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Olympus OM-D E-M1 Mark III

Test / Review 2023 © Thomas Gade


Olympus OM-D E-M1 III. Vorderseite mit Blick auf den 1" Sensor.

Die Olympus OM-D E-M1 III wurde im Februar 2020 eingeführt. Diese spiegellose Systemkamera war das letzte Flaggschiff von Olympus, sieht man von der OM-D E-M1X ab.

Olympus trennte sich einige Monate später von seiner Kamerasparte, die ab dem 1. Januar 2021 von OM Digital Solutions unter der Marke OM System fortgeführt wurde. Anfänglich weckte das Zweifel am Fortbestand des Olympus Systems. Genährt wurden diese außerdem von einer Stagnation in der Entwicklung von MFT Kameras bei Panasonic. Olympus/OM Systems und Panasonic verwenden nämlich das gleiche Bajonett. Ihre Objektive sind markenübergreifend verwendbar. Aber OM Systems brachte 2023 mit der OM-1 einen Nachfolger der OM-D E-M1 III heraus, auf dem seltsamerweise noch Olympus steht, sowie das Makroobjektiv M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO.


Olympus OM-D E-M1 III mit Panasonic Lumix G Vario 3.5-5.6 / 14-140 Asph

Panasonic stellte ebenfalls neue Produkte vor. Die Lumix GH6 aus 2022 und Lumix G9 II aus 2023 enthalten MFT Sensoren mit 25 Megapixeln. Entgegen mancher Vermutungen scheint der MFT-Sensor doch noch kein auslaufendes Produkt zu sein.

Die Olympus OM-D E-M1 III hat einen MFT Sensor mit 20 Megapixeln. Sie enthält viele Funktionen. Um diese zu entdecken und zu verstehen, muss man sich intensiv mit ihr auseinandersetzen. Leider gehört keine ausführliche gedruckte Bedienungsanleitung zum Lieferumfang, aber man kann eine herunterladen.

Technische Daten

Hersteller Olympus
Bezeichnung Olympus OM-D E-M1 III
Produktion 2020
Preis (2020) 1750 €
Sensor CMOS Sensor 17,3 x 13,0 mm
Auflösung 20,4 Megapixel / 5.184 x 3.888 Pixel
Bildformate JPG, RAW
Autofokus -6 bis 20 / Phase / Kontrast
ISO 64 - 25.600
Belichtungszeiten 1/8.000 bis 60s automatik, B bis 30 Minuten
  1/32.000 bis 60s mit elektronischem Verschluss
Blitzsynchronzeit 1/250 s
Bajonett Micro Four Thirds
Bildstabilisierung ja
Display 3,0" TFT LCD Monitor mit 1.040.000 Bildpunkten
Gewicht mit Akku 580 g
Abmessungen 134 x 91 x 69 mm


Unterseite der Olympus OM-D E-M1 III

Sucher

Der Elektronische Sucher hat eine 100-prozentige Bildfeldabdeckung mit 2.360.000 Bildpunkten, 1,48-fach Vergrößerung und eine Dioptrienkorrektur  von -4,0 bis 2,0 dpt. Er ist in Ordnung, mehr Pixel würden aber nicht schaden.

Schneller zuverlässiger Autofokus

Der Hybrid Autofokus mit 121 Phasenvergleich Kreuzsensoren und Kontrast-Autofokus mit 800 Messfeldern funktioniert bis -6  EV100. Er ist zuverlässig und schnell. Man kann Augenerkennung oder Gesichtserkennung einstellen. Auf dem Touchscreen kann eine Stelle im Bild berührt werden, damit der Autofokus darauf fokussiert und auch gleich die Aufnahme macht.

Bildstabilisierung

Die Olympus OM-D E-M1 III hat eine exzellente Bildstabilisierung.

Blitzgerät

Da ich häufig Blitzgeräte einsetze, probiere ich beim Testen von digitalen Systemkameras immer aus, ob meine alten Blitzgeräte von Metz mit ihnen funktionieren. Wenn man mehrere davon hat, hat man keine Lust, sich neue zu kaufen, nur weil eine Systemkamera nicht mit ihnen kompatibel ist. Schließlich machen die Blitzgeräte nicht mehr, als kurzfristig zu blitzen. Die Technik ist seit Jahrzehnten ausgereift. Die Olympus OM-D E-M1 III erweist sich als kooperativ.

Video

Die Kamera schafft Full HD mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde und 4K bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Bei der Olympus OM-D E-M1 III wurde durch eine Firmware Update die RAW-Videoausgabe an externe Geräte hinzugefügt, die Videoproduktionsprofis erweiterte Möglichkeiten eröffnet. RAW-Videodaten können in 12 Bit 4K 30P, 25P und 24P/Cinema 4K 24P ausgegeben werden.
Dank der sehr guten Bildstabilisierung kann mit der Olympus OM-D E-M1 III weitgehend freihändig gefilmt werden.


Rückseite der Olympus OM-D E-M1 III mit ausklappbaren und drehbaren Touchscreen.

MFT Sensor

Der Sensor im kleinen MFT-Format mit 20MP mag angesichts der größeren APS-C  und Vollformatsensoren mit mehr Pixeln nachteilig sein, aber die Bildqualität ist sehr gut wenn man im Rohformat fotografiert und einen exzellenten RAW-Konverter wie DxO PhotoLab 6  verwendet.  Damit liefern auch ISO 3200 noch gute Bilder.

Wie viele Pixel brauchen wir eigentlich? Der Erfolg der Smartphones zeigt, dass 12 MP vielen Nutzern genug sind, um auf andere Kameras zu verzichten. Die meisten Fotos sehen wir heute im Internet. Dort haben sie selten mehr als 2 Megapixel. Die 3-fache Menge reicht bereits für einen guten Din A4 Druck und 12 Megapixel genügen für Poster. 20 MP bieten genug Spielraum für Ausschnitte.


Die Oberseite ist eng bedeckt mit Bedienelementen.

Makrofotografie mit der Olympus OM-D E-M1 III



Größenvergleich von links nach rechts:
Canon EOS R6 II mit Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM,
Pentax K-70 mit Tamron AF 90mm 2,8 Di Macro,
Olympus OM-D E-M1 III mit Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm F2.8

Die Olympus OM-D E-M1 III ist mit dem kleinen, wie ein spielzeugwirkenden Makroobjektiv Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm F2.8 sehr gut für Nahaufnahmen geeignet. Dank der geringen Größe und des relativ niedrigen Gewichts eignet sich die Kombination auch sehr gut für den mobilen Einsatz. Das leichte Makroobjektiv ist besonders vorteilhaft, wenn man nicht viel Gewicht oder große Fototaschen mitschleppen möchte.


Olympus OM-D E-M1 III mit M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO

Neben den kleinen 60 mm Makroobjektiv bietet OM System seit 2023 das M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO ein, welches etwa so groß ist wie die 90-100 mm Objektive größerer Systemkameras, aber es ist mit ca. 450 g Gewicht immer noch relativ leicht.

Die Olympus OM-D E-M1 III ist durch besondere Funktionen zur Erweiterung der Schärfentiefe sehr gut für die Makrofotografie geeignet.

Fokus Stacking

Wenn die Schärfentiefe eines einzelnen Fotos in der Makrofotografie trotz kleiner Blende nicht reicht, wird das Motiv  mehrmals nacheinander mit fortlaufend leicht veränderter Fokussierung aufgenommen. Anschließend kombiniert eine Software die verschiedenen scharfen Bereiche aus allen Fotos zu einem Ergebnis mit großer Schärfentiefe.

Focus Bracketing



Sind Kameras in der Lage, solche Aufnahmeserien selber zu erstellen, heißt die Funktion Focus Bracketing. Das geht dank mit der Olympus OM-D E-M1 III sehr schnell und im gewissen Rahmen sogar freihändig. Idealerweise steht die Kamera allerdings auf einem Stativ und das Motiv bewegt sich nicht.

Focus Stacking



Das Verrechnen der Bilder heißt Focus Stacking.  Auch das kann die Olympus OM-D E-M1 III. Beim Focus Stacking wird das Motiv ungefähr mittig anvisiert und ausgelöst. Danach sucht die Kamera selber eine Stelle im Vordergrund, um von dort aus die Schärfe während der Aufnahmeserie allmählich in den Hintergrund zu verlagern. Mit der Olympus OM-D E-M1 III können maximal 15 Bilder aufgenommen werden, wenn Focus Stacking eingestellt ist. Focus Stacking dauert eine Weile, während der die Kamera für weitere Aufnahmen ausfällt.

Für das Focus Stacking durch die Olympus Kamera muss ein größerer Beschnitt an den Rändern hingenommen werden beim Stacken am Computer. Fotografiert man im RAW Format, speichert die Olympus OM-D E-M1 III beim Focus Stacking sämtliche Einzelbilder als JPG und RAW Dateien und zusätzlich das Ergebnis als JPG Datei. Das gibt ein ziemliches Kuddelmuddel aus Dateien auf der Speicherkarte. Das Speichern jeder  Aufnahmeserie im eigenen Unterordner würde es vereinfachen, die Serien voneinander zu trennen. Leider ist das bislang nicht einzustellen.



Die schlafende Hummel wurde mit 15 Aufnahmen im Modus Focus Stacking fotografiert. Die Kamera lieferte ihr Ergebnis als JPG-Datei und speicherte zusätzlich auch die dazugehörigen Einzelbilder im Rohformat. Diese wurden zum Vergleich mit DxO PhotoLab 6 konvertiert und mit Helicon Focus gestackt.  



Ausschnitt auf dem Bild: Beim Focus Stacking durch die Kamera (links) sind die Haarbüschel teilweise verschwommen,



Ausschnitt auf dem Bild: Am Computer wird nach der RAW-Konvertierung mit DXO PhotoLab 6 und Stacking mit Helicon Focus 8 eine bessere Auflösung der einzelnen Haare erreicht.

Bewertung

Die Olympus OM-D E-1 III ist eine sehr gute Kamera. Meistens verwende ich sie mit einem 14-140 mm Zoomobjektiv von Panasonic. Die Kombination mit einem 10-fach Zoom ist kompakt und leicht im Vergleich für die Technik für größere Sensoren. Für die meisten Aufnahmesituationen ist sie völlig ausreichend, aber bei Bedarf passt in eine kleinen Fototasche für den Urlaub zusätzlich auch ein 60 mm Makroobjektiv von Olympus oder das 100-300 mm Telezoom von Panasonic. Die MFT-Technik ist ideal für Wanderungen und Fahrradtouren. Außerdem bietet das System die Möglichkeit, die noch kleineren Olympus Pen Gehäuse zu verwenden.

Die sehr effiziente Bildstabilisierung macht zumindest bei unbeweglichen Motiven das etwas geringere High-ISO Potenzial wert. Bis 140 mm Brennweite sind mit ruhiger Hand problemlos Belichtungszeiten bis zu 1 Sekunde möglich.

Highlights sind Focus Stacking / Focus Bracketing für Makrofotos. Wenn die Optik gut genug ist, ermöglichen der freihändige High Res-Modus für 50 MP und 80 MP vom Stativ Ergebnisse mit  höherer Auflösung.
Schön ist die Auswahl an guten Objektiven von Panasonic, Olympus / OM System und Sigma im Bereich zwischen Weitwinkel und Teleobjektiven. Viele sind relativ klein im Vergleich mit gleichwertigen Objektiven für größere Sensoren und manche erstaunlich günstig aus zweiter Hand zu haben. Umgekehrt gibt es von Olympus / OM System Objektive, die ziemlich teuer sind. Zum Beispiel das Makroobjektiv M.Zuiko 90mm F3.5 Macro IS Pro, das knapp 1500 € kostet oder das OM SYSTEM M.Zuiko 150-400mm f/4,5 TC1,25x IS Pro ED Telezoom mit Telekonverter für ca. 7500 €.

Das Fotografieren mit dieser Kamera macht Spaß. Eigentlich vermisse ich an ihr nur eines, nämlich einen Empfänger für eine Infrarot Fernbedienung.

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