Geschichte
der Fotografie - © Thomas Gade
A. FOTOGRAFIE ZWISCHEN 1839 UND 1850
1. DIE ERFINDUNG DER FOTOGRAFIE
1.1 Die Camera Obscura
Um das Jahr 1000 entdeckte der arabische Naturforscher Ibn al Haitham, daß Licht, wenn es durch ein sehr kleines Loch in ein dunkles Zimmer fällt, ein Bild auf die Wand projiziert. Es bildet spiegelverkehrt ab, was sich vor dem Loch befindet. Ibn al Haitham nannte seine Erfindung 'Camera obscura'. Diese Erscheinung ist wahrscheinlich auch von vielen anderen Menschen vor ihm gesehen worden. Gerade in südlichen Ländern, in denen Menschen sich in heißen Stunden in den Schatten zurückzogen, müßten solche Bilder, auch wenn sie unscharf waren, von ihnen beobachtet worden sein. Ibn al Haithams Beschreibung ist jedoch der älteste darüber überlieferte Bericht.
Die Camera obscura hat die Eigenschaft, daß das Bild umso schärfer wird, je kleiner das Loch ist. Ein scharfes Bild in der Camera obscura ist daher immer ziemlich dunkel. Mit größerer öffnung, die mehr Licht hineinläß, verschwimmt das Bild immer mehr bis nur noch gleichmäßig verteiltes Licht in den Raum fällt.
1568 setzte der Venetianer Barbero eine Sammellinse in die öffnung und konnte mit einem wesentlich größeren Durchmesser scharfe und hellere Bilder erzeugen. Allerdings war die Projektion in Abhängigkeit von der Entfernung des abgebildeten Motivs von der Linse nur in einem ganz bestimmten Abstand scharf. Man mußte das Bild demnach scharfstellen, indem man den Abstand zwischen Sammellinse und Projektionsfläche regulierte.
Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert benutzten Künstler Kästen, die auf der einen Seite eine Mattscheibe hatten und auf der gegenüberliegenden eine Linse. Man konnte dieses Gerät auf ein Motiv richten und sah dann auf der Mattscheibe ein deutliches Bild davon. Sie benutzten diese Vorrichtung zum genauen Abmalen einer Szene, indem sie ein dünnes Papier auf die Mattscheibe legten und die durchscheinende Projektion nachzeichneten. Im Prinzip ähnelten diese Apparate unserem Auge. Beide benötigen vorne eine Sammellinse zur Bilderzeugung. In beiden Fällen muß man fokussieren, um je nach Entfernung des anvisierten Gegenstands ein scharfes Abbild zu erhalten. Im Gegensatz zu unserem Auge, das in seinem Blickfeld nur einen kleinen Bereich scharf wahrnimmt, sollte die Camera obscura ein über die ganze Mattscheibe gutes Bild haben. Die Künstler forderten daher eine stets bessere Optik, die ein Mattscheibenbild den Regeln der Perspektive entsprechend wiedergab. Das bedeutet, daß eine gerade Linie, die in irgendeine Richtung durch das Bild verlief, ungekrümmt wiedergegeben werden sollte. Dies war besonders für Maler, die Gebäude realistisch nachzeichnen wollten, wichtig. Die einzelne Linse, wie im Auge, projiziert ein kreisrundes sphärisch gekrümmtes Bild, daß ideal für eine etwa halbkugelförmig gekrümmte Netzhaut ist. Die Mattscheiben der Camera obscura waren quadratisch oder rechteckig und flach, so daß eine einfache Sammellinse von der Bildmitte zum Rand hin ein immer schlechter werdendes Bild erzeugte. Bis zum 18. Jahrhundert hatten Optiker dieses Problem durch die Verwendung mehrlinsiger Objektive für den beabsichtigten Zweck ausreichend gelöst.
Durch Beobachtung des Auges kam man auf die Idee, die öffnung des Objektivs mit variablen Lochblenden zu versehen, und konnte so einerseits die einfallende Lichtmenge reduzieren sowie die Tiefenschärfe beeinflussen. Je stärker man die Blende schloß, umso schärfer wurde das Bild auf der Mattscheibe.
1.2 Lichtempfindliche Stoffe
1727 entdeckte der deutsche Professor Johann Heinrich Schulze, daß sich Silbernitrat unter der Einwirkung von Sonnenlicht dunkel färbte. Ab Mitte des 18. Jh. experimentierten Wissenschaftler mit lichtempfindlich gemachten Papierstreifen, die man dazu in einer Silbernitratlösung getränkt hatte. Sie untersuchten damit u.a. das Spektrum des Sonnenlichts, indem sie einen Streifen des Papiers in das aufgefächerte Licht hinter ein Prisma legten. Sie erkannten, daß je nach Farbbereich, in dem sich ein Abschnitt befand, die Schwärzung unterschiedlich schnell voranschritt. Das blaue Licht schwärzte sehr schnell, im rötlichen geschah dies sehr langsam. Die Forscher entdeckten aber auch, daß es neben dem sichtbaren blauen Bereich eine unsichtbare Zone gab, die das Papier ebenfalls schwärzte. Daraus schloß man, das es Licht geben muß, welches für unser Auge nicht wahrnehmbar ist. Es gelang den Forschern allerdings nicht, ihre Papierstreifen lichtfest zu machen. Entweder verdarben sie oder mußten völlig lichtdicht aufbewahrt werden. Man konnte sie aber bei Kerzenlicht betrachten, da dies eine geringe Wirkung auf Silbernitrat hatte. Mehrere Leute kamen unabhängig voneinander auf die Idee, diese Entdeckung mit der Camera obscura zu verbinden. Die meisten Versuche, lichtempfindliches Papier in der Kamera zu belichten, scheiterten an der geringen Lichtempfindlichkeit des Materials und der geringen Lichtstärke der Objektive. Man fand auch lange Zeit keine Möglichkeit, ein Bild lichtbeständig zu machen.
1.3 Nicéphore Niépce
Zu den Erfindern, die auf diesem Gebiet arbeiteten, gehörte der Franzose Nicéphore Niépce. Er hatte sich schon 1793 mit einem Konzept zur Fotografie beschäftigt. Nach hin und wieder durchgeführten Experimenten machte er 1816 einige Aufnahmen auf in Silberchlorid getränktem Papier. Er erhielt Papiernegative, auf denen vormals helle Stellen dunkel und umgekehrt dunkle Stellen hell abgebildet wurden. Leider konnte er sie nicht fixieren. Niépce entdeckte später einen Asphalt, der auf Licht reagierte. Stellen, die Licht abbekamen, verhärteten sich während die anderen Partien weich und abwaschbar blieben. Niépce versuchte daraufhin, Steinplatten auf fotografischem Wege zu Druckformen zu machen. Diese Idee ging auf die Erfindung des Steindrucks von Aloys Senefelder zurück, der zwischen 1796 und 1798 eine Technik entwickelte, mit Steinplatten zu drucken. Dabei nutzte er feinporige Lithosteine, die aus Steinbrüchen bei Solnhofen stammen. Sie saugen unbearbeitet sowohl Fett als Wasser auf. In einem vorbereitenden Prozeß wurde die Steinplatte so präpariert, daß sie nur an den zu druckenden Stellen fetthaltige Farbe annahm und sich an den anderen Stellen mit Wasser vollsaugte. Niépce überzog einen Stein mit Asphalt und belichtete ihn mehrere Stunden bei hellem Tageslicht in der Kamera. Danach wurden die Partien, die kein oder wenig Licht abbekommen hatten, abgewaschen und die darunterliegenden Steinpartien mit Fett behandelt. Nun entfernte er den übrigen Asphalt und ließ sich die darunterliegenden Steinpartien mit Wasser vollsaugen. Danach konnte er die Platte zum Drucken verwenden. Nach diesem Prinzip gelangen Niépce auch Aufnahmen auf Glas-, Zinn- und Kupferplatten.
1.4 Jacques Mandé Daguerre
1827 begannen Niépce und der Theatermaler Jacques Mandé Daguerre miteinander zu korrespondieren. Daguerre malte mit Hilfe einer seinerzeit sehr guten Camera obscura große Gemälde, die bis zu 14 x 22 Meter maßen und in seinem Diorama, einem theaterähnlichen Vorführraum, mit wechselnden Lichteffekten gezeigt wurden. Daguerre hatte von einem Optiker, bei dem beide Kunde waren, von Niépce Versuchen gehört. Niépce versuchte damals in Gelehrtenkreisen für seine Erfindung Interesse zu wecken. Daguerre riet ihm jedoch, sie erstmal weiterzuentwickeln, bis man ein Verfahren gefunden hätte, das sich gut verkaufen lassen würde. Er bot ihm seine Mitarbeit an. Sie schlossen einen Partnerschaftsvertrag, vom dem Niépce finanziell leider nicht mehr profitieren konnte, denn er starb vier Jahre später. Daguerre arbeitete alleine weiter und entwickelte eine Methode, die von Niépces Verfahren abwich. 1837 machte Daguerre eine sogenannte Daguerreotypie, die eine direkte Aufnahme eines Stillebens auf eine Metallplatte war. Daguerre hatte gute Beziehungen zu hochstehenden Persönlichkeiten der Pariser Gesellschaft. Ein Bekannter von ihm, Francois Arago, setzte sich dafür ein, daß der Staat ihm die Erfindung abkaufen sollte. Arago war ständiger Sekretär der Académie des Sciences und Mitglied der französischen Deputiertenkammer. Er hatte den nötigen Einfluß, Daguerre zu helfen. Im Januar 1839 stellte er der Akademie Daguerres Aufnahmen vor, ohne jedoch das Verfahren bekanntzugeben. Das geschah erst im August 1839, nachdem der Staat Daguerre und Isidore Niépce, dem Neffen und Erben Nicéphore Niépces, eine jährliche Leibrente von 4000 Francs zugesprochen hatte.
1.5 William Henry Fox Talbot
Die erste Veröffentlichung über das neue Verfahren überraschte einige andere Erfinder, die nicht damit gerechnet hatten, daß ein anderer vor ihnen Erfolg haben würde. In England fotografierte seit 1835 der adelige Fox Talbot. Er beschäftigte sich mit allen seinerzeit gängigen Wissenschaften und gehörte seit 1832 der Loyal Society an, dem englischen Gegenstück zur Académie des Sciences. Talbot hatte über seine Arbeit bisher nicht berichtet, da ihm seine Methode nicht genug gereift erschien. Nach der Veröffentlichung Aragos sah er sich aber gezwungen, mehreren Mitgliedern der Royal Society seine Methode zu offenbaren, um ebenfalls als Erfinder angesehen zu werden. Noch im Januar 1939, also ein halbes Jahr bevor Daguerre seine Technik preisgab, kannte man Talbots Verfahren. Angeregt von den Berichten machte sich ein Freund Talbots, Sir John F.W.Herrschel an eigene Versuche und probierte dabei das Fixiermittel Natriumthiosulfat aus, mit dem er Fotomaterial völlig lichtunempfindlich machen konnte. Dies war Talbot bisher nur teilweise gelungen. Er nahm jedoch ungeniert auf Herschels Entdeckung ein Patent auf und verwendete sie als seine eigene. Natriumthiosulfat wurde seitdem von Fotografen, die nach Talbots Methode und den daraus folgenden arbeiteten, verwendet. Herschel schlug als erster den Begriff 'Photographie' vor, der sich mit der Zeit durchsetzte.
1.6 Andere Erfinder
Neben Talbot und Daguerre gab es zahlreiche andere Leute, die sich mit der Erfindung der Fotografie befaßt hatten. Wolfgang Baier widmet ihnen einige Seiten. Daguerre und Talbot hatten ihnen gegenüber den Vorteil, einflußreichen künstlerischen und wissenschaftlichen Kreisen anzugehören, über die sie ihre Ergebnisse verbreiten konnten. Talbot konnte unmittelbar nach der Veröffentlichung Aragos seine Methode den 'richtigen' Leuten vorstellen. Diese Möglichkeit war anderen erfolgreichen Erfindern nicht gegeben, so daß deren Leistungen nicht in dem selben Maße gewürdigt wurden.
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A. FOTOGRAFIE ZWISCHEN 1839 UND 1850
1. DIE ERFINDUNG DER FOTOGRAFIE
1.1 Die Camera Obscura
Um das Jahr 1000 entdeckte der arabische Naturforscher Ibn al Haitham, daß Licht, wenn es durch ein sehr kleines Loch in ein dunkles Zimmer fällt, ein Bild auf die Wand projiziert. Es bildet spiegelverkehrt ab, was sich vor dem Loch befindet. Ibn al Haitham nannte seine Erfindung 'Camera obscura'. Diese Erscheinung ist wahrscheinlich auch von vielen anderen Menschen vor ihm gesehen worden. Gerade in südlichen Ländern, in denen Menschen sich in heißen Stunden in den Schatten zurückzogen, müßten solche Bilder, auch wenn sie unscharf waren, von ihnen beobachtet worden sein. Ibn al Haithams Beschreibung ist jedoch der älteste darüber überlieferte Bericht.
Die Camera obscura hat die Eigenschaft, daß das Bild umso schärfer wird, je kleiner das Loch ist. Ein scharfes Bild in der Camera obscura ist daher immer ziemlich dunkel. Mit größerer öffnung, die mehr Licht hineinläß, verschwimmt das Bild immer mehr bis nur noch gleichmäßig verteiltes Licht in den Raum fällt.
1568 setzte der Venetianer Barbero eine Sammellinse in die öffnung und konnte mit einem wesentlich größeren Durchmesser scharfe und hellere Bilder erzeugen. Allerdings war die Projektion in Abhängigkeit von der Entfernung des abgebildeten Motivs von der Linse nur in einem ganz bestimmten Abstand scharf. Man mußte das Bild demnach scharfstellen, indem man den Abstand zwischen Sammellinse und Projektionsfläche regulierte.
Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert benutzten Künstler Kästen, die auf der einen Seite eine Mattscheibe hatten und auf der gegenüberliegenden eine Linse. Man konnte dieses Gerät auf ein Motiv richten und sah dann auf der Mattscheibe ein deutliches Bild davon. Sie benutzten diese Vorrichtung zum genauen Abmalen einer Szene, indem sie ein dünnes Papier auf die Mattscheibe legten und die durchscheinende Projektion nachzeichneten. Im Prinzip ähnelten diese Apparate unserem Auge. Beide benötigen vorne eine Sammellinse zur Bilderzeugung. In beiden Fällen muß man fokussieren, um je nach Entfernung des anvisierten Gegenstands ein scharfes Abbild zu erhalten. Im Gegensatz zu unserem Auge, das in seinem Blickfeld nur einen kleinen Bereich scharf wahrnimmt, sollte die Camera obscura ein über die ganze Mattscheibe gutes Bild haben. Die Künstler forderten daher eine stets bessere Optik, die ein Mattscheibenbild den Regeln der Perspektive entsprechend wiedergab. Das bedeutet, daß eine gerade Linie, die in irgendeine Richtung durch das Bild verlief, ungekrümmt wiedergegeben werden sollte. Dies war besonders für Maler, die Gebäude realistisch nachzeichnen wollten, wichtig. Die einzelne Linse, wie im Auge, projiziert ein kreisrundes sphärisch gekrümmtes Bild, daß ideal für eine etwa halbkugelförmig gekrümmte Netzhaut ist. Die Mattscheiben der Camera obscura waren quadratisch oder rechteckig und flach, so daß eine einfache Sammellinse von der Bildmitte zum Rand hin ein immer schlechter werdendes Bild erzeugte. Bis zum 18. Jahrhundert hatten Optiker dieses Problem durch die Verwendung mehrlinsiger Objektive für den beabsichtigten Zweck ausreichend gelöst.
Durch Beobachtung des Auges kam man auf die Idee, die öffnung des Objektivs mit variablen Lochblenden zu versehen, und konnte so einerseits die einfallende Lichtmenge reduzieren sowie die Tiefenschärfe beeinflussen. Je stärker man die Blende schloß, umso schärfer wurde das Bild auf der Mattscheibe.
1.2 Lichtempfindliche Stoffe
1727 entdeckte der deutsche Professor Johann Heinrich Schulze, daß sich Silbernitrat unter der Einwirkung von Sonnenlicht dunkel färbte. Ab Mitte des 18. Jh. experimentierten Wissenschaftler mit lichtempfindlich gemachten Papierstreifen, die man dazu in einer Silbernitratlösung getränkt hatte. Sie untersuchten damit u.a. das Spektrum des Sonnenlichts, indem sie einen Streifen des Papiers in das aufgefächerte Licht hinter ein Prisma legten. Sie erkannten, daß je nach Farbbereich, in dem sich ein Abschnitt befand, die Schwärzung unterschiedlich schnell voranschritt. Das blaue Licht schwärzte sehr schnell, im rötlichen geschah dies sehr langsam. Die Forscher entdeckten aber auch, daß es neben dem sichtbaren blauen Bereich eine unsichtbare Zone gab, die das Papier ebenfalls schwärzte. Daraus schloß man, das es Licht geben muß, welches für unser Auge nicht wahrnehmbar ist. Es gelang den Forschern allerdings nicht, ihre Papierstreifen lichtfest zu machen. Entweder verdarben sie oder mußten völlig lichtdicht aufbewahrt werden. Man konnte sie aber bei Kerzenlicht betrachten, da dies eine geringe Wirkung auf Silbernitrat hatte. Mehrere Leute kamen unabhängig voneinander auf die Idee, diese Entdeckung mit der Camera obscura zu verbinden. Die meisten Versuche, lichtempfindliches Papier in der Kamera zu belichten, scheiterten an der geringen Lichtempfindlichkeit des Materials und der geringen Lichtstärke der Objektive. Man fand auch lange Zeit keine Möglichkeit, ein Bild lichtbeständig zu machen.
1.3 Nicéphore Niépce
Zu den Erfindern, die auf diesem Gebiet arbeiteten, gehörte der Franzose Nicéphore Niépce. Er hatte sich schon 1793 mit einem Konzept zur Fotografie beschäftigt. Nach hin und wieder durchgeführten Experimenten machte er 1816 einige Aufnahmen auf in Silberchlorid getränktem Papier. Er erhielt Papiernegative, auf denen vormals helle Stellen dunkel und umgekehrt dunkle Stellen hell abgebildet wurden. Leider konnte er sie nicht fixieren. Niépce entdeckte später einen Asphalt, der auf Licht reagierte. Stellen, die Licht abbekamen, verhärteten sich während die anderen Partien weich und abwaschbar blieben. Niépce versuchte daraufhin, Steinplatten auf fotografischem Wege zu Druckformen zu machen. Diese Idee ging auf die Erfindung des Steindrucks von Aloys Senefelder zurück, der zwischen 1796 und 1798 eine Technik entwickelte, mit Steinplatten zu drucken. Dabei nutzte er feinporige Lithosteine, die aus Steinbrüchen bei Solnhofen stammen. Sie saugen unbearbeitet sowohl Fett als Wasser auf. In einem vorbereitenden Prozeß wurde die Steinplatte so präpariert, daß sie nur an den zu druckenden Stellen fetthaltige Farbe annahm und sich an den anderen Stellen mit Wasser vollsaugte. Niépce überzog einen Stein mit Asphalt und belichtete ihn mehrere Stunden bei hellem Tageslicht in der Kamera. Danach wurden die Partien, die kein oder wenig Licht abbekommen hatten, abgewaschen und die darunterliegenden Steinpartien mit Fett behandelt. Nun entfernte er den übrigen Asphalt und ließ sich die darunterliegenden Steinpartien mit Wasser vollsaugen. Danach konnte er die Platte zum Drucken verwenden. Nach diesem Prinzip gelangen Niépce auch Aufnahmen auf Glas-, Zinn- und Kupferplatten.
1.4 Jacques Mandé Daguerre
1827 begannen Niépce und der Theatermaler Jacques Mandé Daguerre miteinander zu korrespondieren. Daguerre malte mit Hilfe einer seinerzeit sehr guten Camera obscura große Gemälde, die bis zu 14 x 22 Meter maßen und in seinem Diorama, einem theaterähnlichen Vorführraum, mit wechselnden Lichteffekten gezeigt wurden. Daguerre hatte von einem Optiker, bei dem beide Kunde waren, von Niépce Versuchen gehört. Niépce versuchte damals in Gelehrtenkreisen für seine Erfindung Interesse zu wecken. Daguerre riet ihm jedoch, sie erstmal weiterzuentwickeln, bis man ein Verfahren gefunden hätte, das sich gut verkaufen lassen würde. Er bot ihm seine Mitarbeit an. Sie schlossen einen Partnerschaftsvertrag, vom dem Niépce finanziell leider nicht mehr profitieren konnte, denn er starb vier Jahre später. Daguerre arbeitete alleine weiter und entwickelte eine Methode, die von Niépces Verfahren abwich. 1837 machte Daguerre eine sogenannte Daguerreotypie, die eine direkte Aufnahme eines Stillebens auf eine Metallplatte war. Daguerre hatte gute Beziehungen zu hochstehenden Persönlichkeiten der Pariser Gesellschaft. Ein Bekannter von ihm, Francois Arago, setzte sich dafür ein, daß der Staat ihm die Erfindung abkaufen sollte. Arago war ständiger Sekretär der Académie des Sciences und Mitglied der französischen Deputiertenkammer. Er hatte den nötigen Einfluß, Daguerre zu helfen. Im Januar 1839 stellte er der Akademie Daguerres Aufnahmen vor, ohne jedoch das Verfahren bekanntzugeben. Das geschah erst im August 1839, nachdem der Staat Daguerre und Isidore Niépce, dem Neffen und Erben Nicéphore Niépces, eine jährliche Leibrente von 4000 Francs zugesprochen hatte.
1.5 William Henry Fox Talbot
Die erste Veröffentlichung über das neue Verfahren überraschte einige andere Erfinder, die nicht damit gerechnet hatten, daß ein anderer vor ihnen Erfolg haben würde. In England fotografierte seit 1835 der adelige Fox Talbot. Er beschäftigte sich mit allen seinerzeit gängigen Wissenschaften und gehörte seit 1832 der Loyal Society an, dem englischen Gegenstück zur Académie des Sciences. Talbot hatte über seine Arbeit bisher nicht berichtet, da ihm seine Methode nicht genug gereift erschien. Nach der Veröffentlichung Aragos sah er sich aber gezwungen, mehreren Mitgliedern der Royal Society seine Methode zu offenbaren, um ebenfalls als Erfinder angesehen zu werden. Noch im Januar 1939, also ein halbes Jahr bevor Daguerre seine Technik preisgab, kannte man Talbots Verfahren. Angeregt von den Berichten machte sich ein Freund Talbots, Sir John F.W.Herrschel an eigene Versuche und probierte dabei das Fixiermittel Natriumthiosulfat aus, mit dem er Fotomaterial völlig lichtunempfindlich machen konnte. Dies war Talbot bisher nur teilweise gelungen. Er nahm jedoch ungeniert auf Herschels Entdeckung ein Patent auf und verwendete sie als seine eigene. Natriumthiosulfat wurde seitdem von Fotografen, die nach Talbots Methode und den daraus folgenden arbeiteten, verwendet. Herschel schlug als erster den Begriff 'Photographie' vor, der sich mit der Zeit durchsetzte.
1.6 Andere Erfinder
Neben Talbot und Daguerre gab es zahlreiche andere Leute, die sich mit der Erfindung der Fotografie befaßt hatten. Wolfgang Baier widmet ihnen einige Seiten. Daguerre und Talbot hatten ihnen gegenüber den Vorteil, einflußreichen künstlerischen und wissenschaftlichen Kreisen anzugehören, über die sie ihre Ergebnisse verbreiten konnten. Talbot konnte unmittelbar nach der Veröffentlichung Aragos seine Methode den 'richtigen' Leuten vorstellen. Diese Möglichkeit war anderen erfolgreichen Erfindern nicht gegeben, so daß deren Leistungen nicht in dem selben Maße gewürdigt wurden.
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