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Nikon 1 System

Review 2022 © Thomas Gade

Nikon 1 System Nikon 1 J3
Nikon 1 J5 Nikon 1 V1
Nikon 1 V2 Nikon 1 V3

Späte Endeckung

2016 nahm ich erstmals das Nikon 1 System wahr. Ich suchte bezahlbare, kompakte und leistungsstarke Kamerasysteme mit starker Telewirkung zum Fotografieren von Zugvögeln. Nikon borgte mir eine J5 mit einigen Objektiven der  DX und FX Kameras. Die kleine Nikon J5 war viel besser als erwartet. Die starke Teleleistung mit einem Nikkor AF-S 70-300mm Telezoom durch den Cropfaktor 2,7 war bestechend. Dank der Bildstabilisierung konnten Fotos oft auch bei längster Brennweite freihändig aufgenommen werden. Oder man stützte die tragende Hand auf eine feste Unterlage, falls kein Stativ vorhanden war. Ich ahnte nicht, dass die Produktion des Nikon System 1 im Folgejahr 2017 eingestellt wurde. Schade drum!

Kamerasystem mit 1-Zoll Sensor

Nikons erste spiegellose Systemkameras verwenden den relativ kleinen 1" Sensor, genannt CX-Format. Das Nikon 1 System wurde von 2011 bis 2017 produziert. In rascher Folge kamen mehrere Kameras heraus. 2018 stellte Nikon den Verkauf der Kameras und Objektive ein. Den Namen verdankte das System dem sogenannten 1" Sensor mit einem Seitenverhältnis von 3:2 und dem Format 13,2 mm × 8,8 mm. Er ist größer als Sensoren der meisten Kompakt- oder Bridgekameras und kleiner als die üblichen Formate in Systemkameras, nämlich Micro-Four-Thirds, APS-C und Vollformat.

Die Entwicklung des Nikon 1 Systems fand in einer Zeit statt, in der andere Systemkameras bei vielen Fotografen kaum noch Wünsche offen ließ und immer weniger Anreize boten, um für nachfolgende Technik nochmals viel Geld zu investieren. Der 1-Zoll Sensor bot die Möglichkeit, kleinere Kameras zu bauen, die gegenüber größeren Sensoren leistungsmäßig noch aufzuholen hatten.

Nikon nutzte das System zweifellos, um Erfahrungen beim Bau von spiegellosen Systemkameras zu machen, ohne die eigenen DSLR-Linien für APS-C (DX) und Vollformat (FX) Sensoren zu bedrängen.

Kameras

V-Serie



Die Modelle V1, V2 und V3 waren die Flaggschiffe
Die ersten beiden hatte eingebaute elektronische Sucher. Für die V3 gab es einen aufsteckbaren.

J-Serie

Die J1, J2, J3, J4 und J5 Modelle waren preiswerter und kompakter. Sie hatten keine elektronischen Sucher und auch keine Anschlussmöglichkeiten für optionale.

S-Serie

Die S1 und S2 waren die billigsten Nikon 1 Kameras.

AW

Weiterhin gab es die wasserdichte Nikon AW1 mit einem speziellen Objektiv für Taucher.

Objektive



Der Crop-/Formatfaktor im Vergleich zum Kleinbild-, bzw. Vollformat (24 x 36 mm) beträgt 2,73. Für Naturfotografen, die starke Telewirkungen benötigen, ist das attraktiv und ebenso für Makrofotos.

Nikon bot den FT1 Adapter an, der den Anschluss vieler Objektive der größeren DSLRs an Kameras des System 1 ermöglichte.


Nikkor AF-P 70-300mm DX mit FT1 Adapter an einer Nikon V2 Kamera

Durch den starken Cropfaktor hat ein 300 mm Teleobjektiv im System 1 die gleiche Teleleistung wie  810 mm Brennweite an einer Vollformatkamera.  Für Naturfotografen bot/bietet das System 1 mit den großen DSLR-Objektiven eine attraktive Alternative zu schweren und teuren Profi-Teleoptiken.

Funktionsausfälle bei Objektiven

Als Problem erwiesen sich viele Ausfälle der Objektive im System 1 durch gebrochene Ritsel für die Blendensteuerung und ebenfalls gebrochene flexible Flachbandkabel.

Gebrauchte 10-30mm Kit-Zoomobjektive der J1 bis J3 sowie der V1 und V2 sind fast immer defekt. Erst die J4 und J5 sowie die V3 wurden mit einem Nachfolger kombiniert, der nicht so anfällig war.

An den Gehäusen war nichts auszusetzen und ebenso wenig war die Güte der Optiken zu bemängeln, aber dass die Funktionsfähigkeit der Objektive so fragil war, hat dem System 1 nicht gut getan. Die dadurch entstandene Vertrauensverlust war ev. ein Grund für das Einstellen des Systems.

Viele Akkus


Akkus. Von links nach rechts: Nikon 1 V2, J5 und J3

Bei einem Kamerasystem, das nur sechs Jahre produziert wurde, erwartet man eigentlich keine größere Anzahl verschiedener Akkus. Doch Nikon hat es geschafft, sechs Typen zu verwenden.

EN-EL20a für Nikon 1 V3
EN-EL21 für Nikon 1 V2
EN-EL15 für Nikon 1 V1
EN-EL24 für Nikon 1 J5
EN-EL22 für Nikon 1 J4 und S2
EN-EL20 für Nikon 1 J1, 1 J2, 1 J3, 1 S1

Warum? Für meine Nikon J5, J3 und V2 habe ich jeweils eigene Ladegeräte und mehrere Akkus. Die unnötige Vielfalt zieht bedeutend mehr Kleinteile nach sich, die nicht miteinander kompatibel sind und der Idee eines kompakten, aufgeräumten Systems entgegen stehen.

Bewertung

Beim Gebrauchtkauf sollte man vorzugsweise die J5 und V2 erwerben. Sie sind preiswert zu haben.

Das alte 10-30mm Kitobjektiv ist - wenn es überhaupt noch funktioniert - nicht vertrauenswürdig. Die neue Version hält mehr aus, hat aber kein Filtergewinde. Viel besser ist das 30-110 mm Zoomobjektiv. Es ist klein und hat eine gute Optik. Man sollte es sich unbedingt zulegen und den Gebrauchtmarkt beobachten, um günstig ein zweites Exemplar als Ersatz zu ergattern. Kleinbildäquivalent entspricht es einem 80-300 mm Objektiv. Dabei wiegt es nur 177 g und hat im eingefahrenen Zustand inklusive Bajonett eine Länge von nur 67 mm. Sehr attraktiv ist außerdem die zweite Version der 10-100mm VR Zoomobjektivs.

Auf jeden Fall muss man den Adapter FT1 haben, um Objektive der größeren DSLRs zu verwenden.

Ich verwende die Nikon J5 gerne am Teleskop, um zum Beispiel den Mond oder die Sonne aufzunehmen. Sie wiegt wenig und belastet den Okularauszug kaum. Außerdem hat sie ein schwenkbares Display, den außer ihr im System 1 nur die V3 hat. Am Teleskop oder bei Adaptierungen an anderen optische Geräte ist ein nicht verstellbares Display nachteilig. Der Cropfaktor ist auch bei dieser Anwendung ein großer Vorteil.

Die hohe Bildfrequenz der System 1 Kameras von bis zu 60 Bilder pro Sekunde schöpfe ich selten aus, aber wenn ein Wassersportler auf einem schnellen E-Surfboard vorbeiflitzt, sind 20 Bilder pro Sekunde willkommen.

Zum Filmen im Full HD Format sind meines Wissens alle Nikon 1 Kameras fähig. Das Videoformat ist Codec H.264. 4k schafft nur die Nikon J5, allerdings beschränkt auf 15 Bilder pro Sekunde.

Wer die Vorteile und Nachteile dieses Systems kennt, die richtigen Komponenten wählt und gut damit umgehen kann, wird Freude am kleinen System 1 haben.

Schade, dass Nikon das System nach nur wenigen Jahren eingestellt hat. Ein Nikon V4 mit fest eingebautem Sucher und besserem Sensor hätte noch folgen können.

Weiterlesen: Zubehör im Nikon 1 System:

Nikon Speedlight SB-N5


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