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Omegon Minitrack LX3

Kompakte Nachführeinrichtung für die Astrofotografie



2020 © Thomas Gade


omegon Minitrack LX3

Der Astrotracker Omegon Minitrack LX3 ist eine einfache, mechanische Nachführeinrichtung für die Astrofotografie, um die scheinbare Bewegung der Sterne, verursacht durch die Rotation der Erde, auszugleichen. Ihr Federwerk stammt aus der klassischen Eieruhr und erzeugt am Ende auch den typischen Rasselton. Weder wird Strom gebraucht noch eine App auf dem Smartphone zur Steuerung. Die Minitrack LX3 funktioniert laut Anbieter nur auf der Nordhalbkugel. Für Standorte südlich des Äquators müsste sie in die andere Richtung drehen.

Diese minimalistische Technik ist erstaunlich gut. Mit hochempfindlichen Sensoren moderner Digitalkameras sind keine langen Belichtungszeiten mehr nötig, sodass geringe Ungenauigkeiten unbedeutend sind. Man kann aber auf der Unterseite mithilfe einer Feder und verschiedenen Rastpunkten die Geschwindigkeit etwas beeinflussen, bzw. sie entsprechend der Traglast optimieren.

Statt länger zu belichten, werden in der Astrofotografie heutzutage Bilderserien mit jeweils kürzerer Belichtungszeit erstellt. Die Aufnahmen werden gestackt, wodurch einerseits das Rauschen erheblich minimiert wird, was hohe ISO-Werte ermöglicht, und andererseits durch das Aufsummieren der schwachen Signale aus vielen deckungsgleichen Aufnahmen Details zum Vorschein bringt, die sonst nur durch lange Belichtungszeiten erkennbar werden. Es ist deshalb bei der Verwendung üblicher Brennweiten aus der Fototasche eher unbedeutend, ob die Nachführung etwas zu schnell oder langsam läuft. Beim Weitwinkelobjektiv gilt diese Aussage natürlich stärker als für ein Teleobjektiv mit kleinbildäquivalent 300 mm. Je länger die Brennweite ist, desto genauer muss die Minitrack L3X, wie grundsätzlich jeder andere Astrotracker, parallel zur Erdachse ausgerichtet sein und nachführen.

Bis kleinbildäquivalent etwa 200 mm, sind ihre Laufgenauigkeit und Geschwindigkeitskorrekturen völlig ausreichend für Astrofotos mit punktförmigen Sternen bei den heute üblichen Belichtungszeiten von maximal 2-3 Minuten pro Bild.

Technische Daten

Hersteller Omegon
Bezeichnung Minitrack LX3
Preis 189 €
Im Set mit Kugelkopf und Polsucher. 229 €
Gewicht 560 g
zusätzliches Gewicht ca. 500 g für stabilen Kugelkopf, Polsucher und Arca Swiss Wechselplatte
Tragkraft 3 kg (bis max 300mm Brennweite kleinbildäquivalent)
Antrieb mechanisch durch aufziehbares Uhrwerk
Länge 21 cm

Polsucher


Unterseite der Minitrack LX3 mit ansteckbarem Polsucher.

Die Ausrichtung der Omegon Minitrack LX3 parallel zur Erdachse ist auf einem Stativ mit Wasserwaage und einem Neigekopf mit Gradanzeige einfach. Die Neigung lässt sich so bereits einigermaßen genau einstellen und mithilfe eines Kompasses kann der Kopf auf seinem Drehteller nach Norden ausgerichtet werden.

Eine bessere Ausrichtung wird unterstützt durch einen optionalen, ansteckbaren Polsucher. Er ist bei der LX3 deutlich besser als das hohle Röhrchen der vorherigen Versionen. Der neue Polsucher enthält ein schwach vergrößerndes Fernrohr als Zielhilfe zum Finden des Polarsterns. Beim Test stellte ich fest, dass Seitenlicht, beispielsweise von einer Straßenlaterne, starke Reflexe im Polsucher erzeugte. Sollte der Standort mit solchen Lichtquellen belastet sein, ist es ratsam, sich aus schwarzer Pappe eine aufsteckbare Blendkappe zum Abhalten des Seitenlichts zu basteln.

Nach dem Ausrichten muss der Polsucher entfernt werden, um dem Kugelkopf und der Kamera nicht im Weg zu sein.



Sirui Fluidkopf. Omegon Minitrack LX3 mit Kugelkopf und aufgesattelter Pentax K-3 II DSLR

Die Omegon Mini Track LX3 ist eine Nachführeinrichtung für Fotoapparate mit kurzen bis mittleren Brennweiten. Sie ist einfach und genial. Ihr Antrieb wird mit dem Drehrad am unteren Ende rasch aufgezogen und nimmt mit leisem Klackern ihre Arbeit auf. Am Ende klingelt sie wie eine Eieruhr.

Die Kamera wird mithilfe eines Kugelkopfes an die Omegon Mini Track LX3 befestigt und kann auf jeden Punkt des Himmels gerichtet werden.


Omegon LX3 Astrotracker. Links ohne Polsucher, rechts mit Polsucher








Pentax DSLR auf einer Omegon Minitrack LX3 auf einem stabilen Sirui VH-10 Fluidkopf

Der Stativkopf unter der Minitrack LX3 muss stabil genug sein, um den gesamten Aufbau sicher und ohne zu wackeln zu tragen. Dafür verwende ich gerne einen Sirui VH-10 Fluidkopf ohne seinen Schwenkarm für den Videoeinsatz. Es gibt ähnliche Stativköpfe von anderen Anbietern. Zweidimensionale Fluidköpfe mit hoher Tragkraft sind für diesen Zweck am besten geeignet.


Unterseite der Omegon LX3. Eine Feder mit mehreren Rastpunkten dient zum Korrigieren der Drehgeschwindigkeit.

Je nach Länge und Gewicht der Kamera sowie ihrer Ausrichtung auf dem Kugelkopf ist ev. eine ungünstige Gewichtsverteilung auszugleichen. Dafür gibt es auf der Unterseite der Nachführeinrichtung eine Ausgleichfeder, die auf mehrere Stufen eingestellt werden kann.

Die Unterseite zeigt, wie bei den vorherigen Versionen, eine völlig überflüssige Schwachstelle. Es gibt nur ein 1/4" Fotostativgewinde, das leider nicht ausreichend dimensioniert ist, weil die Hebelwirkungen wie auch die Traglast auf diese Verbindung in der Praxis beträchtlich sind. Das einzelne kleinformatige Stativgewinde ist zudem nicht nachvollziehbar, weil auf der Oberseite zum Anschrauben eines Kugelkopfes für die Kamera eine Schraube im größeren 3/8" Format vorhanden ist.

Heutzutage ist es Standard, dass die Verbindungen zwischen Stativköpfen und Traglasten mithilfe von Arca-Swiss-kompatiblen Schienen und Klemmsysteme zustande kommen. Zum sicheren Anschrauben der passenden Schiene an die LX3 müssen zwei (!) Stativgewinde vorhanden sein, damit sie sich beim Gebrauch auf ihr nicht verdreht. Und zwar im großen 3/8" Format. Der dafür nötige Platz ist vorhanden. Die beiden Stativgewinde würden locker in zwei Löcher neben das kleine Stativgewinde passen.

Dieser Konstruktionsfehler erntet den einzigen, allerdings fetten Minuspunkt an der sonst hervorragenden Minitrack LX3. Jedoch ist diese Schwachstelle leicht zu beseitigen. Arca-Swiss-kompatible Schienen sind so billig, dass man sich eine rund 10 cm lange kaufen kann, die mithilfe einer Stativschraube und eines bombenfesten Klebers (2-Komponenten Epoxy) für immer an der Minitrack LX3 befestigt wird. Das vermeidet Frust in der Praxis.

Bewertung

Die Omegon Minitrack LX3 ist in ihrer Klasse eine relativ preiswerte Nachführeinrichtung. Sie kann mit geringem Lernaufwand bedient werden. Mit etwas über einem halben kg Gewicht und 21 cm Länge ist sie bei Exkursionen keine große Belastung.

Probleme mit leeren Akkus oder stressigen Apps auf dem Smartphone kommen mit dieser Nachführeinrichtung nicht vor, weil sie rein mechanisch funktioniert.

Ihre simple Konstruktion mag Vorbehalte hinsichtlich ihrer Tauglichkeit wecken. Aber sie erfüllt ihren Zweck recht ordentlich. Der Hersteller sieht die Grenze bei 300 mm (kleinbildäquivalent) Brennweite. Wie lang die Brennweite in der Praxis maximal sein darf, ist nicht nur von der Nachführgenauigkeit abhängig, sondern auch von der Ausrichtung der Drehachse der Omegon Minitrack LX3 parallel zur Erdachse.

Vorteilhaft ist ein gutes Fotostativ mit einem stabilen Neigekopf mit Gradanzeige. Wer ohne großen Aufwand mit seiner Fotoausrüstung Astroaufnahmen machen möchte, kann mit der Omegon Minitrack LX3 wenig falsch machen.

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