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Durst M605 Vergrößerer

2017 © Thomas Gade

Vergrößerer von der italienischen Durst AG gehören zu den besten Laborgeräten. Dazu zählt auch der Durst M605, der nicht nur in zahlreichen privaten Dunkelkammern eingesetzt wurde, sondern auch das bevorzugte Gerät in den Fotolabor von Volkshochschulen war.

Der Vergrößerer Durst M 605 ist ein modulares Gerät für Negative und Dias bis 6 x 6 cm und kann mit verschiedenen Lichtköpfen, Formatmasken und Objektiven sowohl für Farb- als auch für Schwarzweißvergrößerungen eingesetzt werden. Er wurde 1979 eingeführt. Der Hersteller beschreibt ihn als leistungsfähigen Amateurvergrößerer, der auch professionellen Anforderungen entspricht. Das ist nicht übertreiben, er gehört wirklich zu den besten seiner Klasse.

Beim Gebrauchtkauf sind einige Punkte zu beachten, um Enttäuschungen zu vermeiden.

Der Durst M 605 besteht wie die meisten anderen Vergrößerer aus einem Grundbrett, auf dem eine senkrechte Säule montiert ist, an der sich die in der Höhe verstellbare Projektionseinheit (Gerätekopf) befindet. Das geschieht mithilfe einer seitlichen Kurbel mit einem Ritzel auf einer langen Zahnstange. Als Gewichtsausgleich für den Gerätekopf fungiert auf der Rückseite der Säule eine Rollfeder.

Die Säule kann um 180° gedreht auf das Grundbrett geschraubt werden. Dann wird der Vergrößerer an den Rand des Tisches geschoben, damit der Gerätekopf das Bild an der Tischkante vorbei auf den Boden projiziert. Dabei wird das Umkippen des Vergrößerers durch ein Gewicht auf dem Grundbrett verhindert, beispielsweise ein Stapel Bücher. Mit der sogenannten Bodenprojektion sind große Bildformate zu erzielen. Eine andere Möglichkeit ist die Wandvergrößerung. Dazu wird der Gerätekopf an der normal auf dem Grundbrett montierten Säule um 90° geschwenkt. Anschließend projiziert der Gerätekopf das Bild nicht mehr nach unten, sondern in horizontale Richtung auf eine senkrechte Fläche.

Zum Entzerren von senkrechten Linien können der Gerätekopf und die Objektivstandarte separat geneigt werden.



Durst M605 Vergrößerer mit Trafo und Timer

Technische Daten

Marke DURST
Bezeichnung Durst M605
Markteinführung 1979
Filmformate 24 x 36 mm (auch kleiner) bis 6 x 6 cm (2,25 x 2,25 inch)
Objektive vorzugsweise 50 mm für Kleinbild und 80 mm für Mittelformate

Farbkopf



Durst M 605 Farbkopf auf der Basis mit der Halterung für die Negativbühne und dem Balgen zum Scharfstellen. Daneben steht der ursprünglichen Trafo, der später in einem dunklegrauen Gehäuse verbaut wurde. Der Farbkopf enthält zwei Mischboxen. Der Wechsel erfolgt durch einen Schieberegler. Die Box 35 leuchtet Negative bis 24 x 36 mm aus und die Box 66 Mittelformate bis 6 x 6 cm.

Lichtquellen für den Durst M605

In der einfachen Ausstattung besteht die Beleuchtung des Durst M 605 aus einem Lichtkopf für eine Opallampe bis 150 Watt. Diese Leuchtquelle ist für Schwarzweißpapiere gedacht und enthält eine Schublade für Filter zum Vergrößern auf Multigrade-Papieren. Dazu gehören ein Doppelkondensor für Mittelformat bis 6 × 6 und ein einfacher Kondensor für 35 mm Filme. Mit ihrer Lichtführung werden feine Kratzer und Staub auf den Negativen auf den Abzügen deutlich sichtbar. Neben diesem Nachteil gelingt eine gleichmäßige Ausleuchtung nur durch eine sorgfältige Justierung der Opalbirne.

Sollte jemand heute noch mit diesem einfachen Lichtkopf arbeiten, kann man anstatt der sehr heißen konventionelle Birne ein bauähnliches LED Leuchtmittel  mit E27 Sockel und rund 12 Watt (entspricht 100 Watt) einsetzen.

Universeller Lichtkopf CLS 605


Viel attraktiver ist der Farbmischkopf CLS 605 mit einer 100 W Halogen-Kaltlichtlampe, die Strom von einem 12 V Trafo bezieht. Der CLS 605 ist nicht nur für Farbpapiere, sondern auch sehr gut für Schwarzweißabzüge geeignet. Das diffuse Licht des CLS 605 unterdrückt die Sichtbarkeit von Kratzern und Staub auf den Abzügen.

Er hat ein Reflexbeleuchtungssystem für eine gleichmäßige und helle Ausleuchtung bei geringer Hitzeentwicklung. Ein Halogenbrenner liefert während  seiner gesamten Lebenszeit eine nahezu gleichbleibende Farbtemperatur und Leuchtkraft. Ein spezieller Spiegel reflektiert sichtbares Licht, während Infrarot (Wärme) größtenteils absorbiert wird und gar nicht bei den empfindlichen Negativen und Dias ankommt.

Der CLS 605 enthält nicht ausbleichende dichroitische Filter, die stufenlos von 0-130 (densitrometrisch) einstellbar sind. Die Werte können an beleuchteten Skalen abgelesen werden. Auf der Rückseite gibt es noch einen Drehknopf, um zwei zusätzliche Filter mit der Stärke 40x für Gelb und Magenta in den Strahlengang einzuschwenken.  Besonders komfortabel sind die im Kopf integrierten,  mittels eines Hebels umschaltbaren Mischboxen für Formate bis 24 x 36 mm (Box 35) und größere bis 6x6 (Box 66).

Zum Einstellen des Bildausschnitts und zum Scharfstellen wird viel Licht benötigt. Dafür kann man die Filter mit einem Hebel ausschwenken. Insgesamt ist der CLS 605 sehr gut ausgestattet und für den häufigen Einsatz gebaut.



Durst M605 Farbkopf mit 12 V Halogenbirne mit Reflektor als Leuchtquelle. Die verstellbaren Filter können auch zur Kontraststeuerung für Multikontrastpapiere verwendet werden.

12 Volt Trafo

Anfangs gab es für den Farbkopf des Durst M 605 einen grauen Trafo, der später von zwei anthrazitfarbenen Modellen mit besseren Steckeranschlüssen abgelöst wurde. Darunter ist der Trafo EST 305N mit einer stabilisierten Spannung am hochwertigsten.


Negativbühne mit diversen Masken für unterschiedlich große Negative oder Dias



Zwei Sorten Negativbühnen für den Durst M605. Die Sirioneg hat verstellbare Maskenbänder, während diese bei der Cosixneg fehlen.

Bildbühne / Negativbühne

Die aufklappbare und herausnehmbare Halterung für Dias und Negative (Bildbühne / Negativbühne) enthält zwei Glasscheiben für eine optimale Plantage des Negativs, das zwischen ihnen liegt. Zur Vermeidung von Newtonringen kann das obere Planglas durch eine Anti-Newton Scheibe ersetzt werden. Das Vergrößern der Negative zwischen zwei Glasscheiben ist jedoch stressig, weil auf diese Weise vier zusätzlich Oberflächen als Staubfänger fungieren und sauber gehalten werden müssen. Das ist in der Praxis sehr mühsam. Deshalb können die Glasscheiben gegen glaslose Einsätze ausgewechselt werden. Mit ihnen ist das Arbeiten komfortabler. Im Gegenzug nimmt  man eine geringe Wölbung des Filmmaterials hin. Sollte sie zu stark sein, wird nur unten eine glaslose Maske eingelegt und oben eine Anti-Newton Scheibe.

Es gibt glaslose Einsätze für 6 X 6 cm, 4,5 X 6 cm, 24 X 36 mm, 26 X 26 mm, 18 X 24 mm, 12 X 17 mm und gerahmte 35mm Dias.

Die Standard Bildbühne hat vier verschiebbare Masken, um den richtigen Ausschnitt einzustellen. Sie sind vor allem wichtig, wenn die großen Glasscheiben eingesetzt werden, zwischen denen kleine Filmformate liegen.

Das korrekte Einlegen der 35mm oder Mittelformat Filmstreifen in die Bildbühne wird durch zwei verstellbare Filmanschläge vereinfacht.

Zusätzlicher Nutzen auch beim Abfotografieren von Negativen

Die Negativbühne ist mit diversen Masten für unterschiedliche Formate bis 6 × 6 sehr gut geeignet um Negative und Dias zum Abfotografieren mit der Digitalkamera in die richtige Position zu bringen und dort festzuhalten. Ich verwende Durst Negativbühnen auf einem speziell dafür gebauten Leuchtkasten, in dem sich ein LED Lichtpult befindet. Bessere Halterungen für die Filme sind kaum denkbar.



Objektiv und Rotfilter

Objektive

Kleinbildfilme werden am Durst M 605 üblicherweise mit 50 mm Vergrößerungsobjektiven projiziert, während für Mittelformat 80 mm Brennweite üblich sind. Die Objektive werden an Schnellwechselplatinen für das Klemmsystem an der Objektivstandarte geschraubt.


Vergrößerer Durst M605 mit Papierkassette von Dunco. Seitenansicht

Das Folgemodell Durst M670 sieht nahezu identisch aus, hat aber eine längere Säule und eine Negativebühne, die bis zum Format 6 × 7 geeignet ist. Mir gefällt der durch die kürzere Säule kompaktere Durst M605 im Heimlabor besser. Für alle Formate über 6 × 6 bis 6x9 ziehe ich den Durst M805 vor, der allerdings deutlich größer ist als der Durst M605.
Die Geräteköpfe vom M605 und M670 können sowohl an die kürzere wie auch an die längere Säule angesetzt werden. Beide Köpfe verwenden auch die gleichen Trafos und Leuchtmittel.

Worauf ist beim Gebrauchtkauf zu achten?

Der Durst M 605 ist schon lange aus dem Fotohandel verschwunden. Gebraucht aus privater Hand wird dieses Spitzengerät für 100 bis 300 € angeboten. Inbegriffen sind häufig sogar ein oder zwei gute Vergrößerungsobjektive. Beim Second-Hand Kauf ist auf die Vollständigkeit zu achten. Oft fehlt der Rotfilter unter dem Objektiv, den man benötigt, auch wenn alternativ die Filter des Farbkopfes seine Funktion übernehmen können. Doch dadurch wird die empfindliche Mechanik der verstellbaren Filter über Gebühr strapaziert.

Für die Bildbühne sollten wenigstens die beiden Glasscheiben, eine davon möglichst mit Anti-Newton-Beschichtung, vorhanden sein sowie das glaslose Maskenpaar für 24 x 36 mm. Die nachträgliche Beschaffung solcher Teile ist schwierig.

Die Mechanik des Farbkopfes muss einwandfrei funktionieren. Ob die Filter wirksam verstellt werden können, ist am besten mit eingeschalteter Beleuchtung zu prüfen. Dann sieht man die Wirkung.

Die Zahnstange, das Ritzel und die Rollfeder auf der Rückseite der Säule können Schäden aufweisen. Die Rollfeder kann irgendwann reißen. Das passiert nicht plötzlich, sondern beginnt am Rand. Zur Begutachtung der Rollfehler wird der Gerätekopf ganz nach unten gefahren, um sie auf ganzer Länge betrachten zu können. Für defekte Teile ist kaum noch Ersatz zu bekommen. Es ist wahrscheinlich leichter und billiger, dann gleich nach einer anderen gebrauchten Säule für den Durst M 605 zu suchen.

Fazit

Der Durst M605 gehört zu den besten Vergrößerern seiner Klasse und dürfte auch der bekannteste sein. In zahlreichen Fotolaboren und in Lehr-Dunkelkammern standen Durst M605 Vergrößerer.

Beim Kauf eines gebrauchten Gerätes, sollte man alle Funktionen gut prüfen. Sind keine Mängel erkennbar und macht der Vergrößerer einen guten Eindruck, kann man kaum etwas falsch machen. Gebraucht wird dieses Spitzengerät mit Colorkopf für 100 bis 200 € gehandelt. Inbegriffen sind häufig ein oder zwei gute Vergrößerungsobjektive. Das ist spottbillig.

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