Nikon Coolscan 5000 ED Filmscanner
Thomas Gade © März 2004 / August 2006Index |
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Fazit
Der Nikon Coolscan 5000 ED ist sehr gut. Daran ist nicht zu rütteln, jedoch hat er auch einige Schwächen.Laut Fachliteratur sollte man mit einem 16 Bit Analog-Digitalwandler theoretisch einen maximalen Dichteumfang von 4,8 darstellen können. Dafür bräuchte man eine ideale Technik, die es nicht gibt. Es dürfte absolut kein Rauschen zum Tragen kommen. Die Meßelemente müßten den enormen Helligkeitsumfang von 16 Blendenstufen differenziert unterscheiden können. Nikon macht keine qualifizierte Angabe über die Fähigkeit des Meßsystems, z.B. über die Dmin- und Dmax-Werte. Die maximalen Dichten bei handelsüblichen Farbnegativen gehen selten über den Wert 3,4 hinaus und allenfalls Spezialisten aus der Schwarzweissfotografie erreichen im Extremfall eine höhere Dichte als 4. So sollte dieser Scanner praktisch jeden 35mm-Film ohne Tonwertabrisse scannen können. In der Praxis zeigt sich, daß der Nikon Coolscan 5000 wie auch sein Vorgänger sehr gut in der Lage ist, mit dichten (dunklen) Stellen in Dias zurecht zu kommen. Kritisch sind aber die sehr hellen Stellen in Negativen, die nach der Tonwertumkehrung zu Schatten werden. Die Bilder von Negativen können in den Schatten deutlich erkennbare schwarze Zonen oder Sprenkel im umliegenden Dunkel aufweisen. Mit der richtigen Software und optimalen Einstellungen ist diese Eigenschaft weitestgehend unterdrückbar.
Der Scanner ist sehr laut! Für den Betrieb in einer sensiblen Umgebung wäre ein Modus mit reduzierter Geräuschemission angenehm.
Die Schmutzbeseitigungsfunktion ICE funktioniert hervorragend mit Farbfilmen und Schwarzweissfilmen, die im Farbprozess entwickelt werden. Bei Kodachrome-Dias kann ICE kritisch sein und für klassische Schwarzweissfilme ist es leider unbrauchbar, weil die Technik nicht (sicher) zwischen Schmutz, Kratzern und den Kornstrukturen des Bildes unterscheiden kann. Manchmal versagt ICE bei gecrossten Dias mit hohen Kontrasten. Mit ICE verdoppelt sich die Scanzeit, dafür reduziert sich der Nachbearbeitungsaufwand erheblich. ICE gehört inzwischen zum Standardwerkzeug der Desktop-Filmscanner.
Alle Zusatzfunktionen wie die Kornreduzierung oder die Rekonstruktion von verblichenen Farben verzögern das Scannen und liefern nicht selten zweifelhafte Ergebnisse. Die digitale Bildbearbeitung bietet bessere Programme, beispielsweise das exzellente ROC-Pro zur Farbrestaurierung. Die Software NoiseNinja ist sehr gut geeignet, das relativ starke Farbrauschen der Nikon-Scans zu reduzieren.
Geringe Tiefenschärfe
Die Scans von Farbfilmen gelingen mit dem Nikon Coolscan 5000 ED gut, wenn die Filme nicht zu stark gewölbt sind. Der Tiefenschärfebereich ist sehr gering. Bei Vorlagen mit einer Wölbung, z.B. gerahmten Dias, kann das zu deutlichen Unschärfen in den Bildecken führen. Um die Kapazitäten des Scanners auszuschöpfen, muss der Anwender mit der notwendigen Software vertraut sein. Er soll eine Tonwertkurve (Histogramm) interpretieren und mit der Gradationskurve umgehen können.
Ergebnisse
Dias / Alte Dias | |
Farbnegative | |
Schwarzweissfilme | |
Tipp 1: | Modifizierung des SA-21 zum Scannen von unzerschnittenen Filmen |
Tipp 2: | Bessere Tonwerte mit Diffusor |
Das Scannen von unzerschnittenen Filmen ist mit Adapter SA-30 möglich. Es kostet in dieser Geräteserie ein kleines Vermögen. Daher lohnt es sich, den Reflecta Proscan 4000 oder andere baugleiche Typen von PIE, Umax oder Microtek in Betracht zu ziehen. Sie sind billiger als die Aufrüstung des Nikon für lange Filme und liefern gute Ergebnisse. Zudem hat ein findiger Tüftler hat einen Weg gefunden, den SA-21 für das Scannen von unzerschnittenen Filmen umzubauen.
In vielen Archiven schlummern haufenweise alte Schwarzweissfilme, die seit Jahrzehnten in Filmdosen aufbewahrt wurden. Die Filme haben einen starken Drall. Die ICE-Funktion (Schmutz- und Kratzererkennung) funktioniert leider nicht mit konventionellen Schwarzweissfilmen. Der Scanner hält das Korn des Films für Schmutz und erzeugt vollkommen unbrauchbare Bilddateien. Wer die alten Filme aufarbeiten möchte, braucht keinen Nikon Coolscan, sondern einen Polaroid Sprintscan 35 Plus oder den moderneren Plustek Opticfilm 7200. Da die alten Filme wegen des starken Dralls schwierig zu handhaben sind, würde ich einen technischen Defekt eher in einem günstigen Gerät riskieren als die Mechanik des Nikon übermäßig stark zu belasten. Bei neuen frisch entwickelten Filmen sollten Schmutz und Kratzer kein großes Problem darstellen.
Teurer Scanner - lohnt sich der Kauf?
Wer bereits einen Nikon Coolscan 4000 hat, kann sich den Wechsel zum Nikon 5000 sparen. Letzterer ist lediglich etwas schneller. Die Scanqualität ist ebenbürtig. Der Coolscan spielt seine Stärken aus, wenn man sich eingehend mit der Software auseinandergesetzt und etwas Routine hat. Seine Stärke liegt im Scannen von Diastapeln mit dem Slidefeeder, sofern die Dias gut durchlaufen. Sie werden gut verarbeitet. Für konventionelle Schwarzweissfilme ist der Coolscan 5000 nur eingeschränkt geeignet und das ist ein Wermutstropfen, der angesichts des horrenden Preises dieses Systems bitter schmeckt.
Ein Scanner des Typs Nikon Coolscan 4000 oder 5000 benötigt einen leistungsfähigen Computer. Bilddateien zwischen 100 bis 140 MB sind nicht mit schlappen Rechnern zu bewältigen. Vor allem dann nicht, wenn der Dia Feeder ein paar Hundert Dias durch den Scanner geschoben hat und alle Bilder noch in Form gebracht werden müssen.
Nachtrag (August - 2006)
Als der Nikon Coolscan 4000 auf dem Markt kam, war er seiner Klasse konkurrenzlos. Im Zuge einer Modellpflege wurde er nach relativ kurzer Zeit vom Nikon Coolscan 5000 abgelöst. Das Coolscan System hat mittlerweile reichlich Konkurrenz bekommen. So hat Plustek mit dem Opticfilm 7200 einen sehr günstigen Kleinbildscanner im Angebot. Er macht u.a. hervorragende Schwarzweißscans, die mit dem Nikon nicht machbar sind. Reflekta und andere haben einen guten Diamagazinscanner und Spezialisten für unzerschnittene Filme. Für den Preis eines Nikon Coolscan 5000 mit Slide Feeder erhält man ein digitale Spiegelreflex mit 10 Millionen Pixeln, einem Universalzoom, einem guten Makroobjektiv, eine Leuchtplatte und ein kleines Reprostativ. Bei fallenden Preisen bekommt man immer bessere Aufnahmequalität.
Persönlich schätze ich meinen Nikon Coolscan 5000, der seine Vorgänger Nikon LS2000 und Coolscan 4000 ablöste, sehr. Mit dem Coolscan 5000 habe ich viele Bilder gescannt. Ich kenne das Gerät, weiss, was ich davon erwarten kann und setze ihn häufig ein. Neben einem Polaroid Sprintscan 35 Plus, der für Schwarzweissnegative verwendet wurde, dessen Nachfolger Plustek OpticFilm 7200 und diversen filmtauglichen Epson Flachbettscannern bildet der Coolscan 5000 meinen bewährten Scannerpark. Sollte der Nikon den Geist aufgeben, würde ich heute keinen neuen mehr kaufen sondern das Geld in digitale Fototechnik investieren, mit der inzwischen gute digitale Repros von Filmen machbar sind. Eine Versuchung wäre eine neuer Nikon Scanner (Coolscan 6000 ??) mit leisem Dia-/Filmtransport, größerer Tiefenschärfe, defektunterdrückendem Licht und schnellem Aufnahmesensor für das Digitalisieren im Sekundentakt.
Nachtrag (Januar 2011)
Mehrere Jahre habe ich den Nikon Coolscan 5000 nicht mehr benutzt und sehr mit mir gehadert, ob ich ihn verkaufe. Ein Interessen meldete sich und der Nikon Coolscan wurde zur Vorführung angeschlossen. VueSans Universaltreiber ließ mich nicht im Stich und er nahm seine Arbeit wieder auf. Erinnerungen an alte Zeiten kamen auf. Die Geräuschkulisse: Ist der Scanner laut!
Also nochmal: Teurer Scanner - lohnt sich der Kauf - II (2011) ?
Filme kann man mittlerweile mit digitalen Kameras mit guten Makroobjektiven abfotografieren. Der Kauf eines völlig überteuerten Nikon Coolscan 5000 aus zweiter Hand oder Restlagerbeständen ist kaum noch vertretbar. Für das Geld oder weniger ist eine Topp-DSLR mit Spitzenoptik zu kaufen, mit der das digitale Reproduzieren besser und schneller geht. Siehe hier: Repros
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