photoinfos.com

Film als Meterware

Filmpatronen selber befüllen. Lohnt sich das?

2017 / 2022 © Thomas Gade


Blechdosen mit Film von Agfa und ORWO. Alte Bestände aus dem Kühlschrank. Die offene Filmrolle ist nicht mehr brauchbar, zeigt aber, wie 35mm Film als Meterware aussieht.

Dramatische Filmpreisentwicklung

2017 waren Filme noch verhältnismäßig günstig. Eine Filmpatrone mit farbigem Kleinbildfilm (35 mm) für 36 Aufnahmen kostete zwischen 4 € und 8 €. Für gute Schwarzweißfilme mit Empfindlichkeiten zwischen ISO 100 und 400 ca. 4 bis 6 € berechnet.

2022 stiegen die Preise für Kodaks Schwarzweißfilme auf ca. 14 € pro Kleinbildpatrone. Farbfilme bewegten sich auf 20 € zu. Billigere Filme (ab 8 €) waren meistens ausverkauft.

Billiger fotografieren

Durch das Wiederbefüllen von Filmpatronen mit Meterware kann man Geld sparen. Eine Rolle mit 30,5 m Länge reicht für 18,5 Filme mit jeweils 36 Bildern.

2017: Kalkulieren wir mit dem Ilford HP5 Plus, einem Schwarzweißfilm mit ISO 400 Lichtempfindlichkeit. Derzeit kostet eine Filmpatrone für 36 Aufnahmen rund 6 €, Tendenz steigend und 18 Filme für jeweils 6 € insgesamt 108 €. Eine Rolle mit 30 m Meterware kostet rund 75 €. Die Ersparnis beträgt 33 €, jedoch benötigt man ein Ladegerät (neu rund 60 - 100 €) sowie leere Filmpatronen und man muss den Film selber einspulen.

2022: Der Preis für die Meterware Ilford HP5 Plus ist auf 110 € angestiegen.


Dayroll Filmlader für Meterware. Dieses Modell wurde in ähnlicher Form von Hama, Kaiser und anderen Anbietern in den Handel gebracht.

Vorteilhaft bei Meterfilm ist außerdem, dass auch kürzere Filmstreifen in die Patronen geladen werden, falls man gar nicht vorhat, 36 Aufnahmen zu machen. Bei hohem Filmverbrauch lohnt sich Meterware.

2017 schrieb ich:

Wer jedoch jährlich nicht mehr als 20 Filme belichtet, hat gemessen am Aufwand nicht so viel davon. Alternativ lohnt es sich, nach Aktionspreisen für größere Mengen Filme in Patronen zu recherchieren. Immer wieder bieten Fotohändler Posten mit Material an, dessen Mindesthaltbarkeitsdauer überschritten ist. Bei kühl gelagertem Film ist das unbedeutend, weil sie erst nach mehreren Jahren spürbare Veränderungen ihrer Eigenschaften aufweisen. Eventuell wird sogar überlagerte Meterware sehr günstig angeboten.

----

2022 / Nachtrag: Solche Angebot gibt es derzeit nicht. Filme sind so knapp, dass auch alte teuer verkauft werden. Fujifilm und Kodak können den Bedarf an Farbfilmen gar nicht decken. Deshalb sind die Preise stark gestiegen.



Geöffneter Filmlader

Filmlader sind nach folgendem Prinzip aufgebaut. Sie enthalten eine runde Vertiefung, in die eine Rolle Meterware eingelegt wird. Das Abrollen des Filmes erfolgt mittels einer Führung bis zur Kammer mit der zu füllenden Filmpatrone.

Filmlader werden im Dunkeln befüllt und wieder verschlossen. Sie sind lichtdicht. Sicherheitshalber lagert man sie an einem dunklen Ort oder steckt sie in eine Lichtdichte Kunststofftüte aus einer Packung Fotopapier. Das Befüllen der Filmpatronen findet im Schatten statt.

Filmpatronen kaum erhältlich

Während Film als Meterware noch relativ leicht erhältlich ist, sind befüllbare Patronen aus Metall nicht mehr zu erhalten. Früher gab es einige, die sich zum Herausnehmen des belichteten Films leicht öffnen ließen, ohne Schäden anzurichten. Das waren zum Beispiel Patronen von Ilford und Agfa, die runde Endkappen aus silbernem Metall hatten. Man konnte sie mit etwas Geschicklichkeit abziehen und später auch wieder aufdrücken.

Viele ORWO-Filme stecken in Kunststoffpatronen, die leicht zu öffnen und auch wieder zu verschließen waren. Leider sind mehrere Jahrzehnte alte Filme, die jemand noch in Schubladen findet, auf eBay oder anderen Gebrauchtmärkten so teuer, dass die Suche nach billigen alten ORWO Filmen sinnlos ist, deren Patronen man gerne mit frischem Film füllen möchte. Die Anbieter möchten dafür nicht weniger Geld haben als für neue Filme.

Im Fotohandel gibt es aber noch Filmpatronen aus Kunststoff zum Selberladen. Fotoimpex bietet die AP Filmpatrone Plastik' für 35 mm Film an. Sie kosten 1,12 €. Sie ist leicht zu öffnen und zu schließen und somit auch zu befüllen. Nordfoto bietet die gleich aussehende ' B.I.G. Filmpatrone Kunststoff' für 1,77 € an. Bei Fotobrenner kostet sie 1,99 €. Ihre Außenseite ist schwarz,  es gibt keinen Aufdruck.

DX-Kodierung fehlt

Diese Kunststoffpatronen sind innen und außen einfach nur schwarz. Es gibt außen keine Beschriftungen und keine Aufdrucke. Somit fehlen auch die DX-Kodierungen, die kompatiblen Kameras die Lichtempfindlichkeit der Filme mitteilen. Früher gab es im Fotohandel DX-Aufkleber, die inzwischen nicht mehr geführt werden.



Die DX-Kodierung, von Kodak entwickelt, ist ein zweireihiger Code aus silbernen oder blanken rechteckigen leitenden Flächen und schwarzen, nicht leitenden Flächen. Er wird durch entsprechende Kontakte in der Kamera ausgelesen. Er spielt auch eine Rolle in der Verarbeitung von Filmen in Großlaboren. Die DX-Kodierung wurde 1983 eingeführt. Ab Mitte der 1980er kamen vermehrt Kompaktkameras mit Autofokus auf den Markt, die keine manuelle Einstellmöglichkeit für die Lichtempfindlichkeit mehr boten. Leider war das auch bei einigen preiswerten Spiegelreflexkameras ab 1990 der Fall. Fehlt eine DX-Kodierung, stellt die Kamera 21 Din / ISO 100 ein.

Besser sind Kameras, bei denen die Lichtempfindlichkeit der Filme (wahlweise) manuell eingestellt werden kann. Nichtsdestotrotz sollte man auf jeden Fall Zettel mit Angaben über das Filmmaterial auf die Patronen kleben, um das später selber noch nachvollziehen zu können. Anderenfalls nützt einem sonst die manuelle Einstellmöglichkeit der Filmempfindlichkeit an der Kamera auch wenig.

Welche Filme?



Meterware ist nichts Neues, sondern war in den ersten Jahrzehnten nach Einführung des Kleinbildfilms sogar populärer als später.

Es gibt vor allem Schwarzweißfilme als Meterware. Kodaks Farbfilme sind nur im speziellen Handel für Cineasten zu finden.

Sie werden von der Eastman Kodak Company in den USA produziert. Während eines Insolvenzverfahrens im Jahr 2012 wurden die exklusiven Rechte zur Vermarktung der Filme aufgeteilt. Ein neues Unternehmen, Kodak Alaris, wurde als Zuckerbrot für eine britischen Pensionskasse gegründet, die Verpflichtungen aus Betriebsrenten für Mitarbeiter von Kodak übernehmen musste. Kodak Alaris bekam die exklusiven Rechte, zum Vertrieb der Filme für Fotografen während die  Eastman Kodak Company das alleinige Recht behielt, das gleiche und anderes Filmmaterial in langen Rollen als 'Motion Picture' an Filmemacher zu verkaufen.

Somit bekommen die Fotogeschäfte ihre Filme für Fotografen von Kodak Alaris, während Hollywood sein Material von der Eastman Kodak Company und ev. Zwischenhändlern erhält.

Das Unternehmen CineStill bezieht Rollenware aus dem Motion Picture Angebot und befüllt damit Patronen für Fotografen. Die Filme tragen danach nicht mehr die Marke Kodak, sondern CineStill film. Das Unternehmen ist in der Stadt Los Angeles ansässig, zu der Hollywood gehört. CineStill ist auch ein Händler für Kodak Motion Picture, verkauft das Material aber nur vor Ort und schließt jeden Versand aus, während die konfektionierten Filme für Fotografen international erhältlich sind.

Nur die schon seit Beginn der Fotografie auf Kleinbildfilm angebotenen Schwarzweißfilme in ca. 17 m und 30,5 m Länge als Meterware für Fotografen von Kodak Alaris vertrieben. Aber das war und ist unüblich für Farbfilme. In den Angeboten der Händler für analoge Fotografie sind sie auch nicht in solchen Konfektionen zu finden.  Siehe dazu auch:
https://imaging.kodakalaris.com/photographers/film

Dort sind die Filme für Fotografen gelistet und man kann für jeden Typ die Konfektionsgrößen einsehen.



Deshalb ist es schwer, an frische 35mm Farbfilme als Meterware heranzukommen. Um den Kauf einer Dose mit einem langen Film für Kinoaufnahmen zu rechtfertigen, müsste man sehr viele Filme belichten. Neuerdings wird ein Color-Negativfilm namens Wolfen Color NC500 als Meterware angeboten. 199 € für 30,5 Meter sind kein Pappenstil. Bei 18 Filmen mit 36 Bildern, wären das 11 € pro Patrone. Ziemlich viel, wenn ein fertig konfektionierter Film 13,90 € kostet. Das Material ist laut dem Hersteller InovisCoat (Bitterfeld/Wolfen) eine limitierte Auflage. Ob es dauerhaft produziert wird, ist daher fraglich.

Zurück zur Frage, ob sich Meterware lohnt. Bei der dramatischen Preissteigerung stellt sich vielmehr die Frage, ob sich analoge Fotografie insgesamt noch lohnt. Wer Film-Vorräte aus früheren Jahren im Kühlschrank hat, bekommt von den Preissteigerungen vielleicht nichts mit, aber andere müssen tief in die Tasche greifen. Zu tief, um lange bei der analogen Fotografie zu bleiben, die für viele nur ein temporärer unterhaltsamer Trend ist. Es kann sich lohnen, gezielt auf Meterware bei eBay oder in behördlichen Angeboten zu achten. Wird man fündig und ist das Material noch gut, ist das Sparpotenzial groß.



© Thomas Gade   Unsere Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Verfassers gestattet und stets honorarpflichtig. / © Our articles and images are copyrighted.