Novoflex Tamron 60-300mm
Telezoom mit Schnellschussgriff
2015 © Thomas Gade
Novoflex Schnellschussobjektiv mit Tamron 60-300mm Zoom an einer Pentax K-3 DSLR
Technische Daten
Hersteller | Novoflex und Tamron |
Brennweite | 60-300mm |
Blende | 3.8~5.4 - 32 |
Entfernung | 1,9m bis Unendlich |
Makromodus | Abbildungsmaßstab 1:1,55 |
Einführung | 1986 |
Anschluss | variabel über Adaptall2 System |
Gewicht | 1,5 kg |
Ursprünglicher Preis | 1.475 DM (1989) |
Aktueller Gebrauchtpreis | 200 - 300 € (im guten Zustand) |
Die Objektivhersteller Tamron und Novoflex haben diverse Gemeinschaftsprodukte
realisiert. Tamron hatte mit seinem Adaptall-System eine
flexible Objektivserie auf dem Markt, die durch Adapter an Kameras aller Art
angeschlossen werden konnte.
Novoflex produzierte verschiedene Objektive und baut noch immer Balgengeräte,
die ebenfalls mit Adaptern an verschiedene Kamerasysteme angeschlossen werden
können.
Legendär ist das Schnellschuss-System von Novoflex. Am Objektiv befindet sich
ein Pistolengriff mit einem Scharfstellsystem, das durch Zusammendrücken der
Hand, die den Griff hält, funktioniert. In der Zeit vor den Autofokus-Objektiven
war das Schnellschuss-System von Novoflex für lange Brennweiten unter Naturfotografen
weit verbreitet.
Am bekanntesten sind die 400mm und 600mm Objektive von Novoflex, weil diese
Brennweiten nicht mit den üblichen Objektiven abgedeckt wurden, während es
auch kürzere Brennweiten Pistolengriffen zum Scharfstellen gab, die man eher
als Studien denn als ernsthafte Konkurrenz für vergleichbare Optiken betrachten
sollte.
Tamron produzierte einige Adaptall Objektive, die gemessen am Stand der damaligen
Technik eine sehr gute Abbildungsqualität hatten, die auch heute noch auf einem
hohen Niveau ist. 1983 erschien das Tamron
SP 60-300mm F/3.8-5.4 Telezoom mit
dem technischen Kürzel 23A.
Die Verschmelzung dieses 60-300mm Telezooms von Tamron mit dem Schnellschuss-System
von Novoflex ergab ein äußerst interessantes Objektiv, das sowohl im Nah-
als auch im Fernbereich gut eingesetzt werden konnte, wenn es um schnelles
Scharfstellen ging.
Novoflex Tamron 60-300. Telezoom mit Schnellschussgriff zum schnellen Fokussieren.
Das Tamron Novoflex 60-300 ist robust gebaut. Der Schiebezoom wie auch die
Entfernungseinstellung können durch Drehknöpfe festgeklemmt werden. Am vorderen
Ende des Objektivs befindet sich eine Sonnenblende aus Kunststoff. Sie ist
das einzige Detail, das nicht so ganz zu der Robustheit dieses Objektivs passt.
Möglicherweise musste Novoflex Zugeständnisse an die Belastbarkeit des Objektivs
machen.
Geliefert wurde dieses Objektiv in einem Kunststoffkoffer mit Schaumstoffeinlage,
die inzwischen weich und bröselig geworden ist und ausgetauscht werden sollte.
Der Plastikkoffer des kostbaren Teleobjektivs erinnert an Behälter für Akkubohrmaschinen
Kameras werden mit Adaptall-Adaptern angeschlossen. Je nach Adapter kann eine
Offenblendmessung erfolgen und die Kamera schließt die Blende beim Fotografieren
automatisch. Manchmal gibt es Übertragungsprobleme, die meist durch eine Reinigung
der Kontakte leicht zu beheben sind.
Dieses Objektiv ist nur einsetzbar, wenn man manuell scharfstellen kann. Dazu
braucht man einen guten Sucher mit großem Bild und und gute Augen, um die Schärfe
des Bildes beurteilen zu können, weil bei 300mm Brennweite die Autofokusfalle
oftmals nicht ausreicht.
Digitale Spiegelreflex an einem Novoflex Tamron 60-300mm Telezoom
Umschalter für Makrofotografie. Bei 60mm kann man das Objektiv
mit nach vorne gedrücktem Knopf in die Makrostellung drehen.
Dann erscheint die Aufschrift Macro in der kleinen Aussparung am Tubus.
Optische Qualität
Wir testeten das Objektiv an einem trüben Herbsttag im November 2015. Die Testbedingungen waren witterungsbedingt nicht optimal. Diesige Luft durch hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtige die Sicht. Das alte Tamron / Novoflex Objektiv erwies sich als erstaunlich gut am kleinen APS-C Sensor einer Pentax K-3 mit 24 MP. Der Sucher dieser Kamera ist mit der optionalen Okularlupe ausreichend zum manuellen Fokussieren geeignet, wenngleich das Optimum nur mit einem Stativ und der digitalen Lupe im LiveView erreichbar ist. Konstruktionsbedingt ist dieses Objektiv weniger gut für Stative geeignet. Dafür wäre das 60-300mm ohne den Schnellschussgriff, aber mit einer eigenen Stativschelle die bessere Wahl.Bild 1 - Apfel am Baum

Tamron Novoflex 60-300mm an Pentax K-3. ISO 500, 300mm, Blende 8, Belichtungszeit 1/200 Sekunde

Ausschnitt 700x450 Pixel. Die Schärfe ist gut.

Ausschnitt 700x450 Pixel. Blende 8 / 300mm. An kritischen und etwas unscharfen Kanten kommt es zu Farbsäumen. Es handelt sich hier um einen kleinen Bildausschnitt. Im Gesamtbild sind sie unproblematisch.

Etwaige Farbsäume dieses Objektivs lassen sich meistens leicht korrgieren, indem die Farbsättigung für den entsprechenden Farbton gesenkt wird.
Bild 2 - Kirche in Linum

Tamron Novoflex 60-300mm an Pentax K-3. ISO 500, 300mm, Blende 8, Belichtungszeit 1/500 Sekunde

Ausschnitt 700x450 Pixel. Die Schärfe ist erstaunlich gut für eine freihändige Fernaufnahme mit 300mm Brennweite.
Fazit
Das Objektiv sieht interessant aus. Wer Wert auf dieses Merkmal legt, hat
mit Sicherheit ein Juwel gefunden. Allerdings sollte man dieses Objektiv
nicht an Orten einsetzen, wo es von nervösen Sicherheitskräften oder einem
hysterischen Publikum mit einer Waffe verwechselt wird.
Hat man eine Kamera mit großem Sucherbild und ist man persönlich in der
Lage manuell scharf zu stellen, ist dieses Telezoom ein interessantes Werkzeug
in Situationen, in denen der Autofokus einer Kamera versagt, beispielsweise
beim Fotografieren von fliegenden Vögeln. Oft sind Autofokussysteme mit diesen
Motiven überfordert und die Trefferquote kann höher ausfallen, wenn man sich
mit dem Tamron Novoflex 60-300mm Teleobjektiv vertraut gemacht hat.
Wir haben dieses Objektiv mit der Pentax K-3 getestet, die in der Klasse der
DSLR mit APS-C Sensor ein relativ großes Sucherbild anzeigt. Kameras mit größeren
Sensoren und somit auch größeren optischen Sucher wären zum manuellen Scharfstellen
noch besser geeignet.
Auf dem Gebrauchtmarkt ist dieses Objektiv im guten Zustand für rund 250-300 €
erhältlich. Manchmal ist ein Adaptall Adapter für eine Kamera dabei, doch häufig
handelt es sich dabei um Anschlüsse wie Minolta oder Canon FD, die mit heutigen
Kameras nicht mehr kompatibel sind. Für einen passenden Adapter sollte man
zusätzliche 30-70 € einplanen. Der Adaptall Adapter für Pentax mit Blendenübertragung
und Offenblendensmessung ist rar und dementsprechend selten unter 60 € zu bekommen. Der Nikon Ai Adapter kostet nur 25 € und ist oft bei Adaptall Objektiven dabei.
© Thomas Gade

