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Minox 35 GL - kompakte Sucherkamera für 35mm Film

Review 2018 / 2022 © Thomas Gade

Minox 35 Kameras - allgemein Minox 35 GL
   


Minox 35 GL Kompaktkamera für Kleinbildfilm mit Color - Minotar 1:2.8 f=35mm Objektiv

Die Minox 35 GL ist eine sehr kleine Sucherkamera für Kleinbildfilm. Das Aufnahmeformat beträgt 24 × 36 mm. Die Kamera ist eindeutig für Gelegenheiten gebaut worden, bei denen man keine sperrige Fototasche am Schulterriemen herumtragen wollte, sondern einen unauffälligen Fotoapparat vorzog.

Sie zeichnet sich an der Vorderseite durch eine Klappe aus, die beim Öffnen ein Objektiv herausfahren lässt. Das kennt man von den alten Faltbalgenkameras, wobei die Minox 35 Kameras keinen Balgen mehr haben, der bei ihren historischen Vorgängern den Raum zwischen dem Objektiv und dem Film lichtdicht umgab.

Eine Minox 35 GL ist ungefähr so groß wie eine Zigarettenschachtel und kann daher auch mitgenommen werden, wenn kleines Gepäck angesagt ist.

Durch ihre filigrane Konstruktion und  Klappmechanik ist diese Kamera natürlich nicht robust und ihre Handhabung erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. Für Menschen mit großen Händen ist sie deshalb nicht so gut geeignet. Es war üblich, dass diese Kamera bei häufiger Benutzung auch mal zur Reparatur eingeschickt werden musste.

Technische Daten

Hersteller Minox
Bezeichnung Minox 35 GL
Einführung 1979
Typ Sucherkamera
Filmformat kleinbildfilm
Objektiv Color - Minotar 1:2.8 f=35mm
Blende 2.8 bis 16
Belichtungszeit 1 s bis 1/500 Sekunde. Abhängig von der Empfindlichkeitseinstellung
Entfernung 0.9 bis Unendlich
Gewicht  
Stromversorgung Ursprünglich PX27 5,6 V Batterie. Sie ist nicht mehr erhältlich. Alternativ gehen zwei CR 1/3 N 3 V Batterien. Die etwas höhere Spannung wird von der Minox 35 GL akzeptiert.

Download Bedienungsanleitung




Minox 35 GL mit Schatulle und Pappbanderole der Originalverpackung

Batterien

Das ursprüngliche Batterieformat PX27 mit einer Spannung von 5,6 V für die Minox 35 GL und andere Modelle der Minox 35 Serie ist im Handel nicht mehr verfügbar. Stattdessen kann man zwei CR 1/3 N Batterien mit jeweils 3 V in das Batteriefach stecken. Diese Lithium Batterien haben einen geringeren Umfang als die PX27. Man kann aus Karton (Visitenkarte) eine Hülse rollen und in das runde Batteriefach stecken, um seinen Durchmesser zu verringern, damit die beiden Knopfzellen nicht verrutschen.


Minox 35 GL mit aufgeklappter Vorderseite. Gut erkennbar ist die Blende im 35 mm Objektiv Color-Minotar.


Minox 35 GL mit abgenommener Rückseite

Noch kompakter kann man eine Kamera für 135 Filmpatronen wohl nicht bauen. Nicht nur sie muss hineinpassen, es muss auch eine Vertiefung geben für die Rolle mit dem bereits belichteten Film sowie Platz für das 24 x 36 mm messende Fenster, durch das die Belichtung erfolgt. Das ist den Konstrukteuren auf jeden Fall gelungen.


Oberseite der Minox GL 35. Zähler für Aufnahmen, kleiner Auslöseknopf mit Gewinde für Drahtauslöser, Blitzschuh mit Mittenkontakt und eine Rückspulenkurbel. Neben dem Zubehörschuh über dem Sucher sind auf der linken Seite im Bild noch ein Schiebeschalter und eine Drucktaste erkennbar.

Aus dieser Perspektive sieht die lange Klappe merkwürdig aus. Beim historischen Vorbild, aufklappbare Laufbodenkameras mit Balgen und verschiebbarem Objektiv, ist die Ansicht gefälliger. An der Minox besteht der Eindruck, sie sei irgendwie zu lang. Auf der anderen Seite bietet sie eine gute Auflagefläche. Nutzt man die Kamera um 180° gedreht, also so, dass die Klappe das darunterliegende Objektiv abschattet, kann sie als Sonnenblende dienen.

Der Bildzähler auf der Oberseite gibt an, wieviele Aufnahmen bereits belichtet wurden. Beim Abnehmen der Rückwand
zum Filmwechsel springt der Bildzähler in die Startstellung zurück. Allerdings darf zuvor der Filmtransport nach der letzten Aufnahme nicht mehr, auch nicht teilweise, betätigt werden.

Unterseite der Minox 35 GL. Dieses Exemplar ist gut erhalten, was an den Zahlen der Empfindlichkeitseinstellung erkennbar ist. Bei stärkerem Gebrauch der Kamera sind die Zahlen oft stark abgeschabt.



Minox 35 GL und Kleinbildfilme. Die Kamera ist so klein, dass man zunächst gar nicht glaubt, dass Kleinbildpatronen in sie hinein passen. Doch wurde sie genau dafür entwickelt.

Gebraucht kaufen?

Kameras der Minox 35 Serie sind heute für rund 20-50 € erhältlich. Auf dem Gebrauchtmarkt werden zahlreiche angeboten und man sollte darauf achten, ein gut erhaltenes Exemplar zu erhalten. Das ist beispielsweise an der Beschriftung der Empfindlichkeiteinstellung auf der Unterseite erkennbar.

Preislich macht es nur einen geringen Unterschied aus, ob eine gebrauchte Minox 35 mit oder ohne die originale Ledertasche erworben wird und eventuell sogar mit dem Blitz von Minox. Auf eBay werden ständig Kameras der Minox 35 Serie angeboten, darunter auch viele im besten Zustand. Das Objektiv zeichnet scharf. Durch ihre geringe Masse gehört sie bei längeren Belichtungszeiten auf ein Stativ, um Unschärfen durch Verwacklung entgegenzuwirken.

Bewertung

Die kleinen Minox Kameras für den Kleinbildfilm (35 mm) waren in mehrfacher Hinsicht innovativ. Ein für damalige Zeiten fortschrittlicher Mix aus Metall und Kunststoff mit einem kleinen und dennoch lichtstarkem Objektiv führt den Gedanken Oskar Barnacks (Erfinder der Leica) fort, einen möglichst kleinen Fotoapparat für die Tasche zu bauen. Unbestreitbar passen die typischen Minox 35 Modelle in die Jackentasche oder auch Handtasche und sind so leicht, dass sie unterwegs nicht als Belastung wahrgenommen werden.

Für Nutzer, die im Alltag meistens ohne Brille auskommen, aber eine zum Lesen benötigen, sind die kleinen Angaben auf dem Objektiv eventuell schwer zu erkennen. Im sonnigen Urlaub mag das draußen kein Problem sein, weil viel Licht kleine Pupillen (Blenden der Augen) nach sich zieht, aber abends oder in Innenräumen mit schlechterer Beleuchtung sollte man auch eine Lesebrille dabei haben, um die richtigen Einstellungen zu treffen.

Eine Quelle für Unschärfe ist die manuelle Einstellung der Entfernung, die in der Praxis geschätzt wird. Eine Markierung auf der Entfernungsskala zwischen 3 und 5 m soll etwa für Blende 8 eine universelle Einstellung für einen Bereich zwischen 2,25 m und unendlich anbieten, die für die damaligen postkartengroßen Abzüge brauchbar war. Die genauere Fokussierung war natürlich immer besser.

Teure Filme stellen den Sinn infrage.

Inzwischen (2022) sind Filme sehr teuer geworden. Preiswerte Angebote in Drogerien sind rar und die rasch gestiegenen und weiter steigenden Kosten für die analoge Fotografie dämpfen die Motivation zur Nutzung von Kameras, die keine optimale Bildkontrolle anbieten. Anständige Kompaktkameras mit Autofokus oder Spiegelreflex- und Messsucherkameras (Rangefinder) verbessern die Aussichten, nicht durch falsche Entfernungseinstellungen unscharfe Bilder zu erhalten.

Die Immer-dabei-Kamera der Gegenwart ist das Smartphone, das viele Menschen aus verschiedenen Gründen ständig griffbereit haben. Es kann weitaus mehr als die kleine analoge Kamera von Minox.  Sie weiterhin zu benutzen, ist eine bewusste Entscheidung von Menschen, die aus nostalgischen Gründen Filme belichten und vermutlich dabei auch gesehen werden möchten. Auf einem Bistrotisch vor einem angesagten Lokal sieht eine kleine Minox neben der Espressotasse ganz interessant aus und dürfte die Blicke von Menschen in der Umgebung auf sich ziehen. Und natürlich werden diese auch die Person betrachten, die diese Kamera dabei hat. Sie ist gegenwärtig eher ein Lifestyle-Accessoire als sinnvolle Fototechnik. Der Blickfang kann in bestimmten Kreisen die Aufnahme von Kontakten erleichtern und bietet unterhaltsamen und gleichzeitig harmlosen Gesprächsstoff.

Als vor einigen Jahren Filme noch günstig waren, waren Minox 35 Kameras immer noch zum Dokumentieren von Unfallschäden empfehlenswert. Quasi als Back-up, falls das Smartphone vergessen wurde oder dessen Akku entladen war. Im Streitfall sind Fotos auf Filmen authentischer als digitale Aufnahmen, die relativ leicht zu manipulieren sind.


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