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Canon EOS 3

Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm - analoge Fotografie

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Analoge Canon SLR Canon EOS 30
Canon EOS 3 Canon 50e

2018 © Thomas Gade

Wer heute noch Kleinbildfilme belichtet, hohe Ansprüche an die Bildqualität stellt und nicht unbedingt eine klassisch aussehende SLR aus der Zeit zwischen 1960 bis 1990 braucht, kommt um die Spitzenmodelle aus der Canon EOS Serie nicht umhin. Die konkurrierenden Modelle des großen Gegners Nikon leiden unter klebrig gewordenen Beschichtungen, die den Spaß an den letzten hochentwickelten Bodys verleiden. Schade drum.

Bei den Gehäusen der Canon EOS Modelle ist mir klebriges Gummi nur einmal an einer EOS 30 untergekommen und konnte durch Einpinseln mit Babypuder und einer mehrstündigen Einwirkzeit kuriert werden. Das spricht eindeutig für die späten analogen Canon Kameras. Die dazugehörigen Objektive waren bereits mit Ultraschallmotoren für den Autofokus ausgestattet.

Zu den Sahnestücken gehört die Canon EOS 3. Sie ist eine für Profis und ambitionierte Fotografen entwickelte 35 mm (Kleinbildfilm) Spiegelreflexkamera. Sie wurde 1998 eingeführt und bis 2007 verkauft. Die EOS 3 verwendet verschiedene Accessoires der EOS 1 Linie, wie die Batterypacks für eine bessere Stromversorgung. Mit der EOS-3 wurde ein 45-Punkt Autofokussystem eingeführt, das auch in der EOS 1V (letzte professionelle analoge Spiegelreflex von Canon) und auch in einigen professionellen digitalen Spiegelreflexkameras von Canon zu finden ist.

Der Verschluss soll 100.000 Auslösungen aushalten. Zudem erbte die EOS-3 eine verbesserte Version des Eye-Control Autofocus von der EOS-5.


Canon EOS 3 Eye Control Spiegelreflexkamera mit Canon EF 28-105mm 1:3.5-4.5


Canon EOS 3 Eye Control.

Das schicke Design dieser Kamera und auch der EOS 1 Modelle wurde für die nachfolgenden digitalen Spiegelreflexkameras übernommen. Die verschiedenen EOS 5D sehen vorderseitig fast genauso aus.

Technische Daten

Hersteller Canon
Bezeichnung Canon EOS 3
Markteinführung 1998
Preis (2001) 2700 DM
Film Kleinbildfilm (24 x 36 mm)
Objektiv Anschluss Canon EF
Belichtungszeiten B, 30 - 1/8000 Sekunde. Kürzeste Blitzzeit 1/200 s
Fimltransport integrierter Motor, max 7 Bilder pro Sekunde
Integrierter Blitz Nein
Autofokus Eye Control
Batterie 2CR5 6V
Gewicht (nur Gehäuse) 780 gr

Autofokus mit Eye Control

Die Idee ist magisch. Beim Blick in den Sucher registriert die Kamera, auf welchen AF-Meßpunkt im Bild die Pupille gerichtet ist und verwendet ihn zur Schärfemessung. Die Kamera muss dazu kalibriert werden. Bei dem Procedere wird das Auge so an den Sucher herangeführt wie beim Fotografieren. Man sollte also zuerst herausfinden, wie man die Kamera in der Praxis hält. Insgesamt ist das nicht ganz einfach und viele Fotografen halten nichts davon, weil Eye Control bei ihnen nicht funktioniert und andere machen damit sehr gute Erfahrungen. Falls es nicht klappt, wird Eye Control einfach ausgeschaltet und der normale Autofokus aktiviert.

Mir gefällt der pupillengesteuerte Autofokus sehr gut. Er funktionierte zuverlässig für mich nach der Kalibrierung. Um in seinen Genuss zu kommen, musste ich mich an einen möglichst gleichen Einblick in den Sucher gewöhnen. Digital fotografiere ich aus einer nicht ganz rationalen Markentreue mit DSLRs von Pentax. Die Autofokussysteme der mir bislang bekannten Spitzenmodelle von Pentax können dem flotten und sicheren Autofokus der Canon EOS 3 nicht das Wasser reichen. Er ist viel besser.


Canon EOS 3 Eye Control Spiegelreflexkamera mit Canon EF 28-105mm 1:3.5-4.5

Verriegelung des Batteriefachs

Zum Öffnen des Batteriefachs wird eine Münze oder ein anderer Gegenstand benötigt, der in den Schlitz der Verriegelungsschraube passt.  Da eine Batterie nur für wenige Filme Strom enthält, wünscht man sich einen soliden Mechanismus, der ohne Hilfsmittel auskommt. Als Kameras nur Knopfzellen benötigten, um den Belichtungsmesser zu betreiben, hielten diese sehr lange und liefen oft eher aus, als dass sie verbraucht waren. Wenn eine Batterie aber den Autofokus und Motor mit Strom versorgt nebst Belichtungsmesser und Display, wird sie erheblich stärker beansprucht. Vermutlich geht Canon einfach davon aus, dass Nutzer, die ihre Kamera stärker beanspruchen, ein Batteriepack verwenden.



Spiegelreflexkamera für Kleinbildfilm


Canon EOS 3. Geöffnete Rückwand mit Kleinbildfilm.

Die Verriegelungsteile für die Rückwand der EOS 3 bestehen aus Metall, während sie bei günstigeren Gehäusen aus Kunststoff gemacht sind, der inzwischen durch den Verlust von Weichmachern brüchig geworden ist und auch sonst von vornherein eine geringere Stabilität aufwies. Bereits diese Eigenschaft spricht für die hochwertigen einstelligen EOS Modelle.



Die Canon EOS 3 sieht von vorne aus wie eine moderne DSLR. Aber hinter dem Schwingspiegel und Verschluss befindet ein Kleinbildfilm anstelle eines Sensors in den digitalen Spiegelreflexkameras. Wer Filme belichtet, um mit einer ungewöhnlichen Kamera aufzufallen, dürfte mit der Canon EOS 3 wenig Erfolg haben, weil sie sich zu wenig vom Aussehen von einer DSLR unterscheidet.

Große Kamera




Größenvergleich: Canon EOS 3 mit Sigma 24-105mm Zoom neben einer Pentax K-3 mit einem Sigma 17-70 mm Zoom. Die Canon wiegt in der Kombination ca. 1,8 Kilo und die Pentax mit ihrem kompakteren Zoom rund 1,2 kg. Zudem ist die Pentax kleiner.

Das Bild verdeutlicht den Unterschied zwischen zwei gleichwertigen Ausstattungen, jedoch einmal für das Vollformat und für das APS-C Format. Auch wenn die Canon EOS 3 eine analoge Kamera ist, so sind die aktuellen hochwertigen DSLRs von Canon sehr ähnlich gebaut. Ich weiß, ich wiederhole mich bei diesem Punkt.

Seltsame Klappe

Die Canon EOS 3 ist für kleine Hände wohl etwas zu voluminös, aber für große Jungs hat sie das richtige Format und liegt gut in der Hand.

Eigenartig ist eine Klappe ohne Verriegelung an der schmalen Kante neben dem Auslöser. Sie wird durch einen Federmechanismus verschlossen gehalten und verbirgt einige Knöpfe. Nicht jedem wird diese Lösung gefallen, denn gelegentlich öffnet man die Klappe versehentlich beim Hantieren mit der Kamera, vor allem wenn es warm und hektisch ist und die Hände leicht verschwitzt sind. Canon baute diese Klappe an mehrere High-End-Modelle.




Nein, das ist keine Klappe vor den Einsteckschächten für Speicherkarten. Die braucht eine analoge Kamera nämlich gar nicht. Stattdessen verbergen sich dahinter einige Bedienelemente.



Canon EOS 3. Oberseite und Rückseite.

Die Nutzung der Rückseite für einige Hebel und ein Drehrad wurde eigentlich erst mit digitalen Kameras populär. Canon nutzte diese Möglichkeit schon früher.



Canon EOS 3 mit Sigma 24-105mm DG OS HSM Art

Funktioniert die Bildstabilisierung beim Film?

Viele moderne Objektive für Canon Kameras sind mit einer Bildstabilisierung ausgestattet. Sie unterdrückt Unschärfe durch Verwackeln und wurde erst an digitalen Spiegelreflexkameras populär. Allerdings war Canon ein Pionier auf diesem Gebiet.

Wir probierten mit dem Sigma 24-105mm DG OS HSM Art Zoomobjektiv an der Canon EOS 3, ob die Bildstabilisierung auch für den Film verfügbar war. Das klappte, aber das für digitale Kameras entwickelte Objektiv verbrauchte mit aktivierter Bildstabilisierung sehr viel Strom und leerte rasch die Batterie.

Später konnte ich das Experiment mit zwei Canon Zoomobjektiven (28-135 mm, 75-300mm) mit Image Stabilizer aus der Zeit der EOS 3 erfolgreich wiederholen und der Stromverbrauch war erheblich geringer. Die Bildstabilisierung war vor allem mit längeren Brennweiten im Sucher sehr gut zu erkennen. Darüber liest man kaum etwas in den Artikel über analoge Fotografie. Wahrscheinlich sind sich die meisten Menschen, die noch Filme belichten, dessen gar nicht bewusst. Ob die Nikon F5 oder F6 etwas mit der später eingeführten Bildstabilisierung in Nikon Objektive anfangen können, ist mir nicht bekannt.

Stromverbrauch

Der hohe Strombedarf für die Bildstabilisierung in den Objektiven wirft die Frage auf, wie die Kamera am besten mit Strom versorgt wird. Im einfachsten Fall bezieht die Canon EOS 3 ihn aus einer kompakten 6 Volt Batterie des Typs 2CR5. Zudem gibt es Batteriepacks, die an den Boden der Kamera geschraubt werden. Sie enthalten entweder zwei 2CR5 Batterien oder vier Batterien oder Akkus im AA Format.

Eine einzelne 2CR5 Batterie ist in der Praxis nicht ausreichend, wenn eine aktive Bildstabilisierung im Objektiv versorgt werden muss. Dann sollte das Canon Battery Pack BP-E1 eingesetzt werden, damit hier kein Flaschenhals entsteht.

Moderne AA Akkus, wie die bewährten Eneloops von Panasonic, sind vorteilhaft. Acht Stück kosten rund 15 €  und dieser Typ lässt sich auch in vielen anderen Geräten im Haushalt, aber auch in Blitzgeräten verwenden.

Darüber hinaus gibt es den Canon Power Drive Booster PB-E2 für acht AA Akkus. Mit dem Kraftwerk geht der Kamera nicht so schnell die Puste aus.

Nachteil: Die Canon EOS 3 ist bereits eine große Kamera und ihr Volumen nebst Gewicht erhöhen sich vor allem mit dem wuchtigen PB-E2 beträchtlich. Ob der bei dem inzwischen nur noch geringen Filmverbrauch noch sinnvoll ist, bezweifle ich. Hat man einen, mag man ihn gerne einsetzen, aber ihn heute noch für zwei Handvoll Filme pro Jahr zu erwerben, erscheint mir überflüssig.

Fazit

Erwähnte ich bereits, dass dies eine geile Kamera ist? Die Canon EOS 3 ist eine hochentwickelte Kamera mit schellem Autofokus und kurzer Belichtungszeit. Im Jahre 2000 gehörte sie zu den fortschrittlichsten Spiegelreflexkamerasund lieferte alles, was anspruchsvolle Fotografen von einer Spitzen-Spiegelreflex begehren konnten. Danach kam nicht mehr viel und somit gehört sie weiterhin zu den besten Kameras für die Fotografie mit Kleinbildfilm. 2700 DM / 1350 € waren früher für das neue Gehäuse im Fotogeschäft eine Menge Geld. Heute (2018) kostet ein gut erhaltenes Gehäuse auf dem Gebrauchtmarkt 150-200 €, Tendenz steigend.

Im ewigen Wettstreit von Nikon und Canon um die Führung in der Fototechnik für Kleinbildfilm, haben beide Systeme einen ähnlich guten Ruf. Bezüglich der analogen Fotografie haben späte und somit leider die höchstentwickelten Nikon Spiegelreflexkameras für Film einen gravierenden Mangel entwickelt. Ihre gummiartige Beschichtung ist klebrig geworden und hat sich manchmal sogar verabschiedet, was die Kameras nicht gut aussehen lässt. Deshalb sind die zeitgleichen Canon Kameras attraktiver.

Wer bereits eine digitale DSLR-Ausrüstung von Canon hat, ist mit einem Canon EOS 3 Gehäuse für die analoge Fotografie gut bedient. Aufgrund des Trends zur spiegellosen Systemkamera von Canon mit neuem Bajonett werden allmählich reichlich exzellente Objektive von EOS DSLRs auf den Gebrauchtmarkt gelangen, die auch mit der analogen EOS-3 kompatibel sind. Allerdings werden die neuen Objektive für das kurze Auflagemaß der Spiegellosen nicht an das EF Bajonett anzuschließen sein.

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