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Analoge Kameras bewerten

Seite 2 2021 © Thomas Gade

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Online kaufen

Beim Kauf alter Geräte, insb. Online, ist es wichtig, diese Aspekte zu berücksichtigen. Wenn man im Laufe der Zeit diverse Fototechnik erwirbt, sollte man sich darauf einstellen, gelegentlich Fehlkäufe zu tätigen und sich vorher zu überlegen, welche finanziellen Verluste dabei zu verschmerzen sind.

Angenommen, ein Koffer aus einer Erbschaft mit einer Spiegelreflexkamera, mehreren Objektiven und weiterem Zubehör wird für 100 € erworben, dann ist es ein echter Glücksfall, wenn der gesamte Inhalt in gutem Zustand und insgesamt zu gebrauchen ist. Das ist unwahrscheinlich. Am besten sortiert man den Inhalt gleich nach Erhalt in die Kategorien “behalten” und “nicht behalten” und entsorgt defekte oder unbrauchbare Teile. Danach sieht man, ob sich der Kauf gelohnt hat.

Auf einem Käuferschutz bei solchen Geschäften zu bestehen, ist nicht angemessen
, weil viele Verkäufer nicht mehr in der Lage sind, analoge Fototechnik zu beurteilen oder ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Daher bieten sie solche Konvolute oft günstig an. Esist fair, sich damit zufrieden zu geben, sofern keine offensichtlichen Mängel verschwiegen werden, die sogar Laien auffallen müssten. Vor dem Kauf, stellt man einfach die richtigen Fragen, zum Beispiel, wie es im Batteriefach aussieht. Dann wissen die Verkäufer, worauf sie zu achten haben. Und wenn die Kommunikation nicht zielführend ist, wird sie gelassen beendet.


Pentax K2 mit smc Pentax 1:1.8 / 55 mm Objektiv

Vor dem Kauf selber prüfen

Kann man eine gebrauchte Kameraausrüstung vor dem Kauf besichtigen, überprüfen Sie sorgfältig, ob alle Bedienelemente einwandfrei funktionieren. Dazu sind fototechnische Kenntnisse nötig. Der augenscheinliche Zustand der Kamera und der Objektive sind ebenfalls wichtig. Gibt es Dellen, Kratzer, Verschleiß und andere Zeichen von Abnutzung? Wackelt etwas, das nicht wackeln sollte? Wie fühlt sich der Verschluss an, dauert die eingestellte eine Sekunde tatsächlich so lange? Das kann man durch Hören der Geräusche ungefähr einschätzen. Prüfen Sie, ob alte Batterien ausgelaufen sind! Dadurch kann ein Totalschaden entstanden sein.

Bei Objektiven ist zu untersuchen, ob die Linsen verkratzt sind. Wenn Sie mit einer Taschenlampe durch das Objektiv leuchten und auf der anderen Seite hineinschauen, sind Eintrübungen und Staub besonders gut zu erkennen. Eventuell ist auch Glaspilz sichtbar oder es gibt eine schadhafte Verkittung der Linsen. Bedenken Sie bei diesem Test, dass das Objektiv nicht neu und keines hundertprozentig sauber ist.

Außerdem ist die Funktionsfähigkeit der Einstellringe für die Blende und zum Scharfstellen zu prüfen.  Falls das Objektiv eine Springblende hat, stellt man die kleinste Blende ein und betätigt den Stift oder Hebel zum Öffnen und Schließen der Blende. Das muss blitzschnell gehen. Wenn nicht, könnte die Mechanik ihre Spannkraft verloren haben oder alte Schmierstoffe verharzt sein.

Wichtig sind die Lichtdichtung in den Vertiefungen für die Kanten einer Rückklappe. Nach einigen Jahrzehnten zerbröselt der dunkle Schaumstoff oder wird klebrig oder hart. Er ist mit Zahnstochern aus den Rillen zu kratzen. Dabei ist zu verhindern,  dass Brösel auf den Verschlussvorhang oder die Verschlusslamellen fallen. Anschließend werden dünne Streifen selbstklebendes dunkles Moosgummi als Ersatz in die Rillen eingebracht.

Produktion fast völlig eingestellt

Analoge Spiegelreflexkameras werden seit etwa 2005 nicht mehr produziert. Derzeit werden noch ein paar einfache analoge Fotoapparate hergestellt. Lomography.com bietet einen guten Überblick über diese Kameras. Ein beliebter Trend sind sogenannte Einwegkameras, die auf Hochzeiten und anderen Veranstaltungen zur Unterhaltung verteilt werden. Die enthaltenen Filme können nicht ausgetauscht werden. Die Gäste sollen damit fotografieren, und danach sammeln die Gastgeber die Kameras ein und lassen die Filme entwickeln. Diese Kameras sind jedoch nicht für anspruchsvolle Fotografen geeignet.

Im Bereich hochwertiger Kameras sieht es düster aus. Arax in Kiew (Ukraine) bietet immer noch neue Objektive und Mittelformatkameras an, die früher unter den Marken Arsenal und Kiev bekannt waren. Diese Produkte bestehen vermutlich größtenteils aus alten Teilebeständen, aus denen weiterhin fertige Kameras und Objektive hergestellt werden können. Leica hat die hohen Preise für gebrauchte M6 Messsucherkameras nicht übersehen. Im Jahr 2022 brachte Leica eine leicht überarbeitete Version dieser Kamera wieder auf den Markt. Das Gehäuse kostet über 5000 €, und für ein passendes Summicron-M 1:2 / 28mm ASPH Objektiv ist fast genauso hinzublättern. Das 35mm Objektiv ist mit ca. 3300 € noch vergleichsweise günstig. Solche Preise liegen jedoch weit außerhalb der Budgets der meisten analogen Fotografen. Neue analoge Kameras von Rollei und Pentax sind zwar angekündigt, müssen sich aber bei Preis und Leistung gegenüber dem riesigen Gebrauchtmarkt behaupten. Ob sich das wirklich lohnt, bleibt abzuwarten.

Es werden noch 4x5“ Fachkameras hergestellt.  Chamonix produziert besonders schöne aus Holz und Metall im klassischen Look. Linhof bietet immer noch die Technikardan S an. Angesichts der hohen Kosten für Planfilm ist das erstaunlich.

Immer noch relevant: Kleinbildfilm und 120er Rollfilm

Es gibt immer noch eine breite Auswahl an Filmen für Kleinbildpatronen und 120er Rollfilm (Mittelformat). Diese Formate sind nach wie vor sehr beliebt und weit verbreitet. Leider gibt es für viele Kameras mit anderen Filmtypen keine neuen Filme mehr oder nur eine sehr begrenzte Auswahl. Das sollte man bei der Wahl der Fototechnik berücksichtigen.
Sogar das Angebot an 4 × 5“ Planfilmen ist noch recht gut, aber das Material ist teuer. Der Einstieg in diese Klasse ist daher nur für Fotografen mit guten Kenntnissen und dem nötigen Budget ratsam. Ein einziger Planfilm, der für ein (!)Foto auf Farbfilm von Kodak ausreicht, kostet etwa zehn Euro. Die Entwicklung schlägt zusätzlich mit etwa fünf Euro zu Buche. Ob das Ergebnis gelungen oder missraten ist – jedes Farbfoto auf 4 x 5“ Planfilm kostet etwa 15 €. Die Preise steigen kontinuierlich an. Begnügt man sich mit Schwarzweißfilm, sind die Planfilme von Foma preiswert. Eine Packung mit 50 Stück im Format 4 x 5“ kostet etwa 50 €.  
Wenn Sie zum Fotografieren eine breite Auswahl an Filmen zu vernünftigen Preisen wünschen, sind Kameras für Kleinbildfilme und 120er Rollfilme die beste Wahl. Auf Plattformen wie Aliexpress, Alibaba, Bangoods und ebay.com werden sogar noch 127er Rollfilme für Farbe und Schwarzweiß aus China angeboten. Diese können beispielsweise in den schönen zweiäugigen 4x4 Kameras belichtet werden.

Mittelformatkamera

Der heute noch übliche 120’er Rollfilm für Mittelformat wurde 1901 von Eastman Kodak eingeführt. Ordentliche und damit kompatible Klappkameras aus der Zeit um 1910 zu erhalten, ist gar nicht so schwer. Um 1930 wurden sehr gute Klappkameras gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam dieser Typ vergütete Objektive. Solche Kameras wurden mit einigen Verbesserungen über Jahrzehnte hergestellt.  Die Pentacon six TL, eine Spiegelreflexkamera aus der ehemaligen DDR für das Format 6 × 6, ist mit einigen Objektiven für wenige 100 € zu haben. Sie ist wirklich gut und einstige Kritik von Profis ist inzwischen irrelevant. Frühere japanische, schwedische und westdeutsche Spitzentechnik ist schwerer aufzutreiben und viel teurer. Bei zweiäugigen Spiegelreflexkameras für 6 × 6 ist in der Spanne zwischen billig und teuer die Yashica Mat 124 (ca. 200 €) eine gute Empfehlung.


Pentacon six TL mit drei Objektiven

Spiegelreflexkamera

Für Kleinbild gibt es sehr viele spannende Spiegelreflexkameras. Minolta, Nikon, Canon, Pentax, Contax, Yashica, Olympus, Mamiya waren bekannte Marken. Von Agfa, Praktika, Revue, Ricoh und Porst kamen auch gute Modelle auf den Markt. Nach der Ablösung alter Schraubverbindungen durch Bajonett wurde der Pentax-K Anschluss auch in anderen Marken genutzt. Deshalb gibt es dafür sehr viele Objektive.

Aus heutiger Sicht baute Nikon bei seinen letzten und damit fortschrittlichsten Spiegelreflexkameras großen Bockmist. Die gummiartige Beschichtung  wurde nach einigen Jahren klebrig. Wer sich zum Beispiel eine schöne Nikon F 100 kauft, die von 1999 bis 2006 hergestellt wurde, muss mit einer unangenehmen Überraschung rechnen.  Verkäufer kaschieren das Problem, indem sie Babypuder mit einem Schminkpinsel auftragen. Aber wenn das Material erst einmal den Prozess der Selbstzerstörung gestartet hat, hilft das nur kurzfristig. Vielleicht findet man im Internet Ersatz. Stichworte für Google: rubber replacement Nikon 100

Wer sich damit nicht beschäftigen möchte, nimmt lieber eine Nikon F801s(1991-1994). Ob deren Flüssigkristallanzeige defekt ist, d. h. vom Rand ausgehend dunkler wird (ausblutet), sieht man sofort. Auch sind viele Tasten mit Zeichen bedruckt. Durch Gebrauch rubbeln sie allmählich ab. Daran kann man erkennen, ob die Kamera häufig genutzt wurde.

Recherchen im Internet


Im Internet findet man heutzutage viele Informationen zu Kameras, einschließlich Bedienungsanleitungen. In Foren tauschen sich Teilnehmer über bekannte Probleme und Lösungen im Bereich Fototechnik aus. Es ist relativ einfach, die benötigten Informationen schnell zu finden. Allerdings sollte man auch vorsichtig sein, da in sozialen Medien und auf eigenen Websites oft Artikel mit ansprechendem Design und vermeintlichem Fachwissen veröffentlicht werden. Sowohl Anfänger als auch erfahrene Fotografen können solche Artikel schreiben, die auf den ersten Blick allesamt ganz ordentlich aussehen. Daher ist es wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, ob die Autoren tatsächlich kompetent sind oder nur oberflächlich informieren, bzw. Texte von einer KI verfassen lassen.

Auf meiner Website photoinfos.com berichte ich ausschließlich über analoge Kameras, die ich persönlich verwendet habe. Neben objektiven Informationen fließen auch meine subjektiven Bewertungen in die Texte ein. Die Intensität meiner Beschäftigung mit bestimmten Kameras lässt sich anhand der Inhalte erkennen.

Seit 1983 nutzte ich häufig Spiegelreflexkameras von Pentax. Deshalb sind sie hier stark vertreten. Pentax hat bei seinen digitalen Kameras eine hohe Kompatibilität mit alten Objektiven mit dem K-Bajonett beibehalten. Daher war es für mich konsequent, ab 2004 sowohl analoge als auch digitale Spiegelreflexkameras von Pentax zu verwenden, da ich bereits diverse hochwertige Optiken mit Pentax-Anschluss besaß. Dennoch fotografiere ich auch gerne mit Kameras anderer Marken.

Ältere Menschen sind mit analogen Kameras aus eigener Erfahrung vertraut und viele Hobbyfotografen hatten sogar ein eigenes Fotolabor, in dem sie Filme entwickelten und Abzüge vergrößerten. Ihnen muss man nicht erklären, wie Filme eingelegt und wieder entnommen werden. Immer mehr Einsteiger haben von früher keine persönlichen Erfahrungen mehr mit analoger Fototechnik. Für sie ist diese Art der Fotografie Neuland.

Früher setzte ich beim Beschreiben analoger Kameras ein anderes Wissen über Fotografie voraus als heute. Zudem hat sich das Vokabular durch Berichte im Internet verändert. Die Löcher an den Rändern von Kleinbildfilmen heißen Perforation, in der englischen Sprache nennt man sie “sprocket holes”. Der Begriff “Sprocket” findet allmählich auch in deutschen Texten Verwendung. Aus “Meßsucherkamera” wurde “Rangefinder” und statt “Kompaktkamera” sagt man heute “Point & Shoot Kamera”. Auch der Begriff “Manual” hat sich anstelle von “Bedienungsanleitung” etabliert.

Wenn ich originale Bedienungsanleitungen aus dem 20. Jahrhundert finde, scanne ich sie und biete die PDF-Dateien kostenlos zum Download an. Das ist urheberrechtlich bedenklich. Meine Anfragen zur Erlangung von Genehmigungen bei den Rechteinhabern, sofern diese überhaupt noch zu ermitteln sind, werden irritiert aufgenommen. Niemand interessiert sich für den alten Kram. Bisher wurden keine Einwände geäußert. Sollte doch jemand welche haben, bitte ich um eine entsprechende Rückmeldung. Bei nachvollziehbarer Begründung werde ich die betreffenden Handbücher löschen.


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