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Revue Katadioptrisches Spiegelteleskop

Review 2011 / 2022 © Thomas Gade



Das Revue Catadioptric f/9.4,  D = 114, F= 1000 mm war ein kompaktes Spiegelteleskop im Sortiment der Kaufhauskette Quelle.

Komet Halley belebt Teleskopmarkt

Der Komet Halley bewegt sich aber einer langen Ellipsenbahn und erreicht alle 75 Jahre einen kurzen Abstand zur Sonne. Dann ist er der Erde relativ nahe und so hell, dass man ihn mit bloßem Auge sehen kann. Dieser Komet ist den Astronomen schon lange bekannt.

1986 war es wieder soweit. Anfang der 1980er vermuteten die Hersteller von Teleskopen, dass der Komet auf ein großes Interesse stoßen würde und entwickelten einige preiswerte Instrumente für eine größere Zielgruppe und Einsteiger, die damit Halley besser beobachten können sollten.
1982 brachte Celestron den Comet Catcher heraus. Er war ein relativ kurz gebauter Schmidt Newton Reflektor (Spiegelteleskop) mit orangem Anstrich, einer Öffnung von 140 mm und 500 mm Brennweite. Durch die kurze Brennweite im Verhältnis zu Öffnung war er lichtstark und man konnte mit ihm verhältnismäßig große Himmelsausschnitte überblicken. Er war für eine niedrige Vergrößerung gedacht; sie sollte etwa 28x betragen. Dazu war ein 18 mm Okular nötig. In dem Rahmen war das Teleskop wirklich gut.

Vixen und Tasco brachten zum selben Ereignis ein baugleiches katadioptrisches Newton (Spiegelteleskop) mit 125 mm Öffnung und 1000 mm Brennweite heraus. Der Tubus des Tasco V8 war rot. Er wurde von einer Vixen Polaris Montierung getragen.

Das katadioptrische Spiegelteleskop von Revue schlug in dieselbe Kerbe. Im Prinzip folgte es dem gleichen Trend, nutzte die gleichen Verkaufsargumente und passte sich dem Design an. Sein Tubus war nämlich auch orange lackiert.

Damals waren Linsenteleskope mit Öffnungen über 60 mm von renommierten Marken (Vixen, Unitron, Celestron, Zeiss, Kosmos, Lichtenknecker) ziemlich teuer und durch klassische achromatische Objektive (Typ Fraunhofer aus Kron- und Flintglas) verhältnismäßig lang. Die nötigen Stative und Nachführeinrichtungen waren ebenfalls teuer.

Mit Spiegeln konnten für weniger Geld deutlich größere Öffnungen angeboten werden. Mit Schmidt Cassegrain Teleskopen hatten Meade und Celestron gezeigt, dass sie auch kurz gebaut werden konnten. Ebenso Questar und Zeiss mit Maksutov Spiegelteleskopen. Aber auch diese Teleskope waren für typische Käufer der Versandhäuser zu teuer. Ihnen sollte eine preiswertere Alternative angeboten werden. Dazu gehörte das Revue Catadioptric 114 mm.

Lieferumfang

Tubus, Rohrschelle, Montierung, Stativ, 3 Huygens Okulare mit 5 mm, 10 mm und 20 mm Brennweite und 0,96" Steckmaß, T2-Fotoadapter, Bedienungsanleitung, Mondfilter, Sonnenfilter (für das Okular)

Sonnenfilter für Okulare sind gefährlich, weil sie durch die Hitze brechen können. Der Deckel des Teleskops enthält eine kleinere Öffnung, die in Kombination mit dem Sonnenfilter verwendet werden soll, um gefahrlos beobachten zu können. An vielen Stellen wird vor der Verwendung eines Okularsonnenfilters gewarnt.

Technische Daten

Marke Revue
Bezeichnung Revue Catadioptric f/9.4  D = 114 F= 1000 mm
Hersteller unklar, vermutlich japanisches Unternehmen
Typ Spiegelteleskop, katadioptrischer Newton
Öffnung 114 mm
Brennweite 1000 mm
Öffnungsverhältnis 1 : 9,4
Steckmaß 0,96" für Okulare

Beschreibung

Dieses Teleskop wurde von Revue, der Optiksparte des einstigen Versandhauses Quelle, in den 1980'er und 1990'er Jahren verkauft. Die Zielgruppe für dieses Set waren Einsteiger und keine anspruchsvollen Hobby-Astronomen. Es dürfte zu Weihnachten und an Geburtstagen auf den Gabentischen vieler astronomisch interessierter Teenager gelegen haben.



An sich macht der kurze orangefarbene Tubus einen guten Eindruck, der jedoch vom mickerigen Okularauszug und der langen herausragenden Röhre gemindert wird Die Konkurrenz, Tasco und Celestron, hatten das überzeugender gelöst, verlangten jedoch auch viel mehr Geld für ihre Teleskope.


Mit Hilfe von Adaptern wurde eine Anschlussmöglichkeit für 1,25" Okulare improvisiert.


Revue Catadioptric 114 mm - 1000 mm Brennweite f 1:9,4



Die kleine parallaktische Montierung gehört zu den typischen Vertretern der billigen Kaufhausmontierungen. Sie trägt das kurze und leichte Revue-Teleskop für visuelle Beobachtungen ausreichend stabil. Allerdings ist die Schraube zum Klemmen der Polhöhe gefährlich. Im Dunkeln wird sie leicht mit der Klemmung für die Achsen verwechselt und beim Lösen kippt die Montierung seitlich weg. Wer damit arbeitet, sollte die Schraube mit dem Drehknopf gegen eine andere ersetzen und gut anziehen. Bei dem Material darf man den Spruch "Nach fest kommt ab." nicht vergessen. Am besten verklebt man die richtige Einstellung fest mit 2-Komponenten-Kleber.

Okulare

Zum Teleskop von Revue wurden einige Okulare mit 0,96" Steckmaß geliefert, die relativ dünne Tuben haben. Parallel etablierte sich 1,25" als Steckmaß für bessere Teleskope von Vixen, Celestron und Meade.  Gute Okulare mit Brennweiten über 35 mm hatten sogar Steckmaße von 2", um bei relativ niedrigen Vergrößerungen möglichst große Bildwinkel anzubieten.

Nicht so beim Revue Catadioptric. Die mitgelieferten Okulare sind nicht erst nach heutigen Maßstäben bescheiden. Sie haben einen relativ kleinen Bildausschnitt. Die Okulare mit 10 und 20mm Brennweite sind verwendbar. Das 5mm-Exemplar (200x Vergrößerung) darf man getrost entsorgen.

20mm Huygens    20mm TS - SW (wie Goldkante)

An den Bilder ist der kleine Bildausschnitt der beigefügten Okulare erkennbar. Das Teleskop wäre mit anderen Okularen viel besser.

Optische Qualität

Für terrestrische Beobachtungen ist das Teleskop ganz nett. Mit 20 mm Brennweite erreichen wir eine 50-fache Vergrößerung. Mehr ist praktisch unnötig, weil das Flimmern der Luft dem Beobachten von weit entfernten Tieren ohnehin eine Grenze setzt, die häufig darunter liegt.

Mit 10 mm Brennweite wird eine 100-fache Vergrößerung erreicht. Die Bildqualität läßt nun im Vergleich mit einem Newton oder Mak mit gleicher Öffnung deutlich nach. Noch stärker vergrößern lohnt nicht. Für das Beobachten des Mondes, der Sonne, des Wahrnehmens des Ringes um den Saturn und das Verfolgen der Mondbewegungen um den Jupiter ist die Leistung ausreichend.



Völlig unerwartet befand sich ein solider T2-Adapter zum Anschluss einer Kamera im Set. Damit wurde eine Pentax K-5 an das Teleskop montiert. Der Okularauszug ist für diese Traglast allerdings viel zu schwach dimensioniert. So gut es damit ging, wurden einige Testaufnahmen gemacht. / Oktober 2021 Nachtrag: leichte spiegellose Systemkameras sind dazu besser als DSLRs geeignet.

Die Aufnahmen zeigen Verschiedenes. Im unteren Bereich ist das Bild einigermaßen scharf und wird nach oben hin unschärfer. Das mag eine Konstruktions- oder Justageschwäche sein. Beim visuellen Beobachten ist das so nicht zu sehen.

Ein präzises Fokussieren mit Kamera ist mit dem Okularauszug nicht machbar. Er ist nicht für das Gewicht der Kamera ausgelegt. Wahrscheinlich verkippt sie den Tubus des Okularauszugs. Das Justieren des Teleskops, der Austausch des Okularauszugs und die Verwendung einer kleinen spiegellosen Systemkamera könnten zu besseren Ergebnissen führen. Aber es gibt sicherlich lohnendere Baustellen und ich würde davon abraten, wenn es nicht nur darum geht, den Basteltrieb zu befriedigen.

Fazit

Dieses Teleskop ist gut für den 10-jährigen Filius, der in die Hobbyastronomie einsteigen möchte. Es ist allemale besser als das kleine Teleskop, mit dem ich in den 1970ern vom Balkon aus beobachten konnte. Der Papa wird bestimmt nichts dagegen haben, dass der Nachwuchs nach dem Besuch eines Planetariums und dem Studium eines Astronomiebuches den Bau eines besseren Stativs angeht oder andere 'Verbesserungen' an der Ausrüstung vornimmt, auch wenn das Teleskop solche Versuche am Ende nicht überlebt.

Voraussetzung dafür ist es, so ein Set irgendwo noch auf dem Dachboden oder in der Nachbarschaft zu finden oder es für wenig Geld zu kaufen.

Damit dieses Einsteigerteleskop nicht gleich zum Aussteigerteleskop wird, sollten die Huygens-Okulare ausgetauscht werden. Zwei bessere (Mikroskop-) Okulare mit 25 mm und 12,5 mm Brennweite wären geeignet, um dieses Teleskop vernünftig in seinen Grenzen zu nutzen. Falls man einen Adapter für 1,25" Okulare auftreiben kann, sollten dieser genutzt werden, weil es bessere als die zum Lieferumfang gehörenden Billig-Okulare gibt, mit denen das Teleskop erheblich mehr Spaß macht. Auf AliExpress werden 1,25" Okulare angeboten, die nach heutigen (2022) Maßstäben ebenfalls billig sind, jedoch die alten um Längen schlagen.

Der Preis für das komplette Set auf dem Gebrauchtmarkt sollte 100 € nicht übersteigen. Achten Sie darauf, alle Teile zu erhalten, weil fehlende mit angemessenem Aufwand nicht mehr aufzutreiben sind. Falls man Spaß an der Sache gewinnt, wird man sich relativ schnell ein besseres Teleskop zu legen. Mit Glück erhält man für ca. 300 € einen anständigen 114mm Newton von Vixen oder einen klassischen 80 mm Refraktor mit besseren Okularen auf mindestens einer Vixen NP Montierung, die viel solider als die des Revue Catadioptric ist.

Gleichwohl sind die alten Kaufhausteleskope, wenn im guten und kompletten Zustand erhältlich, durchaus begehrt. Vermutlich legen sich ältere Leute sie aus nostalgischen Gründen zu, weil sie mal unerfüllte Wünsche während ihrer Jugend waren.

Nachtrag (2016)

Uns erreichte eine Anfrage zu dem Teleskop:

... ich habe solch ein orangefarbenes Revue Teleskop (114/1000) gebraucht gekauft, wie Sie es auf Ihrer Internetseite beschrieben haben.

Bei meinem fehlt die Okulartubusverlängerung (schätzungsweise ist die 40 mm lang), welche mittels Schraubanschluss angebracht wird. Wozu diente diese, braucht man diese überhaupt, oder hat diese Auswirkungen auf das Bild ?

Einen Fotoadapter habe ich auch nicht dabei.

Wissen Sie, wo man sowas noch in 24,5 mm bekommt, bzw. welchen Adapter benötige ich um 31,7 mm Zubehör (Okulare, Fotoadapter) nutzen zu können? (z.B., wie Sie es auf Ihrer Internetseite beschrieben haben)

Gibt es irgendwo noch eine Bedienungsanleitung zu dem Teleskop, die man sich z.B. auf einer Seite runterladen kann?

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Unsere Anwort:

Es ist bedauerlich, dass bei Ihrem Teleskop einige Teile fehlen, denn ihre Beschaffung dürfte mehr kosten, als das Unterfangen wert ist. Ich würde nur wenig Geld in das Instrument investieren, weil man für rund 200 bis 300 € wesentlich bessere Geräte aus zweiter Hand erhält, z.B. das Vixen 114 auf einer GP oder NP Montierung oder einen 127 Maksutov.

Auf jeden Fall sollte man vor allem einen 31,7 mm (1,25") Steckanschluss für die Okular realisieren, um bessere Okulare zu
verwenden. In meiner Erläuterung auf photoinfos.com habe ich den Unterschied zu alten Okularen dargestellt.

Leider habe ich kein solches Teleskop zu Hand, um ausprobieren zu können, welcher Adapter passt. Die Okulartubusverlängerung braucht man, um überhaupt scharf stellen zu können, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.

Am besten fotografieren Sie den Okularauszug und messen mal den Durchmesser des Gewindes, an das die Tubusverlängerung zu schrauben ist. Das/die Bild/er posten Sie im Forum von astronomie.de mit allen Angaben und stellen Ihre Fragen dort nochmals. Sicherlich gibt es einen Sternenfreund, der noch eine Anleitung hat und ev. sogar die fehlenden Teile.

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Ergänzender Kommentar

Achten Sie beim Kauf auf die Vollständigkeit der Teile, weil der Aufwand für die Beschaffung in keinem guten Verhältnis zum Wert des Teleskops steht.


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