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Videos drehen

März 2010 © Thomas Gade

Videos wurden von Amateuren schon in den 1980'er Jahren fleissig produziert. Damals löste dieses Verfahren den Super-8 Schmalfilm ab, der unsere Großväter beschäftigt hat. Die Aufnahmetechnik wurde stetig weiterentwickelt. Aus den frühen Verfahren des Speicherns von Filmens auf Magnetbändern sind heute nur noch die Mini-DV Camcorder aktuell. Die darin verwendeten Cassetten sind klein.

Parallel dazu speichern moderne Camcorder ihre Filme auf Speicherkarten, Festplatten und kleinen DVDs. Demnächst wird die unempfindliche und stromsparende Solid State Festplatte in Camcorder verbaut.

Im Gegensatz zur VHS-Zeit ist das Digitalisieren der Filme von modernen Camcordern unnötig, denn sie sind bereits digitalisiert und das übertragen der Daten auf einen PC ist ein Kinderspiel. Wenn man nicht gerade einen alten Mini-DV Camcorder hat, wird er einen Anschluss für die Firewire-Schnittstelle am PC haben. Das Einspielen der Filme dauert zwar seine Zeit, doch ist es technisch unkompliziert. Schliesst man einen Mini-DV Camcorder über Firewire an einen Computer an, wird er über das Schnittprogramm gesteuert. Im einfachsten Fall macht man das mit dem Movie Maker von Windows. Die anderen Camcorder werden wie eine Festplatte erkannt und man kopiert die Daten auf den Rechner. Wird der Film auf einer Speicherkarte gespeichert, steckt man diese in ein Kartenlesegerät und kopiert die Filmclips.

Für Mini-DV-Camcorder wird noch manche Lanze gebrochen, doch würde ich jedem Einsteiger raten, die Finger davon zu lassen. Das nachstehende Bild zeigt einen kleinen Mini-DV Camcorder von JVC. Er liegt auf einem Karton mit 100 Kassetten à 60 Minuten. Sie kosten ca. 250 €, benötigen viel Platz und müssen zeitaufwendig in den PC überspielt werden. Zudem kostet das Spulen viel Strom. Daher sind große und mehrere Akkus für eine Mini-DV notwendig. Die Filmspul- und Aufnahmemechanik ist sehr empfindlich.


Welche Kamera?

Neben den Camcordern haben moderne Mobiltelefone und Kompaktkameras Filmfunktionen. Viele digitale 'Fotoapparate' sind ganz brauchbare Filmkameras. Aktuelle Bridgekameras können mit guten Videomöglichkeiten aufwarten. Vielleicht ist der passende 'Camcorder' bereits vorhanden?


Videofähige Bridgekamera Panasonic Lumix FZ28

Die wesentlichen Unterschiede bestehen im Speichertyp, in der möglichen Auflösung und dem Objektiv.

Als Speicher eignet sich am besten Speicherkarten gefolgt von Festplatten. Camcorder mit einbautem DVD-Brenner sind zu empfindlich und benötigen mehr Strom. Die maximale Auflösung sollte mindestens 1280 x 720 Pixel betragen. Damit hat man etwas mehr als doppelt soviele Punkte wie das PAL-Format mit 414720 Bildpunkten. Hochwertige Spielfilme werden mit 1920 x1080 (2.073.600) Punkten pro Bild produziert. Diese Full-HD Auflösung gibt es bereits in Camcordern ab 100 €, die bei dem Preis aber kein oder nur ein bescheidenes Zoomobjektiv haben. Ab 250 € kann man aber nicht mehr viel falsch machen.

Beim Kauf sollte man alle Angaben über digitale Zooms vergessen, weil damit nur ein Teil des Bildes auf ein größeres Format interpoliert wird. Das ist Blödsinn und kann nachträglich mit einem Schnittprogramm realisiert werden. Camcorder in mittleren Preissegmenten ihrer Auflösungsklasse haben häufig Zoomobjektive mit grossen Brennweitenbereichen. Die Werte liegen zwischen 20x bis 60x. Bei den teureren Modellen sinken die Angaben auf ca. 10x. Hier wird offenbar mehr Wert auf eine durchgehend hohe Lichtstärke und sehr hohe Bildqualität gelegt, die mit Megazooms jenseits der 20x nicht machbar sind.

Weiterhin ist die Tonaufnahmequalität zu beachten. Das eingebaute Mikrophon nimmt immer ein paar Geräusche der Kamera auf, wie das Laufen der Zoom- und Scharfstellmotoren. Stören sie? Kann man ein externes Mikrophon anschließen?

Kamera beim Kauf prüfen

Wenn man die Möglichkeit hat, die Kamera seiner Wahl daraufhin zu prüfen, darf man sie nicht versäumen. Am besten nimmt man eine eigene Speicherkarte in eines der großen Elektronikhäuser oder in ein Fachgeschäft mit und speichert darauf mit verschiedenen Kameras Testfilme. Zum Prüfen der Naheinstellmöglichkeiten und Zuordnung der Dateien filmt man zuerst das Schild mit dem Kameranamen. Zuhause wird die Ausbeute in Ruhe ausgewertet.

Zunehmend gehört Video auch zu den Funktionen der digitalen Spiegelreflexmodelle. Derzeit (März 2010) haben wir die erste videotaugliche DSLR-Generation auf dem Markt. Die Bildqualität ist ausgezeichnet und man kann die Eigenschaften seiner Wechseloptiken gestalerisch für großartige Bilder gestalerisch nutzen wie dies niemals zuvor mit Amateurtechnik möglich war.

Das Hauptproblem einer Spiegelreflexkamera mit Filmfunktion ist paradoxerweise ihr Spiegelreflexsucher. Im Videomodus wird der optische Sucher deaktivert, weil der Schwingspiegel nach oben klappt und in der Stellung verharrt, solange gefilmt wird. Damit ist die Mattscheibe verdeckt und der Blick in den Sucher zeigt nur Dunkelheit.
Stattdessen gibt es die LiveView Funktion. Wie bei einer Kompaktkamera sieht man das Motiv auf dem rückwärtigen Display. Der Autofokus der DSLR ist beim Filmen nicht funktionsfähig. Das Scharfstellen des Bildes, Das Zoomen und Wählen eines Ausschnitts sowie das Verfolgen eines Motivs über das Display ist völlig unbefriedigend. Das Bild ist wegen der Lichtumstände häufig gar nicht zu sehen. Viele Aufnahmesituationen, die sich mit billigen Bridge- oder Kompaktkameras mühelos bewältigen lassen, sind mit den aktuellen DSLRs mit Videofunktion kaum abzudecken. Motive in Bewegung, die vom Autofokus verfolgt werden müssten, kann man eigentlich abhaken.

Dennoch ist die Videofunktion ein starkes Argument für den Erwerb einer neuen digitalen Spiegelreflexkamera. Wer bisher gar nicht gefilmt hat, wird sich wundern, wieviel Spass das macht. Mit der relativ geringen Qualität der bisherigen Amateurvideotechnik hat das nichts mehr zu tun. Die DSLRs liefert viel bessere Videobilder und weckt zwangsläufig das Interesse an dieser Funktion auch bei denen, die bislang nur fotografiert hat.

Der Handel bietet mittlerweile Lichtschächte mit integrierten Sucherlupen an, die man über den Displays befestigent. Die sogenannte Hoodloupe, eine Art Gummitrichter kostet mit allem drum und dran über 100 €. Möchte man mit aufgesetzter Hoodloupe zwischendurch mal ein paar Fotos machen, läuft das nur über den Live View Modus, weil der Einblick in den optischen Sucher nicht möglich ist. Dies zeigt doch bereits, wohin der Hase läuft. Ein universeller Sucher für alle Betriebsarten der DSLR ist gefragt. Erste Meldungen über demnächst kommende spiegelreflexlose Systemkameras für die bestehenden DSLR-Wechseloptiken sind bereits von Nikon und Canon in die Welt gesetzt worden.

Welches Schnittprogramm und sonstige Software?
Es gibt verschiedene Schnittprogramme. Empfehlenswert ist Pinnacle Studio Ultimate (ab Version 14). Es kostet ca. 70 €. Mit dem Programm sind aufwendige und schnelle Produktionen zu bewältigen. Wer ein paar Programme kennengelernt hat und nicht auf den Kopf gefallen ist, kann sich die Basisfunktionen von Pinnacle Studio Ultimate in wenigen Stunden ohne Handbuch beibringen.

Die meisten Filmclips sind zu lang und stellenweise technisch unbrauchbar. Sie sollten auf einen verwertbaren Teil gekürzt werden. Das geht sehr gut mit dem kostenlosen Programm VirtualDub, welches die gekürzten Filme in Originalqualität verlustfrei speichern kann. Für VirtualDub gibt es nützliche Plugins, beispielsweise DeShaker, eine Funktion zum Beruhigen von verwackelten Filmen. Neben vielen weiteren Funktionen, kann man mit VirtualDub Filme, die irrtümlich im Hochformat gefilmt wurde, drehen und schneiden.

TMPGEnc XPress ist ein schönes Schnittprogramm, das einen zügigen Schnitt erlaubt. Es hat interessante Filter zur Korrektur der Filme, wie Aufhellen, Kontraständerung und Tonverbesserung. TMPGEnc XPress kostet 99,95 US$.

Wichtig ist die Installation von Codecs, die es den Programmen ermöglichen, die Filme zu de- und encodieren. Am besten installiert man das K-Lite Codec Pack, das aus dem Internet runtergeladen werden kann. Zusätzlich sollte QuickTime installiert sein.

Welcher Computer?

Jeder moderne Computer ist videoschnittfähig. Wichtig sind schnelle Festplatten, am besten eine SSD, und mindestens 2 GB Ram. Hier lohnt sich der Umstieg auf ein 64-Bit Betriebssystem, um Arbeitsspeicher ab 4 GB RAM nutzen zu können.


Welches Zielformat?

Anfänger stehen orientierungslos vor der Frage, in welcher Auflösung und in welchem Format der fertige Film gespeichert werden soll. Es gibt viele Formate. Für Filmclips, die per Email verschickt werden sollen oder ins Netz (youtube.com) gestellt werden, bieten moderne Schnittprogramme die dafür geeigneten Formate automatisch an.

Ansonsten ist das Format Xvid MPEG-4 empfehlenswert. Mit einer Qualitätseinstellung zwischen 1 bis 4 speichert es die Ergebnisse komprimiert aber ohne auffällig sichtbare Qualitätsverluste. Wer sicher gehen will und keine unkomprimierten Riesendateien erzeugen möchte, wählt eine Einstellung zwischen 1 bis 2. Die Filme sollen als avi gespeichert werden.


 

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