Tamron Adaptall System
2010 Juli © Thomas GadeTamron SP 2,5 / 90mm und 2,8 / 90mm Makroobjektiv
Das 90mm Makro zählt zu den legendären
Objektiven von Tamron. Ohne Adaptall-Adapter gehören spätere 90mm Tele-/Makroobjektive
mit Autofokus noch immer zur Produktpalette
Tamrons. Es gibt diverse Tamron SP Makroobjektive mit 90mm Brennweite. Die
beiden älteren
Modelle haben eine Anfangsöffnung von 2,5 und können ab 39cm scharfgestellt
werden, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2 entspricht. Die jüngeren
Versionen, Tamron 2,8 / 90mm erreichen den Abbildungsmaßstab 1:1. Das
alte 52B hat eine 49mm Filterfassung, und die Nachfolger 55mm.
Die älteste Version hat die Bezeichnung 52B und wurde von 1979 bis 1988
hergestellt. Der Nachfolger heißt 52BB und wurde vom Design her überarbeitet,
sieht moderner aus und hat zwischen dem Blenden- und Fokussierring einen Plastikring.
Das krude Design der Vollmetallfassung der älteren Version macht den stabileren
Eindruck. Die 2,8/90mm Objektiv haben Fassungen mit vielen Kunstoffelementen
und sind leichter als ihre Vorgänger.
Die Fokussierung erfolgt manuell über breite, griffige Ringe, die sich
sauber und butterweich drehen lassen. Beim Scharfstellen ist spürbar,
dass in den Objektiven solide und exzellent zu bedienende Mechanik steckt.
Das gilt besonders für die alten Versionen.
Tamron SP 2,5 / 90mm (52BB) an einer Pentax K20D
Autofokus?
Fehlanzeige; es gibt keinen. Der Autofokus ist am Makroobjektiv eher hinderlich.
Daher wird man ihn nicht vermissen. Man stellt per Hand scharf und bewegt sich
leicht nach vorne oder hinten, um die Schärfe im Nahbereich genau auf
die gewünschte Zone zu setzen. Das geht mit dem Autofokus meistens gar
nicht, weil er häufig auf einen Punkt scharfstellen möchte, wo dies
nicht gewünscht ist. Daher schalten viele Fotografen den Autofokus an
modernen Makroobjektiven aus, weil er ohnehin nur nervt.
Aus diesem Grund ist die Anschaffung eines gebrauchten Tamron SP 90mm Makros
aus dem Adaptallsystem keine schlechte Sache. Es handelt sich um ein lichtstarkes
Spezialobjektiv, das an modernen DSLRs ohne Vollformatsensor dem früher
üblichen 135mm Teleobjektiv entspricht und hervorragend als Porträt-
und Makroobjektiv einsetzbar ist. Mit Sicherheit wird es den 18-200mm Alleskönner
nicht aus der Fototasche verbannen aber eine hervorragende Ergänzung darstellen.
Und es ist ein angenehmes Gefühl, zu wissen, das dieses Objektiv auch
einen Systemwechsel mitmacht bzw. systemübergreifend verwendet werden
kann.
Filmtauglich?
Die aktuellen DSLRs sind nicht nur Fotoapparate sondern auch Filmkameras,
die Filme in hoher Qualität erzeugen können. Dabei gelten andere
Kriterien als in der Fotografie. Das manuelle Nachführen der Schärfe
beim Schwenk bzw. bei der Verlagerung der Schärfe im Standbild vom nah
nach fern geht am besten mit Objektiven, die feinfühlige und gut zu handhabende
Scharfstellringe haben. In dieser Hinsicht sind viele moderne Autofokusoptiken
mit einem kümmerlichen dünnen Scharfstellring, der viel zu leicht
dreht und zu stark auf geringfügige Drehungen reagiert, eher ungeeignet.
Wir haben mit dem Tamron 2.5 / 90mm 52BB an einer Pentax K7 auf einem Fluidkopf
von Velbon in einem Raum schwenkend gefilmt und laufend per Hand fokussiert.
Das ging prima, vor allem im Vergleich mit ähnlichen Experimenten mit
dem Tamron XR 18-200mm Autofokus Zoom oder dem Pentax 18-55mm Zoom.
Tamron SP 90mm 1:2.8
Das Tamron SP 90mm 1:2.8 (72B) hat ein Kunststoffgehäuse. Die Fokussierung
ist leichtgängig. Der Tubus mit der Optik hat mehr Spiel als die früheren
Varianten. Richtet man das Objektiv nach oben, kann sich die Scharfstellung verändern,
weil der leichtgängige Fokussiermechanismus nicht genug Widerstand aufweist,
um die Optik an Ort und Stelle zu halten. Sie rutscht allmählich nach unten
durch.
Die Blendenwerte und sonstigen Beschriftungen sind auf den Tubus gedruckt, was insbesondere beim Blendenring irgendwie billig wirkt im Vergleich mit den früheren Metallringen mit eingravierten Zahlen. Etwas merkwürdig mutet bei diesem Objektiv die beigelegte klobige Sonnenblende an, die angesichts der tief im Objektivtubus versenkten Frontlinse irgendwie sinnlos erscheint.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, erreicht dieses Objektiv
einen Abbildungsmaßstab von 1:1. Schon 1:2 sind 90mm Brennweite aus der
freien Hand kaum zu verwenden, weil alleine durch das nach vorne und hinten
Wackeln des Fotografen ein präzises Scharfstellen und –halten kaum
möglich ist. Die Schärfentiefe ist äußerst gering. Das
im Fokus behalten eines anvisierten Gegenstands ist schwierig. Daher stellt
sich die Frage, ob man die 1:1 in einem billig wirkenden Tubus nicht besser
gegen einen Vorgänger, der nicht ganz so nahe ans Motiv kommt und dafür
einen solideren Aufbau aufweist, eintauscht.
Die Frontlinse des Tamron SP 2,8 / 90mm steckt tief im Tubus. Soll man wirklich
zusätzlich die klobige starre Sonnenblende verwenden?
Größenvergleich,
von links nach rechts: Ein Tamron XR 18-200mm
neben dem Tamron SP 2,5 90mm (52BB) und dem Tamron
SP 2,8 / 90 mm (72B)
Optische Leistung
Praktisch ist die optische Leistung der 90mm Objektive gleich. Sie sind allesamt gut und können getrost mit Offenblende benutzt werden. Ab Blende 5,6 sind alle kritischen Themen wie Vignettierung, chromatische Abberation und Schärfe überwunden. Die Objektive sind dann richtig gut. Man kann mit offener Blende fotografieren, wenn die Bildgestaltung bzw. die Lichtumstände dies erfordern, jedoch ist dann die Tiefenschärfe im Makrobereich sehr gering. Hier gibt es absolut nichts zu meckern. Die Optiken sind spitze. Schon das ältere Tamron 52B hat eine exzellente Optik und ermöglicht scharfe brillante Bilder.Bildbeispiele
Verdorrte kleine Sonnenblume. Aufnahme mit Blende 8, Distanz ca. 25 cm vom vorderen Objektivtubusende.
Ausschnitt aus dem Bild
Dieses Motiv wurde sowohl mit dem Tarmon SP 2,8/90mm (72B) und dem Tamron SP 2,5/90mm (52BB) unter gleichen Bedingungen mit verschiedenen Zeiten und Blenden aufgenommen. Die Ergebnisse sind so ähnlich, dass eine Unterscheidung praktisch sinnlos ist.
Tamron SP 2,5 / 90mm (52BB). 1/640 Sekunde, Blende 8, Pentax K7
Ausschnitt aus dem Foto. Ungeschärft. Die Schärfe und Detailauflösung sind beeindruckend.
Tamron SP 2,5 / 90mm (52BB). 1/1600 Sekunde, Blende 7,1 Pentax K7
Ausschnitt aus dem Foto. Mittiger Bereich. Ungeschärft.
Ausschnitt aus dem Bild. Linker Rand. Ungeschärft. Chromatische Abberationen (Farbsäume) sind nicht zu sehen.
Pentax K7, Blende 8, Belichtungszeit 1/200 Sekunde , 200 ISO
Ausschnitt aus dem Bild. Ungeschärft. Was will man mehr?
Fazit
Die aktuelle Version des Tamron SP 2.8 / 90mm Makroobjektivs mit Autofokus kostet derzeit ca. 370 €. Das Tamron SP 2.8 / 90mm Adaptall mit ausschließlich manueller Fokussierung ist im guten Zustand auf Gebrauchtmärkten für ca. 150 – 200 € zu bekommen. Auch wenn die billig wirkende Oberfläche der Fassung in Verbindung mit der exzellenten Optik einen zwiespältigen Eindruck erzeugt, ist das (gut erhaltene) Objektiv einen Gebrauchtpreis in der genannten Spanne wert. Aber mehr als 200 € sollte man nicht ausgeben. Die Möglichkeit, diese spezielle Optik mittels der Adaptall-Adapter mit verschiedenen Kamerasystemen verwenden zu können, ist sehr reizvoll.Die ganz frühen Varianten sind mit Glück ab 90 € zu haben. Wer man auf den 1:1 Abbildungsmaßstab verzichten kann, erhält mit dem 2,5/90mm ein Objektiv mit angenehmerem Fokussierverhalten im soliden Tubus. Gemessen an den heutigen Preisen für hochwertige Festbrennweiten, sind die Kosten für 90mm Tamron Adaptall Objektive gering.
Für die Objektive mit Abbildungsmaßstab 1:2 gibt es einen selten angebotenen Zwischenring von Tamron. Sammler könnten auf die Idee kommen, sich das kostbare Stück zuzulegen. Darauf kann man echt verzichten, denn das Ding wird jahrelang ungenutzt in der Schublade liegen. Die Objektive sind so, wie sie sind, für einen weiten Anwendungsbereich verwendbar.
Tamron Adaptall-2 System
Juni 2010 © Thomas Gade© Thomas Gade
Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt.
Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets
honorarpflichtig. /
© Our articles and images are copyrighted.