, geschlossenen Flächen und scharfen Konturen alle die Mitteltöne vorhanden, an denen größere Formate stets sehr reich sind? Sieht das Bild "nach Vergrößerung aus" oder kommt einem dabei überhaupt nicht der Gedanke an eine Vergrößerung? Die Mitteltöne bleiben erhalten durch dreierlei: erstens durch ein Negativ, das von Haus aus nicht zu dünn ist, das also seinerseits auch Mitteltöne besitzt. Zweitens durch sehr feinkörnige Negativ-Entwicklung (s. S. 96). Und drittens durch eine Vergrößerungsmaßstab, der nicht übertreibt und bei dem Vergrößern nicht Vergröbern bedeutet.

2. Stürzende Linien "entzerren"
Vergrößern wird man nicht nur, um ein kleines Bild wesentlich größer zu sehen, sondern auch um einzelne Ausschnitte aus einem Bilde vergrößert herauszustellen, nämlich, die die wirklich ein Bild geben. Vergrößern kann man ferner, um durch Weglassen bildunwichtiger oder sogar störender Teile auf ein Format zu kommen, das dem Bildvorwurf günstiger ist. Vergrößern kann man aber auch, um bei Architektur-Aufnahmen die sogenannten, "stürzenden Linien" (nach rückwärts umkippende Gebäude) aufzurichten, das Bild zu "entzerren". Das geschieht, indem man die Vergrößerung zunächst scharf einstellt und dann das Papier in eine Schräglage bringt, die die Verzerrung aufhebt. Die Unschärfen, die dadurch beiderseits der Achse, um die gekippt wurde, entstehen, müssen durch kräftiges Blenden aufgehoben werden. Könnte man auch das Negativ entsprechend neigen (entgegengesetzt der Neigung des Papiers), so wäre keine Blendung erforderlich. Zurzeit existieren nur einige sehr teure Geräte mit Vorrichtung zur Neigung des Negativs.

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Aufnahme: Carlheinz Albrand.

Wie man stürzende Linien geradestellt: Die Ebene, auf der das Vergrößerungspapier liegt, wird so weit gekippt, bis die "stürzenden" Gebäude gerade stehen. Hierbei entstehen natürlich an den am weitesten aus der horizontale gekippten Stellen Unschärfen, die durch Blenden des Vergrößerungs-Objektives behoben werden müssen. Zeigt das Negativ die stürzenden Linien sehr stark, so ist eine Korrektur unter Umständen nur möglich in Vergrößerungsgeräten, bei denen auch das Negativ sinngemäß angekippt werden kann.

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