Spektive
Dezember 2010 © Thomas Gade
Spektive sind spezielle kompakte Fernrohre, die vor allem im Schießsport und für Naturbeobachtungen eingesetzt werden. Man beobachtet einäugig. Spektive vergrößern stärker als die handlicheren Feldstecher (auch: Ferngläser), die zwei Okulare und zwei Objektive haben. Feldstecher für freihändiges Beobachten vergrößern üblicherweise zwischen 7 bis 10x und haben Objektive mit Durchmessern zwischen 20 bis 50mm. Spektive hingegen haben öffnungen zwischen 40 bis 90mm und vergrößern zwischen 20-80x.
Ein gutes Stativ ist unabdingbar für ungetrübte Beobachtungen. Besser als der Linhof Kugelkopf ist ein guter Videokopf mit gebremster Nachführung. Der Velbon Vel-Flo 10, der über Ebay gebraucht zu bekommen ist, trägt Spektive sehr gut.
Spektive werden häufig mit Zoomokularen angeboten. Grundsätzlich ist das in Ordnung, doch bieten Festbrennweiten besonders bei geringen Vergrößerungen in der Regel ein weiteres Bildfeld. Zumindest ein Okular mit Festbrennweite im unteren bis mittleren Vergrößerungsbereich sollte man sich neben dem Zoom gönnen.

Voyager II Maksutov. öffnung 70mm / 860mm Brennweite. Das kleine Gerät vergrößert stark: 38-114x. 45° Einblick
Fernglas oder Spektiv?
Die Frage ist schnell beantwortet: Spektiv und Fernglas ergänzen sich. Sie gehören zusammen. Mit dem Fernglas hat man eine bessere übersicht und Orientierung, beispielsweise zum Aufspüren von Tieren in einer Landschaft. Das Spektiv vergrößert die Motive stärker und ermöglicht Detailstudien. Wenn man bei einer Wanderung nicht das volle Gepäck mit schleppen möchte, ist die Mitnahme eines Fernglases sinnvoller.
Spektiv oder Teleskop?
Unter Tierbeobachtern erfreuen sich Spektive großer Beliebtheit. Wohlhabende Naturfreunde geben durchaus um die 2000 und mehr € für ein gutes Spektiv aus. Ob das in jedem Fall sinnvoll ist, sollte man erst nach einem Blick auf die Alternativen entscheiden.Nahezu alle modernen gängigen astronomischen Teleskope haben einen 2" und/oder 1,25" Okularanschluss. Es gibt ein riesiges Angebot an untereinander austauschbaren Okularen von verschiedenen Herstellern. Gute Exemplare sind preiswert zu bekommen, auch wenn der Markt für besonders anspruchsvolle und ausgabefreudige Kunden allerlei teueres Zeug bereithält. Spektive haben eigene Anschlüsse, die meist nicht mit dem Astrozubehör kompatibel sind, was bedauerlich ist.
Daher lohnt sich ein vergleichender Blick in den Astroladen. Dort gibt es kleine kompakte APO Refraktoren mit 70 bis 90mm öffnung. Sie haben meist eine 2" oder größere Scharfstelleinheit und können mit Amiciprismen, Zenitspiegeln und Weitwinkelokularen genutzt werden. Diese kleinen Apo-Refraktoren sind nicht ganz so handlich wie ein Nikon Fieldscope 82 ED oder seine Pendants von Zeiss, Leica, Swarovski aber vielseitiger und mit ausreichend gutem Zubehör ausgestattet sogar billiger, wenn man nicht zu den teuersten Okularen greift. Zum Fotografieren mit der Spiegelreflex sind die Apo-Refraktoren im primären Brennpunkt und mit Okularprojektion gut einsetzbar. Dafür lohnt sich die Anschaffung eines Bildfeldebners aus dem Astrohandel. Die entsprechenden T2-Adapter zum Anschluss der Kameras sind günstig zu haben. Ein guter Apo-Refraktor kann bei entsprechenden Sicht- und Lichtbedingungen eine Vergrößerung vertragen, die doppelt so groß ist wie sein Objektivdurchmesser in Millimetern. Demnach sollte ein 80mm Apo eine 160x Vergrößerung bringen, die natürlich nur bei lichtstarken Objekten wie dem Monde oder einem hellen Planeten Sinn macht. Spektive mit demselben Objektivdurchmesser bleiben darunter. Ihre Grenze liegt bedingt duch das Okularangebot bei ca. 60x bis 75x.
© Thomas Gade
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