Abbildungsfehler von Objektiven | ||
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Achromatisch und Apochromatisch (APO)
Optische Grundlagen von Objektiven2016 © Thomas Gade
Achromatisch und Apochromatisch
Ein weißer Lichtstrahl wird beim Durchgang durch ein Prisma in Regenbogenfarben aufgefächert. Dies nennt man Dispersion.
Beim Prisma werden zwei schräg zueinander stehende Glasoberflächen
und das Glas dazwischen vom Licht durchwandert. Betrachtet man den Querschnitt von Linsen, sieht man, dass
das Licht ebenfalls zwei schräg zueinanderstehende Glasflächen und das Glas dazwischen durchwandert. Deswegen wird es genauso gebrochen und aufgefächert wie vom Prisma.
Regenbogen. Dispersion durch Wassertropfen, die Sonnenstrahlen in Farben auffächern.
Unterschied zwischen achromatisch und apochromatisch (Apo)
Die ersten Objektive waren einfache Linsen. Sie wiesen diverse Abbildungsfehler auf. Dazu gehörten ausgeprägte Farbsäume an Kanten. Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte man, das Objektive aus der Kombination zweier Linsen aus verschiedenen Glassorten mit unterschiedlicher Auffächerung des weißen Lichts in Regenbogefarben (Dispersion) eine starke Reduzierung der Farbsäume ermöglichte und somit auch eine Erhöhung der Schärfe.
Die verwendeten Glassorten sind Kronglas und Flintglas. Ein zweilinsiges Objektiv mit einer Linse aus Kronglas und die andere aus Flintglas nennt man achromatisch. Das Objektiv ist ein Achromat.
In der richtigen Form und Kombination entwirft ein achromatisches Objektiv ein wesentlich besseres Bild als eine einzelne Sammellinse, aber Farbfehler werden nicht restlos beseitigt. Warum nicht?
Teilen wir der Einfachheit halber das gesamte Lichtspektrum in drei Farbanteile auf: Rot, Grün und Blau. Durch die Dispersion befinden sich die scharfen Bilder des roten Lichts, des grünen und des blauen nicht im gleichen Abstand hinter dem Objektiv. Praktisch ergeben sich dadurch Unschärfen und Farbsäume.
Mit dem sogenannten achromatischen Objektiv aus Kronglas und Flintglas bringt man das Bild zweier Farbanteile zur Deckung, was bereits eine erhebliche Bildverbesserung zur Folge hat.
Für eine noch bessere Abbildungsquaität sind andere Glassorten mit sehr geringer Dispersion nötig. Ein weißer Lichtstrahl, der durch sie gebrochen und gebeugt wird, fächert bei weitem nicht so stark in regenbogenartige Farben auf wie bei einer Glassorte mit starker Dispersion, die den weißen Lichtstrahl weit und bunt auffächert.
Apochromatische Abbildung durch Glassorten mit geringer Dispersion
Die Stärke der Auffächerung (Dispersion) ist abhängig von der Glassorte. Es gibt sogenannte 'Low dispersion' oder 'Extra low dispersion' Gläser, bekannt als LD oder ED Glas in Objektiven. Sie minimieren die Bildung von Farbsäumen bei sehr guten Objektiven auf ein kaum noch wahrnehmbares Maß.
Erst durch den Einsatz einer sogenannten 'low dispersion' Glassorte kann man bereits mit zwei Linsen ein Objektiv bauen, das schärfer ist als ein achromatisches Objektiv und nur noch kaum wahrnehmbare Farbsäume an kontrastreichen Kanten bildet.
Farbsäume
Foto mit Teleobjektiv ohne ED Glas |
Im Detail kann man die Farbsäume erkennen. |
Achromatisch
Für
Feldstecher mit niedrigen Vergrößerungen sind achromatische
Objektive völlig
in Ordnung. Doch für hohe Vergrößerungen am Teleskop sind Öffnungsverhältnisse
von 1:15 und mehr nötig, um störende Farbsäume an Kanten zu
vermeiden. Das Öffnungsverhältnis ergibt sich aus dem Durchmesser
des Objektivs und seiner Brennweite. Ein Objektiv mit einem
Durchmesser von 60 mm und einer Brennweite von 900 mm hat ein
Öffnungsverhältnis von 1:15.
Refraktor Vixen 80L. Zweilinsiger Achromat mit 80mm Öffnung
und 1200mm Brennweite (1:15)
Das klassische Linsenfernrohr mit achromatischem
Objektiv ist verhältnismäßig lang und dünn. Durch die Bauart
ist die Hebelwirkung auf das Stativ und den Kopf / die Montierung
beträchtlich. Deswegen zittert das Bild bereits bei geringer
Berührung oder etwas Wind.
Apochromatischer Refraktor
Durch die Verwendung anderer Glassorten zur Herstellung
von Objektiven, konnte man das sekundäre Farbspektrum,
also die farbigen Säume an Kanten,
erheblich reduzieren. Allerdings war die Produktion solcher
Glassorten sehr teuer und dementsprechend auch die damit
hergestellten optischen Produkte. Erst im Jahr 2003 kamen preisgünstige ED Objektive aus chinesischer Produktion auf den Markt. Beim apochromatischen
Refraktor treten selbst bei hohen Vergrößerungen idealerweise
keine Farbsäume auf. Dies vollständig zu realisieren ist
praktisch kaum möglich, aber die sogenannten Apochromaten
haben Objektive, die dies weitgehend erreicht haben.
Sky-Watcher ED80. Zweilinsiger ED Apo mit 80mm Öffnung
und 600mm Brennweite (1:7,5)
Der Skywatcher ED Pro 80 ist viel kürzer als der klassische Vixen 80L mit gleicher Öffnung. Inzwischen werden mit zweilinsigen ED Objektiven Öffnungsverhältnisse von 1:6 angestrebt, um noch kompaktere Teleskope zu bauen.
Exkurs - Preisentwicklung
Jahr | Marke | Bezeichnung | Typ | Öffnung/ Brennweite |
Preis |
2000 | Vixen | ED80S | ED Apo | 80/720mm | 2990 DM / 1500 € |
2000 | Vixen | ED 102S | ED Apo | 102/920mm | 4990 DM / 2500 € |
2000 | Vixen | 80M | Achromat | 80/910mm | 990 DM / 500 € |
2011 | Sky-Watcher | Pro ED 80 | ED Apo | 80/600mm | 350 € |
2014 | Sky-Watcher | Pro ED 80 | ED Apo | 80/600mm | 600 € |
2015 | Sky-Watcher | Pro ED 100 | ED Apo | 100/900mm | 850 € |
Anhand der Tabelle kann man erkennen, dass ED-Teleskope
im Jahr 2000 sehr teuer waren. Ab 2003 kamen unter bis
dato unbekannten Marken sehr billige Teleskope auf den
Mark, die zunächst und häufig ungerechtfertigt als Chinaschrott
bezeichnet wurden, jedoch kann man seit 2014
ein starkes Ansteigen der Preise für ED-Refraktoren wahrnehmen.
Dennoch sind sie erheblich billiger als vor 15 Jahren.
Der momentane Preisanstieg zeigt vor allem die Schwäche
des Euro.
Ferner muss man berücksichtigen, dass beim aktuellen
Kauf eines ED-Refraktors in der Regel ein stabiler Koffer,
ein 2" Zenitprisma, ein lichtstarkes Sucherfernrohr
und zwei Okulare nebst Rohrschellen und Prismenschiene
im Angebot enthalten sind.
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