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Sony DSC-R1

Thomas Gade © Februar 2014




Die Bridgecam Sony DSC-R1 wurde 2005 eingeführt. Üblicherweise wird eine digitale Kamera knapp 10 Jahren nach ihrer Einführung als uralt betrachtet. In der Zwischenzeit haben die Hersteller viele Neuentwicklungen auf den Markt gebracht. So wurden Kompaktkameras mit großen Zoombereichen, größeren Pixelmengen und exzellenten Fähigkeiten zum Filmen ausgestattet. Dennoch wird die Sony DSC-R1 noch immer relativ teuer (200 €) auf dem Gebrauchtmarkt angeboten. Woran liegt das?

Es waren Kameras wie die Nikon Coolpix 990 mit 3 Millionen Pixeln aus dem Jahre 2000, die einst den kritischen Amateurfotografen zeigten, dass die konventionelle Fotografie auf Film einen nahezu ebenbürtigen elektronischen Gegenspieler bekommen hatte. Die Allroundkamera Olympus C-5050 mit 5 Millionen Pixel aus 2002 wurde zur Standardkamera für Taucher. Sie gehörten zu den besten ihrer Klasse und waren Meilensteine der Digitalfotografie. 2005 kam die Sony DSC-R1, deren Bildqualität über dem Niveau aller anderen digitalen Kompakt- und Bridgekameras lag.

Großer CMOS Sensor

Ursächlich war ein CMOS Sensor mit den Maßen 21.5 x 14.4 mm, der fast die Abmessungen APS-C Sensors erreichte. Diversen Berichten zufolge, sollte er eine leicht gekürzte Version des Sensors sein, der in der Nikon D2X, einer professionellen Spiegelreflex, verwendet wurde. Das war beachtlich für eine Bridge-Kamera. Normalerweise werden in solchen Modellen kleine Sensoren verarbeitet, die bei mittleren und höheren ISO-Werten mit deutlichen Qualitätseinbußen behaftet sind.


Die Sony DSC-R1 ist keine Kompaktkamera!

Gemessen am 35mm Film entspricht das Zoomobjektiv an der Sony DSC-R1 einem 2,8-4,8 / 24-120mm Objektiv. (Real 14,3-71,5mm) Es stammt von Carl Zeiss. Als Farbräume sind sRGB oder Adobe RGB einstellbar. Man hat die Wahl zwischen JPG-Dateien oder RAW- und zugleich JPG-Dateien. Für 10 MP-Dateien sind die Rohdaten mit circa 20 MB relativ groß. Bei den zur Zeit der Kamera Einführung üblichen Lese- und Schreibzeiten der damaligen Speicherkarten, dauerte es 9 Sekunden, bis eine RAW-Datei geschrieben war. Mit modernen Speicherkarten reduziert sich die Dauer des Schreibens erheblich. Der interne Puffer der Kamera macht es möglich, nach einer RAW-Aufnahme rasch eine zweite aufzunehmen, doch danach vergehen einige Sekunden bis es weitergeht.

Für viele dürfte das irrelevant sein. Wenn es an dieser Kamera etwas zu bemängeln gibt, dann wäre dies aus heutiger Sicht der elektronische Sucher mit 235.200 Pixeln. Das Bild wird deutlich grober dargestellt als im optischen Sucher der DSLR.

Technische Daten

Markteinführung 2005
Auflösung 10,3 Megapixel
Empfindlichkeit ISO 160 - 3.200
Display 2 Zoll / 134.000 Pixel
Gewicht (nur Gehäuse) 929 g / mit Akku 1047 g
Stromversorgung Lithium-Ionen-Akku
Formate JPG, RAW
Automatische Verschlusszeiten 1/8 - 1/2000
Manuelle Verschlusszeiten 30 - 1/2000, 180 Sekunden (Langzeit)
Breite x Höhe x Tiefe ca. 139 x 98 x 156 mm



Die Sony DSC-R1 ist so groß wie eine Spiegelreflexkamera mit einem 18-200mm Zoom.

Die Größe des Sensors hat einen Vorteil, der sonst den DSLR vorbehalten ist. Mithilfe der Blende kann im Telebereich wirksam Einfluss auf die Schärfentiefe Einfluss genommen werden.

120mm (bezogen auf 35mm Film) / Blende 4,8

120mm (bezogen auf 35mm Film) / Blende 16



Auf der Kamera befindet sich ein ausklappbarer und drehbarer Sucher.



Auf der Rückseite der Sony DSC-R1 gibt es kein Display, das ständig durch die Nasespitze einfettet wird. Das oben liegende Display gestattet das Anvisieren des Motivs wie durch den Lichtschachtsucher einer Mittelformatkamera. Viele Personen sind erheblich lockerer, wenn der Fotograf die Kamera nicht am Auge hat. Für Aufnahmen in Bodennähe ist die Sucherposition hervorragend.

Drei Drehräder und diverse Knöpfe sind für Einstellungen vorhanden. Bei Kompaktkameras werden viele Einstellungen nicht genutzt, weil sie in schwer verständlichen, unübersichtlichen Menues vorgenommen werden und der Fotograf in der Praxis gar nicht weiß, wo was verändert wird. Dagegen ist die Sony DSC-R1 so übersichtlich und leicht bedienbar wie eine gute DSLR.

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Die Kamera hat Steckplätze für Compact Flash und Sony Memory Stick Pro Speicherkarten. Auf der Rückseite des Gehäuses, rechts unten, ist ein Schalter zur Wahl der Speicherkarte.



Die Kamera ist kompatibel mit alten Blitzen. Ein alter Metz mit Mittenkontakt und eigener Meßtechnik harmonoiert einwandfrei mit der Sony DSC-R1. Im Menu wird gewählt, ob der interne oder ein externer Blitz verwendet wird.


Die Bedienung über die Tasten ist leicht verständlich.



Der große Sucher ist nicht nur zur Zierde vorhanden. Das elektronische Bild kann zwar nicht mit einem optischen Sucher mithalten, es ist aber akzeptabel. 2005 war es nicht besser zu machen.



Die Lithium-Akkus werden am besten im SQ Charger aufgeladen. Ein Akku hält lange, doch ein Ersatz in der Fototasche kann nicht schaden. In dem speziellen Ladegerät werden die Akkus sehr schnell geladen.


Vergleich der Sony DSC-R1 mit einer Sony HX9V Kompaktkamera (aus 2012) mit 16 Millionen Pixel

Die Fotos der HX9V kamen als JPGs aus der Kamera. RAW bot die Kamera leider nicht. Die Fotos aus der Sony DSC-R1 wurden als RAW-Dateien aufgenommen.


Mit beiden Kamera wurde die Brennweite so eingestellt, dass der Ausschnitt nahezu gleich war. An der Sony DSC-R1 war dies die äußerste Telebrennweite. Es wurde ein stabiles Stativ verwendet, um Unschärfen aus Verwackungen zu vermeiden.

Das Motiv enthält wesentliche Elemente im Licht und im Schatten. Beide Kameras kappen im JPG-Modus die Zeichnung in den Spitzlichtern. Die modernere Sony HX9V hat eine starke Rauschunterdrückung, jedoch zu Lasten der Detailauflösung. Die Sony DSC-R1 hat trotz ihrer geringeren Pixelanzahl eine bessere Detailauflösung.

Die nachfolgenden Bilder zeigen Ausschnitte aus den Bildern, die im Photoshop auf 100% eingestellt waren.


Sony HX9V mit ISO 200


Sony DSC-R1 mit ISO 160

ISO 800


Sony HX9V mit ISO 800


Sony DSC-R1 mit ISO 800 - Blende 13

Bei ISO 800 ist die Sony HX9V mit 16 MP der älteren Sony DSC R1 mit nur 10 MP im RAW-Modus unterlegen, was besonders an der Struktur des Kopfsteinpflaster erkennbar ist.


ISO 3200


Sony HX9V mit ISO 3200


Sony DSC-R1 mit ISO 3200

ISO 3200 sind an beiden Kameras zu hoch gegriffen. Damit gelingen keine schönen Bilder mehr. Die Rauschunterdrückung der HX9V eliminiert viele Details, während die Dateien der Sony DSC-R1 besonders in den Schatten ein starkes Rauschen aufweisen. Wer sich in die RAW-Bearbeitung einfuchst, wird aus den Dateien der R1 mehr herausholen.

Gebraucht kaufen?


Die Sony DSC-R1 wird aktuell auf Ebay-Kleinanzeigen für 200 - 350 € angeboten. Der Einführungspreis im Jahre 2005 lag bei rund 950 €. Ende 2007 kostete die R1 immer noch 750 € und in den damaligen Testmagazinen galt sie weiterhin als einzige Bridgekamera, die mit den damaligen DSLRs mithalten konnte.

Die Bilder der aktuellen DSLR mit 16 bis 24 Millionen Pixel zeigen mehr Details und machen selbst mit ISO 3200 noch gute Bilder. Daher liegt die Sony DSC-R1 heute nicht mehr auf dem Niveau der aktuellen DSLR. Doch mit vielen aktuellen Kompaktkameras kann die Sony DSC-R1 nicht nur mithalten, sondern liefert bessere Bilder.

Für Fotografen, die gerne eine größere Kamera mit leicht zugänglichen Tasten und Drehknöpfen für die wesentlichen Einstellungen haben möchten, ist die Sony die DSC-R1 eine interessante Option. Wer hingegen eine möglichst kleine Kamera haben möchte, wird mit ihr gar nicht gut bedient. Ihr volles Potenzial entfaltet sie im RAW-Modus mit der Möglichkeit, die Tonwerte nach eigenen Vorstellungen zu modellieren und beim Einsatz einer digitalen Rauschunterdrückung einen eigenen Kompromiss aus gewünschte Wirkung und dem unvermeidlichen Detailverlust wählen zu können. Schön ist ihre Kompatibilität mit Blitzgeräten mit Mittenkontakt. Es muss kein spezieller von Sony sein. Ein guter alter Metz tut es auch.

Eine gebrauchte Sony DSC-R1 im guten Zustand darf bis zu 250 € kosten.
 

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