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EQ-EM10 parallaktische Montierung

Die EQ-EM10 ist eine parallaktische Montierung aus China, die mit Stativ, Motoren für beide Achsen, Steuerung, Polsucher, zwei Gegengewichten und manueller Nachführmöglichkeit. Der Ladenpreis beträgt üblicherweise ca. 350 Euro (September 2008). Seben bietet sie über Ebay zum Sofort-Kauf-Preis von 299 Euro zuzüglich Versand an und in weiteren Versteigerungen ab 199 Euro und man kann sie mit etwas Glück sogar zum Einstiegsgebot bekommen. Die Montierung wird auch unter dem Namen 'Konus CG5' angeboten und ist seit 2005 im Handel. Im Sommer des Jahres 2008 tauchten beim extrem günstigen Abverkauf von Insolvenzware über Ebay Kombinationen aus 150/1800 Maksutovs mit reichlich Zubehör und eben dieser Montierung auf. Durch den Kauf dieses Bundles kam ich in den Besitz der EQ-EM10, die ich sonst aufgrund einiger abfälliger Beiträge in den Foren von Astronomiewebsites wohl niemals separat erworben hätte. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich die EQ-EM10 als solide Basis für Teleskope.

In den Produktbeschreibungen der Händler wird ihre Tragkraft mit 8-9 kg angegeben. Das reicht für einen 8" (200mm) Schmidt-Cassegrain oder einen 6" (150mm) Maksutov und ähnliche Belastungen. Eine 2-Achsen-Motorisierung erlaubt ein komfortables Beobachten. Die notwendigen Batterien, sechs 1,5V Mignon-Zellen, werden im Handcontroller untergebracht. An den Getrieben befinden sich Schnellkupplungen, um auf manuelle Nachführung umschalten zu können. Es gibt vier Korrekturgeschwindigkeiten: 2x, 4x, 8x und 16x. Die Steuerung hat einen Schalter zur Einstellung der nördlichen oder südlichen Hemisphäre. Teleskope werden mit Standard-Prismenschienen an die Montierung befestigt.



Auf dem nachstehenden Bild ist links die EQ-EM10 neben der Vixen GP-DX (rechts) zu sehen. Die Vixen GP wird ohne Motoren dargestellt. Beide Montierungen sind relativ ähnlich, wobei ein Vergleich mit der nicht ganz so tragkräftigen Vixen GP (ohne DX) angebrachter wäre.



Die Achsenkreuze der EQ-EM10 und Vixen GP können mittels der integrierten Dosenlibellen waagerecht ausgerichtet werden. Die Polhöhe wird mit zwei Schrauben eingestellt. An der EQ-EM10 befindet sich die Markierung für die Polhöhenskala zu weit entfernt von ihr, um eine genaue Ablesung/Einstellung der Werte zu gewährleisten. Man sollte sich eine bessere Markierung ankleben, wenn diese für wichtig gehalten wird. Praktisch ist dieser Mangel nicht gravierend, da mit Hilfe des Polsuchers eine genaue Ausrichtung erfolgen kann. Das Stativ hat ausziehbare Beine aus Metallrohren. Die Verbindungen zwischen den Beinen und dem Stativkopf sowie die Verbindungen zwischen den ineinander verschiebbaren Rohren bestehen aus Kunststoff. Die Beine sind mit einer Spinne, auf die eine Okularablage aufgesetzt werden kann, verbunden. Der Stativkopf besteht aus Metall. Obwohl das Stativ nicht schlecht ist, würde ich die Metallrohre gegen stabilere Holzbeine austauschen, vor allem dann, wenn die Tragkraft der Montierung voll ausgenutzt wird.

Die EQ-EM10 hat wie die Vixen GP an beiden Achsen Teilkreise. Von der GP wurde die Aufnahmevorrichtung für die Prismenschienen übernommen. Es gibt an beiden Montierungen jeweils zwei Klemmschrauben. Wie bei der GP ist die Gegengewichtstange nicht versenkbar.

Die Steuerung hat ein Fach für sechs Batterien oder Akkus. Es gibt keine Buchse für eine externe Stromversorgung. Eine praktische Halterung für das Verstauen der Steuerung am Stativ ist vorhanden. Die Schalter sind übersichtlich: An- und Ausschalter, Korrekturgeschwindigkeit, die Tasten 'N' und 'S' zum Einstellen der Folgrichtung für Beobachtungen auf der Süd- oder Nordhalbkugel der Erde und vier Richtungstasten. Nach dem Einschalten der Steuerung passiert erstmal gar nichts. Erst ein Druck auf N oder S startet die Nachführung über die RA-Achse. Die N und S Tasten befinden sich über den Richtungstasten. Besser wäre ein seitlicher Umschalter, der etwas schwergängig von N auf S oder umgekehrt umzuschalten wäre, weil man in der Praxis leicht auf eine der beiden Tasten drückt und so die Drehrichtung der RA-Achse ändern kann. Interessanterweise funktionieren die Richtungstasten auch, wenn man weder die N noch die S Taste gedrückt hat. Stellt man die Montierung vom parallaktischen auf den azimuthalen Modus um und verzichtet auf eine 'Sternverfolgung', wird die Montierung zum interessanten Unterbau für terrestische Beobachtungen oder fotografische Zwecke, für die eine motorische Ausrichtung sinnvoll ist. Im Gegensatz zur Vixen GP kommt die EQ-EM10 mit zwei Kabeln aus, um die Motoren mit Strom zu versorgen und die Steuerung anzuschließen. Ein Kabel führt von der Steuerung zum Gehäuse des RA-Motors. Von dort wird eine weitere Kabelverbindung mit dem DA-Motor hergestellt. Das ist übersichtlich und nicht mit dem anderorts üblichen Kabelgewirr vergleichbar.

Billige China-Produkte werden in den Astronomie-Foren gerne negativ kritisiert. Manchmal zu recht aber oft auch nicht. Bei Montierungen wird häufig das 'zähe Chinafett' bemängelt, das bei niedrigen Temperaturen äußerst schwergängig wird. Die von mir ausprobierte Montierung lief bei Zimmertemperaturen und in frühherbstlichen Nächten einwandfrei. Ob im Winter Probleme wegen des vom Hersteller verwendeten Schmierfettes auftreten, vermag ich nicht zu beurteilen. Sollte dem so sein, ist das Zerlegen, Abschmieren und neu Fetten dieser Montierung für eine handwerklich geschickte Person keine große Herausforderung. Die Montierung ist im Rahmen der ihr zugedachten Teleskope unter Berücksichtigung ihres erstaunlich niedrigen Preises empfehlenswert. Die klassische Alternative, eine Vixen GP mit gleichartiger Ausstattung, ist etwas besser verarbeitet. Sie kostet im Astrohandel mindestens dreimal soviel, wobei die qualitativen Unterschiede für viele Anwender praktisch unbedeutend sind.





© Thomas Gade (September 2008)


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