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Schadhafte Fotos entsorgen

Fotos geerbt - Was nun?


2017 © Thomas Gade

Fotos halten nicht ewig

Fotopapier bestehen aus einem Trägermaterial mit mehreren daran haftenden Schichten. Einige Sorten sind durch ihren sandwichartigen Aufbau aus verschiedenen Materialien nicht besonders gut für eine Langzeitarchivierung geeignet. Die Schichten reagieren unterschiedlich auf Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich trägt das Lagern der Bilder im Dunkeln bei Temperaturen unter 20° und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 30% - 50 % stark dazu bei, dass Fotos länger halten. In wärmeren und feuchteren Räumen können Zerstörungsprozesse, bedingt durch die Chemikalien und Materialien im Fotomaterial oder durch Mikroorganismen wie Bakterien, Schimmel und Algen erheblich schneller stattfinden.

Über die konservatorisch einwandfreie Archivierung von Fotos gibt es zahlreiche Abhandlungen, aber in gewöhnlichen Haushalten sind sie nur selten bekannt.



Holzkasten mit alten Fotos. Die Abzüge sehen noch gut aus, riechen aber bereits bedenklich, was auf Zerstörungsprozesse durch Mikroorganismen und/oder chemische Prozesse hindeutet.

Was heißt schadhaft?

Mechanische Schäden

Fotos können reißen, verknicken, durch Feuchtigkeit wellig werden und verschmutzen.

Veränderungen durch Interaktion mit anderen Stoffen

Sind Fotos auf der Rückseite gestempelt oder beschriftet, kann die Farbe bei manchen Papiersorten durch das Fotopapier hindurch zur Bildseite durchschlagen. Oder es kommt zu Verfärbungen durch Klebstoffe, mit denen man Fotos in Alben geklebt hat.

Ausbleichen und gilben

Die Farben können sich verändern. Bekannt sind rötlich gewordene Farbfotos. Ganz alte Schwarz-Weiß-Fotos sind häufig etwas gelblich oder bräunlich oder grau in grau. Die meisten solcher Fotos sein ursprünglich genauso aus wie frische Schwarz-Weiß-Fotos. Das irritiert, wenn man sie scannt und der Weißabgleich und die Tonwertkorrektur des Bildbearbeitungsprogramms den Fehler korrigiert. Denn dann haben wir wieder ein Schwarzweiß Foto mit kontrastreicher Abbildung und ohne den als historischen Look empfundenen Gelb oder Braunton, der erst durch die Alterung entstanden ist.

Gesundheitliche Risiken durch Mikroorganismen und Schimmel

Neben den oben genannten Schäden können Fotoabzüge durch Bakterien, Schimmel und andere Mikroorganismen angegriffen sein. Dadurch entstehen gesundheitsgefährdende Stoffe.

Chemie

Es gibt Fotopapiere mit relativ geringer Haltbarkeit, weil die Fotochemikalien und die verschiedenen Schichten, aus denen das Fotopapier besteht, gar kein haltbares Produkt ermöglichen. Berüchtigt sind Schwarzweißabzüge auf Fotopapier, das in den 1980er Jahren populär wurde. Damals wurden die bewährten Barytpapiere durch neue Sorten ersetzt, bei denen der Träger aus Papier auf beiden Seiten eine wasserundurchlässige Kunstharzbeschichtung erhielt. Sinn dieser Idee war es, die Verarbeitung im Fotolabor zu beschleunigen.

Herkömmliches Fotopapier ohne diese Beschichtung saugt sich mit den Chemikalien des Entwicklungsprozesses voll und muss daher am Ende lange gewässert werden. Mit den moderneren, sogenannten RC Papieren (RC = resin coated / auch PE - Papier für Polyethylen) konnte man diese Wässerungszeit dramatisch beschränken. Zudem ist das Trocknen von herkömmlichen Barytpapieren auf Hochglanzpressen ebenfalls aufwendig, weil dabei einerseits mehr Flüssigkeit verdampft werden muss und glatte, makellos glänzende Abzüge ein sorgfältiges Vorgehen bedingen. Dem gegenüber reicht es bei RC Papieren, sie durch ein Paar Quetschrollen laufen zu lassen und kurz zu erwärmen oder nach dem Abstreifen des Wassers an der Oberfläche einfach an der Luft trocknen zu lassen.

Das traditionelle Barytpapier würde dabei nicht glatt trocknen, sondern wellig werden. Hinsichtlich der Verarbeitung im Fotolabor ist das PE Papier somit vorteilhaft, aber seine Haltbarkeit ist gegenüber dem Barytpapier meistens deutlich geringer. In Foto-Sammlerkreisen erzielen deswegen vor allem Fotoabzüge auf traditionellem Barytpapier hohe Preise, während RC-Papiere oder spätere digitale Drucke gering geschätzt werden.

Öffnet man nach mehreren Jahren eine Schachtel mit Fotoabzügen auf RC Papier (PE - Papier) kann einem ein stechender Geruch entgegen schlagen. Möglicherweise haben einst weiße Bildstellen bereits einen Grauschleier angenommen.

Dieses Material befindet sich in einem chemischen Prozess der Selbstzerstörung. Die dabei entstehenden Stoffe sind gesundheitsgefährdend und können zudem weitere Zerstörungsprozesse bei benachbartem Fotomaterial in Gang setzen. In bewohnten Räumen sollte man dieses Material nicht mehr lagern. Je früher man es hochwertig digitalisiert und bei Bedarf auch neue Bilder druckt, desto besser.

Schimmel, Bakterien und andere Mikroorganismen

Fotopapiere sind mit Gelatine beschichtet. Darin befinden sich die Silbersalze und/oder Farbpigmente, aus denen das Foto besteht. Gelatine ist ein guter Nährboden für Mikro-Lebewesen. Zu einem Befall kann es durch eine unglückliche Lagerung kommen. In den Nachlässen findet man häufig geschlossene Blechdosen oder Holzkästen, in denen sich Fotoabzüge befinden. Oft wurden diese seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet und irgendwo in einem geschlossenen Schrank gelagert, in einem Raum, der eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit enthielt. Verschiedene Faktoren können dafür sorgen, dass sich in den Behältern ein Klima entwickelte, in dem Mikroorganismen sich wohl fühlten. Das muss man den Bildern mit bloßem Auge nicht immer ansehen, aber die Nase lässt sich nicht täuschen. Riecht es schimmelig, moderig oder stechend nach Chemikalien, haben solche Bilder aus bewohnten Räumen entfernt zu werden. Vor allem Allergiker und Asthmatiker können deswegen erhebliche Probleme bekommen.


Holzkiste mit Fotos aus mehreren Jahrzehnten

Viele Erben, die Haushalte von verstorbenen Vorfahren auflösen, stoßen dabei auf Fotografien. Beispielsweise im Nachlass der Eltern. Und dann haben diese Fotos auch immer einen Bezug zu den Erben, denn sie sind als Kinder auf diesen Bildern zu sehen, desweiteren Verwandte und etliche weitere Motive, die auch für die Erben von Bedeutung sind.

Am bestens scannt man die Fotos mit einem guten Scanner und in einer hohen Auflösung. Fotoabzüge sollte man mit 600 bis 800 dpi scannen. Eine feinere Auflösung bringt nur im Ausnahmefall noch weitere Details zum Vorschein. Jedoch kann man mit dieser Einstellung nahezu alle Fotoabzüge (nicht Filme!) bis ins letzte Bilddetail auflösen. Für moderne Computer und Scanner sind diese Werte mühelos zu bewältigen.

Hat man dies ordentlich gemacht, ist das Kopieren der Dateien simpel; da kommt kein fotografisches Reproduktionsverfahren mit. Außerdem betrachten wir Bilder inzwischen vor allem auf Displays und die teure und zeitaufwendige Anfertigung von zusätzlichen Abzügen von eventuell noch vorhandenen Negativen erübrigt sich damit.

Schadhafte Originale entsorgen

Wenn Fotos merkwürdig riechen, also schimmelig, moderig oder stechend, ist dies ein Zeichen für Zerstörungsprozesse, verursacht durch chemische Reaktion und/oder Mikroorganismen. Daraus ergeben sich gesundheitliche Risiken. Besonders Allergiker und Asthmatiker sollten dieses Material mit großer Vorsicht handhaben. Theoretisch ist es möglich, einen Großteil dieses Materials im Fotolabor zu behandeln und Zerstörungsprozesse zu stoppen, doch in der Praxis fehlt den Erben das Wissen, aber auch die Motivation. In Einzelfällen mag der Aufwand gerechtfertigt sein, bei vielen Fotos ist er gar nicht zu leisten.

Echte Fotosammler möchten originale Abzüge nicht vernichten. Das ist nachvollziehbar, vor allem wenn man bedenkt, wie viele fotografische Materialien seit Beginn der Fotografie noch erhalten sind und ohne elektronische Hilfsmittel angesehen werden können. Wir wissen gar nicht, ob unsere digitalen Speicher in 20 Jahren noch zu lesen sind. Bei Pro und Contra Betrachtungen sollte man sich der gesundheitlichen Risiken bewusst sein. Fotomaterial hat - wie alles andere - nun mal eine begrenzte stoffliche Haltbarkeit. Und wenn sich daraus gesundheitliche Risiken ergeben, sollte man schadhaftes Fotomaterial entsorgen, das nicht konservatorisch behandelt werden kann. Vorab kann man die Bilder sichten, ob darunter Fotos sind, die eventuell für das lokale Heimatmuseum interessant sind oder für andere Einrichtungen. Dann sollte man sie jenen anbieten und es den Historikern die Entscheidung über den Verbleib des ursprünglichen Fotomaterials überlassen.


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