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PENTACON six TL

Mittelformat Spiegelreflexkamera 6x6 für Rollfilm

2018 © Thomas Gade


PENTACON six TL mit Biometar 2.8/120 MC, Carl Zeiss Jena DDR

Technische Daten

Hersteller VEB Pentacon
Bezeichnung P6 *
Produktion 1969 bis 1990
Film 6x6 auf Rollfilm 120 und 220
Bajonett Pentax K (Kaf2)
Verschlusszeit B, 1 bis 1/1000
Verschlusstyp Tuchverschluss
Blitzsynchronzeit 1/20 Sekunde
Batterie -
Mattscheibe auswechselbar
Gewicht 650 g

* Das P6 Bajonett wurde auch verwendet von:
Praktisix, PENTACON six, Exakta 66, Kiev 6C, Kiev 60, Kiev 88CM, Kiev 90 und diverse Kameras von Kartblei und Araxfoto

PENTACON six TL

Wir saßen im Garten und ich blätterte im neuesten Buch meines Gastgebers über Kambodscha. Darin beschrieb er eine Szene aus den 1990er Jahren mit Nikon F4 Kameras, die damals von den Korrespondenten genutzt wurden. "Hast du deine alten Kameras noch?", fragte ich ihn. "Klar!" Er holte sie heraus und legte sie auf einen Liegestuhl. Drei arg verstaubte Nikons, zwei für Film und eine digitale, sowie eine PENTACON six TL Mittelformatkamera aus der ehemaligen DDR. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn jemals mit so einer Kamera gesehen zu haben. Wahrscheinlich hatte er sie nie benutzt.


PENTACON six TL. Überschaubare Einstellungen. Blick in den Sucherschacht auf die Mattscheibe.


Ausklappbare Lupe am Sucherschacht

Bezeichnung der wichtigsten Teile







Test: ORWO NP 20 in der PENTACON six TL

Nach dem Öffnen der Rückwand entdeckten wir einen unbelichteten ORWO NP 20 Rollfilm. Dieser Film stammte aus der Zeit vor dem Fall der Mauer (1989) und war vermutlich weit über 30 Jahre alt.

War der Film noch in Ordnung? Funktionierte die Kamera nach all den Jahren? Wir probierten es aus. Nach einigen Minuten war die Bedienung verständlich und der Film korrekt eingefädelt und bis zur Markierung vorgespult. Ohne Belichtungsmesser galt der Spruch: "Sonne lacht, Blende acht." Dazu 1/125 Sekunde Belichtungszeit. Ein Stativ war verfügbar und der Rest war einfach.

Motiv suchen, Kamera im richtigen Abstand hinstellen, die PENTACON six TL mit dem 120 mm Biometar Objektiv auf das Motiv richten, mit Blick durch die Lupe auf die Mattscheibe scharf stellen, Blende auf 8 einstellen und auslösen. Nur nach dem Transport des Films und gleichzeitigem Spannens des Verschlusses mit dem Schnellspannhebel, war ein Bild im Sucher zu sehen. Erfreulicherweise hatte die Kamera nicht die vielen Jahre mit gespanntem Verschluss im Regal gelegen, sonst hätte wahrscheinlich der Mechanismus an Spannkraft verloren. Aber so lief alles zackig und einwandfrei.

Der Film erwies ich nach über 30 Jahren genau so gut wie frische Ware und es war auch erkennbar, dass die Kamera einwandfrei funktioniert. Die Bilder überlappten nicht, hatten aber leicht unterschiedliche Abstände. Die Belichtung stimmte.


ORWO NP20 belichtet PENTACON six TL mit Biometar 2.8/120mm Objektiv


Fotografieren mit der PENTACON six TL

Film behutsam transportieren

Die Pentacon six ist zuverlässig wenn sie richtig behandelt wird. Man sollte den Schnellspannhebel zum Transport des Films und Spannen des Verschlusses am Ende nicht zurückschnellen lassen, sondern vom Daumen gebremst in die Ausgansposition zurückführen.

Objektive

Es gibt zahlreiche Objektive mit P6 Anschluss von Pentacon, Carl Zeiss Jena, Meyer-Optik, Schneider-Kreuznach, Kiev und anderen. Ich testete im Laufe der Zeit verschiedene:

Carl Zeiss Jena, Sonnar 180mm F2,8

Pentacon, F5.6 500mm


Bedienungsanleitung downloaden:




Markt

Die Pentacon six TL war relativ günstig und daher nicht nur in der DDR und den anderen Ostblockstaaten beliebt, sondern auch unter Amateuren in westlichen Ländern, die sich kostspielige, konkurrierende Produkte von Pentax, Hasselblad oder Rollei nicht leisten konnten.

Dank zahlreicher preiswerter Objektive sind die Gehäuse weiterhin im Einsatz. Unter dem Namen Exakta 66 wurden nach dem Ende der DDR in den 1990ern einige Weiterentwicklung verkauft, die auf dem Gebrauchtmarkt sehr teuer sind. Aus der Ukraine stammen Kameras mit der Marke Kiev und Arax, die Nachbauten der Pentacon six sind.

Die Kameras aus den ehemaligen Ostblockstaaten kosten gebraucht 150-200 € mit einem Objektiv und ev. sogar einem Prisma mit Belichtungsmesser, während für die Exakta 66 bereits 800-3000 € aufgerufen werden. Dieser Preis ist völlig unverständlich angesichts erheblich günstigerer und besserer Kameras aus fernöstlicher Produktion. Außerdem unterscheidet sich die Exakta 66 vom Original hauptsächlich nur durch eine andere Belederung aus Gummi.

Da alle diese Kameras aus demselben Pool aus Objektiven versorgt werden, können alle dieselbe Bildqualität liefern und sind auch im Handling sehr ähnlich. Eine gut erhaltene Pentacon six TL ist eine attraktive Option für die Mittelformatfotografie.


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